KONFI-IMPULSE zu Matthäus 27, 33-54 von Cornelius Kuttler
27,33

KONFI-IMPULSE zu Matthäus 27, 33-54 von Cornelius Kuttler

Der Bibeltext – was Konfis bewegt
Die Erzählung von der Kreuzigung Jesu ist gewiss keine leichte Kost für Gottesdienstbesucher, geschweige denn für Konfis. Zugleich ermöglicht es dieser Bibeltext in hohem Maße, an eigene Erfahrungen und Gefühle anzuknüpfen.
Es waren drei Kristallisationspunkte der Kreuzigungserzählung, welche die Konfirmandinnen und Konfirmanden in meinen Konfi-Gruppen besonders bewegten:
1.      Der hilflose Jesus wird verspottet
Eine Konfirmandin war vor allem über das süffisante „Hilf dir selbst!“ der Spötter entrüstet. Ein anderer Konfirmand formulierte seine Empfindungen in der ihm eigenen direkten Art: „Wenn ich dagewesen wäre, hätte ich ihnen (den Spöttern) eine reingehauen“.
Die Verspottung Jesu bringt meines Erachtens eigene Erfahrungen der Jugendlichen zum Schwingen. Sie wissen selber um den Schmerz, Opfer von Spott und Häme zu sein.
2.      Jesus zweifelt
Besonders Jesu Schrei der Gottverlassenheit war für viele Konfirmandinnen und Konfirmanden sehr eindrücklich. Dass Jesus – wie eine Konfirmandin es formulierte – „alle Hoffnung aufgegeben hat“, war für sie eine irritierende Entdeckung: „Jesus hat doch behauptet, er ist Gottes Sohn. Wie kann er dann an Gott zweifeln?“ Zugleich bietet der Schrei nach dem Warum für die Jugendlichen den Resonanzboden, sich in eigenen Zweifelserfahrungen verstanden zu wissen.
3.      Erst am Ende erkennt der Hauptmann: „Dieser ist Gottes Sohn gewesen“
Viele Konfis bewegte die Frage, warum diese Erkenntnis erst so spät laut wird. Damit rühren sie an die zentralen theologischen und soteriologischen Implikationen der matthäischen Passionsgeschichte.
Konsequenzen für die Predigt
Die Entdeckungen der Konfis zum Bibeltext und dessen Auftreffpunkten in ihrer Lebenswirklichkeit können Wegweisung für eine „konfi-perspektivisch“ ausgerichtete Predigtgestaltung sein. Instruierend mögen auch ihre Wünsche an eine Predigt über Mt 27,33-54 sein: 1) Die Predigt müsse zeigen, dass Jesus zweifelt, denn das habe mit unserem Leben zu tun. 2) Die Predigt müsse erklären, warum Jesus gestorben und nicht vom Kreuz herab gestiegen sei. 3) Die Predigt müsse „Beispiele von heute“ verwenden, am besten solle der Prediger/die Predigerin aus dem eigenen Leben erzählen.
Zu spüren ist m. E. die Sehnsucht nach einer authentischen und „erfahrungs-geerdeten“ Predigt, welche die soteriologische Lebensrelevanz des biblischen Textes aufleuchten lässt.
Anregungen für ein Bibelgespräch über den Predigttext im KU
1)      Der Bibeltext wird von einer Bibelhörbuch-CD abgespielt (der Höreindruck nimmt in die Erzählung hinein)
2)      Die Konfis lesen den Text in der Bibel nach (am besten in derselben Übersetzung, die sie gehört haben). Sie schreiben einen Satz/einen Vers, der sie bewegt, auf ein Blatt (in der Sprache der Jugendlichen formuliert: Einen Satz, den sie „krass“ finden).
3)      Die Sätze werden ausgelegt und gemäß dem Duktus der Kreuzigungserzählung geordnet.
4)      Jeweils 2-3 Konfis gestalten zu einer Person/einer Personengruppe der Kreuzigungsgeschichte eine Umrissfigur aus farbigem DIN-3-Papier. Schon die ausgewählte Papierfarbe sagt etwas über die Typologie der jeweiligen Person aus.
5)      Aus den Umrissfiguren entsteht in einem Bodenbild eine Kreuzigungsszene (vgl. das Bildmaterial zum Bodenbild).
6)      Die Konfis erhalten eine Karte, die für ihre eigene Person steht. Diese Karte legen sie in die Kreuzigungsszene unter der Fragestellung: Wo will ich sein in dieser Geschichte: vielleicht nahe bei Jesus oder weit weg vom grausamen Geschehen? In einer Gesprächssequenz wird die entstandene Szene gemeinsam gedeutet.
7)      Es ist sicherlich sinnvoll, dieses Bibelgespräch durch weitere Unterrichtsbausteine zum Thema „Passion und Sterben Jesu“ aufzunehmen und zu bündeln.