„Gottes Worte sind wie Schuhe für die Seele“ - Konfirmationspredigt von Martina Janßen
„Gottes Worte sind wie Schuhe für die Seele“
Liebe Konfirmanden, liebe Konfirmandinnen!
Jetzt ist es endlich soweit! Wir haben viel miteinander erlebt (hier evtl. an Aktionen aus der Konfirmandenzeit erinnern) und haben uns auf den Weg zu Gott gemacht. Nun sind wir hier und feiern eure Konfirmation. Das ist ein großer Moment und das ist euer Tag, den ihr mit euren Familien und miteinander sorgfältig geplant habt. Wie und wo feiern wir? Maiglöckchen oder nicht? Welcher Konfirmationsspruch passt zu mir? Und welche Frisur passt zum Gottesdienst? In welchem Tempo ziehen wir in die Kirche ein und was ziehe ich an? Schwarzes Kleid? Wie kurz, wie lang? Krawatte oder nicht? Und welche Schuhe passen dazu? Das alles mag wohl nicht das Entscheidende bei eurer Konfirmation sein – das ist euer Ja zu Gott und Gottes Ja zu euch - aber solche Dinge sind auch nicht zu unterschätzen. Besonders die Frage nach den Schuhen nicht. Denn daran hängt einiges. Schuhe verraten viel über Jahreszeiten, Hobbies, Anlässe, über den, der sie trägt und – da mag sich jetzt so manch‘ einer wundern – auch über Gott.
Liebe Festgemeinde!
(Prediger hält gestrickte Babyschuhe hoch) Mit solchen Babyschuhen wie diesen hat es bei mir angefangen; genauso liebevoll selbstgestrickt. Aber so richtig zum Laufen taugen die nicht. Auf’s Glatteins würde ich ein Baby mit solchen Strickschühchen nicht lassen und auch nicht auf Kieselsteine. Funktionstüchtig sind die nicht wirklich. Aber gerade deshalb passten sie damals zu meinen kleinen Füßen, denn die konnten auch noch nichts, die waren zum Laufen und Stehen viel zu schwach, viel zu zart und viel zu verletzlich. Und doch hatten meine Babyschuhe ihren Sinn. Denn in Schühchen wie diesen steckt viel Liebe drin. Sie halten kleine Füße warm, lassen sie fröhlich aussehen und sagen: Da hat dich jemand lieb. Der verwöhnt und bestrickt dich, auch wenn du von dir aus nichts kannst – einfach so aus Liebe.
Es gibt Zeiten, in denen man noch nicht gehen kann, weil die Füße zu klein sind, und es gibt Zeiten, in denen man nicht mehr gehen kann, weil die Füße zu schwach geworden sind. Doch auch da müssen wir keine Angst haben. Gott behütet und beschuht uns, er hält uns warm mit seiner Liebe. Auch dann, wenn ich weder gehen noch stehen kann, weiß ich: Ich werde nicht fallen, weil Gott für mich da - Tag und Nacht.
Psalm 121,3: Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.
Aus den Babyschühchen bin ich dann schnell rausgewachsen. Mit den Lebensjahren und Füßen wuchs auch die Anzahl und Vielfalt meiner Schuhe. Schnell waren da Sandalen und halborthopädische Schuhe mit Einlagen - so eine Art Zahnspange für die Füße - die ich immer heimlich auf der Schultoilette gewechselt habe, weil ich sie so hässlich fand. Dann kamen Ballerinas, Espandrilles, Gummistiefel, Rollschuhe, Schlittschuhe, Boots und Clogs. Anhand meiner Schuhe könnte ich meine Lebensgeschichte erzählen. Zeig mir deine Schuhe und ich sag dir, wer du bist! Darüber gibt es sogar eine wissenschaftliche Studie. Heute kann jeder an meinem Schuhregal sehen, was für ein Mensch ich bin. Turnschuhe gibt‘s nicht – ich bin nicht der sportliche Typ! -, dafür Pumps und High Heels. Solche Schuhe trage ich am liebsten, weil darin jedes Gehen ein wenig zum Tanz wird - und Rennen kann man damit auch, wenn man die Technik raus hat. Zeig mir deine Schuhe und ich sag dir, wer du bist! Ballerinas, Sneakers, Ankle Boots, High Heels, Flip Flops, ob geputzt oder naturbelassen, ob gestreift oder gepunktet, ob schlicht oder glitzernd, ob ergonomisch oder orthopädischer Stresstest – jeder mag was anderes und jeder ist anders. Das macht die Schuhgeschäfte abwechslungsreich und unser Leben bunt. Und das ist gut so. Wie langweilig wäre es, wenn wir alle in den gleichen Schuhen rumlaufen und der Regenbogen nur eine Farbe hätte! Dass wir verschieden sind, ist wunderbar. Man sollte zu sich stehen - und zu seinen Schuhen.
Psalm 139,14: Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, das erkennt meine Seele.
Schuhe können hilfreich sein. Mit den richtigen Fußballschuhen spielt man besser. Und Schuhe können das Leben positiv verändern – fragt Cinderella! Doch manchmal passen Schuhe nicht. Dann wird es unbequem oder unangenehm. Schuhe können zu groß oder zu klein sein. Dann rutscht man raus, stößt sich seinen großen Zeh und kriegt Blasen. Manchmal passen Schuhe auch nicht zum Anlass (Konfirmation in Flip Flops wäre gewöhnungsbedürftig) oder sind den Wegen nicht gewachsen, die man gehen muss. High Heels gehen nicht immer. Selbst nicht bei mir. Ich kann mich an eine Hochzeit eines entfernten Verwandten erinnern. Mein Mann und ich hatten den Dresscode auf der Einladungskarte übersehen. „Rustikal“ stand da und das war es dann auch. Wir sind mit der Bahn in eine kleine Stadt gefahren, wo wir uns dann mit Freunden getroffen hatten, die uns zu der Hochzeitslocation brachten. Kein Festsaal, keine Kneipe. Eine alte Scheune mitten im Moor Ende Februar. Bier und eine mobile Pommesbude. Und ich im kleinen Schwarzen und in diesen High Heels (Prediger hält High Heels mit Stilettoabsätzen hoch), mit denen ich im Schlamm versank, über die sich alle amüsiert und in denen meine Füße erbärmlich gefroren haben! Wie war ich erleichtert, als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte!
So was kann immer im Leben passieren. Dass man nicht in eine Situation passt oder in eine Gruppe, in eine Klasse oder in einen Beruf. Dass man anders, fremd und das schwarze Schaf ist. Dann passt es einfach nicht, und das kann schwierig werden. Da fühlt man sich deplatziert, unsicher und unwohl. Wenn das passiert, muss man etwas ändern. Und das kann gelingen. Mit Gottes Hilfe geht viel mehr als man denkt. Gott bringt einen immer auf den richtigen Weg zurück, auf dem man sicher gehen kann und auf dem man sich wohlfühlt.
Psalm 40,3: Er zog mich aus der grausigen Grube, aus lauter Schmutz und Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich sicher gehen kann.
Manchmal geht fast gar nichts mehr. Vor ein paar Jahren hatte ich mir den Zeh angebrochen und ausgekugelt. Das Auftreten tat höllisch weh und wehe, ich bin mit dem Fuß irgendwo drangekommen. Da war nichts mit normalen Schuhen – weder mit Sneakers, Ballerinas und schon gar nichts mit High Heels. Da musste ich den hier anziehen (Prediger hält einen orthopädischen Vorfußentlastungsschuh hoch). Damit machte das Gehen keinen Spaß; jeder Weg war umständlich und schwer. Keine schönen Wochen, aber ich hatte Hilfe. Viele haben mir angeboten, mich von A nach B zu fahren und haben es tatsächlich auch getan; mein alter Nachbar hat mir seine alten Gehhilfen geliehen. Das war gut, denn so konnte ich mit Hilfe vieler lieber Menschen meinen Alltag bewältigen. Aber trotzdem wurde ich immer ganz traurig, wenn ich diesen unförmigen Vorfußentlastungsschuh anziehen musste. Wie oft habe ich einen sehnsuchtsvollen Blick auf mein Schuhregal geworfen! Wie gerne hätte ich mal wieder meine roten Lieblingspumps angezogen! Doch genau gegen diese Traurigkeit hat mir mein Mann etwas geschenkt. Einen schicken roten Schuh, für den ich meine demolierten Füße gar nicht brauchte, denn dieser Schuh hier ist ganz aus Schokolade (Prediger hält einen roten Schokoladenpumps hoch).
Es gibt Zeiten, da ist Leben schwerer, da wirft es einen aus der Bahn. Da ist es gut, dass man nicht allein ist. Dass man Familie, Freunde hat, die einem helfen und im richtigen Moment genau das richtige tun. Die werden dann für uns zu Engeln, die uns aufheitern, beschützen und unterstützen. Und Engel sind wie Schuhe. Man kann nie genug davon haben.
Psalm 91,11: Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.
Liebe Konfirmanden, liebe Konfirmandinnen, liebe Festgemeinde!
Schuhe müssen passen. Und dank Zalando und Co findet jeder für jeden Anlass was. Und so kann man sich auf den Weg machen - zum Fußball, zum Tanzen, zum Klettern, auf die Eisbahn….So ist das auch mit Gottes Wort, mit der Bibel. Auch hier findet man für jeden Anlass das Passsende. Gottes Worte sind Schuhe für die Seele. Sie geben uns ein gutes Gefühl und schützen uns vor Regen, Steinen und Staub, vor Angst, Traurigkeit und Zweifeln. Und das Beste ist: Sie passen immer wie angegossen, kosten nichts, brauchen keinen Platz und gehen nie kaputt. In der Bibel finde ich Worte, die mich trösten, wenn ich traurig bin und wenn nichts und niemand mehr hilft. In der Bibel finde ich Worte, die mich stützen, mich zum Lachen und wieder Bewegung in mein Leben bringen, die mir das Gefühl geben: Trotz all deinen Fehlern und Schwächen bist du wunderbar! In der Bibel finde ich Worte, die mir den Kopf waschen und mir einen Schubs geben, wenn ich die Orientierung verliere, und die mich auffangen, wenn ich vom Weg abkomme oder im Chaos versinke. Immer wieder helfen sie mir auf den Weg, Gottes Worte, unsichtbare Schuhe für meine Seele…
Psalm 119,105: Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.
Du stellst meine Füße auf weiten Raum (Psalm 31,9). Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, das erkennt meine Seele (Psalm 139,14). Du ziehst mich immer wieder aus der grausigen Grube, aus lauter Schmutz und Schlamm, und stellst meine Füße auf einen Fels, dass ich sicher gehen kann (Psalm 40,3). Du wirst meinen Fuß nicht gleiten lassen und der du mich behütest, du schläfst nicht (Psalm 121,3). Denn du hast deinen Engeln befohlen, dass sie mich behüten auf allen meinen Wegen, dass sie mich auf Händen tragen und ich meinen Fuß nicht an einen Stein stoße (Psalm 91,11).
Diese Erfahrung wünsche ich euch, liebe Konfirmanden und Konfirmandinnen! Dass ihr immer in den richtigen Schuhen steckt, dass ihr euren Weg findet und wisst, dass Gott euch beschützt!
Amen