Predigt zu Matthäus 5,1-11 von Andreas Schwarz
5,1-11

Predigt zu Matthäus 5,1-11 von Andreas Schwarz

Liebe Reformationsfestgemeinde,
wir feiern Reformation und freuen uns, dass etwas neu geworden ist.
Neu ist auch, etwas Altes neu zur Geltung zu bringen.
Mit Jesus Christus wird ein Mensch immer wieder Neues erleben können.
Menschen sind ihm auf den Berg gefolgt und haben neue Erfahrungen gemacht. Sie hatten schon Erfahrungen mit ihm und sollten noch größere machen - und wir mit ihnen. Jesus preist Menschen selig und wir erhalten eine Ahnung davon, wie es im Reich Gottes zugeht.
Jesus redet, Jesus handelt und wir erfahren etwas vom Reich Gottes.
Gerade vorher hatte Jesus Christus einen anderen Berg bestiegen, der war sehr hoch.
Ein merkwürdiger Bergführer zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und bot sie ihm an für den Preis eines Kniefalls.
Jesus Christus verweigerte den Preis.
Er rief armselige Fischer zu sich, um mit ihnen zu gewinnen, was er auf dem Gipfel ausgeschlagen hatte.
Mit ihnen zog er durch Galiläa, lehrte in den Synagogen, predigte das Evangelium vom Reich Gottes und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen im Volk.
Das war die Erfahrung, die die ersten Hörer der Bergpredigt mit Jesus Christus gemacht hatten.
Matthäus betont: Jesus Christus hat Macht, heilende Macht. Er hat als Arzt unvergleichlich gewirkt.
Kein Wunder, dass eine große Menge ihm nachlief.
Als er aber die Volksmenge sah, ging er  auf einen Berg und setzte sich.
Auf einem sehr hohen Berg hatte ihm der Versucher die Reiche der Welt gezeigt. Jetzt wird keine Höhenangabe gemacht; dennoch: die, die ihm folgen, wird er auf  eine Höhe ohnegleichen führen und ihnen ein anderes Reich zeigen.
Auf jenem Berg musste der Böse abtreten.
Auf dem Berg der Seligpreisungen aber treten nun die Jünger zu ihm - und das Volk ist auch nicht weit.
Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach.
Neues ist zu hören, etwas, das verändert, das die Welt auf den Kopf stellt. Denn er spricht von der Seligkeit.
Auf einem Berg hatte Gott vor Zeiten schon Mose die 10 Gebote gegeben; da hieß es: 'Du sollst '...'."
Jetzt verkündet Jesus Christus das Lebensgesetz seines Reiches. Da wird nicht gefordert, da wird angesagt; acht Mal 'selig sind‘.
Da kann man nur staunen. Der selber nichts hat, verfügt
über Himmel und Erde. Der selber keine Bleibe hat, verteilt
Landbesitz. Der ohne Stellung ist, weist den Platz im
Himmel an. Wir hören ihn reden. 

Selig sind, die da geistlich arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich.
- Selig sind, die mit leeren Händen dastehen und vor Gott nichts vorzuweisen haben;
die, über ihre Sünde weinen und unter Schuld zusammenzubrechen drohen
die unter hohen religiösen Forderungen leiden und ihnen nicht standhalten können,
die keinen Anlass sehen, auf ihren Glauben stolz zu sein -
selig sind sie;
- denn sie werden das Geschenk der Gnade erfahren,
Sie haben die Hände. frei für das, was Gott gibt und was sie selbst nicht zu leisten im Stande sind.

Selig sind, die. da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.
- Selig sind die vom Leid Geschlagenen, die nachts weinen und nicht schlafen, denn sie werden Trost erfahren;
selig sind die Melancholischen, Depressiven, die ihren Stimmungen erliegen und sich fallen lassen, denn Gott wird ihnen Halt geben;
selig sind, die nicht aufhören können 'warum' zu fragen, die. eigenes oder fremdes Leid sprachlos macht; denn sie werden erfahren, dass Gott sie aufhebt und stark macht, dass Gott ihnen Geborgenheit schenkt.   

Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.
Selig sind, die Macht und Gewalt nicht einsetzen, um sich durchzusetzen, die keine Macht haben, um andere unter Druck zu setzen oder zu erpressen;
selig sind, die die Liebe leben, auch wenn sie sich selbst, ihren Besitz und ihr Ansehen aufs Spiel setzen, denn damit wird die Herrschaft Gottes sichtbar;
selig sind, die sich auch durch Provokationen nicht von der Liebe abbringen lassen, denn ihnen wird Gott Gegenwart und Zukunft geben.

Selig sind, die da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.
- Selig sind, die in ihren Gebeten nicht aufhören, Gott um Gerechtigkeit zu bitten, die nicht aufhören, die Verantwortlichen zu Gerechtigkeit zu drängen, zu gerechter Rechtsprechung, zu gerechter Verteilung der Güter, zu gleichem Ansehen aller Personen - egal welchen Geschlechts, welcher Hautfarbe, Rasse oder Anschauung,
selig sind, die auf das Urteil Gottes und nicht der Menschen setzen, denn ihnen wird Gerechtigkeit geschenkt nach der Liebe Jesu Christi.

Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
- Selig sind, die verzeihen und vergeben können, deren Herz nicht hart wird, auch wenn andere an ihnen schuldig werden;
selig sind, die Tränen zulassen, die andere an ihrer Schulter weinen lassen und Tränen abwischen, die Verständnis und Annahme spüren lassen, denen das Heil und das Wohl anderer so wichtig ist, wie das eigene; die sich kümmern am solche, um die andere einen großen Bogen machen, denn sie werden die göttliche Barmherzigkeit erfahren, die den größten Sünder annimmt und dem Verachtetsten Wärme und Annahme schenkt.

Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.
- Selig sind, die aufrichtig und ehrlich sind, bei denen Menschen wissen, woran sie sind, die aus ihrem  Herzen keine Mördergrube machen, die nicht heucheln und hinterhältig sind, die in empfindlicher Offenheit die Möglichkeit bieten, Schuld zu benennen und zu vergeben; die nicht freundlich lächeln und so tun, als sei alles in Ordnung, im Herzen aber voller Vorwürfe und Anklagen sind;
selig sind, deren Herz ungeteilt frei ist für Gottes Liebe und Güte, denn dann können sie Gottes Liebe und Güte auch erfahren.
Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.
- Selig sind die, bei denen nicht das Recht des Stärkeren, das Faustrecht gilt - sei es in der Ehe, in der Familie, im Beruf, in der Politik; bei denen nicht das Gewohnheits- und Erbrecht gilt und Ansprüche das Leben bestimmen;
selig sind, die sich verlachen und verspotten lassen, wenn sie auf ihr Recht verzichten, weil Frieden mehr wert ist;
selig sind, die gegen Massenmeinung und Trend Brücken schlagen zu Unbequemen, Asylanten, Ausländern, Behinderten, Alten, Kranken; die Partei ergreifen im Namen des Friedens gegen Fremdes, gegen Hass und Egoismus, denn Jesus Christus hat den Frieden gebracht und wird ihn vollenden.

Selig sind, die um der .Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich.
- Selig sind, die am eigenen Leib spüren, was Nachfolge Jesu Christi heißt, die den schwereren Weg nicht scheuen, weil auch er nicht den Weg des geringsten Widerstandes gegangen ist;
selig sind, die ihr Leben nicht vom Scheitern bedroht sehen, die nicht glauben, sie hätten aufs falsche Pferd gesetzt, wenn sie leidvolle Erfahrungen machen müssen, die sich von scheinbarem, aber letztlich vergänglichem und oberflächlichem Glück nicht blenden lassen, sondern unbeirrt in der Nachfolge bleiben, denn hinter Jesus Christus her geht es ins Leben der Auferstehung.

Es tut uns gut, wenn wir so angesprochen werden.
Gerade auch dann, wenn wir spüren, wir sind ganz oft eben nicht so, wie Jesus Christus sagt.
Aber wir hören zu, wenn er redet. Das ist sehr viel.
Er ist uns wichtig.
Wir sehnen uns danach, zu erleben, wie es im Reich Gottes zugeht.
Jesus sagt: das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Es ist da, wo Jesus Christus ist, wo er redet, wo er selig preist.
Und selig ist der, dessen Leben eine Gegenwart und eine Zukunft hat, weil Jesus Christus beides schenkt
Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Amen.