"Ein öffentliches Gebet" - Predigt über Johannes 17, 1-8 von Matthias Loerbroks
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"Ein öffentliches Gebet" - Predigt über Johannes 17, 1-8 von Matthias Loerbroks

Ein öffentliches Gebet
Jesus hob seine Augen auf in den Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist gekommen. Verherrliche deinen Sohn, dass der Sohn dich verherrlicht, wie du ihm gegeben hast Vollmacht über alles Fleisch, dass er ewiges Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast. Das aber ist das ewige Leben, dass sie dich erkennen, den einzigen wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus. Ich habe dich verherrlicht auf der Erde, habe die Arbeit vollendet, die du mir gegeben hast, dass ich sie tun soll. Und nun verherrliche mich, du, Vater, mit derselben Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. Ich habe deinen Namen aufleuchten lassen den Menschen, die du mir aus der Welt heraus gegeben hast. Sie waren dein und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. Nun haben sie erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie empfangen und haben wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sind zum Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast.
Ein Gebet, ein öffentliches Gebet. Nachdem Jesus zuvor in langen Reden und Gesprächen seine Jünger darauf hingewiesen und darauf vorbereitet hatte, dass er weggehen, nicht immer da und mit ihnen sein wird, richtet er nun den Blick nach oben, zum Himmel, richtet seine Worte nicht mehr an seine Jünger, sondern an Gott, seinen Vater. Aber es ist kein Zufall, es ist gewollt, dass wir da mithören. Ein öffentliches Gebet, das ist wie ein offener Brief: natürlich zuerst und vor allem an den Adressaten gerichtet, aber wir anderen sollen den Inhalt erfahren, weil er auch uns betrifft und angeht. Ein Gebet, eine Rede an Gott. Der Erzähler will, dass gerade Menschen aus dem engsten Kreis um Jesus, Menschen, die die Einsicht gewonnen haben, dass Jesus und Gott ganz eng zusammen sind, einander intim kennen – dass die, also wir, nun auch unterscheiden lernen zwischen Jesus und Gott, seinem Vater. Das Wort wurde Fleisch, so hatte der Erzähler zu Beginn seines Buchs die ganze Jesusgeschichte zusammengefasst: in Jesus wurde Gottes Wort ein Mensch unter Menschen, wurde zum Mitmensch aller Menschen. Hier, gegen Ende seines Buchs macht er deutlich, dass wir diese Überschrift nicht vergröbern sollten zu der Aussage, Gott wurde Mensch, wie wir das in manchen Weihnachtsliedern tun. Bei aller Entsprechung und Übereinstimmung zwischen Gott und Jesus bleibt Gott doch ein Gegenüber auch für Jesus. Er führt hier kein Selbstgespräch.
Doch er redet in deutlichem Einvernehmen mit seinem Vater, scheint gewiss zu sein, nicht nur gehört, auch erhört zu werden. Er betet öffentlich, vor unseren Ohren, jetzt, unmittelbar vor seiner Verhaftung, seinem Leiden und Sterben, nicht nur um sich seiner Beziehung zu Gott zu vergewissern, sondern vor allem auch um uns gewiss zu machen, dass wir nicht irre werden an dem, was wir im Zusammensein mit Jesus und im Hören auf ihn von Gott und seiner liebevollen Zuwendung zu uns erfahren haben, dass wir das nicht für widerlegt halten durch das Geschehen, das nun beginnt, an das wir in dieser Woche besonders uns erinnern. Wie sehr er uns alle in seinem Gebet mit im Blick hat und mitmeint, wird daran deutlich, dass er zunächst von sich selbst nicht in Ich-Form redet, sondern als Er, in 3. Person, als rede er von einem anderen: verherrliche deinen Sohn, dass der Sohn dich verherrlicht ... du hast ihm Vollmacht gegeben, dass er ewiges Leben gebe ... dass sie dich erkennen und den du gesandt hast, Jesus Christus. Das klingt so, als wolle er uns nicht nur zu Mithörern machen, sondern auch zu Mitsprechern, als lege er uns diese Bitte in den Mund und damit zugleich ein Bekenntnis unseres Glaubens und vor allem unserer Hoffnung: dass der Sohn dich verherrlicht, dass er ewiges Leben gebe. Er zieht uns jedenfalls mit hinein in sein Beten. Indem er hier den Blick von uns wegnimmt, ihn zum Himmel richtet, lenkt er auch unseren Blick auf Gott und macht damit deutlich, worum es ihm in all seinen Worten und Taten zu tun war: auch uns, unser ganzes Leben auf Gott auszurichten, uns einzuführen in die vertraute Gemeinschaft mit Gott, die er lebt und die er hier öffentlich macht.
Jesus hat unmittelbar vor dem Pessachfest erkannt, dass seine Stunde gekommen ist. Auch wir reden manchmal davon, dem oder jener habe die Stunde geschlagen, wenn wir Lebensgefahr, also Todesdrohung meinen, befürchten manchmal auch, unsere letzte Stunde, oder verzweifelt-witzelnd: unser Stündlein habe geschlagen. Das klingt so, als stünde unsere letzte Stunde fest, als wäre unser Leben einem bestimmtem Stundenplan, einem Zeittakt unterworfen. Und zum Teil ist es das ja auch. Nicht nur weil unsere Tage meist in bestimmten Stunden und Zeiten verplant sind und zerteilt, wodurch immer für Manches gerade jetzt nicht die Stunde ist – wir erleben unser Leben auch im Rückblick im Stundenrhythmus, sprechen von schweren Stunden, die wir durchzumachen hatten, oder von hellen, von schönen Stunden, die wir verbringen und erleben durften.
Einem bestimmten Stundenplan ist  auch Jesus in seinem Leben, in seinen Taten unterworfen. Im Johannesevangelium wimmelt es von präzisen Zeitangaben: und es war die dritte Stunde, die sechste Stunde, die zehnte Stunde oder: am nächsten Tag. Jesus selbst stellt diesen Zeittakt als Arbeitszeit dar: ich muss arbeiten, solange es Tag ist, es kommt die Nacht, da niemand arbeiten kann. Wie bei jeder Arbeitszeit gibt es Stunden, wo man dies, und andere, in denen man anderes tut. Das ist auch bei Jesus so: meine Stunde ist noch nicht gekommen, herrscht er zu Beginn des Buches seine Mutter an, als sie ihn bittet wegen des Weinmangels bei der Hochzeit zu Kana was zu unternehmen. Aber dieser feste Zeitplan schützt ihn auch vor einem vorzeitigen Ende: niemand legte die Hände an ihn, niemand ergriff ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. Jetzt ist die Stunde gekommen.
Jesus zieht Bilanz seiner Worte und Taten und ihrer Erfolge. Er hat eine bestimmte Aufgabe übernommen und sie erfüllt, eine Arbeit getan und vollendet. Indem er diese Bilanz in der Rede an Gott zieht, macht er deutlich, dass er nicht uns, seinen Jüngerinnen und Jüngern, Rechenschaft gibt, sondern ihm, von dem er sich beauftragt und bevollmächtigt weiß: Ich habe die Arbeit vollendet, die du mir gegeben hast, dass ich sie tun soll. Und diese Arbeit besteht darin, Gott, seinen Vater, zu verherrlichen. Die Worte verherrlichen und Herrlichkeit durchziehen nicht nur unseren heutigen Predigttext, sondern das ganze Johannesevangelium, und es kommt darauf an, dass wir verstehen, was damit gemeint ist. Es hat mit Ehre zu tun, und wenn uns dieses Wort nicht zu blass geworden ist, können wir sagen: die Arbeit Jesu besteht darin, Gott die Ehre zu geben und zu verschaffen, die ihm zusteht, aber meist vorenthalten wird, Verehrer für ihn zu gewinnen, ihm Respekt zu verschaffen. Das hebräische Wort für Ehre und Respekt heißt wörtlich genommen: schwer sein, Gewicht haben. Wir können darum auch sagen: Jesus hat Gott Gewicht gegeben, ihn wichtig gemacht, dafür gesorgt, dass er nicht leicht zu nehmen ist, nicht auf die leichte Schulter, nicht leicht zu ignorieren. Neben dieser physischen Bedeutung des Schwergewichtigen und Wichtigen hat das Wort auch einen sozusagen optischen Aspekt: Glanz, strahlender Glanz und so auch: Leuchtkraft. Ich habe dich verherrlicht auf Erden, heißt darum auch: ich habe dir Glanz verschafft, habe daran gearbeitet, dass du glänzend dastehst, dass der Glanz und das Licht deiner Gegenwart aufleuchtet auch auf Erden.
Diesen Aspekt greift Jesus auf, indem er statt verherrlichen auch sagt: ich habe deinen Namen aufleuchten lassen den Menschen. Der Name des Gottes Israels ist sein Versprechen, da zu sein, dabei zu sein – wie auch immer. Diesen Namen hat Jesus für viele, für uns einleuchtend gemacht. In seiner Arbeit war zugleich Gott selbst am Werk. Jesus hat ihn, den Unsichtbaren, nicht sichtbar gemacht – niemand hat Gott je gesehen, heißt es zu Beginn des Buches –, aber er hat anschaulich gemacht, wie er ist. In Jesus wird der Name Gottes aktuell und akut.
Das geschah nicht nur durch seine Taten, die im Johannesevangelium Zeichen genannt werden, also etwas zeigen, selbst Botschaft sind, sondern erst recht durch Worte: die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie empfangen, angenommen. Erst darin, dass es solche Menschen gibt, die diese Worte angenommen haben, zur Erkenntnis, zum Glauben gekommen sind, kommt die Arbeit Jesu ans Ziel und zum Erfolg: diese Menschen sind die Verherrlichung Gottes auf Erden, das Aufleuchten seines Namens. Menschen, die mit Jesus zu tun bekamen und zu tun bekommen, erleben, dass ihr Leben ganz anders wird, reich wird, erfüllt, voller Aufgaben, Begegnungen, Erfahrungen, ein aufregendes und buntes, ein lebendiges Leben, nicht mehr ein leerer Kreislauf sinnloser Mühsal. Ein solches Leben nennt Jesus ewiges Leben und meint damit nicht erst ein Leben nach dem Tod, meint überhaupt nicht die unendliche Dauer, sondern den unendlichen Inhalt dieses Lebens: sinnvolles, erfülltes, glückliches Leben – und das bedeutet für Jesus: ein Zusammenleben mit Gott und mit ihm, Jesus selbst: das aber ist das ewige Leben, dass sie dich erkennen, den einzigen wahren, nämlich: treuen, verlässlichen Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus. Wir merken schon: Erkennen ist hier wie in der ganzen Bibel kein nüchternes, unbeteiligtes zur Kenntnis nehmen von Tatsachen, sondern ein Geschehen, dass uns ganz und gar, mit Leib und Seele engagiert und beteiligt, erfüllt, völlig umkrempelt. Es ist höchst bedeutsam, dass in der Bibel erkennen auch ein Wort für Zusammen-Schlafen ist, denn das zeigt, dass für die Bibel Erkennen mit Liebe, Liebe mit Erkenntnis zu tun hat, dass auch an den Stellen, wo erkennen dies nicht bedeutet, jedenfalls Glück und Erfüllung mitschwingt. Jesus ruft nicht auf zu solcher Erkenntnis, er hält sie für gegeben. Er betrachtet sich selbst als eine Gabe Gottes: so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzig geborenen Sohn gab. Auch in unserem Text zieht sich das Wort geben als ein Leitwort durch: der Vater hat dem Sohn die Vollmacht gegeben, seinerseits denen ewiges Leben zu geben, die wiederum der Vater ihm gegeben hat. Der Vater hat dem Sohn Arbeit gegeben und er hat ihm Menschen aus der Welt heraus gegeben. Schließlich hat er ihm Worte gegeben, die er diesen Menschen weitergegeben hat. Wir können getrost, wirklich getröstet darauf trauen, zu diesen Menschen zu gehören, die der Vater dem Sohn gegeben hat. Auch wenn für uns ein so erfülltes Leben eher Gegenstand der Sehnsucht als lebendige Erfahrung ist im persönlichen Leben wie in dem unserer Gemeinde – aber auch Sehnsucht ist ja eine starke Beziehung –,wissen wir doch auch: ohne Jesus hätten wir von Gott keine Ahnung – oder jedenfalls nur eine Ahnung von irgendeiner höheren Macht, die nichts Erfreuliches für uns bedeuten muss. Erst durch Jesus haben wir seinen Vater als auch unseren Vater kennengelernt voller bedingungsloser Liebe und grenzenloser, vorbehaltloser Hingabe.
Jetzt aber hat Jesus seine Aufgabe erfüllt, seine Arbeit getan und vollendet. Jetzt ist Gott selbst dran, das wahr zu machen, was Jesus uns versprochen hat, was wir uns wegen Jesus von Gott versprechen: ich habe dich verherrlicht auf Erden – und nun verherrliche mich. Das weitere Geschehen überlässt Jesus seinem Vater, überträgt es ihm, stellt nun ihm eine Aufgabe: dafür zu sorgen, dass in dem schrecklichen Geschehen, das nun beginnt, nicht Gottes Feind, der Tod triumphiert und alles dementiert und vernichtet, was in Jesus auf Erden zum Leuchten kam, sondern das Leben siegt, der Name und die Treue Gottes wiederum aufleuchtet. Die Verherrlichung, um die er bittet, bezieht sich also nicht nur auf seine Zukunft, sondern soll auch rückwärts leuchten, sein bisheriges Leben ans Licht, seine schon getane Arbeit zum Leuchten bringen.
Auf den ersten Blick scheint es, als sei diese Bitte nicht erhört worden. Denn die Stunde, die Jesus jetzt geschlagen hat, ist die Stunde seiner Kreuzigung. Und da sehen wir nicht, dass er verherrlicht wird, zu Ehren kommt, sondern sehen eine verachteten, verspotteten, gequälten Menschen: kein Glanz, keine Pracht, nur Elend und Schande.
Und doch besteht der Erzähler auf seinem Bekenntnis: und wir sahen seine Herrlichkeit. Was hat er da gesehen? Er spricht von der Kreuzigung Jesu als seiner Verherrlichung, durch die den Jüngern ein Licht aufgegangen ist, ihnen etwas klar geworden ist: das verstanden die Jünger erst nicht, aber als Jesus verherrlicht wurde, dachten sie daran, hörten wir im Evangelium von seinem Einzug. Er spricht sogar von dieser Demütigung, Niederlage, Erniedrigung als seiner Erhöhung: wenn ich erhöht werde von der Erde, werde ich alle zu mir ziehen, lässt er Jesus sagen, und kommentiert: das sagte er, um zu zeigen, welchen Tod er sterben wird. Er sieht etwas, was man nicht sehen kann. So wie früher die Maler einen strahlenden Lichtkranz, eine Gloriole, einen Heiligenschein um Jesus malten, um sichtbar zu machen, was sie nicht sahen, sondern glaubten.
Wird hier das Leiden Jesu glorifiziert, also Gewalt verherrlicht? Nein, es geht nicht darum, dass ein Erzähler eigenmächtig deutet und umdeutet, etwas verherrlicht, für herrlich erklärt, was doch gar nicht herrlich, sondern hässlich und grässlich ist. Er kann die Kreuzigung Erhöhung und Verherrlichung nennen, weil er erfahren hat, dass Gott diesen Gekreuzigten verherrlicht, erhöht, zu Ehren gebracht hat. Dass also – unserem Augenschein zum Trotz – diese Bitte Jesu doch erhört wurde. Allem Augenschein zum Trotz. So wie der Prophet Ezechiel die Herrlichkeit, den Glanz und den Ehrenschein des Gottes Israels mit seinem Volk ins Exil gehen sah. Das ist die Art von Gottes Herrlichkeit, dass sie ins Elend mitgeht. Gerade dadurch wird der Name Gottes offenbar und zum Leuchten gebracht, der Name, der bedeutet: ich werde da sein, ich werde mit dir sein. Indem Gott sich dieses Gefolterten und Ermordeten annimmt, ihn zu Ehren bringt, bezieht er selbst Position, stellt sich auf die Seite der Opfer, der Elenden, der Geschändeten und Gedemütigten. Sie alle werden mit zu Ehren gebracht, wenn dieser Gekreuzigte verherrlicht wird. Indem er so Position bezieht, das – allem Anschein nach – Schwache, Verachtete, Elende zu Glanz und Ehren bringt, macht er zunichte und zuschanden, was – allem Anschein nach – mächtig, strahlend und glänzend dasteht: die ganze Pracht und Herrlichkeit der Herrscher dieser Welt, Pilatus etwa, und noch mehr sein Chef, der Kaiser in Rom, oder damals der Pharao, oder heute: wer auch immer, ist nichts, bedeutet nichts.
Die frohe Botschaft des heutigen Sonntags ist, dass Gott das Gebet Jesu erhört hat. Am Palmsonntag, dem Beginn der Karwoche, leuchtet bereits Osterlicht, zeigt sich bereits, dass Jesus nicht im Stich gelassen, sondern verherrlicht wird, dass Gott ihm Ehre und Respekt verschafft, ihm Gewicht gibt und Glanz. Johannes deutet das an, indem er in seinem Evangelium, wir hörten es vorhin, den Einzug Jesu in Jerusalem mit der Auferweckung des Lazarus verknüpft. Zu Beginn dieser Woche werden wir dazu angeleitet, auch in den erschütternden Ereignissen, die wir am Gründonnerstag und am Karfreitag hören und bedenken, nicht das Scheitern der Liebe Gottes, nicht den Beweis seiner Niederlage zu sehen, sondern den Erweis seiner Hingabe. Doch wir werden zugleich in dieses Gebet mit hineingezogen, unsererseits gebeten, Jesus in seinen Leiden und in seinen Kämpfen nicht im Stich zu lassen, sondern mit ihm zu beten: Vater, verherrliche deinen Sohn, dass der Sohn dich verherrlicht.
Morgen Abend beginnt bei unseren jüdischen Geschwistern das Pessachfest. In allen Evangelien werden Tod und Auferweckung Jesu mit diesem Fest verbunden, an dem Israel seiner Befreiung aus der Sklaverei gedenkt. Wie Jesus für uns Christen so ist dies Ereignis für das jüdische Volk die Offenbarung der bedingungslosen Liebe Gottes. Darum wird bei diesem Fest nicht nur die Befreiungsgeschichte erzählt, sondern auch das Hohelied gelesen, eine Liebesgeschichte und zugleich ein befreiter Aufbruch: Mein Freund ist mein und ich bin sein. Wie ein Echo klingt, wenn Jesus in diesem Gebet sagt: alles, was mein ist, ist dein; und was dein ist, ist mein; und ich bin in ihnen – also in uns – verherrlicht.
Wenn in diesem Sohn der Vater verherrlicht wird, erkannt wird, wer allein wirklich und wahrhaftig Gott ist, dann bedeutet das für uns nicht nur: auf etwas vertrauen, was wir nicht sehen. Sondern auch: höchstes Misstrauen gegen das, was wir sehen, gegen alle Selbstherrlichkeit der Herrschenden, gegen die Glorifizierung der eigenen Stärke und Macht, gegen allen Stolz auf angebliche Größe und Ehre, gegen die Verherrlichung der eigenen Nation, den Stolz auf allen angeblichen Glanz und Gloria. Sie bedeuten nichts. Wir Christen setzen unser Vertrauen auf eine ganz andere Macht, bitten darum, dass sie sich durchsetzt, wenn wir beten: dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Liedvorschläge
Als erstes Lied: 14,1-4 oder, den Wochespruch aufnehmend: 415.
Nach der Epistel aus Phil 2: 341,6-9 oder 271,3-4.6-8.
Nach dem Evangelium aus Joh 12: 11,2-5 oder 9,1-5.
Nach der Predigt: 87,3-4 oder 375.
Zwischen Abkündigungen und Gebet: 11,6-9 oder71,3-5 oder 93.
Schlussstrophe zwischen Gebet und Segen: 14,5-6 oder 87,3.