Demütiges Sorgen?! – Predigt zu 1. Petrus 5,5c-11 von Anke Fasse
5,5-11

Demütiges Sorgen?! – Predigt zu 1. Petrus 5,5c-11 von Anke Fasse

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

 

Liebe Gemeinde,
er überlegt und überlegt, wägt ab, wendet die Gedanken und Berechnungen hierhin und dorthin. Wie soll es bloß werden, wenn sie nicht mehr beide arbeiten können? Von dem bisschen Rente werden sie keine großen Sprünge machen können... Und wieder fing er an zu rechnen. Durchdachte diese und jene Möglichkeit. Wie sollen sie später bloß ein gutes Auskommen haben? Und die Angst und Sorge wurde größer, nahm ihn immer mehr gefangen, raubte ihm die Luft zum Atmen. Sein Blick, gefangen auf den Zetteln vor ihm. Verkrampft war er und voller Sorgen.

Alle eure Sorgen werft auf ihn; denn er sorgt für euch. (1.Petr 5,7)

Die heutige Trainingseinheit war geschafft. Jetzt noch den Salat für das Abendbrot vorbereiten, selbstverständlich ernährt sie sich absolut ausgewogen. Sich fit zu halten, ist keine Kleinigkeit. Das kostet Zeit und auch Geld. Sport, Ernährung, Gesundheitschecks und was da noch alles zugehört. Was sie tun kann, das will sie schließlich auch tun, um so lange wie möglich fit, jung und gesund zu bleiben – und doch kommt immer wieder die Sorge auf: Ist das genug, was sie tut? Was ist, wenn sie etwas versäumt und doch irgendeine dieser furchtbaren Krankheiten die Oberhand über sie gewinnt? Die Angst und Sorge steigt wieder in ihr auf... aber nein, das kann doch nicht sein. Sie tut doch alles, vermeidet alle Risikofaktoren.

Alle eure Sorgen werft auf ihn; denn er sorgt für euch. (1.Petr 5,7)

Und sie, sie geht in die Kirche, liest in der Bibel, engagiert sich vielseitig. Ja, sie dürfte eigentlich genug Geld haben, dass sie sich keine Sorgen machen müsste. Sie macht tolle Reisen und andere Aktivitäten. Hat Freundinnen und auch eine sympathische Familie.Eigentlich sollte sie glücklich sein – eigentlich. Aber immer sind sie da, die Sorgen über dies und über das, die belastenden Gedanken. Sie sind ständige Begleiter geworden. Sie überlegt unablässig: Was kann ich noch tun, um mein Leben besser und glücklicher zu machen? Vielleicht...

Alle eure Sorgen werft auf ihn; denn er sorgt für euch. (1.Petr 5,7)

Liebe Gemeinde, wer kennt sie nicht, die Sorgen? Und wahrscheinlich ebenso bekannt sind die diversen Strategien zur Absicherung und Vermeidung von Befürchtungen. Aber so richtig erfolgreich bin ich damit nicht immer.

Um das Sorgen geht es auch in dem Bibelwort für die heutige Predigt:
Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.
Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass ebendieselben Leiden über eure Geschwister in der Welt gehen.
Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. Ihm sei Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
(1.Petr 5,5c-11)

Der Verfasser dieses Briefes hat seine Zeilen an verschiedene Gemeinden gerichtet, die unter Verfolgung und Diskriminierung litten. Und sein Rat: Demut, Vertrauen in Gott. Gott sorgt für euch. Er, Gott, wird schließlich aufrichten, stärken, kräftigen.

Alle eure Sorgen werft auf ihn; denn er sorgt für euch. (1.Petr 5,7)

Er sorgt für dich – bilde dir nicht ein, du selbst bist für alles verantwortlich und könntest selbst alles regeln. Das gute Leben im Alter – meinst du wirklich, du allein kannst das machen? Die Gesundheit und das Glücklich sein – meinst du wirklich, du allein könntest das bewirken? All dies ist und bleibt Geschenk. Ist unverfügbar. Ist Gnade.

Hochmut kommt vor dem Fall, dies Sprichwort kommt mir in den Sinn. Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.
Demut, das Gegenteil von Hochmut. Dieses alte Wort ist in diesem Abschnitt des Petrusbriefes der Schlüssel zum gelingenden Leben. Demut. Die Bereitschaft, etwas als Gegebenheit hinzunehmen, anzunehmen und sich selbst als eher unwichtig zu betrachten. Der Demütige erkennt und akzeptiert aus freien Stücken, dass es etwas für ihn Unerreichbares, Höheres gibt.

Ich denke an eine Wanderung in den Anden unter einem wunderbar blauen Himmel. Die Natur präsentiert sich in den schönsten Farben. Gletscher leuchten auf, Alpacas und Vicuñas wirken wie in dieses wunderbare Bild hineingesetzt – alles erscheint unwirklich schön. Und mich durchströmt ein Gefühl von Ehrfurcht und Demut vor dem, der dies alles geschaffen hat – und mich als kleines Teil von all dem.
Dies war eine Situation, in der ich so etwas wie Demut fühlte, ja wirklich tief in mir spürte – ein Wort und eine Haltung, die sonst aktuell nicht gerade oben auf liegt.
Demut, das Absehen von der eigenen Person und den eigenen Wünschen. Demut, das Vertrauen in etwas Höheres, in Gott.

Alle eure Sorgen werft auf ihn; denn er sorgt für euch. (1.Petr 5,7)

Und diese Demut gilt gerade auch in schwierigen Situationen. Unter Anfeindungen und Diskriminierung. Demut und Vertrauen, dass er für mich sorgt, mir gelingendes Leben schenkt. Wobei gelingendes Leben dabei unabhängig von allen materiellen Dingen ist, von allem menschlichen Erfolg, Streben und Anerkennung. Gelingendes Leben meint das Vertrauen in Gott. Das Gehaltensein durch und in ihm, das Freiheit schenkt zum Leben. Leben, dem von ihm Sinn, Ziel und Vollendung geschenkt ist. Leben, das tiefer ist, als wir es äußerlich sehen.

So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.

Und wir spüren, wie sich der Blickwinkel und die Maßstäbe ändern. Es zählt nicht mehr das Äußerliche und die eigene vermeintliche Sicherheit. Die Gesetze des Glaubens sind andere. er, Jesus Christus hat da alles verändert. Er ist und war in den Schwachen mächtig. Den Ausgestoßenen hat er sich zugewendet. Er ist nicht Leid und Kreuz und Tod ausgewichen, sondern hat dies durchlebt – in großer Demut – und überwunden.
Weil im Mittelpunkt unseres Glaubens der demütige Gott steht, Jesus Christus, können wir voller Demut alle unsere Sorgen auf ihn werfen – in dem Vertrauen, dass er für uns sorgt und schließlich uns aufrichtet und stärkt und gründet. Denn ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Heißt das nun, wir können getrost unsere Hände in den Schoß legen und einfach darauf vertrauen, dass er es gut machen wird?
Ja und nein.

Er wird es gut machen – so wie wir selbst es nicht können. Dies Vertrauen bildet die Grundlage für alles Tun und Lassen. Gestärkt durch dies Vertrauen tut der Mann, was er kann, um sein Leben im Ruhestand abzusichern. Gestärkt durch dieses Vertrauen achtet die Frau weiter auf ihre Gesundheit und sucht nach Wegen guten, sinnvollen und glücklichen Lebens. All dies ist gut und wichtig. Wenn es in Demut geschieht, geschieht es in dem Bewusstsein, dass kein Mensch letztendlich Glück und Sinn machen kann.

Leben in Demut schenkt Freiheit in und für all unser Tun, denn wir sind gehalten und getragen von Gott. All unsere Sorgen können wir getrost auf ihn werfen, denn wir leben aus dem Vertrauen: Er sorgt für uns! Welch´ eine Freiheit! Welch´ ein Geschenk! Amen.