Das Neue Jahr 2014 – Zeit(en) der Gnade Gottes - Predigt zu Hebräer 13, 8-9b von Heinz Janssen
13,8-9

Das Neue Jahr 2014 – Zeit(en) der Gnade Gottes - Predigt zu Hebräer 13, 8-9b von Heinz Janssen

8 Jesus Christus gestern
und heute
und derselbe auch in Ewigkeit. 
9 Laßt euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben,
denn es ist ein köstlich Ding, daß das Herz fest werde,
welches geschieht durch Gnade…

Liebe Gemeinde, es liegt erst ein paar Tage zurück, dass wir Weihnachten feierten. "Gott wird Mensch dir, Mensch, zugute ..." (EG 36), so haben wir (vielleicht) gesungen, eine kurze Zusammenfassung der Weihnachtsbotschaft. Möchte uns doch von neuem klar werden, welche umfassende Bedeutung die Menschwerdung Gottes für uns hat, welche Hoffnung die Geburt Jesu von Nazareth auch heute noch in die Welt bringt, und welche neue Sicht Menschen haben, die sich an ihm orientieren.

I.

Das Predigtwort aus dem Hebräerbrief lädt uns an der Schwelle zum Neuen Jahr 2014 ein zu bedenken, was wir an Jesus haben, in unserem Fragen nach der Wahrheit, nach dem Sinn im persönlichen wie im öffentlichen Leben, in unserem Ringen, unseren Weg zu finden. „Wohl mir, dass ich Jesum habe“, heißt es in einer Kantate von J. S. Bach („Herz und Mund und Tat und Leben“, BWV 147, vielleicht kann der Choral an dieser Stelle erklingen).  

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit...“

Friedrich von Bodelschwingh sagte zu diesem Spruch in einer Predigt vor 80 Jahren (1934 in der Zionskirche in Bethel): "Hier haben wir ein kurzes bekennendes Wort aus der Gemeinde Jesu, das von allem Formelhaften, Gesetzlichen und Starren völlig frei ist. Es springt... auf wie eine frische Quelle am Weg, wie eine Blüte, die sich unerwartet schnell und herrlich im Sonnenschein entfaltet.... Dass Jesus Christus heute der Gleiche ist, wie er gestern war, d. h. wie er vor zweitausend Jahren in Galiläa und Jerusalem, auf Golgatha und am Ostermorgen gewesen ist. So wie er damals geredet hat, so spricht er heute ..." Eine Aussage von solch großer Verlässlichkeit erweckt Vertrauen bei uns Menschen, Vertrauen in eine Zukunft, die von Gott begleitet sein wird.

Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade...“

Mancherlei und fremde Lehren - aus dem Zusammenhang geht nicht hervor, um welche es sich handelt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Verfasser des Hebräerbriefes die Gemeinde dazu aufrufen will, sich allem Fremden zu verschließen oder dass er sogar der Intoleranz das Wort redet. Vielmehr scheint er Lehren und Anschauungen abzulehnen, die Jesus, seiner Lehre und seinem Wirken die Bedeutung nehmen wollen. Seine Predigt vom Reich Gottes und Gottes Gerechtigkeit in Gemeinschaft, Frieden und Liebe bleibt unsere große Herausforderung. Uns danach auszurichten, was Jesus lehrte und lebte, tut uns gut. Nicht starre Regeln sind gefragt, sondern das „feste Herz“, das den Lebensstrom fließen lässt, beharrlich überall Lebensnahrung hinbringt wie Liebe, Anteil nehmende Zuwendung, Hilfe. Konzentriere dich auf den innersten Kern, das Herz der Lehre Jesu, dadurch kann die Jahreslosung für 2014 wie eine Antwort über dem Neuen Jahr stehen: „GOTT nahe zu sein, ist mein Glück“ (Psalm 73,28; hier kann die Jahreslosung von einem Chor und/oder der Gemeinde angestimmt werden, etwa in der Vertonung von Heinz Janssen, veröffentlicht in www.predigtforum.de).

II.

„...denn es ist kein köstlich Ding, dass das Herz fest werde“

"Manches Herz ist nicht "fest", sondern erschüttert, verzweifelt, verbittert, trostlos tief verwundet. Oder versteinert, starr und kalt unter Schlägen des Schicksals. Das Herz hat aufgehört zu lieben, zu glauben und zu hoffen, dabei ist es zwar hart geworden, jedoch nicht durch Gnade. Hart werden manche auch unter der Macht des Gestern. Auch im Leben der Völker kommt es mit unter dazu, dass längst tot geglaubte Gespenster sich wieder regen. Alte Schuld wird ausgegraben... – Es gibt Zeiten, in denen unser Herz so verletzlich ist, dass es unmöglich "fest“ werden kann und umso mehr Schutz braucht.

Orgelchoral EG 58,6 „Ach Hüter unsres Lebens“

„... denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade.“ Das Wort „Gnade“ bedeutet im biblischen Sinn etwas Anderes als es der derzeitige russische Machthaber in diesen Tagen gebraucht bzw. von ihm ausgesagt wird. Gott wendet uns sein Herz zu, bleibt uns treu und zuverlässig verbunden, „Gnade“ meint seine umfassende innige „Solidarität“ mit uns. Diese Seine Art der Zuwendung "befestigt" das Herz. Das "feste Herz" hat nichts mit Sturheit zu tun. Gottes Gnade gibt mir „ein festes Herz, mach(t) es fest in Ihm / Dir“ (EG 644, Regionalteil Baden, Elsass und Lothringen, Pfalz). Jetzt kann ich Freundlichkeit, Güte, Liebe verströmen lassen, kann von Herzen schenken und mich anderen zuwenden.

Orgelchoral zu EG 644,1 „Gib mir ein festes Herz“

Jesus hat die Grenzen überschreitenden Güte und Liebe Gottes in unsere Welt hineingerufen, sie zu den Menschen gebracht und sie gelebt. "Barmherzig und gnädig ist Gott, geduldig und von großer Güte", singt die israelitisch-jüdische Gemeinde, „unsere älteren Schwestern und Brüder“,  im 103.Psalm, und wir dürfen mit einstimmen. Gott wendet sich uns von Herzen zu, wir müssen Seine Zuwendung nicht verdienen. Es ist sein Angebot, uns zu helfen, uns beizustehen, mit uns zu gehen. Jedem Menschen in seiner persönlichen Lebenssituation ist Gott nahe, ebenso wie der Familie, der Gemeinde, dem Volk, jedem Lebensbereich, in dem wir uns zusammenfinden.

Orgelchoral EG 347,1 „Ach bleib mit deiner Gnade“

III.

Gottes Gnade, sein Mitgehen an unserer Seite, können wir vielfältig erleben, z. B., wenn nach einem Unfall die Beteiligten vor dem Schlimmsten und vor gesundheitlichen Schäden bewahrt blieben, in Naturkatastrophen, bei Genesung von einer schweren Krankheit oder im Annehmenkönnen einer unheilbaren Krankheit; wenn wir Kinder gut heranwachsen sehen, in der Erfahrung, geliebt zu werden und lieben zu können, vielleicht auch so: Der Mathematiker Carl Friedrich Gauß beschreibt, wie sich für ihn das Problem der Vorzeichenbestimmung löste, heute bekannt als "Gaußsche Summen": "Seit 4 Jahren wird selten eine Woche hingegangen sein, wo ich nicht einen oder den anderen vergeblichen Versuch, diesen Knoten zu lösen , gemacht hätte... Endlich vor ein paar Tagen ist's gelungen, aber nicht meinem mühsamen Suchen, sondern bloß durch die Gnade Gottes, möchte ich sagen: Wie der Blitz einschlägt, hat sich das Rätsel gelöst“.

Die Gnade für die Zukunft, die wir ersehnen, um die wir beten, ist der Friede. "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens". Diese Engelsbotschaft, welche die Mitte des Weihnachtsevangeliums bildet, soll uns in den Ohren und Herzen nachklingen und uns im Neuen Jahr leiten. Was in der Welt an Unfriede geschieht, darf jetzt nicht als schicksalhaft hingenommen werden. Es gilt, Zeichen des Friedens zu setzen, im Namen der Menschlichkeit, im Namen Gottes und in Jesu Namen. Gott hat die Menschen nicht gegeneinander, sondern füreinander geschaffen. Wir sind Menschen seines Wohlgefallens. Dass wir Menschen doch lernen, miteinander zu leben, Konflikte im persönlichen wie gesellschaftlichen Bereich fair, gerecht und ohne Gewalt zu lösen. Wir haben Vorbilder, ich nenne nur Gandhi, Albert Schweitzer, Martin Luther King und in diesem Jahr besonders Nelson Mandela. Sich von dem anderen Menschen nicht abwenden, sondern sich ihm zuwenden, ihn annehmen, verstehen. Jede Art von Terrorismus, Fanatismus, auch religiöser Fanatismus, Gewalt, kriegerische Auseinandersetzung, alles menschenverachtende und schöpfungsfeindliche Handeln, haben mit dem „festen Herzen“ nichts zu tun, solche Gesinnung darf in unserem Herzen keinen Platz einnehmen und sich nicht darin einrichten.

Orgelchoral EG 58,11 „…laß Großen und auch Kleinen die Gnadensonne scheinen“

IV.

Es ist die Lehre, das Beispiel (Johannes 13,15!) und die Hingabe Jesu für uns, was uns im Neuen Jahr helfen will, es gut zu bestehen. Jesu beispielhaftes Leben im Einklang mit Gott und seinen Geboten ist keine religiöse Droge zur Weltflucht, um von persönlichen und weltweiten Schwierigkeiten wegzusehen. Es fordert uns vielmehr heraus, mit Herz und Verstand zu handeln, voller Vertrauen auf den gnädigen Gott, beherzt, die Konflikte und die Not anzuschauen, nicht vorüber zu

gehen, sondern stehen zu bleiben, um zu helfen, mitzugehen, um einander zu begleiten und miteinander weiter zu gehen. So sehen Wege des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe aus.

"Menschen des Weges" - so lautet eine der ältesten Bezeichnungen für die Christen. Es ist der Weg, den Gott uns durch Jesus von Nazareth, seinen Christus / Messias, weist.

„Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“

in der Sprachwelt der Antike war diese Drei-Zeiten-Wendung geläufig, um die besondere Bedeutung einer Person anzusagen. Jesus - dieser Name steht dafür, dass Gott seine geliebte Welt nicht aufgibt. Gott weiß Mittel und Wege, mit dem, was gestern war und heute ist, an unserer Seite weiter zu gehen. Auch das Neue Jahr 2014 ist Zeit seiner Gnade.

„Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure / unsre Herzen und Sinne in Christus Jesus“ (Philipper 4,7).

 

Zur Liturgie:

Introituspsalm: Psalm 103

Gnadenspruch: Psalm 103,8

Lied EG 58 „Nun laßt uns gehen“

Perikope
Datum 31.12.2013
Bibelbuch: Hebräer
Kapitel / Verse: 13,8-9
Wochenlied: 59
Wochenspruch: Ps 103,8