"Glaubensschatz auf dem Marktplatz oder: Worauf sich Glauben und Lachen reimen" - Predigt über Apostelgeschichte 17, 23-28 von Wolfgang Vögele
17,23

"Glaubensschatz auf dem Marktplatz oder: Worauf sich Glauben und Lachen reimen" - Predigt über Apostelgeschichte 17, 23-28 von Wolfgang Vögele

Glaubensschatz auf dem Marktplatz oder: Worauf sich Glauben und Lachen reimen
  Predigt über Apg 17,23-28 zum Zweiten Ökumenischen Gottesdienst für Narren in St. Stephan Karlsruhe am 2.2.2013

  Teil 1: Griechisch-deutsche Rundreise
  
  Der Friede Gottes sei mit euch allen!
  Ich hoffe, was folgt, wird euch gefallen.
  
  Ihr lieben Narren, seid doch so gut,
  faßt euch an die Kappe und habt Mut,
  
  eine Predigt zu hören und denkt nicht sofort:
  Oh wär‘n wir doch an einem andern Ort,
  
  wo Gäste nicht ernste Gesichter machen,
  sondern fröhlich sich regen und lachen.
  
  Ich weiß, der Banknachbar denkt manchmal,
  das Zuhören ist eine große Qual.
  
  Wenn der Pfarrer schneller machen würde,
  wäre das Sitzen keine so große Bürde.
  
  Wenn ihrs nicht hören wollt, nehmt allein die Barmherzigkeit
  und atmet leise ein kleines Stück von Gottes Ewigkeit.
  
  Ich führe euch heute in der Predigt,
  zuerst auf den Marktplatz und, nachdem das erledigt
  
  ist, gehn wir nach Süden, nach Griechenland,
  und sehen dort, vor weißer Tempelwand,
  
  den Apostel stehen und reden mit Vollmacht.
  Was er sagt, das ist heiter. Nur keiner lacht,
  
  weil die Menschen ihn nicht verstehen,
  sie wollen schon wieder nach Hause gehen.
  
  Aber Geduld, vielleicht sind die Worte zu schnell gesagt.
  Falsches Verständnis der Apostel beklagt.
  
  Wir fliegen mit der Predigt nach Athen,
  um dort den Paulus missionieren zu sehn
  
  und kehren von dort nach Karlsruhe zurück
  finden im Zentrum das närrische Glück.
  Also gehn wir zuerst auf den Marktplatz hinaus,
  in Karlsruhe bleibt keiner in seinem Haus,
  
  und hören die Botschaft vom Glauben an Gott,
  nicht grün oder schwarz, nicht gelb oder rot.
  
  Nur Christus hat uns die Erlösung gebracht,
  Die Lüge verschwindet, der Glaubende lacht.
  
  Teil 2: Im Regen baden die Ideen
  
  Wir gehen auf den  Armen dieser Predigtworte
  hinüber zum Marktplatz, dem öffentlichen Orte.
  
  Dort stehen die Massen in großen Mengen,
  versuchen die andern nicht wegzudrängen,
  
  Wir wollen Karlsruhe in Ideen baden,
  so tönt es durch die Regenschwaden,
  
  Die Menschen sehen Fehlverhalten:
  Beamte können die Stadt nicht verwalten.
  
  Baustellen wuchern, die Straßenbahn stockt,
  das Marketing patzt, der Stadtrat verbockt,
  
  das Fest überfüllt
  und der Schloßpark vermüllt.
  
  die Mieten erhöht und der Haushalt zu klein,
  Karlsruher Wirklichkeit könnte schöner sein.
  
  In der Fächerstadt merkt es der letzte Clown:
  Die schönste Aussicht versperrt ein Baustellenzaun
  
  Die Menschen meckern, protestieren friedlich:
  Nur gute Stadtratspolitik macht sie glücklich.
  
  Man hat sich versammelt zum Protest,
  mal sehn, was sich draus machen läßt.
  
  Sie stehn in Massen bei der Pyramide,
  das Wort wird laut, selbst aus dem zweiten Gliede.
  
  Sie rufen lautstark nach der besseren Stadt.
  Mal sehn, sage ich, was die Bibel zu bieten hat.
  
  Die kennt als Stadt den Turm von Babel
  Man häufte Steine auf den großen Stapel,
  
  bis Gott es leid war und die Sprachen vermehrte
  und damit die Städtebauer bis heute belehrte.
  
  Ihr könnt nicht alle sein wie Gott.
  Mit hohem Gebäude treibt man nicht Spott.
  
  Ob Karlsruhe, Jericho, Jerusalem,
  ob Ur, ob Babylon, ob Bethlehem,
  
  Gott läßt sein Gnadenwort nicht gern verdrehn.
  Wir hören die Mahnung, zieh‘n jetzt weiter nach Athen.
  
  Teil 3: Narrenrede auf dem Areopag
  
  Athen, das Gott in Griechenland erschuf,
  hat in Europa einen schlechten Ruf.
  
  Nicht wegen des Gyros, wegen des Ouzo,
  die Drachme ist weg, das ist der status quo.
  
  Das einst so stolze, reiche Griechenland
  steht vor einer großen Schuldenwand.
  
  Selbst durch deren kleinste Ritzen,
  verpuffen große Gelderspritzen
  
  Doch ich ergreife mutig die Gelegenheit
  und fliege in die Athener Vergangenheit.
  
  Der Marktplatz, Areopag genannt,
  stand damals wie heute im griechischen Vaterland.
  
  Fünfzig Jahre nach der christlichen Zeitenwende,
  seh‘n wir einen Herrn auf dem City-Gelände.
  
  Wir lernen den reisenden Apostel kennen,
  den wir ab jetzt den tollen Paulus nennen.
  
  Paulus war ein großer Mann von Glaube und Vertrauen
  beseelt von dem Wunsch, nur einmal Gott zu schauen.
  
  Auch er war einmal ein Verfolger der Christen
  als Saulus, und Gott mußte ihn kräftig überlisten,
  
  damit er den Glauben an Jesus erwerben konnte,
  und sich im Licht der gnädigen Wahrheit sonnte.
  
  Er kam nach Athen als kleiner Missionar der Christen
  und setzte eifrig und kühl den Menschen Fristen.
  
  Paulus versammelte Bürger und sprach dann sehr laut:
  Ihr Männer von Athen, ich sehe, ihr habt viel gebaut:
  
  Korinthische Säulen und ionische Friese, über die Maßen,
  mamorne Götterbilder auf breiten Straßen,
  
  dazu vor allem Altäre, Tempel und Heiligtümer,
  ich bewundere euch, ihr seid ja die Eigentümer.
  
  Bestätigen wird der größte Architekt:
  die Säulen erhaben, die Linien perfekt.
  
  Edle Einfalt, stille Größe,
  beim Tempelbau gebt ihr euch keine Blöße.
  
  Und das ist das Schöne und Gute,
  ich sage das mit allem freien Mute.
  
  Die wunderbar schöne Architektur
  dient der Verehrung der Götter nur.
  
  Ganz besonders aufgefallen
  in euren vielen heil‘gen Hallen
  
  ist mir ein kleiner Altar, mit unscheinbarer Inschrift,
  die Platte geputzt, der Marmor überhaupt nicht versifft,
  
  Die Inschrift besteht aus dem einzigen Satz,
  der findet auf ewig in meinem Gedächtnis Platz:
  
  „Dem unbekannten Gott“, ist in die Platte geprägt.
  Das hat mich zum Weiterdenken angeregt.
  
  Ihr wißt überhaupt nicht, wen ihr verehrt.
  Gut, daß ihr mich habt, der euer Wissen vermehrt.
  
  Denn ich weiß, wo Gott ist, den ihr am Altar glaubt,
  doch diese fromme Einschränkung ist nicht erlaubt.
  
  Als wäre Gott nur im Altar und nicht auch anderswo,
  ich sage euch nun, ihr denkt das lieber so:
  
  Der Gott, der die Welt und den Himmel geschaffen,
  die Menschen, die Hühner und vor allem die Affen,
  
  die Rosen und Tulpen, die Rehe und Hasen,
  die Eichen und Buchen, die Kühe, die grasen,
  
  dieser unsichtbare Gott braucht keinen Altar,
  er wohnt im Himmel, für uns Menschen unsichtbar.
  
  Er braucht keine Frommen, die ihm Altäre bauen,
  mit gläubigem Jubel auf brennende Opfer schauen.
  
  Er braucht das nicht, er ist groß und sich selbst genug,
  drum, liebe Athener, werdet fromm und klug,
  
  Und verschwendet nicht die kostbare Zeit
  mit langwierigem Tempelbau und leerer Frömmigkeit.
  
  Denn Gott hat alles geschaffen, auch den Menschen, der ihn verehrt,
  den Menschen, der den Schöpfer verzweifelt zu sehen begehrt.
  
  Aus altem Adam hat Gott die Vielfalt der Menschen gemacht,
  hat gelenkt und bestimmt, hat getröstet, gelacht,
  
  wie lange das Leben von Menschen währt, hat er festgesetzt,
  war zornig, als viele Menschen die Grenzen verletzt.
  
  Als die Menschen böse wurden, schickt er die Sintflut,
  als Noahs Taube flog, war alles wieder gut.
  
  Der Schöpfer der Welt ist den Menschen ganz nah.
  Er ist der unbekannte Gott von diesem kleinen Altar.
  
  Gott ist groß und allmächtig, barmherzig ist er auch,
  drum, liebe Athener, steht nun nicht auf dem Schlauch.
  
  Hört auf eure berühmtesten Dichter,
  ihre Worte haben Gewicht, der
  
  beste davon hat gesagt: Wir sind alle in Gott ganz friedlich,
  nur im Glauben werden die Menschen glücklich.
  
  In ihm, dem Barmherzigen, leben und weben,
  geduldig nach seiner Geborgenheit streben,
  
  das ist die Aufgabe von uns Menschen allein,
  drum, liebe Athener, fangt an, in Gott zu sein,
  
  in dem Gott, der in Christus die Menschen erlöst hat
  und ihren Glauben mit Hoffnung und Liebe vergrößert.
  
  So sprach es Paulus und verwunderte die Athener.
  Die einen sagten: Das wäre ja noch schöner,
  
  Wenn wir Zeus und Athene aufgeben müßten,
  statt dessen den biblischen Gott als Herrn begrüßten
  
  und unsere Tempel abreißen, die wir so lange gebaut.
  Auf der anderen Seite: Noch niemand hat den Zeus geschaut.
  
  Wir erzählen Geschichten vom stürmischen Frauenliebhaber,
  ein griechischer, nackiger, sexistischer Gott, aber
  
  wenn das seine größte und mutigste Leistung ist,
  müssen wir sagen, wir haben den biblischen Gott vermißt
  
  und pilgern nun zu seinem schlichten Altar,
  denken darüber nach, was früher war.
  
  Dann treffen wir vielleicht eine andere Entscheidung,
  für Glaube und Liebe, unter Vermeidung
  
  aller überflüssigen Opfer und Nebensächlichkeiten,
  das bringt uns dann näher an Gottes gute Seiten.
  
  Und Paulus meint: Gut, das geht auf die richtige Reise,
  denkt weiter nach und schlagt eine fromme Schneise
  
  in eure heidnischen und leidigen Gespinste,
  später besucht ihr die christlichen Gottesdienste.
  
  Viel mehr hat Paulus nicht gesagt.
  Und niemand hat sich danach beklagt,
  
  daß er die Menschen zwingen wollte.
  Er ließ ihnen Freiheit, kein Zuhörer grollte.
  
  Jeder Athener sollte selbst entscheiden,
  den Glauben empfangen, den Unglauben meiden.
  
  Wir verlassen den Paulus an diesem klaren Punkt.
  Seine Rede hat mit neuen Gedanken geprunkt.
  
  Zwischen Karlsruhe und Athen lockt nun der Vergleich,
  wir werden an Glauben und Gedanken reich.
  
  Es gibt Unterschiede und Gemeinsamkeiten,
  Erhellendes und weitere Fragwürdigkeiten.
  
  Und wer das alles zusammen bedenkt,
  wird merken, daß Gott auch in Karlsruhe lenkt.
  
  Teil 4: Athen und Karlsruhe – zwei Marktplätze
  
  Der Areopag von Athen liegt auf einem Hügel, doch
  der Karlsruher Marktplatz, auf dem klafft bald ein riesiges Loch
  
  Das Rathaus, die Kirche, die Pyramide, die Blumenstände,
  ich hoffe, bei denen wackeln nicht die Wände,
  
  wenn der Bohrer aus der Tiefe der Fußgängerzone
  die Kurve knirschend kratzt und mit lärmendem Tone
  
  zuerst auf den Marktplatz stößt, dann auf den Baustellenkomplex
  mit Kränen und Baggern, mit Bohrer und Pickel, mit Zange und Flex.
   
  Die Athener bauen Tempel für den Ärztegott Äskulap,
  die Karlsruher graben Tunnel und Loch für die U-Strab.
  
  Die Athener schauen in den Himmel und in die Höhe,
  die Karlsruher schaufeln und machen sich in der Tiefe die Mühe.
  
  Die Athener sehen fromm zum Firmament,
  die Karlsruher mühen sich trotzig am Fundament.
  
  Die Athener verbinden Glauben und Demokratie,
  Die Karlsruher graben geduldig, vielleicht schaffen sie es nie.
  
  Die Athener praktizieren das Scherbengericht
  Und kennen dabei die Barmherzigkeit nicht.
  
  Karlsruhe hat den Oberbürgermeister gewählt,
  bei Frank Mentrup man die meisten Stimmen zählt.
  
  Bald wird er mit Tatendrang sein Amt antreten,
  Um Brücken und Stadien, um Theater wird er gebeten.
  
  Zahlen sollen die Bürger, mit ein wenig Hilfe aus Stuttgart,
  Ich hoffe, der Nahverkehr kommt trotzdem ganz schnell in Fahrt.
  
  Wenigstens bleibt die Pyramide stehen,
  der Großherzog muß sich im Grabe nicht drehen,
  
  um den Lärm der Straßenbahn zu vermeiden,
  das ist so laut, das kann nicht mal ein Toter leiden.
  
  Ihr lieben Karlsruher Narren, ich sehe da schon ein bißchen rot,
  in diesem Lärm, bei diesen Schulden, wer fragt da nach Gott?
  
  Wo ist der Tempel, der den unbekannten Gott verehrt?
  Wo ist der Gottesdienst, der seinen Ruhm vermehrt?
  
  Nun würde jeder stolze und fromme Athener sagen,
  würde man ihn nach dem Karlsruher Marktplatz fragen:
  
  Ich sehe da doch neben dem Loch einen Tempel, gar nicht so klein,
  kann das nicht ein Ort der Gottesverehrung sein?
  
  Weiße Säulen, schöne Kapitelle, gerade Wände, das ist so wie ich‘s mag,
  von Weinbrenner gebaut, paßt gut zur Akropolis oder zum Areopag.
  
  Stellen wir uns vor für einen Moment,
  Paulus, der Apostel wird aufmerksam und er rennt
  
  mit Siebenmeilenstiefeln vom Areopag auf den Marktplatz,
  vor Karlsruhern und dem Athener wiederholt er den einzigen Satz.
  
  Dem unbekannten Gott, der die Welt geschaffen hat,
  Der wird hier verehrt, bei ihm sucht man Rat,
  
  nicht nur hier beim Engel der Stadtkirche ist das der Fall,
  der Engel sieht vom Turm in jede Richtung. Und überall
  
  in Herz Jesu, in Lukas, in Sankt Stephan, in Hagsfeld
  wird Gott verehrt, mit Glocken und Weihrauch und Kollektengeld.
  
  Und nun, so schließt der Apostel, denkt unbedingt,
  darüber nach, wie ihr Gott und die Baustellen zusammenbringt.
  
  Was kann denn nun die Menschen beglücken,
  die sich in der Stadt um die Bauzäune herum drücken?
  
  Protest oder Glauben, Geduld oder Drängeln,
  Leserbriefe oder unablässiges Quengeln?
  
  Und er stellt dazu die Frage: Wie ist das zu verbinden,
  eine Verknüpfung zwischen Christ-, Bürger- und Narrsein zu finden?
  
  Ihr lieben Narren, ich meine: Wer des Paulus Rede gut hört,
  und sich nicht an moderner Ablenkung betört,
  
  der kann lernen, Glauben und Handeln zu verbinden
  und den Weg zum Gott Jesu Christi zu finden.
  
  Teil 5: Glauben im Herzen, Lachen beim Scherzen
  
  Jeder Mensch sucht irgendeinen Gott, er hängt sein Herz,
  an Autos, an Reichtum, an Kleider, an Macht, kein Scherz,
  
  und will dem, was ihm am wichtigsten scheint, sein Leben
  auf einem schön geschmückten Altar preisgeben.
  
  Er stört sich an Baustellen und strebt nach Vollkommenheit,
  er hat nur sich selbst im Sinn und ist nicht zum Umweg bereit.
  
  Er sucht nach den Göttern, die auf dem Marktplatz sich tummeln,
  und er liebt es, dabei durch Boutiquen und Läden zu bummeln.
  
  Wer Gott vertraut, der nimmt eine kleine Veränderung auf sich,
  die höchste Stelle räumt er frei und öffnet sein Ich
  
  glaubend für den, der die Welt erschaffen, befreit hat und erlösen wird.
  Der vertraut darauf: Dieser Gott ist ein guter Hirt,
  
  der die Menschen barmherzig begleitet mit all seinen Gnaden,
  damit sie in Leiden und Krankheit und Schmerzen nicht nehmen Schaden.
  
  Gott läßt den Menschen die Freiheit zu handeln, wenn sie nur kennen,
  die eine Unterscheidung, Gott und die zweiten Götter zu trennen,
  
  das Wichtigste und das Zweitwichtigste auseinander zu halten,
  Gott die Ehre zu geben und danach im Vorletzten zu walten,
  
  nach Vernunft und Glauben zu entscheiden, sich selbst zu orientieren,
  gemeinsam mit anderen das Beste der Stadt zu präparieren.
  
  Aber Vernunft ist nicht immer die Sache des Narren,
  manchmal spannt er das Herz vor einen anderen Karren.
  
  Die Narren drehen die Unvernunft der Welt zum absurden Extrem,
  Kappen und Schellen und Masken sind dafür das Emblem.
  
  Die Narren übertreiben mit Berechnung und Absicht,
  denn dann fällt ein völlig anderes und heiteres Licht
  
  auf das Treiben der Welt, die das Unwichtige vor das Wichtige stellt,
  im Glauben und im Narrsein wird etwas Anderes, Bess‘res erhellt.
  
  Sie haben das Treiben der Welt und die falschen Götter entdeckt,
  den Unsinn, der in Götzen und Baustellen versteckt.
  
  Und wer Lachen und Glauben in Liebe verbindet,
  versinkt in Geduld und in Hoffnung und findet
  
  den Weg zum verehrten unbekannten Gott der Gnade,
  wer wüßte das nicht, das wäre sehr schade.
  
  Das ist niemand andres als der Gott des Mannes aus Nazareth,
  der predigend und heilend durch Galiläa geht,
  
  um dann am Ende in eine andere Stadt zu kommen,
  nicht Karlsruhe, nicht  Athen, Jerusalem heißt die Stadt der Frommen,
  
  wo die Menschen ihn kreuzigen und aus dem Leben vertreiben.
  Die Menschen sagen Nein, aber Gott sagt: Ihr könnt bleiben,
  
  wenn ihr nur mir als dem einzigen Gott vertraut,
  und sonst euer Leben auf Vernunft und Glauben baut.
  
  Was Bauen und Handeln, was Leben und Weben angeht,
  so entscheidet gemeinsam, was euch bewegt.
  
  Nur bleibt bei dieser Unterscheidung ohne Umstand,
  Zuerst der einzige Gott, dann das andere im Umland,
  
  durch das Leben mit allen Gefahren und mit allem Glück.
  Wer daran sich hält, der blickt auch nicht zurück.
  
  Der vergißt die Baustellen, Krankheiten, Beschwerlichkeiten,
  der hofft auf die Zukunft mit allen Annehmlichkeiten
  
  des Reiches Gottes in Ewigkeit
  und geht gelassen durch die Zeit.
  
  Teil 6: Faschingsumzug und hinaus in die Welt!
  
  Liebe Narren, wir stehn nun kurz vor dem Schluß
  Und stellen die Frage, die jeder Prediger stellen muß:
  
  Ist der Apostel, der Vernunft und Glaube empfiehlt, ein Narr?
  Oder ist er ein Seher, ein Weiser, denkt er klar?
  
  Letzte und vorletzte Dinge zu trennen,
  das ist ein Unterschied, den wir schon kennen.
  
  Dazu kommt ein zweiter Unterschied,
  die Kirche, der Marktplatz, das andere Gebiet.
  
  Glaubende wie Narren gehen in die Kirche hinein,
  aber sie gehen nach dem Gottesdienst auch wieder hinaus.
  
  Sie sind in der Kirche nicht gefangengenommen,
  sondern sie lernen, und das nicht verschwommen,
  
  was auf dem Weg in die Welt sie mitnehmen können,
  was sie auf dem Marktplatz an Lachen und Glauben gewönnen,
  
  wenn sie sich von Gottes Botschaft faszinieren lassen
  und Glauben und Lachen viel weiter fassen,
  
  als in der Enge von Kirchen und Verein.
  Liebe Narren, wär es nur eng, ihr laßt es lieber sein.
  
  Glauben und Lachen nur dort gut gelingt,
  wo beides von einem zum anderen überspringt.
  
  Glauben gewinnt Menschen, Lachen gewinnt Menschen, ganz zwanglos,
  wo es nicht geschieht, wird beides belanglos
  
  und schal. Ich sage auch: Vergeßt das nie,
  weder Glauben noch Lachen verträgt die Bürokratie
  
  Sowohl die Hoffnung als auch der Humor sind eine Gefahr,
  für jeden Aktendeckel, der einmal eine Tabelle war.
  
  Der Marktplatz hier in dieser schönen Stadt,
  liegt zwischen Kirchen und Rathaus, zuletzt ein guter Rat.
  
  Ihr Christen und Narren, ihr Narren und Christen,
  geht nach draußen, laßt euch nicht überlisten,
  
  von denen, die euch kleinmachen wollen
  und einfach über eure Köpfe rollen.
  
  Lacht und glaubt! Glaubt und lacht.
  Das ist noch immer die größte Macht.
  
  Zieht aus zum Umzug, geht hinüber auf den Marktplatz,
  redet wie Paulus von eurem größten Schatz
  
  vom Glauben an den einen Gott der geschaffenen Welt,
  der vergibt und die Menschen durch das Leben erhält.
  
  Und wie Eulenspiegel erzählt den schönsten Scherz.
  So erreicht ihr am schnellsten der anderen Herz.
  
  Liebe Narren, ich merke, wie meine Kräfte erlahmen.
  Drum schließe ich mit dem letzten, dem Friedenswort: Amen.
  
   
Perikope
Kapitel / Verse: 17,23