KONFI-IMPULS zu Titus 2,11-14 von Cornelius Kuttler
2,11-14

KONFI-IMPULS zu Titus 2,11-14 von Cornelius Kuttler

Der „Heilig Abend-Gottesdienst“ und ein nicht unbedingt „konfi-affiner“ Predigttext – Perspektiven für die Predigt

Die Predigt im Heilig-Abend-Gottesdienst muss sich der Herausforderung stellen, Menschen unterschiedlichster Glaubensprovenienz und Bildungsschichten im Blick zu haben. Zudem die Aufmerksamkeit auf die Konfis als Predigthörerinnen und Hörer zu richten, mag vielleicht der Quadratur des Kreises gleichkommen, bietet aber bei genauerer Betrachtung die Chance, mit den Konfis zugleich die gesamte Gottesdienstgemeinde anzusprechen.

Konfirmandinnen und Konfirmanden besitzen m.E. auf ihrem Weg des Glaubens durchs Konfi-Jahr ein feines Gespür dafür, wo der christliche Glaube ihre existentiellen Lebensthemen berührt und wo nicht. Sie erkunden und erproben Glauben, lassen sich auf Rituale des christlichen Glaubens ein und erleben zugleich immer wieder, dass manche Predigtinhalte oder gottesdienstlichen Elemente ihnen unverständlich bleiben oder irrelevant fürs persönliche Leben zu sein scheinen.

Hilfreich könnte es darum sein, die großen soteriologischen Linien des Predigttextes zu elementarisieren und auf die – zugegebener Maßen vereinfacht und plakativ formulierte – Überschrift zu bringen: „Was bringt mir der Glaube für mein Leben?“

Dies ist eine Frage, die m.E. Konfis im Lauf des Konfi-Jahres immer wieder bewegt.

Der Predigttext Tit 2,11-14 birgt die Gefahr, „an den Konfis vorbei zu gehen“. Ist er doch – zumal in der Lutherversion – theologisch und sprachlich so dicht formuliert, dass selbst geübte Predigthörer/innen Mühe haben könnten, zu folgen.

Ein erster Vorschlag wäre darum, die ebenso verständliche wie theologisch treffende Übersetzung der Basisbibel zu wählen.

Zwei Themenfelder des Predigttextes scheinen mir für Konfis interessant zu sein im Blick auf die Frage „Was bringt mir der Glaube für mein Leben?“:

Zum einen die soteriologische Spitzenaussage des Textes über die  „Gnade“ (V.11) und zum anderen das Stichwort „glückselig“ (bei Luther „selig“, V. 13).

1)      Wenn von „Gnade“ gesprochen wird, dann weckt das die Frage danach, ob Konfis in ihrem Lebensalltag so etwas wie „Gnade“ erleben und daher positive Assoziationen mit diesem Begriff verbinden. Erfahren Konfis, dass ihnen etwas gratis, gnadenhaft zukommt im Leben oder ist es nicht vielmehr die gegenteilige Erfahrung, die ihr Leben prägt: Dass von nichts nichts kommt. Dass ein Tun-Ergehen-Zusammenhang Schule, Familie und vielleicht auch den Freundeskreis prägt: Wer sich anstrengt, wer sich gut präsentiert, der bringt es zu etwas, der ist geliebt und anerkannt.

Die weihnachtliche Botschaft von der bedingungslos erscheinenden Gnade setzt demgegenüber einen anderen Akzent.

2)      Die Aussage über die „glückselige Hoffnung“ in V. 13 trägt gewiss eschatologischen Charakter, bietet zugleich aber den Anknüpfungspunkt, über die Sehnsucht nach Glück zu sprechen. Wenn ich Konfis danach frage, was sie sich für ihr Leben wünschen, dann steht bei vielen Jugendlichen der Wunsch nach einem „glücklichen und guten Leben“ an erster Stelle.

Die Frage nach Glück und gelingendem Leben ist ein weites Feld und bedarf einer sehr differenzierten Betrachtung. In der Sehnsucht nach einem glücklichen und entspannten Weihnachtsfest ist der Wunsch nach Glück für viele Menschen (auch für Konfis) präsent. Vielleicht vor allem darum, weil diese Weihnachtsglückseligkeit so zerbrechlich ist. Die weihnachtliche Botschaft vom Kind in der Krippe rührt an diese Sehnsucht und nimmt zugleich die Zerbrechlichkeit des Lebens ernst.

Ideen für den KU

Die Konfis führen in der Kirchengemeinde bei verschiedenen Menschen eine Umfrage durch zum Thema „Gnade“ (z. B. „Was bedeutet das Wort ,Gnade‘ für Sie?“ „Welche Erfahrungen haben Sie mit ,Gnade‘ gemacht?“ usw.). Die Antworten der interviewten Personen können in die Predigt am Heilig Abend einfließen.

Eine Variation dieser Umfrage wäre, die Interviews als Video aufzuzeichnen. Über die Präsentation im KU hinaus könnten einige kurze Videos evtl. im Gottesdienst gezeigt werden. Scheint der traditionelle Rahmen des Heilig-Abend-Gottesdienstes kein passender Ort zu sein, könnten die kurzen Videosequenzen auch in einem Gottesdienst im Januar rund ums Thema „Gnade“ präsentiert werden.