Predigt zu 1. Korinther 15,12-20 von Angelika Überrück
15,12-20

Predigt zu 1. Korinther 15,12-20 von Angelika Überrück

Nun lautet die Verkündigung: „Christus ist vom Tod auferweckt!“ Wie können dann einige von euch sagen, „Es gibt keine Auferstehung der Toten?“ Wenn es nämlich keine Auferstehung der Toten gibt, dann wurde auch Christus nicht auferweckt. Wenn aber Christus nicht auferweckt wurde, dann hat unsere Verkündigung keinen Sinn. Auch euer Glaube ist dann sinnlos. Dann wäre es ja falsch, was wir von Gott bezeugen. Denn im Gegensatz zu dem, was er getan hat, würden wir bezeugen: Er hat Christus auferweckt. Aber er hätte ihn eben nicht auferweckt, wenn es gar keine Auferstehung der Toten gibt. Denn wenn es richtig ist, dass Tote überhaupt nicht auferweckt werden, dann wurde auch Christus nicht auferweckt. Wenn aber Christus nicht auferweckt wurde, dann ist euer Glaube vergeblich. Dann seid ihr auch immer noch mit Schuld beladen. Dann sind also auch die verloren, die im Vertrauen auf Christus gestorben sind. Wenn wir nur für das jetzige Leben auf Christus hoffen, sind wir bedauernswerter als alle anderen Menschen. Jetzt ist Christus aber vom Tod auferweckt worden, und zwar als Erster der Verstorbenen. (Übersetzung: Basis Bibel)

Liebe Gemeinde,

wie kann jemand, der tot war, plötzlich wieder leben?

Paulus versucht die Auferstehung der Toten zu erklären. Das klingt beim ersten Hören fast wissenschaftlich und logisch. Aber so richtig kommt er damit nicht an. Es bleibt geheimnisvoll. Und  Osterfreude kommt dabei nicht auf.

Wie soll man auch jemandem, der nichts mit dem Thema Glauben anfangen kann, erklären, dass Jesus auferstanden ist?

Auch wir, die wir hier heute im Gottesdienst versammelt sind und denen der Glaube etwas bedeutet, können das, was Auferstehung für uns heißt, vermutlich nur schwer in Worte fassen. Und ob dabei Osterfreude aufkommt, ist auch die Frage. Denn wenn ich Sie jetzt fragen würde: Was bedeutet der Satz: „Christus ist vom Tod auferweckt!“ für Sie, dann kämen sicher sehr unterschiedliche Antworten, vielleicht auch manches Schweigen.

Einige Meinungen, die mir in Gesprächen und Äußerungen manchmal begegnen, sind: „Nach dem Tod bin ich bei Gott. Mit meinem Leben hier hat das nichts zu tun.“ so sagen manche. Oder andere: „Nach dem Tod werde ich als Engel im Himmel sein.“ Und wieder andere sagen: „Im Himmel treffe ich Angehörige und Freunde wieder.“ Wiederum andere sagen:

„Auferstehung passiert hier in meinem Leben. Da, wo ich erfahre, dass ich lebe. Da, wo Leben sich durchsetzt gegen festgefahrene Strukturen.“ Vielleicht finden Sie sich in einer dieser Äußerungen wieder, vielleicht würden Sie Auferstehung für sich auch ganz anders beschreiben. In vielen dieser Beschreibungen wird keine wirklich Osterfreude spürbar.

Wie aber kann man über Auferstehung reden, so dass Osterfreude entsteht, so wie bei den ersten Christen?
Vielleicht hilft der Blick auf den Anfang des Ostergeschehens, so wie ihn die Bibel berichtet.
Die Frauen am Ostermorgen finden das leere Grab. Mehr nicht.
Über die Auferstehung Jesu selbst wird gar nichts erzählt. Lediglich ein Engel erscheint den Frauen und weist sie darauf hin, dass Jesus auferstanden ist. Später begegnet der Auferstandene den Frauen.
Die Auferstehungsberichte beschreiben die Reaktionen der Menschen, aber nicht das eigentliche Geschehen.

Immer wieder haben Menschen versucht, diese Situation am Ostermorgen zu analysieren und zu erklären. Sie haben überlegt, wie der Leichnam Jesu aus dem Grab verschwunden sein könnte. Wer den Frauen da erschienen ist. Und und und. Aber ich denke, das geht nicht. Ostern können wir nicht analysieren und nicht beweisen. Jesus lebt. Das ist ihre zentrale Botschaft. Merkwürdig kurz und schlicht.

Die Auferstehung ist auch nicht logisch zu erklären, sie ist nur zu glauben.
Das wird an der Argumentationsweise des Paulus ganz deutlich. Auch wenn sie so klingt, sie ist nicht wissenschaftlich logisch.

Im ersten Satz unseres Predigttextes begründet er die Auferstehung von den Toten mit der Auferstehung Jesu. „Nun lautet die Verkündigung: `Christus ist vom Tod auferweckt!´ Wie können dann einige von euch sagen, `Es gibt keine Auferstehung der Toten?´“

Im zweiten Satz begründet er die Auferstehung Jesu mit der der Toten. „Wenn es nämlich keine Auferstehung der Toten gibt, dann wurde auch Christus nicht auferweckt.“ Das ist letztlich keine logische Beweiskette, denn die Begründung des einen wird zur Voraussetzung des anderen. Eigentlich ein „Zirkelschluss“.

Auch wenn das keine wirkliche Erklärung ist, will Paulus damit ausdrücken: Die Auferstehung Jesu und die Auferstehung von den Toten gehören zusammen. Mit der Auferstehung Jesu steht und fällt auch die Auferstehung von den Toten und umgekehrt, wer die Auferstehung von den Toten leugnet, nimmt auch der Auferstehung Jesu ihre Wichtigkeit.

Und  dann zählt Paulus auf, was es ohne den Glauben an die Auferstehung alles nicht gäbe. Welche Konsequenzen es also für uns hätte, wenn wir nicht an die Auferstehung glauben.

Das erste: Der Glaube an Jesus wäre umsonst. Denn, auch wenn manche sagen, Jesus war wichtig, weil er ein besonderer Mensch war, ist das nicht das Entscheidende. „Wenn wir nur für das jetzige Leben auf Christus hoffen, sind wir bedauernswerter als alle anderen Menschen.“ so heißt es in unserem Predigttext. Jesus ist nicht nur der wichtige Mensch. Der, der in ärmlichen Verhältnissen in einem Stall zur Welt gekommen ist. Er ist auch nicht nur der, der sich um die Außenseiter und Ausgestoßenen der Gesellschaft gekümmert hat. Er ist auch nicht nur der Wanderprediger, der von Gott erzählt hat. Das ist er alles auch, aber daran entscheidet sich nicht der Glaube. Das macht nicht seine Besonderheit aus.

Die zweite Konsequenz für uns, wenn wir die Auferstehung leugnen, so Paulus, wäre, dass es keine Verkündigung gäbe. Also keine Predigten. Denn worüber sollte man predigen, wenn Jesus nur ein besonderer Mensch war?

Die dritte Konsequenz, die Paulus nennt: Es gäbe keine Vergebung der Sünden. „Dann seid ihr auch immer noch mit Schuld beladen.“, so sagt es der Predigttext. Denn nur durch Jesu Auferstehung ist sein Tod am Kreuz eben auch ein besonderer Tod. Ohne die Auferstehung müssten wir mit dem, was falsch läuft in unserem Leben, mit dem, wo wir anders handeln und reden als Gott es will, alleine klar kommen.

Die vierte Konsequenz: Es gäbe keine Hoffnung. Denn der Tod bleibt ja ein Bestandteil unseres Lebens. Er lässt sich nicht verleugnen. Er wartet am Ende unseres Lebens auf uns. Auch wenn wir heute mit allen Mitteln versuchen, den Tod zu verdrängen oder beiseite zu schieben. Der Tod lebt mit uns. Wir hätten keine Perspektive für unser Lebensende. Mit dem Tod wäre dann alles aus, auch die Nähe und Liebe Gottes.

Am Schluss endet Paulus dann mit der Behauptung: „Jetzt ist Christus aber vom Tod auferweckt worden, und zwar als Erster der Verstorbenen.“ Das ist ein Bekenntnis, kein logischer Beweis. Das ist aber trotzdem der Kern unseres christlichen Glaubens, an dem alles hängt, die zentrale christliche Hoffnung.

Für Paulus entscheidet sich hieran auch sein Leben. Denn Paulus hat erlebt, dass Jesus sein Leben verändert hat. Diese Erfahrung, dass Jesus lebt, die will er weitergeben, damit alle Hoffnung haben können.

Ob ich glaube oder nicht, entscheidet sich daran, ob ich diesen Satz aus vollem Herzen mitsprechen kann: „Der Herr ist auferstanden - er ist wahrhaftig auferstanden“, den wir uns am Anfang des Gottesdienstes freudig zugerufen haben. Denn nur deshalb können wir gegen den Tod hoffen, weil Jesus den Tod erlebt hat. Er ist wirklich und real gestorben und wieder auferstanden. Bis Ostern lehrte alle menschliche Erfahrung: das Leben endet mit dem Tod. Immer. Durch Christus aber ist der Tod nicht das Letzte. Jesu Auferstehung ist nicht die Rückkehr ins irdische Leben. Sondern sie ist der Beginn eines neuen, unvergänglichen Lebens. Das ist der Grund der Osterfreude. Sie entsteht nicht durch logische Erklärungen, sondern da, wo ich erlebe, dass die Botschaft „Jesus lebt“ etwas mit mir zu tun hat. Dass sie mein Leben verändern will. Beweis- und erklärbar ist das natürlich nicht. Aber man kann es in Bildern versuchen auszudrücken. Etwas anderes wollte Paulus damals sicherlich auch nicht.

Ich habe Ihnen ein Bild mitgebracht. Es macht für mich deutlich, was Auferstehung bedeutet. Es zeigt eine Schneefläche. Grau-weißer Schnee. In der Mitte entspringen zwei Tulpen aus dem Schnee. (Im Internet zu finden!)

Der Schnee ist für mich ein Bild für Karfreitag. Ein Bild für den Tod Jesu Christi. Alles ist zu Ende mit Karfreitag. Der Weg mit Jesus ist zu Ende. Die Hoffnungen der Jünger sind dahin. Der Schnee symbolisiert das. Der Schnee ist kalt und glatt. Darunter ist das Leben erstarrt.

Der Schnee ist für mich auch ein Bild für meinen Tod. Er ist auch ein Bild für den Tod mitten im Leben. Wenn ich gefangen bin in meiner Angst, verzweifelt bin oder hoffnungslos. Alles Leben, alles Lebendige ist zugedeckt.

Aber aus dem Schnee brechen Tulpen hervor. Die Tulpen zeigen mir: Das Leben siegt. Sie sind für mich Zeichen der Auferstehung und Grund meiner Osterfreude. Der Tod wird besiegt. Jesus Christus lebt. Mit Christus hat – aller menschlichen Erfahrung zum Trotz – das Leben zum ersten Mal und endgültig den Sieg über den Tod davongetragen.

Weil Jesus den Tod überwunden hat, kann ich auch für meinen Tod hoffen. Auch für mich wird der Tod nicht das letzte Wort behalten. Ich kann hoffen, dass ich eines Tages auferstehen werde. Wie die Auferstehung aussieht, das weiß ich nicht.

Die Tulpen auf dem Bild sind unerwartet. Eigentlich erwarte ich Schneeglöckchen, die aus dem Schnee hervorkommen. Aber genau das fasziniert mich. Es macht mir deutlich, dass die Auferstehung ganz anders aussieht, als ich es erwarte. Als ich es mir auch vorstellen kann. Ich weiß nur: Gott wird da sein.

Und noch eines wird für mich an diesem Bild deutlich: So wie ich in jedem Frühjahr neu erleben kann, dass neues Leben entsteht, hat Auferstehung auch mit meinem Leben in dieser Welt zu tun.

Die Tulpen brechen auf. Ostern ist Aufbruch. Aufbruch aus Niedergeschlagenheit, aus Angst und Verzweiflung. Ostern endet nicht heute oder morgen Abend, sondern es reicht in unseren Alltag. Ostern pflanzt sich fort als gelebte Hoffnung. Auferstehung wird erlebbar, wenn meine Angst überwunden wird, Ruhe und Gelassenheit entsteht. Wenn ich Hoffnung gewinne.

Wie kann man Auferstehung begreifbar machen, so dass Osterfreude entsteht?, so habe ich am Anfang gefragt. Ich denke, Auferstehung ist nicht begreifbar, nur erfahrbar, erlebbar und zu glauben. Wer allerdings daran glaubt, der wird sich verändern. Wer daran glaubt, der wird auch anfangen, seine Welt zu verändern. Denn wer Hoffnung hat, der wird nicht tatenlos zusehen, wie jemand verzweifelt. Wer Hoffnung hat, der kann nicht zulassen dass jemand innerlich stirbt vor Enttäuschung, Niedergeschlagenheit oder innerer Leere. Vielleicht entsteht Osterfreude auch da, wo wir uns von unseren Bilder erzählen, wo jede und jeder von uns Auferstehung erlebt.

Der Herr ist auferstanden. Ich möchte Sie einladen, das zu glauben und zu antworten: Er ist wahrhaftig auferstanden. Amen