Predigt in leichter Sprache zu 1.Johannes 5,11-13 von Christiane Neukirch
5,11-13

Predigt in leichter Sprache zu 1.Johannes 5,11-13 von Christiane Neukirch

(Diese Predigt ist bestimmt für einen Gottesdienst in Gebärdensprache. Deshalb ist sie in leichter Sprache verfasst und kürzer als Predigten für hörende Gemeinden. Im Vortrag wird sie noch weiter vereinfacht.)

Und das ist das Zeugnis, dass Gott uns das ewige Leben gegeben hat, und dies Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. Das habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt, denn ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes.

Liebe Gemeinde!

Der erste Johannesbrief will seine Leserinnen und Leser – Menschen, die an Jesus Christus glauben - sicher machen: „Gott hat uns das ewige Leben gegeben.“ Ich frage: wie merken wir das? Was meint Johannes mit „ewigem“ Leben?

In der Gebärdensprache haben wir drei verschiedene Gebärden für das Wort Ewigkeit.

Die erste Gebärde: ich strecke den Zeigefinger der rechten Hand nach oben und zeichne damit eine gerade Linie von links nach rechts in die Luft. Wie auf der Intensivstation das EKG-Gerät: wenn das Herz nicht mehr schlägt, wenn die Zeit für diesen Menschen da im Bett zuende ist, dann schreibt das EKG eine gerade Linie, die Nulllinie. Die Gebärde hat ihren Grund in der Erfahrung. Wir Menschen begegnen der Ewigkeit am Ende unserer Lebenszeit, mit dem Ende des Herzschlages. Aber was ist dann mit uns? Wo sind wir dann? Gibt es uns dann noch? Und wenn, wie?? Unsere Fragen bleiben offen.

Die zweite Gebärde geht anders. Kennen Sie das berühmte „Däumchendrehen“? Die Gebärde ist so ähnlich: wir nehmen die Hände auseinander und drehen nicht die Daumen, sondern die Zeigefinger umeinander. Auch diese Gebärde hat ihren Grund in der Erfahrung. Sie zeigt „immer dasselbe“! Einer redet lang und unverständlich – für die Zuschauer fühlt sich die Zeit dann wie eine Ewigkeit an – es klingt wie bla bla bla! Viele Menschen nicht nur in Indien glauben sogar: das ganze Leben wiederholt sich immer und immer wieder. Sie glauben, nach dem Tod wird die Seele in einem neuen Körper wiedergeboren und muss wieder sterben und so weiter und so weiter. Sie sehnen sich nach Erlösung aus diesem Kreislauf..

So schaut diese zweite Gebärde für „Ewigkeit“ ganz auf das Leben in dieser Welt, gestern, heute und morgen. Aber „ewiges Leben“ muss doch noch anders sein, irgendwie grenzenlos?! So bleiben unsere Fragen wieder offen: was wird mit uns sein, wenn wir nicht mehr auf dieser Welt leben? Wie sollen wir uns „ewiges Leben“ überhaupt vorstellen?

Deshalb haben wir noch eine dritte Gebärde: die linke Hand waagerecht vor dem Bauch zeigt den Boden, die rechte Hand fährt darunter und dann nach vorn hinauf bis über den Kopf – so beschreiben wir den Weg, den Jesus gegangen ist: er ist hinabgestiegen in das Reich des Todes und am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten und aufgefahren in den Himmel zu Gott – so ähnlich bekennen wir unseren christlichen Glauben.

In einem Weihnachtslied singen wir von Jesus:

Er geht auf allen Wegen mit uns ein und aus; er ist auch bei mir an meiner Seite still und unerkannt; er leitet mich treu an der lieben Hand. Kennen Sie das Lied? Haben Sie es vielleicht wieder gesungen am letzten Weihnachtsfest? Das Lied heißt: „Alle Jahre wieder“. Mit ganz einfachen Worten und Bildern sagt das Lied: ewiges Leben gibt es nicht erst nach dem Tod.

Ewiges Leben heißt: jetzt mit Jesus gehen - an seiner lieben Hand – so singt das Lied. Deshalb müssen wir nicht rätseln, wie das ewige Leben wohl sein wird. Und dann vielleicht sagen: das kann ich mir nicht vorstellen und deshalb gibt es das auch nicht. Nein!

Im Neuen Testament lesen wir viele Geschichten von Menschen, die mit Jesus gegangen sind, wie an seiner Hand. Oft hat sich dabei ihr ganzes Leben mit Vertrauen und Freude, mit Kraft und Geborgenheit erfüllt und verändert. Das waren Menschen, die ewiges Leben mit Jesus erlebt haben!

Vielleicht kennen Sie manche von diesen Geschichten?! Nur zwei Beispiele: Petrus lässt das Fischernetz liegen und geht mit Jesus, aus dem erfolglosen Fischer wird ein großer Apostel. Die Emmausjünger begreifen am Ostertag auf ihrem Weg mit dem Fremden: der Fremde ist Jesus! Jesus hat den Tod besiegt und lebt! Der Tod ist mit Jesus gar keine Grenze mehr?! So beginnt das neue, ewige Leben schon jetzt und hier, mitten in dieser Welt mit der Verbindung mit Jesus!

„Wer den Sohn hat, der hat das Leben“ – so schreibt der erste Johannesbrief und meint das ewige Leben. Wir dürfen mit Jesus gehen: im Neuen Testament von ihm lesen; seine Worte und Taten auf uns wirken lassen; vertrauen: mit ihm spricht Gott zu uns. Und Jesus geht mit uns durch unsere Jahre hier auf der Erde und durch den Tod hindurch direkt zu Gott – wie es die dritte Gebärde für „Ewigkeit“ zeigt.

Wir werden jetzt noch nicht alles verstehen und nicht alles richtig und gut machen – das haben die Apostel auch nicht geschafft – aber wir dürfen fest hoffen: Jesus wird uns nicht loslassen – so wie er z.B. auch Petrus nicht losgelassen hat. Er wird es nicht tun, weil er der Sohn Gottes ist, mit dem Gott selbst in unser Leben gekommen ist.

Amen.