„Der Weizen, der Hahn und die Stärke des Felsen“ - Predigt über Lukas 22, 31-34
22,31

„Der Weizen, der Hahn und die Stärke des Felsen“ - Predigt über Lukas 22, 31-34

Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen
  Der Predigttext steht bei Lukas im 22. Kapitel
  Jesus sprach zu Petrus: Simon, Simon, siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen.
  Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder.
  Er aber sprach zu ihm: Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen.
  34 Er aber sprach: Petrus, ich sage dir: Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst.
Liebe Gemeinde,
Simon ist Petrus, Petrus heißt Fels.
  Petrus ist eine der schillernden Figuren aus dem Neuen Testament. Petrus ist einer, der ungeheuer stark daherkommen kann. Vollmundig zupackend ist er, immer in der ersten Reihe, wenn es um was geht und als solcher wird er bewundert.
  Jesus hatte  zu diesem Petrus an anderer Stelle gesagt: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen. ( Mt 16,18)
  Mächtig ist das Bild: Petrus der Fels, auf dem die Kirche steht, in römischer Tradition gilt Petrus als der erste Papst.
  Die Worte des eben gehörten Predigttext lösen andere Bilder aus als diese starken mächtigen.
  Petrus, dem starken Fels, sagt Jesus kontrastreich kräftig ein anderes Bildwort: Der Satan hat begehrt euch zu sieben wie den Weizen.
  Die Spreu wird man trennen vom Weizen, so kennen wir das Wort und meinen damit, dass das Böse vom Guten getrennt wird.
  Wo aber ist das Böse, wo ist das Gute in uns, wo ist es mitten unter uns? Wer ist gut, wer ist böse, was wird Bestand haben in unserer Gemeinschaft und was wird untergehen im Windsbraus der Vergänglichkeit?
Petrus der Fels, ist er nicht eher der schwere Stein, der untergeht im Wasser so wie damals, als Petrus Jesus nacheiferte und übers Wasser hin wollte zu ihm? Und dann kam die Furcht und Petrus hatte den Lauf über die Wellen kaum begonnen, da ging er schon unter und Jesus musste ihn raus ziehen aus der Tiefe. Klatschnass, wie ein begossener Pudel steht der Held  da, zum Lachen.
Das nächste Bild: der Hahn. Er kräht und Petrus wird bleich. Dreimal wirst du mich verleugnet haben, ehe der Hahn schreit. Ja, wirklich, Jesus war verhaftet worden und Petrus drückt sich in kalter Nacht am wärmenden Feuer rum und dreimal wird er gefragt, ob er Jesus nicht kennt und ob er nicht zu ihm gehört und die Antwort heißt: „Ich kenne ihn nicht“ oder „Ich weiß nicht, wen du meinst.“
Nicht nur vollmundig, vielmehr großkotzig war Petrus gewesen. Bevor Jesu ihm das mit dem Hahn prophezeit, hatte der ihm ja gesagt: „Bis ins Gefängnis und bis in den Tod will ich  mit dir zu gehen.“ Der Hahnenschrei kommt wie Hohngelächter, die Aussage hat sich erledigt.
Liebe Gemeinde, der starke Fels ganz schwach, manch einer kennt das von sich selber. Mit einmal ist mitten in der vermeintlichen Sicherheit des Lebens alles schwankend und das eigene  Wollen wird ins Gegenteil gedreht durch das, was wir tun. Das Böse greift nach uns und wir sind wie wehrlos, stehen selber nachher wie fassungslos vor dem, was wir doch eigentlich nie tun wollten. Haben vielleicht die Kinder verhauen, obwohl wir doch ganz genau wissen, dass das nichts bringt, sondern alle Erziehung nur noch viel schwieriger macht. Oder der immer Vernünftige und Verlässliche hatte sich ans Steuer gesetzt, obwohl er doch getrunken hatte auf dem Fest und dann hatte es geknallt und der gute Bekannte hatte auch sich selber ins Unglück gestürzt ein Leben lang.
  Das Böse greift nach uns, in biblischer Sprache ist das der Böse, der Satan, der uns verführt, der uns siebt wie den Weizen.
Düster ist all das, deprimierend und doch gehört es zur Wahrheit vieler Leben dazu.
  Gibt es Hilfe? Ja, Gott sei Dank. Jesus sagt einen der tröstlichsten Sätze der Bibel hinein in das Gewirr der versagenden Menschlichkeit des Petrus:
  „Ich aber“, sagt Jesus, „habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dann nach deinem Versagen dich wieder hin kehrst zu mir, so stärke deine Brüder und Schwestern.“
  Immer wenn ich diesen Satz höre, meine ich ihn erst nicht richtig verstanden zu haben. Ich höre immer: „Bete selber darum, dass dein Glaube nicht aufhöre, dass du stark bist und nicht in Versuchung fällst.“ Und wenn ich dann genau lese, dann steht da doch vielmehr: „Ich, Jesus, habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Du wirst dich wieder zu mir kehren können und dann hast du die Kraft für andere da zu sein.“
  Ich, Jesus, bin für dich da, mit meinem Geist, mit meinem Gebet.
  Welch ein Zuspruch, welch eine Ermutigung ist, welch eine Verheißung, welch ein  Auftrag!
Liebe Gemeinde, Petrus ist stark auf der einen Seite, weil er auf der anderen Seite ganz schwach ist.
  Petrus ist der Fels, der selber stürzt und als ein solch stürzender Fels wird er selber gehalten von Jesus. Er wird ins Gebet genommen, in die Fürbitte.
  Zweimal drei Sätze dazu:
  1.Wir werden im Leben nicht nur gestreichelt, vielmehr auch geschüttelt.
  2. Es gibt keine Helden, es gibt nur Gehaltene.
  3. Wer sich selbst gehalten weiß, kann andere trösten.
Zweite dreiteilige Satzreihe, etwas länger:
1.Stellen wir uns drauf ein, es wird gesiebt, aber hoffentlich bleibt das Böse denn auch hängen in den Maschen. Ein Liedvers dazu: Will Satan mich verschlingen, so lass die Englein singen, Dies Kind soll unverletztet sein. (EG 477,8)
2. Bleiben wir dabei: Es wird gebetet! Nicht „ich bete“, wiewohl ich das tue: Sondern es wird für mich gebetet.Von Vater und Mutter , noch längst ehe ich da war auf Erden; von allen Engeln im Himmel, noch längst ehe ich wusste, wer ich bin; in der Gemeinschaft der Kirche, verlässlich in jedem Gottesdienst für mich und mit mir für dich und Jesus selber legt sein Wort ein, setzt seinen Geist ein für uns, dass der Glaube nicht aufhöre. Das macht Mut!
Und 3: Stellt euch drauf ein, es wird verleugnet. Der Hahn kräht und wieder und wieder haben wir Enttäuschungen erlebt, mit uns , selber, mit dem Glauben, mit der Liebe, wir haben Freundschaft geschworen und Feindschaft blieb nach, wir haben Gott vergessen, obwohl wir doch treu nach seinem Worte wandeln und handeln wollten und wieder und wieder machen wir die Erfahrung, dass wir die in uns gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Sollen wir verzweifeln darüber oder die Erwartungen runterschrauben? Nein, eher so: Wissen und zulassen, dass wir das Erbarmen und die Vergebung so nötig haben wie Petrus. In allem Versagen, in aller Schwäche, nach aller Verleugnung wird er ja der Fels, auf dem die Kirche steht, so wie Jesus ihm das zugetraut, zugesagt hatte.
Zuletzt und noch einmal: Jesus betet für uns, und Jesus traut uns zu, in seinem Sinne zu leben und füreinander da zu sein als ein feste zuversichtliche Gemeinschaft in seiner Kirche. Dieses Zutrauen Jesu ist stärker als alle Kraft des Felsen.
Amen