Lebe Deinen Glauben und erzähle davon! Predigt zu 1. Johannes 5, 1-4 von Anke Fasse
5,1-4

Lebe Deinen Glauben und erzähle davon! Predigt zu 1. Johannes 5, 1-4 von Anke Fasse

Lebe Deinen Glauben und erzähle davon!

Liebe Gemeinde,

vor kurzem traf ich mein Patenkind. Lange hatten wir uns nicht gesehen. Inzwischen ist sie erwachsen. Eine junge Frau. Selbstbewusst, reflektiert, kritisch. Aber auch auf der Suche. Es war eine gute, intensive Begegnung. Vieles, was passiert ist, haben wir ausgetauscht. Und dann stellt sie die Frage: Was glaubst Du?

Eine ganz klare Frage. Eine gute Frage an die Patin. Eine Frage, die mir als Pastorin natürlich nicht fremd ist. Und doch eine Frage, die immer wieder herausfordert. Selbstverständlich gibt es da das Glaubensbekenntnis. Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer.... und an Jesus Christus.... Zum Glück gibt es dieses feste Bekenntnis, in das ich mich hineinfallen lassen kann. Das mich trägt und mich mit Christen und Christinnen weltweit und über viele Zeiten hinweg verbindet.

Aber manches Mal reicht das nicht. Und dies war so ein Mal. Ein Moment, in dem es um meinen Glauben ging. Was ist mein Glauben? Was glaube ich? Was bedeutet Glauben für mich? Wie lebe ich ihn? Es gibt Momente, die ein persönliches Bekenntnis erfordern. Für mich. Für mein Umfeld. Keine dogmatischen Wahrheiten und Weisheiten sind gefragt, sondern ein klares ehrliches Bekenntnis. Am besten ohne große Schnörkel.

Lebe deinen Glauben und erzähle davon.

Was glaubst Du?

Eine aktuelle Frage, immer wieder und gerade jetzt. Der religiöse Markt ist groß, ist offen und unübersichtlich. Neben den bekannten Konfessionen, Kirchen und Religionen gibt es viele andere Gruppen, die sich da tummeln. Und dazu kommt in Deutschland eine immer wieder geäußerte Angst vor einer Islamisierung irgendwo vermischt mit der Flüchtlingsfrage.

Um mich auf diesem Markt zurechtzufinden, ist es wichtig, meine Antwort zu kennen auf die Frage: Was glaubst du? Wenn ich darauf antworten kann, gewinne ich Halt und Sicherheit in meine eigenen Wurzeln und ebenso Offenheit und Freiheit für andere Glaubensmöglichkeiten. 

Lebe deinen Glauben und erzähle davon.

Eine Form vom Glauben zu erzählen ist die Musik, der Gesang.

Lied: 272 (Ich lobe meinen Gott)

Was glaubst Du? Diese Frage war eine entscheidende Frage der ersten Christen. Es gab für sie im Unterschied zu uns keine feste Tradition, auf die sie verweisen konnten, kein altes Glaubensbekenntnis. Als Christen waren sie anders als das Umfeld. Kritik und Anfeindungen gehörten zum Alltag.

Umso wichtiger war es den eigenen Glauben zu bekennen. Seine Merkmale zu benennen und davon weiterzuerzählen.

In unserem Predigtwort aus dem ersten Brief des Johannes heißt es:
Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist,
der ist von Gott geboren;
und wer den liebt, der ihn geboren hat,
der liebt auch den, der von ihm geboren ist.

Das ist also der Glauben.
Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben,
wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten.
Denn das ist die Liebe zu Gott,
dass wir seine Gebote halten;
und seine Gebote sind nicht schwer.

Zum Glauben gehört die Liebe.
Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt;
Und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.

(1 Joh 5, 1-4)

Zum Glauben gehört die Liebe und die Hoffnung.

Glauben, Liebe, Hoffnung, es sind diese drei Grundpfeiler, mit denen der Autor dieses Bibelwortes seinen Glauben beschreibt.

Es ist der Glaube. Der Glaube an Jesus als den Christus. Zum Glauben an Gott den Vater kommt der Glaube an Jesus als der Christus hinzu.

Drei Wochen ist es her seitdem wir Ostern gefeiert haben und in die alten Osterchoräle eingestimmt haben: Er ist erstanden, halleluja! Es ist der Glaube und das Vertrauen in Gottes Begleitung durch Zeiten des Dunkels, des Leids und des Todes hindurch. Das Vertrauen auf den neuen Morgen nach dunkler Nacht. Das Vertrauen auf neue Lebensfreude nach Zeiten der Traurigkeit. Das Vertrauen darauf, dass der Tod nicht das Letzte ist, weil Jesus nicht im Tod geblieben ist.

Die Erfahrung der Frauen am leeren Grab und der Jünger und all der anderen nach dem ersten Osterfest in Jerusalem ist für die ersten Christen noch ganz nah. Und doch gab und gibt es immer wieder auch Zweifel. Sie sind Teil des Glaubens.  

Der Glaube an Jesus Christus definiert unseren Glauben, erdet ihn. Gott wird Mensch und ist uns, ist mir, ist dir, so ganz nah. Er lebt und erlebt die Welt in ihren verschiedensten Facetten. Und überwindet sie. Und durch den Glauben, das Vertrauen in ihn, tun wir das Gleiche mit ihm.

Die Liebe. Die Liebe sie gehört unbedingt zum christlichen Glauben dazu. Als Christ oder Christin komme ich nicht am Doppelgebot der Liebe vorbei. Auf die Frage, welches ist das höchste Gebot, antwortet Jesus: Du sollst den Herrn deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

Die Liebe sie ist ein Gebot des Glaubens. Ein Gebot, das aus dem Glauben wächst. Die Liebe, sie wächst, nicht als Forderung, sondern als Frucht des Glaubens.

Und so führt der Glaube automatisch immer wieder neu über sich selbst, über den einzelnen hinaus. Indem er auf Gott, den Vater Jesu Christi verweist, verweist er immer wieder gleichzeitig auf den Nächsten, auf den Mitmenschen. Ohne die Achtung des anderen – in Toleranz und Offenheit – ist christlicher Glaube nicht denkbar. 

Jesus hat es uns vorgemacht ,indem er das Brot brach mit allen, die für diese Liebe offen waren.

Die Hoffnung. Die Hoffnung, auch sie gehört unbedingt zu meinem Glauben dazu. Als Glaubende geht mein Horizont über das Sichtbare hinaus. Ich lebe, arbeite, liebe natürlich ganz in dieser Welt. Und doch tue ich all dies im Glauben und Vertrauen in Christus, der die Welt überwunden hat. Im Glauben und Hoffen auf das Reich Gottes, das heute schon angebrochen ist.  Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2 Kor 5, 17) – so drückt es der Wochenspruch aus. Und mir fallen Beispiele vieler verschiedener Glaubensväter und –mütter ein, die aus dieser Hoffnung heraus Großartiges geleistet haben.

Einer davon ist Dietrich Bonhoeffer. Am 9. April war sein 71. Todestag. Im Gefängnis lebte er aus dieser Hoffnung heraus. Getragen von dieser Hoffnung konnte er dem Tod entgegengehen. Als letzte Worte sind von ihm überliefert: Das ist das Ende. Für mich der Beginn des Lebens.

Glauben. Liebe. Hoffnung. Die drei Grundpfeiler. Ohne sie kann ich nicht antworten auf die Frage: Was glaubst Du?

Was glaubst Du? Was sind Merkmale deines Glaubens? Eine schwere und leichte Frage zugleich. Eine Frage über die ich lange nachdenken kann. Eine Frage, über die es sich lohnt nachzudenken und auszutauschen.

Aber auch eine Frage, auf die es schwer ist auf kognitive Art und Weise allein zu antworten. So wünsche ich uns, unser Herz zu öffnen für den Grund unseres Glaubens, auf dass Glaube, Liebe und Hoffnung uns erfülle.

So erfüllt werden wir voller Überzeugung und Offenheit zugleich unseren Glauben leben und davon  weitererzählen.

Amen