„In den Augen eines neugeborenen Kindes
spiegelt sich das Wunder des Lebens.“
Erste Miniatur zum Heiligabend 2025.
In der Bahnhofsbuchhandlung, neben der Kasse, der Aufsteller wurde gut gefüllt mit grün-bunten Grußkarten zu Weihnachten, daneben Luftschlangenpostkarten zum Jahreswechsel, dazwischen - mit blau-rosa Schleife und geschwungenem Text - ein Gruß zur Geburt eines Kindes:
„In den Augen eines neugeborenen Kindes spiegelt sich das Wunder des Lebens.“
Der Atem stockt. Im Jahr 2025 – sagt die Statistik – ereignet sich dieses Wunder des Lebens weit über 436.000-mal, weltweit [1]. Geburten unter automatisch gesteuerten Klimaanlagen, Entbindungen im Gewimmel der Gassen namenloser Vororte, Niederkünfte in den Trümmern der Kriege unter freiem Himmel, Frauen bringen Kinder zur Welt, irgendwo in der Wüste am Rande der Fluchtwege und – natürlich – heute: Im Stall von Bethlehem.
Unter schweren Wehen sucht das Wunder des Lebens einen Weg in die Welt. Dieses Wunder geschieht heute – gerade hier in der Kirche – vor unseren Augen. Die Krippe in Bethlehem und die Geburt Jesu spiegeln das Wunder des Lebens in diese weihnachtlichen Tage hinein. Das Wunder des Lebens beginnt so:
„Und Maria gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“ Lukas 2,7
Das Wunder des Lebens passt in die Krippe und die Augen Jesu werden zum Spiegel; wir tauchen in sie ein, atmen, feiern – wie und wo auch immer wir heute feiern, ob wir einsam sind, oder von wohltuenden Menschen umgeben – ein Wunder, geraten in diese Geschichte hinein: Die Augen der Kinder dieser Welt sind heute auf uns gerichtet.
Der Atem stockt, einmal tief durchatmen, die Augen des Kindes sind so tief wie der winterliche Sternenhimmel und so geheimnisvoll wie das tiefe Meer. Voller Liebe und mit dem Willen angefüllt, dass das Wunder des Lebens sich erfülle.
Die Augen neu geborener Kinder wecken Vertrauen. Und die Krippe, die Weihnachten in der Mitte steht, zeigt diese Kinderaugen, der innige Blick schafft Rettung. Das ist Weihnachten: Ich sehe das Wunder, werde Teil davon und ahne ganz genau, was zu tun ist: Man gewährt Menschen eine Chance auf ihr eigenes Leben. Man lässt Menschen nicht verhungern, niemals ertrinken, auch nicht verdursten, das Wunder des Lebens lässt man nicht achtlos am Rande des Weges liegen. Punkt! Weil: jede und jeder aus diesem Wunder lebt.
So tief, so klar, ist der Spiegel, in dem sich das Wunder von Weihnachten zeigt. Denn: „In den Augen eines neugeborenen Kindes spiegelt sich das Wunder des Lebens.“
Zweite Miniatur zum Heiligabend 2025.
In der Bahnhofsbuchhandlung liegt die aktuelle Zeitung, eilige Hände greifen ein Exemplar, zahlen schnell. Die Menschen gehen zügig weiter. Die Zeitung meldet einen Angriff auf den Kindergarten an der Ecke, zeigt den Bombenkrater, der die Sandkiste aufgerissen hat, eine verbogene Schaukel steht am Rand, ein schwarz verbrannter Baum ragt auf. Kinder suchen Schutz, sitzen im U-Bahntunnel, finden Wärme in einem dicken Schlafsack. Keine Tränen, nur müde Augen, ein Lächeln huscht matt und schüchtern über das Kindergesicht.
Das Wunder neugeborenen Lebens verblasst viel zu schnell, wird überlagert von erwachsenen Gedanken und Taten, doch das Wunder des Lebens schlummert in der Tiefe, leistet Widerstand, richtet sich gegen die Verzweiflung, überlebt schwere Kriegsnächte, bliebt dem Leben treu.
Wunder halten sich nicht an Fakten. In den Augen eines Kindes schimmert das Wunder des Lebens und verbreitet – oft nur zaghaft – eine Stimmung, die – häufig verborgen – die Hoffnung wachhält. Das ist Weihachten im Original der Bibel: Eine Nacht, viele Nächte, in der sich alle Hoffnung hartnäckig aufrichtet. In der Geburt Jesu erblickt das Wunder des Lebens das Licht der Welt.
Die Kinder dieser Welt werden für den Friedensnobelpreis 2026 vorgeschlagen [2]. Die Kinder sind die Personen, so einer der Initiator:innen Bernhard Hanel, auf denen die Hoffnung ruht. Die Kinder seinen natürlich nicht perfekt, darum wäre „der Friedensnobelpreis für alle Kinder keine romantische Verklärung, sondern würde uns allen eine existenzielle Frage stellen: Welche Welt wollen wir für die Kinder bauen?“[3]
In müden Kinderaugen schimmert eine Hoffnung, über matte Gesichter huscht der Rest eines Lächelns. Weihnachten, das Fest mit Jesu Geburt, zeigt, wie hartnäckig sich das Wunder des Lebens im Leben eingenistet hat. Weihnachten verleiht den Kindern dieser Welt schon heute den überfälligen Friedensnobelpreis, den Jesus schon trägt.
Eilig greifen die Hände nach der Zeitung, zahlen schnell. Die Menschen gehen zügig weiter. Die Zeitung meldet den Friedensnobelpreis, zeigt Kinder, die Sandburgen errichten und auf der Schaukel schaukeln, die den Kindergarten besuchen und nur noch Frieden lernen wollen, weil sie den Krieg der Erwachsenen schon viel zu lange kennen sind sie neugierig auf den Frieden, den ein Kind stiftet. Das Wunder dieses Lebens trägt einen Namen, den wir singen: „Christ der Retter ist da.“
Weihnachtsgebet 2025.
Wunder des Lebens,
dich bete ich an,
tauche ein in den
Glanz deiner Augen
und das tiefe Meer
deiner Liebe trägt mich.
Der Glanz deines Himmels,
leuchte mir, dass ich
dich erkenne,
dich das Wunder des Lebens.
Wunder des Lebens
bitte ich für mich,
so bitte ich dich,
dass ich nie allein
sondern für alle bitte.
Mache mich zu einem
Spiegel deiner Liebe.
für die Menschen
meiner Welt.
Verwandle das Leben,
breite dein Wunder aus,
Herzen wende,
dass sie Leben schenken,
dein Wunder mehren.
Amen.
[1]https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Geburten/geburten-aktuell.html (gesehen am 08.12.2025)
[2]https://nobelprize.worldchildforum.org/de (gesehen: 10.12.2025)