(Konfirmations)Predigt zu 1.Korinther 2,12-16 von Jörg Egbert Vogel
2,12-16

(Konfirmations)Predigt zu 1.Korinther 2,12-16 von Jörg Egbert Vogel

12 Wir haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der von Gott kommt, damit wir verstehen, was uns von Gott geschenkt worden ist.
13 Und davon reden wir, nicht mit Worten, wie menschliche Weisheit sie lehrt, sondern mit Worten, wie der Geist sie lehrt, indem wir für Geistliches geistliche Bilder brauchen.
14 Der natürliche Mensch aber erfasst nicht, was aus dem Geist Gottes kommt, denn für ihn ist es Torheit; und er kann es nicht erkennen, weil es nur geistlich zu beurteilen ist.
15 Wer aber aus dem Geist lebt, beurteilt alles, er selbst aber wird von niemandem beurteilt.
16 Denn wer hätte die Gedanken des Herrn erkannt, dass er ihn unterwiese? Wir aber haben die Gedanken Christi.

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gäste, liebe Gemeinde,
der Apostel Paulus beschreibt in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth mit etwas komplizierten Worten eine eigentlich ganz einfache Beobachtung:
Wer sich auf den Glauben an Gott einlässt, wer sich – wie ihr in den letzten 2 Jahren – mit Inhalten des Glaubens beschäftigt und sie in sich aufnimmt, der erlebt eine Veränderung seines Lebens.

Paulus beschreibt das mit der Gegenüberstellung des natürlichen Menschen mit dem, der aus Gott lebt.

Ihr habt das in der Konfirmandenzeit erlebt, wie sich eurer Blick auf das Leben verändert, wie sich eurer Horizont erweitert hat, was es heißt, aus Gott, mit Gott zu leben.

Wir haben die Gedanken Christi, schreibt Paulus, d.h. für euch ist Gott nicht mehr nur eine irgendwie anonyme fremde Idee, sondern Gott ist konkret geworden, so wie Jesus es seinen Schülern gezeigt hat. Ihr habt Gott etwas besser kennengelernt, habt Vertrauen aufgebaut, so wie es Jesus gelehrt hat.

Ihr habt gelernt, dass er euer Freund, euer Vertrauter sein kann, der euch Kraft gibt für euer Leben, der euch hilft in euren in Zukunft auch immer schwieriger werdenden Entscheidungen.

Ihr habt Glauben gelernt, indem ihr Bibel gelernt habt und Kirche und Tradition und Liturgie.

Ja ihr habt sogar gelernt selbständig einen eigenen Gottesdienst zu gestalten, ein selbst gewähltes Thema in Anspiel und Predigt umzusetzen.

Und ganz wichtig ist, ihr habt erfahren, dass Glaube nicht etwas ist, das man für sich alleine lebt, sondern dass die Gemeinde, die Kirche, die Gemeinschaft der Glaubenden ein Teil des Glaubens ist.
Wer versucht, ohne die Gemeinschaft zu glauben, wird immer nur seinen Kinderglauben behalten. Glaube entwickelt sich in der Gemeinschaft, im Gespräch, im miteinander Leben.

In den letzten 2 Jahren seid ihr zu einer immer vertrauteren Gemeinschaft zusammengewachsen, so unterschiedlich ihr auch seid. Ihr habt euch besser kennengelernt und auch, wie jeder mit seinem Glauben umgeht, wie sie oder er seinen Glauben ausdrücken kann, als ihr in Gruppen zu bestimmten Themen zusammengearbeitet habt. So z.b. als ihr euch mit dem Apostolischen Glaubensbekenntnis beschäftigt und dann eigene Glaubensbekenntnisse geschrieben habt, von denen wir eines heute auch gemeinsam sprechen.

Besonders gut seid ihr als Gruppe zusammengewachsen als ihr auf der Konfireise nach Erfurt und Eisenach in Teams Referate zu den besuchten Orten, Kirchen, Synagogen, die Wartburg und zu damit verbundenen Themen vorbereitet und gehalten habt.

Viele ganz unterschiedliche Gottesdienste hier in eurer Gemeinde konntet ihr miterleben, den „etwas anderen Gottesdienst“, normale Gottesdienste, Taizégebete, Open-Air-Gottesdienste, Jugendgottesdienste. Und zum Teil seid ihr an der Vorbereitung und Durchführung beteiligt gewesen.

Ihr habt so Erfahrungen gesammelt mit dem Glauben und der Kirche und wurdet so zu mündigen Christen, je nachdem wie weit jede und jeder von euch bereit ward, euch auf dies alles einzulassen, der eine mehr, der andere weniger.

Wenn ihr aus dem Geist lebt, wie Paulus schreibt, so wie ihr es jetzt gelernt habt, dann beurteilt ihr das Leben auf eine neue Weise, nämlich durch die Gedanken Christi, und lebt als Menschen, denen der Glaube an die Liebe Gottes zur Lebenskraft geworden ist.

Dieses Leben aus dem Geist Gottes ist besonders mit dem Pfingstfest verknüpft.
Die Freunde Jesu, seine Schüler, sind zunächst durch seinen Tod geschockt und haben sich ängstlich zurückgezogen. Dann machen sie Glaubenserfahrungen mit ihm, dem Auferstandenen. Und plötzlich haben sie den Mut, vor vielen Menschen ihren Glauben zu bekennen, ihren Glauben daran, dass Jesus aus Nazareth der Messias ist, der Erlöser, der nun bei Gott ist und durch Gottes Geist weiter wirkt unter ihnen.

Später wird das dann mit der Geschichte von der Ausgießung des Heiligen Geistes von Lukas in der Apostelgeschichte literarisch in Szene gesetzt.

Durch die Kraft des Geistes Gottes entsteht innerhalb der jüdischen Gemeinde eine neue Gemeinschaft, der an den Messias Jesus Glaubenden, die sich in kürzester Zeit über das ganze römische Reich ausbreitet und später zur Kirche wird.

Diese neue Bewegung gründet im Pfingstfest, zu dem ungefähr im Jahr 33 Tausende Menschen in Jerusalem zusammen kamen, weil sie zu einem der großen jüdischen Feste gepilgert sind, zum Wochenfest, Schawuot. Es ist das Frühjahrserntefest und das Fest des Dankes für die Tora, für die Gabe der 10 Gebote an Mose auf dem Berg Sinai.
Auch genau am heutigen Tag feiert die jüdische Gemeinde in diesem Jahr dieses Fest.

Es ist kein Zufall, dass die Gabe des Geistes Gottes, die Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Jünger Jesu, mit dem Wochenfest verbunden wird.
Es bedeutet, alle wichtigen Dinge im Leben bekommen wir geschenkt.

Dass sich die Kirche so schnell ausgebreitet hat, war ein Geschenk, für das es zu danken galt. Diese Ausbreitung des Glaubens unter die Völker ist wie eine große Ernte.

Und das ist es bis heute.
Deshalb feiern wir Pfingsten Konfirmation. Dies hat eine tiefe urchristliche Bedeutung. Nicht nur für die Konfirmanden, sondern auch für die Gemeinde.

Die Gemeinde feiert so die Frucht ihres Wirkens in der Welt als „Erntefest“. Denn, dass es Konfirmandinnen und Konfirmanden immer wieder gibt, ist die Folge des Daseins der Gemeinde vor Ort. Gäbe es keine Gemeinde oder wäre die Gemeinde versteckt, unsichtbar, unauffällig und kraftlos, dann gäbe es auch keine Konfirmanden. Dann hätte die Gemeinde keine Zukunft.

So jedoch „erntet“ unsere Gemeinde jedes Jahr die Früchte ihres Wirkens, indem sie junge Menschen durch die Taufe und Konfirmation in die Gemeinde aufnimmt.
Das ist Grund zum Feiern.
Der Geist der grenzenlosen Liebe Gottes, der Pfingsten über die Freunde Jesu gekommen ist und der seit den Tagen des Mose das Verständnis für die Tora, für die Bibel öffnet, wird so von Generation zu Generation weitergegeben, eine Bewegung der Begeisterung durch die Zeiten.

Ihr Konfis 2015 seid Teil dieser Bewegung durch die Zeiten. Ob die Kirche eine Zukunft hat, hängt auch von euch ab, und davon, dass ihr euren Glauben in der Welt lebt, indem ihr euch selbstbewusst einmischt und die Geschehnisse in der Welt geistlich beurteilt.
Ich glaube, dass ihr das könnt, und dass wir gemeinsam als Gemeinschaft der Glaubenden Veränderungen bewirken können in der Gesellschaft und in der Kirche.
Denn: Wir haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der von Gott kommt, damit wir verstehen, was uns von Gott geschenkt worden ist.