Glauben und Lachen, Predigt zu Johannes 2, 1-12 beim Ökumenischen Gottesdienst für Narren
2,1
Glauben und Lachen
Der Predigttext für diesen Narrengottesdienst steht Joh 2,1-12:
„Und am dritten Tage war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus spricht zu ihr: Was geht's dich an, Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße. Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister! Und sie brachten's ihm. Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten's, die das Wasser geschöpft hatten –, ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie betrunken werden, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten. Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn. Danach ging Jesus hinab nach Kapernaum, er, seine Mutter, seine Brüder und seine Jünger, und sie blieben nicht lange da.“
Teil 1: Narhallamarsch!
Ihr lieben Narren, gewährt mir die Bitte,
laßt mich euch grüßen nach der Prediger Sitte.
Laßt mich erzählen vom freundlichen Evangelium,
laßt euch bewegen von einer Geschichte aus biblischem Altertum.
Zuvor ein Gruß für euch alle im Raum,
die Kirche greift heute den Fasching beim Saum,
und feiert bei euch mit Lachen und Beten,
mit fröhlichem Singen, ökumenischem Reden.
Gnade sei mit euch und Friede
es komme zu euch hernieder
der Vater, der Sohn und der heilige Geist,
der euch wirkliche Gnade verheißt.
Öffnet die Herzen der Geschichte von Hochzeit und Wein
und laßt für heute biedere Ernsthaftigkeit sein.
Gott schenkt euch Gnade, Glaube und Lachen,
er macht beim Humor keine unfertigen Sachen.
Er spannt euch nicht vor den göttlichen Karren,
er macht aus Menschen für heute - Narren.
Er verwandelt die Menschen zu Betern und Lachern,
Er macht die Müden und Seufzenden wacher.
Am Ende halten sich Glaube und Lachen die Waage,
Gott besiegt den Gram, das ist die fröhliche Lage.
Teil 2: Hochzeit zu Kana
Die Geschichte, die ich euch erzählen will,
sie kommt ohne Donner, eher leise und still,
voll Mutterliebe und Wundertaten,
voll Wassereimer und - ihr könnt schon raten -
voll Feierlaune und gemeinsamem Lachen,
voll trockenem Wein und schmackhaften Sachen.
Es wird gegessen und getrunken,
gelacht, geprostet und gesungen.
Zuerst jedoch: Ein junger Mann hat sich verliebt,
in eine schöne Dame, sehr beliebt
bei allen guten Freunden und Verwandten,
die sie bereits als junges Mädchen kannten.
Entsprechend groß die Zahl der Hochzeitsgäste,
einzig die größte Halle war die beste.
Die Hochzeit findet in Kana statt,
weil dort zuvor die Braut gewohnet hat.
Die Gäste kamen aus allen möglichen Orten,
gratulieren dem Paar mit ausgesuchten Worten,
und sehen ganz hinten den Tisch mit Steaks und Salaten,
davor in Scheiben geschnittener Rinderbraten,
am zweiten Tisch das Heer der Flaschen mit Flüssigkeiten,
Schnaps und Wein und Bier und weitere Köstlichkeiten.
Überall im großen Raume
herrscht frohe Stimmung, gute Laune.
Es dauert dann nicht mehr als eine Stunde,
und alle gucken nüchtern in die Runde,
Am ersten Tisch der dritten Reihe saß Maria,
Mutter Jesu und eigentlich bei Hochzeiten nie da.
Doch in diesem Fall kannte sie die Braut,
hat oft mit ihr zusammen nach Nichten und Neffen geschaut.
War selbstverständlich zur Hochzeit gebeten,
obwohl im Herzen keine Spezialistin für Feten.
Nach einer Stunde kam die Braut besorgt zu ihr
und meinte: Weißt du, was wir hier
an Problemen haben, die uns plagen?
Es kommen Gäste, die uns sagen:
Wir würden gerne trinken auf dein Wohl,
doch der Weinkrug ist von innen hohl.
Sie würden gern ein Glas noch trinken,
Man sieht sie alle nach den Kellnern winken,
Um es drastischer zu sagen: Jeder Krug ist leer.
Und ich frage mich: Wo kommt nun Nachschub her?
Liebe Maria, ich will nicht lügen,
bei uns herrscht Ebbe in den Krügen.
Maria zeigt ein besorgtes Gesicht.
Und denkt sich: Warum frage ich nicht
Meinen Sohn, der ist ja ein wandernder Wundertäter
ein Heiland und Prediger, vielleicht versteht er
sich auch auf Wein, das könnte möglich sein
und er hilft, damit sich die Gäste alle freun.
Doch Jesus sitzt bei Maria und macht ein saures Gesicht:
Liebe Mutter, so galt unsere Wette nicht.
Ein jegliches Ding hat seine Zeit,
für solche Wundertaten bin ich noch nicht bereit.
Die Menschen, auch die Hochzeitsgäste müssen warten,
bis ich sie führe in des neuen Paradieses Garten.
Was beschäftigt mich der Hochzeitswein,
dafür müßte richtig Zeit des Heils erst sein.
Auch wenn die arme Braut Maria verteidigt
Der gute Jesus ist nun erstmal beleidigt.
Stille. Nun ist die Stimmung verloren.
Maria hat trotzdem den Sohn als Helfer erkoren.
Denn Maria ist klüger als ihr Sohn.
Zwar sprechen die Worte ihrem Anliegen Hohn.
Aber sie sagt den wartenden Dienern und der Braut:
Tut, was er sagt, bringt alles her und schaut,
ob er sich kümmert um Getränke und Wein,
am Ende werden alle zufrieden sein.
Am Eingang stehn sechs Krüge mit Wasser zum Waschen,
Gästefüße sind dreckig, Staub unter den Latschen.
Die Krüge fassen mehr als fünfhundert Liter insgesamt,
die passen hinein, dann steht das Wasser zum Rand.
Jesus sagt: Bringt sie mir her und füllt sie neu auf.
Ich sehe das Wasser, ich spreche den Segen darauf.
Füllt eure Krüge und bringt sie dem Speisemeister schnell,
denn diese Flüssigkeit macht den Kopf ganz hell,
Die Diener lachten, denn sie wußten,
daß es Wasser war und mußten
kichern, als der Speisemeister zum Trinken ansetzte
und sich dann vor Überraschung beinahe verletzte.
Denn das Wasser aus den steinernen Krügen
war zu Wein geworden, das kann niemand trügen.
Rot, voll und trocken schmeckte er im Mund,
im Abgang spürt' er ihn zärtlich im Schlund.
Der Speisemeister war dann doch sehr erstaunt:
ein gutes Tröpfchen, das stimmt mich gut gelaunt.
Und er holte eilends den Bräutigam
Und sagte: Ich bin dir nicht gram.
Aber erlaube mir trotzdem, die Frage zu stellen
und dieses kleine Problem zu erhellen.
Ein guter Gastgeber serviert zuerst den besten Wein.
Warum läßt du Trottel das einfach sein?
Du stellst am Anfang schalen Wein auf den Tresen,
später, als wäre vorher nichts gewesen,
holst du den guten Tropfen aus dem Keller,
ich hätte gedacht, du wärest heller
und hättest am Anfang die Auslese serviert,
dann hättest du dich jetzt am Ende nicht blamiert.
Immer am Ende singen Gäste im Alkoholpegel,
dann wäre der billige Tropfen eine bessere Regel.
Du hättest dir viel Geld für Wein erspart,
und am Ende auch deinen Ruf als Gastgeber bewahrt.
Der guten Wein an all die Promillesünder – das ist töricht.
Ein guter Gastgeber macht das ganz und gar nicht.
Zuerst der gute, dann der billige Wein,
so soll es bei der richtigen Hochzeit sein.
Der Bräutigam war ratlos und sprach: Ich bin nicht kleinlich.
Der erste Wein war gut, das ist mir jetzt sehr peinlich.
Ich weiß nicht, wo der gute Wein so plötzlich
herkommt und für uns ergötzlich
das Fest noch schöner macht und Freuden spendet.
Im seligen Vollrausch dieses Fest dann endet.
Doch hinten in dem Saale stand der Mann aus Nazareth,
er sprach zu seiner Mutter: Ich will jetzt gleich ins Bett.
Aber es freut mich, denn ich habe die Menschen fröhlich gemacht.
Sie haben gefeiert, getrunken, geprostet, gelacht.
Das ist nicht nur Weinseligkeit,
auch Gnade wirkt zu dieser Gelegenheit.
Wer fröhlich ist, der denkt an die Barmherzigkeit
des Gottes, der die Menschen macht bereit
für Glauben, Hoffnung, Liebe, Gottvertrauen,
damit sie im Leben nicht mehr so grämlich schauen.
Wer lacht, der geht den ersten großen Schritt
zu Gnade und Barmherzigkeit gleich mit.
Ihr lieben Narren, daß ihr mich nicht falsch versteht,
denkt nicht, daß Jesus zur Hochzeit geht,
um seine Mutter hochzuspielen
oder die Menschen mit Wein abzufüllen.
Teil 3: Glaube und Lachen
Aus der Geschichte wird es ganz deutlich sogleich:
Wein, Freude, Lachen sind erste Schritte zu Gottes Reich.
Wer Gott vertraut, dem soll man das Lächeln ansehn,
der kann dann leichter durchs Leben gehn.
Weil er aus der Geschichte der Hochzeit weiß:
Das Leben ist voll Arbeit, Mühe, Krankheit und Schweiß
Und dennoch gilt: Der Griesgram macht sich das Leben schwer,
wer manchmal lachen kann, der ehrt das Leben viel mehr.
Wir wollen über Gram und Lachen nachdenken,
ihr Narren, ich will euch reinen Wein einschenken.
Das kühle Wasser der Nüchternheit
macht sich in Karlsruhe überall breit.
Ich will euch einige Beispiele sagen,
von Trauern und Meckern, von empfindlichen Klagen
Und jeder weiß: In dieser unserer schönen Stadt
man Grund genug zum Jammern und Trauern hat.
Jeder soll sagen, ist klar, was stört,
was nicht in diese Stadt gehört.
Aber genauso soll jeder wissen
Irgendwann wird alles Jammern abgerissen.
Jesus verwandelt Wasser zu Wein,
und beim Menschen soll es die große Verwandlung sein.
Vom Zweifeln zum Glauben, vom Trauern zum Lachen,
vom Schweigen zum Reden, vom Zögern zum Machen.
Teil 4: Straßenbahn, Fußball und Bürgermeister
Hört euch als erstes die vielen Beispiele an,
Denkt nach und fangt dann mit Veränderung an.
Die Kombilösung pflastert die Straßen
mit Ampeln und Kränen über die Maßen,
Der Fahrer des Autos muß wachsam bleiben
und im langen Stau die Müdigkeit vertreiben.
Die Ampeln stehen hier am längsten auf Rot,
Selbst der Radfahrer denkt: Ich komme in Zeitnot.
In Karlsruhe müssen wir lange warten,
dann kommt ein richtiger Paradiesesgarten.
Am Ende, in Jahren sind der Vorteile viel,
die Passanten erwartet ein grünes Stadtidyll.
Für Fußgänger, Radfahrer gleichermaßen,
der Nahverkehr ersetzt dann die Autostraßen.
Ich freue mich darauf, denn es tut der Umwelt gut,
Das braucht viele Jahre und eben auch Mut.
Hört von mir ein zweites Beispiel,
darüber reden die Leute wirklich sehr viel.
In einem Bereich gibt’s überhaupt nichts zu lachen,
auch dazu will ich eine Bemerkung machen.
Über Fußball reden alle gerne und viel,
Es ist für die Deutschen das liebste Spiel
Aber nicht nur die Taxifahrer schreien Ach und Weh,
wenn einer verliert, es ist der KSC.
Ein neuer Libero, ein neuer Rechtsaußen
hilft nicht, bald betrachtet der Vorstand die Liga von draußen
Der Ball, er landet nicht im Tor,
Immer dasselbe: Er bleibt außen vor.
Trainer, Masseur und Präsident
Sie reden und reden, die Mannschaft rennt.
Aber es will sich kein Erfolg einstellen,
man müßte nun dafür die Gründe erhellen.
Ich versteh nichts vom Fußball, ich bin da ganz ehrlich,
Ich finde Stollen und Bälle gefährlich.
Aber ein Gedanke, der braucht nicht viel:
Auch der Fußball ist nur ein Spiel.
Es wird noch ein wenig Zeit verrinnen,
und auch die Blauen werden wieder gewinnen.
Mein drittes Beispiel wagt sich weiter hervor,
ich hoffe, das wird kein Eigentor.
Karlsruhe wird wählen.
Und die Stimmen werden gezählt.
Am Ende steht ein neuer Oberbürgermeister.
Die spannende Frage ist nur: Wie heißt er?
Ob Mergen, ob Lenz, ob Mentrup, ob Wellenreuther
Oder vielleicht doch ein Grüner? Die Leute
würden es gerne heute schon wissen,
ich weiß schon jetzt: Sie werden den Fenrich vermissen,
der ruhig und bedächtig das Stadtschiff steuert,
und Kleines und Großes erneuert.
Und dann würde ich gern etwas Großes erreichen:
Liebe Karlsruher, ihr müßt euch nicht immer mit Stuttgart vergleichen.
Ihr Badener, ihr Württemberger, laßt einfach das Vergleichen sein,
Seht euch den Jesus an: Vergleicht er Wasser mit Wein?
OB wird ein Mann – oder eine Frau.
Es bleibt ein Geheimnis, wir wissen's nicht genau.
Wir müssen es abwarten und richtig entscheiden,
die Kandidaten ihre Programme verbreiten,
Wir Narren müssen das gut überlegen,
wer unsere Stimme bekommt und unseren Segen.
Teil 5: Lachen in Gottes Hand
Liebe Narren, wir stehn nun kurz vor dem Schluß
Und stellen die Frage, die jeder Prediger stellen muß.
Was lernen wir beflissen daraus?
Was nehmen wir aus der Predigt mit nach Haus?
Wir sollen die Welt nicht grämlich reden
Wir sollen geduldig sein und leben.
Für uns Narren und Zweifler ist's eine Erkenntnis auf Raten:
Wir sind nicht sicher vor Gottes Wundertaten.
Es kann uns zu jeder Stunde überfallen:
Plötzlich ist Wasser Wein – und wir krallen
uns fest an Griesgram, Quengeln und Trauer,
verkriechen uns wehleidig hinter die Mauer.
Wenn Wasser zu Wein wird, dann lacht man.
Vor diesem Wunder wird alle Macht lahm.
Gott will uns einladen zur Hochzeit,
gut, wenn wir dann, vom Griesgram befreit,
auch lachen und glauben ohne Unterlaß,
Der Wein des Heilands kommt aus sehr großem Faß.
Gott will den Menschen eine Freude machen,
Noch mehr freut er sich, wenn sie dann auch lachen.
Sein Reich ist einer großen Hochzeit zu vergleichen,
Die Menschen feiern beim Wein, und nicht nur die Reichen.
Die große Freude speist die kleine Freude, habt Acht
Dem großen Wunder folgt das kleine Wunder, und nun lacht.
Ich bin sicher, es kommt die Zeit, ja ich bin so frei,
da gewinnen die Blauen auch wieder mit Fünf zu Drei.
Wer Bürgermeister wird, da bin ich mir nicht so gewiß,
Ich hoffe nur, nach der Wahl geht durch die Stadt kein Riß.
Wer glauben will muß staunen lernen
und seine Wehleidigkeit entfernen.
Ihr Narren, ihr habt damit angefangen,
und dabei kann euch niemand mehr belangen.
Ihr könnt schon lachen,
das will mir große Freude machen.
Aber seht hinter dem Lachen auch den großen Glauben
Trauer und Zweifel wollen euch beides rauben.
Wenn ihr auf Jesu Geschichte hört,
Vertrauen in die unruhigen Herzen kehrt.
Lachen wird zu Glauben, Wasser wird zu Wein.
In beidem soll größte Freude sein.
Für die Fans, für die Wähler, für die Straßenbahnfahrer,
ich hoffe, sie alle in Karlsruhe sehen nun klarer.
Und wenn ihr trotzdem traurig seid, denkt an Kana und Wein
Denkt von dem großen Gott nur ja nicht zu klein.
Er tut Wunder, er hilft, er schenkt euch sein Reich.
Und er behandelt alle Menschen gleich.
Ihr seid von Gott alle eingeladen.
Das sei im Leben der rote Faden.
Wer lachen kann, der überwindet die trostlose Wand.
Wer glauben kann, der steht in Gottes Hand.
Amen.
Der Predigttext für diesen Narrengottesdienst steht Joh 2,1-12:
„Und am dritten Tage war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus spricht zu ihr: Was geht's dich an, Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße. Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister! Und sie brachten's ihm. Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten's, die das Wasser geschöpft hatten –, ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie betrunken werden, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten. Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn. Danach ging Jesus hinab nach Kapernaum, er, seine Mutter, seine Brüder und seine Jünger, und sie blieben nicht lange da.“
Teil 1: Narhallamarsch!
Ihr lieben Narren, gewährt mir die Bitte,
laßt mich euch grüßen nach der Prediger Sitte.
Laßt mich erzählen vom freundlichen Evangelium,
laßt euch bewegen von einer Geschichte aus biblischem Altertum.
Zuvor ein Gruß für euch alle im Raum,
die Kirche greift heute den Fasching beim Saum,
und feiert bei euch mit Lachen und Beten,
mit fröhlichem Singen, ökumenischem Reden.
Gnade sei mit euch und Friede
es komme zu euch hernieder
der Vater, der Sohn und der heilige Geist,
der euch wirkliche Gnade verheißt.
Öffnet die Herzen der Geschichte von Hochzeit und Wein
und laßt für heute biedere Ernsthaftigkeit sein.
Gott schenkt euch Gnade, Glaube und Lachen,
er macht beim Humor keine unfertigen Sachen.
Er spannt euch nicht vor den göttlichen Karren,
er macht aus Menschen für heute - Narren.
Er verwandelt die Menschen zu Betern und Lachern,
Er macht die Müden und Seufzenden wacher.
Am Ende halten sich Glaube und Lachen die Waage,
Gott besiegt den Gram, das ist die fröhliche Lage.
Teil 2: Hochzeit zu Kana
Die Geschichte, die ich euch erzählen will,
sie kommt ohne Donner, eher leise und still,
voll Mutterliebe und Wundertaten,
voll Wassereimer und - ihr könnt schon raten -
voll Feierlaune und gemeinsamem Lachen,
voll trockenem Wein und schmackhaften Sachen.
Es wird gegessen und getrunken,
gelacht, geprostet und gesungen.
Zuerst jedoch: Ein junger Mann hat sich verliebt,
in eine schöne Dame, sehr beliebt
bei allen guten Freunden und Verwandten,
die sie bereits als junges Mädchen kannten.
Entsprechend groß die Zahl der Hochzeitsgäste,
einzig die größte Halle war die beste.
Die Hochzeit findet in Kana statt,
weil dort zuvor die Braut gewohnet hat.
Die Gäste kamen aus allen möglichen Orten,
gratulieren dem Paar mit ausgesuchten Worten,
und sehen ganz hinten den Tisch mit Steaks und Salaten,
davor in Scheiben geschnittener Rinderbraten,
am zweiten Tisch das Heer der Flaschen mit Flüssigkeiten,
Schnaps und Wein und Bier und weitere Köstlichkeiten.
Überall im großen Raume
herrscht frohe Stimmung, gute Laune.
Es dauert dann nicht mehr als eine Stunde,
und alle gucken nüchtern in die Runde,
Am ersten Tisch der dritten Reihe saß Maria,
Mutter Jesu und eigentlich bei Hochzeiten nie da.
Doch in diesem Fall kannte sie die Braut,
hat oft mit ihr zusammen nach Nichten und Neffen geschaut.
War selbstverständlich zur Hochzeit gebeten,
obwohl im Herzen keine Spezialistin für Feten.
Nach einer Stunde kam die Braut besorgt zu ihr
und meinte: Weißt du, was wir hier
an Problemen haben, die uns plagen?
Es kommen Gäste, die uns sagen:
Wir würden gerne trinken auf dein Wohl,
doch der Weinkrug ist von innen hohl.
Sie würden gern ein Glas noch trinken,
Man sieht sie alle nach den Kellnern winken,
Um es drastischer zu sagen: Jeder Krug ist leer.
Und ich frage mich: Wo kommt nun Nachschub her?
Liebe Maria, ich will nicht lügen,
bei uns herrscht Ebbe in den Krügen.
Maria zeigt ein besorgtes Gesicht.
Und denkt sich: Warum frage ich nicht
Meinen Sohn, der ist ja ein wandernder Wundertäter
ein Heiland und Prediger, vielleicht versteht er
sich auch auf Wein, das könnte möglich sein
und er hilft, damit sich die Gäste alle freun.
Doch Jesus sitzt bei Maria und macht ein saures Gesicht:
Liebe Mutter, so galt unsere Wette nicht.
Ein jegliches Ding hat seine Zeit,
für solche Wundertaten bin ich noch nicht bereit.
Die Menschen, auch die Hochzeitsgäste müssen warten,
bis ich sie führe in des neuen Paradieses Garten.
Was beschäftigt mich der Hochzeitswein,
dafür müßte richtig Zeit des Heils erst sein.
Auch wenn die arme Braut Maria verteidigt
Der gute Jesus ist nun erstmal beleidigt.
Stille. Nun ist die Stimmung verloren.
Maria hat trotzdem den Sohn als Helfer erkoren.
Denn Maria ist klüger als ihr Sohn.
Zwar sprechen die Worte ihrem Anliegen Hohn.
Aber sie sagt den wartenden Dienern und der Braut:
Tut, was er sagt, bringt alles her und schaut,
ob er sich kümmert um Getränke und Wein,
am Ende werden alle zufrieden sein.
Am Eingang stehn sechs Krüge mit Wasser zum Waschen,
Gästefüße sind dreckig, Staub unter den Latschen.
Die Krüge fassen mehr als fünfhundert Liter insgesamt,
die passen hinein, dann steht das Wasser zum Rand.
Jesus sagt: Bringt sie mir her und füllt sie neu auf.
Ich sehe das Wasser, ich spreche den Segen darauf.
Füllt eure Krüge und bringt sie dem Speisemeister schnell,
denn diese Flüssigkeit macht den Kopf ganz hell,
Die Diener lachten, denn sie wußten,
daß es Wasser war und mußten
kichern, als der Speisemeister zum Trinken ansetzte
und sich dann vor Überraschung beinahe verletzte.
Denn das Wasser aus den steinernen Krügen
war zu Wein geworden, das kann niemand trügen.
Rot, voll und trocken schmeckte er im Mund,
im Abgang spürt' er ihn zärtlich im Schlund.
Der Speisemeister war dann doch sehr erstaunt:
ein gutes Tröpfchen, das stimmt mich gut gelaunt.
Und er holte eilends den Bräutigam
Und sagte: Ich bin dir nicht gram.
Aber erlaube mir trotzdem, die Frage zu stellen
und dieses kleine Problem zu erhellen.
Ein guter Gastgeber serviert zuerst den besten Wein.
Warum läßt du Trottel das einfach sein?
Du stellst am Anfang schalen Wein auf den Tresen,
später, als wäre vorher nichts gewesen,
holst du den guten Tropfen aus dem Keller,
ich hätte gedacht, du wärest heller
und hättest am Anfang die Auslese serviert,
dann hättest du dich jetzt am Ende nicht blamiert.
Immer am Ende singen Gäste im Alkoholpegel,
dann wäre der billige Tropfen eine bessere Regel.
Du hättest dir viel Geld für Wein erspart,
und am Ende auch deinen Ruf als Gastgeber bewahrt.
Der guten Wein an all die Promillesünder – das ist töricht.
Ein guter Gastgeber macht das ganz und gar nicht.
Zuerst der gute, dann der billige Wein,
so soll es bei der richtigen Hochzeit sein.
Der Bräutigam war ratlos und sprach: Ich bin nicht kleinlich.
Der erste Wein war gut, das ist mir jetzt sehr peinlich.
Ich weiß nicht, wo der gute Wein so plötzlich
herkommt und für uns ergötzlich
das Fest noch schöner macht und Freuden spendet.
Im seligen Vollrausch dieses Fest dann endet.
Doch hinten in dem Saale stand der Mann aus Nazareth,
er sprach zu seiner Mutter: Ich will jetzt gleich ins Bett.
Aber es freut mich, denn ich habe die Menschen fröhlich gemacht.
Sie haben gefeiert, getrunken, geprostet, gelacht.
Das ist nicht nur Weinseligkeit,
auch Gnade wirkt zu dieser Gelegenheit.
Wer fröhlich ist, der denkt an die Barmherzigkeit
des Gottes, der die Menschen macht bereit
für Glauben, Hoffnung, Liebe, Gottvertrauen,
damit sie im Leben nicht mehr so grämlich schauen.
Wer lacht, der geht den ersten großen Schritt
zu Gnade und Barmherzigkeit gleich mit.
Ihr lieben Narren, daß ihr mich nicht falsch versteht,
denkt nicht, daß Jesus zur Hochzeit geht,
um seine Mutter hochzuspielen
oder die Menschen mit Wein abzufüllen.
Teil 3: Glaube und Lachen
Aus der Geschichte wird es ganz deutlich sogleich:
Wein, Freude, Lachen sind erste Schritte zu Gottes Reich.
Wer Gott vertraut, dem soll man das Lächeln ansehn,
der kann dann leichter durchs Leben gehn.
Weil er aus der Geschichte der Hochzeit weiß:
Das Leben ist voll Arbeit, Mühe, Krankheit und Schweiß
Und dennoch gilt: Der Griesgram macht sich das Leben schwer,
wer manchmal lachen kann, der ehrt das Leben viel mehr.
Wir wollen über Gram und Lachen nachdenken,
ihr Narren, ich will euch reinen Wein einschenken.
Das kühle Wasser der Nüchternheit
macht sich in Karlsruhe überall breit.
Ich will euch einige Beispiele sagen,
von Trauern und Meckern, von empfindlichen Klagen
Und jeder weiß: In dieser unserer schönen Stadt
man Grund genug zum Jammern und Trauern hat.
Jeder soll sagen, ist klar, was stört,
was nicht in diese Stadt gehört.
Aber genauso soll jeder wissen
Irgendwann wird alles Jammern abgerissen.
Jesus verwandelt Wasser zu Wein,
und beim Menschen soll es die große Verwandlung sein.
Vom Zweifeln zum Glauben, vom Trauern zum Lachen,
vom Schweigen zum Reden, vom Zögern zum Machen.
Teil 4: Straßenbahn, Fußball und Bürgermeister
Hört euch als erstes die vielen Beispiele an,
Denkt nach und fangt dann mit Veränderung an.
Die Kombilösung pflastert die Straßen
mit Ampeln und Kränen über die Maßen,
Der Fahrer des Autos muß wachsam bleiben
und im langen Stau die Müdigkeit vertreiben.
Die Ampeln stehen hier am längsten auf Rot,
Selbst der Radfahrer denkt: Ich komme in Zeitnot.
In Karlsruhe müssen wir lange warten,
dann kommt ein richtiger Paradiesesgarten.
Am Ende, in Jahren sind der Vorteile viel,
die Passanten erwartet ein grünes Stadtidyll.
Für Fußgänger, Radfahrer gleichermaßen,
der Nahverkehr ersetzt dann die Autostraßen.
Ich freue mich darauf, denn es tut der Umwelt gut,
Das braucht viele Jahre und eben auch Mut.
Hört von mir ein zweites Beispiel,
darüber reden die Leute wirklich sehr viel.
In einem Bereich gibt’s überhaupt nichts zu lachen,
auch dazu will ich eine Bemerkung machen.
Über Fußball reden alle gerne und viel,
Es ist für die Deutschen das liebste Spiel
Aber nicht nur die Taxifahrer schreien Ach und Weh,
wenn einer verliert, es ist der KSC.
Ein neuer Libero, ein neuer Rechtsaußen
hilft nicht, bald betrachtet der Vorstand die Liga von draußen
Der Ball, er landet nicht im Tor,
Immer dasselbe: Er bleibt außen vor.
Trainer, Masseur und Präsident
Sie reden und reden, die Mannschaft rennt.
Aber es will sich kein Erfolg einstellen,
man müßte nun dafür die Gründe erhellen.
Ich versteh nichts vom Fußball, ich bin da ganz ehrlich,
Ich finde Stollen und Bälle gefährlich.
Aber ein Gedanke, der braucht nicht viel:
Auch der Fußball ist nur ein Spiel.
Es wird noch ein wenig Zeit verrinnen,
und auch die Blauen werden wieder gewinnen.
Mein drittes Beispiel wagt sich weiter hervor,
ich hoffe, das wird kein Eigentor.
Karlsruhe wird wählen.
Und die Stimmen werden gezählt.
Am Ende steht ein neuer Oberbürgermeister.
Die spannende Frage ist nur: Wie heißt er?
Ob Mergen, ob Lenz, ob Mentrup, ob Wellenreuther
Oder vielleicht doch ein Grüner? Die Leute
würden es gerne heute schon wissen,
ich weiß schon jetzt: Sie werden den Fenrich vermissen,
der ruhig und bedächtig das Stadtschiff steuert,
und Kleines und Großes erneuert.
Und dann würde ich gern etwas Großes erreichen:
Liebe Karlsruher, ihr müßt euch nicht immer mit Stuttgart vergleichen.
Ihr Badener, ihr Württemberger, laßt einfach das Vergleichen sein,
Seht euch den Jesus an: Vergleicht er Wasser mit Wein?
OB wird ein Mann – oder eine Frau.
Es bleibt ein Geheimnis, wir wissen's nicht genau.
Wir müssen es abwarten und richtig entscheiden,
die Kandidaten ihre Programme verbreiten,
Wir Narren müssen das gut überlegen,
wer unsere Stimme bekommt und unseren Segen.
Teil 5: Lachen in Gottes Hand
Liebe Narren, wir stehn nun kurz vor dem Schluß
Und stellen die Frage, die jeder Prediger stellen muß.
Was lernen wir beflissen daraus?
Was nehmen wir aus der Predigt mit nach Haus?
Wir sollen die Welt nicht grämlich reden
Wir sollen geduldig sein und leben.
Für uns Narren und Zweifler ist's eine Erkenntnis auf Raten:
Wir sind nicht sicher vor Gottes Wundertaten.
Es kann uns zu jeder Stunde überfallen:
Plötzlich ist Wasser Wein – und wir krallen
uns fest an Griesgram, Quengeln und Trauer,
verkriechen uns wehleidig hinter die Mauer.
Wenn Wasser zu Wein wird, dann lacht man.
Vor diesem Wunder wird alle Macht lahm.
Gott will uns einladen zur Hochzeit,
gut, wenn wir dann, vom Griesgram befreit,
auch lachen und glauben ohne Unterlaß,
Der Wein des Heilands kommt aus sehr großem Faß.
Gott will den Menschen eine Freude machen,
Noch mehr freut er sich, wenn sie dann auch lachen.
Sein Reich ist einer großen Hochzeit zu vergleichen,
Die Menschen feiern beim Wein, und nicht nur die Reichen.
Die große Freude speist die kleine Freude, habt Acht
Dem großen Wunder folgt das kleine Wunder, und nun lacht.
Ich bin sicher, es kommt die Zeit, ja ich bin so frei,
da gewinnen die Blauen auch wieder mit Fünf zu Drei.
Wer Bürgermeister wird, da bin ich mir nicht so gewiß,
Ich hoffe nur, nach der Wahl geht durch die Stadt kein Riß.
Wer glauben will muß staunen lernen
und seine Wehleidigkeit entfernen.
Ihr Narren, ihr habt damit angefangen,
und dabei kann euch niemand mehr belangen.
Ihr könnt schon lachen,
das will mir große Freude machen.
Aber seht hinter dem Lachen auch den großen Glauben
Trauer und Zweifel wollen euch beides rauben.
Wenn ihr auf Jesu Geschichte hört,
Vertrauen in die unruhigen Herzen kehrt.
Lachen wird zu Glauben, Wasser wird zu Wein.
In beidem soll größte Freude sein.
Für die Fans, für die Wähler, für die Straßenbahnfahrer,
ich hoffe, sie alle in Karlsruhe sehen nun klarer.
Und wenn ihr trotzdem traurig seid, denkt an Kana und Wein
Denkt von dem großen Gott nur ja nicht zu klein.
Er tut Wunder, er hilft, er schenkt euch sein Reich.
Und er behandelt alle Menschen gleich.
Ihr seid von Gott alle eingeladen.
Das sei im Leben der rote Faden.
Wer lachen kann, der überwindet die trostlose Wand.
Wer glauben kann, der steht in Gottes Hand.
Amen.