Predigt über 1. Johannes 1,5-2,6 von Michael Rambow
1,5
“Tue Gutes und rede darüber!” Überall wird für die gute Sache gekocht, gelaufen oder gesungen. Gerne stellen sich auch Spender und Empfänger der guten Sache zur Scheckübergabe vor Fotografen auf. Man tut sichtbar etwas gegen das dunkle Böse, das überall dem schönen Leben auflauert. Zeitungen berichten darüber, um zu belegen, wie gut Menschen sind.
Was waren das dagegen für dunkle Zeiten im großen römischen Reich als die kleine Gruppe Jesusanhänger sich mit der Göttlichkeit des Kaisers herum schlug, mit Gefahr für Leib und Leben bedroht war und sich mit einer Geistesströmung auseinandersetzte, die Menschen hell und gut zu machen versprach aus eigener Erkenntnis. Dagegen setzten die Christen ihre seltsame Botschaft: Habe Mut, deinen dunklen Seiten zu begegnen. Gott ist Licht. Und in seinem Licht zeigt sich, dass zum Heil Vergebung gehört. Die kann niemand selbst durch Gutsein machen.
Zeitungen melden natürlich auch manchmal: „Tue Schlechtes und rede darüber!“ Das kommt aber meist nicht auf Initiative des Betreffenden. Und das Blitzlichtgewitter der Fotografen ist dann überhaupt nicht mehr beliebt und am Ende soll gar die Zeitung zum Schweigen gebracht werden
Als im Februar Bettina und Christian Wulf aus dem Amtssitz des Bundespräsidenten Schloss Bellevue ausziehen mussten nach dem Rücktritt, da war von dem strahlenden Paar doch in quälendem monatelangen Hin und Her viel Fragwürdiges deutlich geworden.
Längst läuft es so, dass hinter lächelnden strahlenden Fotogesichtern Schäfchen ins Trockene gebracht, getan und unterlassen wird, was dem eigenen Nutzen dient. Joschka Fischer, einmal Lichtgestalt der „Grünen“ und Ex- Außenminister, drohte einst rechtliche Konsequenzen allen an, die verbreiteten, er trete eine Gastprofessur in den USA an. Wenige Tage später verkündete er strahlend, dass er genau das tun werde und würzte seine Abschiedsrede mit viel frommem Beiwerk und dachte schon daran, was er mal sagt, wenn er noch einen Schritt höher im Himmel ankommt.
Gut sein und darüber reden ist nicht selten verknüpft mit Eigeninteressen und sich in einem besseren Licht darzustellen. Was bleibt, wenn die Fassade einmal fällt?
Der Mensch ist grundsätzlich immer sündig. Eine Grundthese jüdisch-christlichen Glaubens breitet der 1. Johannesbrief aus. Gott ist Licht. In seinem Licht und im Licht des einen sündlosen Menschen Jesus Christus sehen wir uns vor Gott und den Menschen noch ganz anders.
Bedürftig nach Anerkennung. Hungernd nach Wärme. Durstig nach Lebenserfüllung. Hin und her gerissen zwischen dem Wunsch das Gute zu tun und oft doch zu scheitern. So ist nun einmal der Mensch ob im höchsten Staatsamt oder als kleine Frau auf der Straße.
Christen bauen ihre Kirchen immer in Ost-West-Richtung. Wer hier rein kommt, wird vom Licht angestrahlt. Besonders morgens. In der Kirche empfängt mich das Licht Gottes. Heil und Rettung, Leben und Annahme leuchten mir zu.
„Sündige tapfer, damit die Gnade umso wirksamer werde“. Martin Luther hat das auf die Spitze getrieben, was Christen glauben. Darin zeigt sich Glauben, dass nicht aus eigener Kraft und Vernunft Heil und Gutsein kommen.
Das Problem mit der Sünde ist, dass sie immer zu einer moralischen Diskussion verführt. Zur Zeit des 1. Johannesbriefes begann das. Da wurde Sünde mit Moral verbunden. Sie setzten sich mit einer Geistesströmung auseinander, in der es „in“ war, sich ins Licht zu setzen und aus dem Dunkel ins Licht zu kommen.
Das überzeugt die Menschen. Du kannst dich aus dem Gefängnis deines eigenen Ich befreien, sozusagen höher steigen in die Sphären eines anderen Lichtes. Der Mensch kann sich zu einer Lichtgestalt machen, sobald er gut ist.
Die Zeitungen fragten im Fall von Christian Wulf: Ist das unmoralisch? Ja, das war zwar unmoralisch. Andererseits gaben viele kund, sie hätten es genauso oder ähnlich gemacht an seiner Stelle. Eigentlich war es clever und ein normaler Vorgang, meinten hinterher die meisten.
Darf der das? Warum hat sie das gemacht? Das hätte ich von so netten Menschen und in so einer Position gar nicht gedacht. Glaube wird ganz leicht und schnell mit besser sein und besser leben identifiziert. Und dann ist er fast schon wie Gott.
Die christliche Gemeinde am Ende des 1. Jhdt. diskutierte heftig darüber. Sie setzten dagegen: Auch der gute Mensch, der nicht schlägt, terrorisiert, betrügt, hinterzieht, trickreich handelt, lügt usw. bleibt dennoch Sünder.
Darum rief Jesus ausnahmslos alle auf zur Umkehr zu Gott.
Bis heute ärgert uns, dass wir umkehren sollen von dem Weg, sich selbst heilen zu wollen. Der Mensch ist sündig. Das gefällt keinem zu hören.
Der 1. Johannesbrief sagt wir belügen uns selbst, wenn wir sagen, unser Handeln mache uns gut. Und je mehr jemand glaubt, umso besser und immer ein Stück näher dem Licht Gottes rücke er. Wir lügen uns selbst in die Tasche, solange die eigenen Leistungen auch aus dem Glauben als Grundlagen für das Heil sehen.
Aber man muss eben auch sagen, was die Kehrseite ist. Nicht einmal eigenes Verfehlen trennt vom Heil. Sünde greift tiefer als die einzelne richtige oder falsche Tat. Sie bedeutet Trennung vom Heil. Noch in dem Bestreben, richtig gut zu sein, zeige sich das eigentliche menschliche Dilemma, sagt Luther. Dann zeigt sich, dass der Mensch doch lieber auf sich vertraut, statt auf Gottes Heil.
Ich glaube übrigens, dass Kirchen darum so beliebt sind und gerne aufgesucht werden. Menschen empfinden das instinktiv. Hier kann ich gar nichts anderes machen, als mich von diesem Raum, seinem Licht und der speziellen Botschaft umfangen zu lassen, die in dem gekreuzigten Jesus Christus mit offenen Armen jeden erwartet. Das sind nicht bloße Äußerlichkeiten. Da spüren Menschen die Einladung zu einem neuen Leben, von dem das Evangelium erzählt.
In einer schwäbischen Dorfkirche ist es so umgesetzt, las ich. An der Decke ist Jesus am Kreuz dargestellt. Und auch der Teufel. Der Teufel hat einen großen Schuldbrief in der Hand. Darauf stehen die Sünden der Menschen. Es sieht so aus, als sagte der Teufel zum Gekreuzigten: Hier siehst du, wie schlecht die Menschen sind. Das ist mein Erfolg.
Da ist aber auch ein Engel. Der fängt mit einem Schwamm Blut und Wasser aus der Seitenwunde des Gekreuzigten auf. Mit dem Schwamm löscht der Engel den teuflischen Schuldbrief (nach Hoffsümmer, Kurzgeschichten 3, Nr. 52Gütersloher Verlagshaus).
Was macht uns zu guten, ehrlichen, aufrichtigen, glaubwürdigen und erfolgreichen Menschen, in deren Leben sich ein anderes Licht spiegelt oder wenigstens aufblitzt da und dort? Was wir tun oder unterlassen treibt uns immer wieder zu Gott in sein Licht, um zu trösten und zu zeigen, wo das Leben neu zu finden ist.
Was waren das dagegen für dunkle Zeiten im großen römischen Reich als die kleine Gruppe Jesusanhänger sich mit der Göttlichkeit des Kaisers herum schlug, mit Gefahr für Leib und Leben bedroht war und sich mit einer Geistesströmung auseinandersetzte, die Menschen hell und gut zu machen versprach aus eigener Erkenntnis. Dagegen setzten die Christen ihre seltsame Botschaft: Habe Mut, deinen dunklen Seiten zu begegnen. Gott ist Licht. Und in seinem Licht zeigt sich, dass zum Heil Vergebung gehört. Die kann niemand selbst durch Gutsein machen.
Zeitungen melden natürlich auch manchmal: „Tue Schlechtes und rede darüber!“ Das kommt aber meist nicht auf Initiative des Betreffenden. Und das Blitzlichtgewitter der Fotografen ist dann überhaupt nicht mehr beliebt und am Ende soll gar die Zeitung zum Schweigen gebracht werden
Als im Februar Bettina und Christian Wulf aus dem Amtssitz des Bundespräsidenten Schloss Bellevue ausziehen mussten nach dem Rücktritt, da war von dem strahlenden Paar doch in quälendem monatelangen Hin und Her viel Fragwürdiges deutlich geworden.
Längst läuft es so, dass hinter lächelnden strahlenden Fotogesichtern Schäfchen ins Trockene gebracht, getan und unterlassen wird, was dem eigenen Nutzen dient. Joschka Fischer, einmal Lichtgestalt der „Grünen“ und Ex- Außenminister, drohte einst rechtliche Konsequenzen allen an, die verbreiteten, er trete eine Gastprofessur in den USA an. Wenige Tage später verkündete er strahlend, dass er genau das tun werde und würzte seine Abschiedsrede mit viel frommem Beiwerk und dachte schon daran, was er mal sagt, wenn er noch einen Schritt höher im Himmel ankommt.
Gut sein und darüber reden ist nicht selten verknüpft mit Eigeninteressen und sich in einem besseren Licht darzustellen. Was bleibt, wenn die Fassade einmal fällt?
Der Mensch ist grundsätzlich immer sündig. Eine Grundthese jüdisch-christlichen Glaubens breitet der 1. Johannesbrief aus. Gott ist Licht. In seinem Licht und im Licht des einen sündlosen Menschen Jesus Christus sehen wir uns vor Gott und den Menschen noch ganz anders.
Bedürftig nach Anerkennung. Hungernd nach Wärme. Durstig nach Lebenserfüllung. Hin und her gerissen zwischen dem Wunsch das Gute zu tun und oft doch zu scheitern. So ist nun einmal der Mensch ob im höchsten Staatsamt oder als kleine Frau auf der Straße.
Christen bauen ihre Kirchen immer in Ost-West-Richtung. Wer hier rein kommt, wird vom Licht angestrahlt. Besonders morgens. In der Kirche empfängt mich das Licht Gottes. Heil und Rettung, Leben und Annahme leuchten mir zu.
„Sündige tapfer, damit die Gnade umso wirksamer werde“. Martin Luther hat das auf die Spitze getrieben, was Christen glauben. Darin zeigt sich Glauben, dass nicht aus eigener Kraft und Vernunft Heil und Gutsein kommen.
Das Problem mit der Sünde ist, dass sie immer zu einer moralischen Diskussion verführt. Zur Zeit des 1. Johannesbriefes begann das. Da wurde Sünde mit Moral verbunden. Sie setzten sich mit einer Geistesströmung auseinander, in der es „in“ war, sich ins Licht zu setzen und aus dem Dunkel ins Licht zu kommen.
Das überzeugt die Menschen. Du kannst dich aus dem Gefängnis deines eigenen Ich befreien, sozusagen höher steigen in die Sphären eines anderen Lichtes. Der Mensch kann sich zu einer Lichtgestalt machen, sobald er gut ist.
Die Zeitungen fragten im Fall von Christian Wulf: Ist das unmoralisch? Ja, das war zwar unmoralisch. Andererseits gaben viele kund, sie hätten es genauso oder ähnlich gemacht an seiner Stelle. Eigentlich war es clever und ein normaler Vorgang, meinten hinterher die meisten.
Darf der das? Warum hat sie das gemacht? Das hätte ich von so netten Menschen und in so einer Position gar nicht gedacht. Glaube wird ganz leicht und schnell mit besser sein und besser leben identifiziert. Und dann ist er fast schon wie Gott.
Die christliche Gemeinde am Ende des 1. Jhdt. diskutierte heftig darüber. Sie setzten dagegen: Auch der gute Mensch, der nicht schlägt, terrorisiert, betrügt, hinterzieht, trickreich handelt, lügt usw. bleibt dennoch Sünder.
Darum rief Jesus ausnahmslos alle auf zur Umkehr zu Gott.
Bis heute ärgert uns, dass wir umkehren sollen von dem Weg, sich selbst heilen zu wollen. Der Mensch ist sündig. Das gefällt keinem zu hören.
Der 1. Johannesbrief sagt wir belügen uns selbst, wenn wir sagen, unser Handeln mache uns gut. Und je mehr jemand glaubt, umso besser und immer ein Stück näher dem Licht Gottes rücke er. Wir lügen uns selbst in die Tasche, solange die eigenen Leistungen auch aus dem Glauben als Grundlagen für das Heil sehen.
Aber man muss eben auch sagen, was die Kehrseite ist. Nicht einmal eigenes Verfehlen trennt vom Heil. Sünde greift tiefer als die einzelne richtige oder falsche Tat. Sie bedeutet Trennung vom Heil. Noch in dem Bestreben, richtig gut zu sein, zeige sich das eigentliche menschliche Dilemma, sagt Luther. Dann zeigt sich, dass der Mensch doch lieber auf sich vertraut, statt auf Gottes Heil.
Ich glaube übrigens, dass Kirchen darum so beliebt sind und gerne aufgesucht werden. Menschen empfinden das instinktiv. Hier kann ich gar nichts anderes machen, als mich von diesem Raum, seinem Licht und der speziellen Botschaft umfangen zu lassen, die in dem gekreuzigten Jesus Christus mit offenen Armen jeden erwartet. Das sind nicht bloße Äußerlichkeiten. Da spüren Menschen die Einladung zu einem neuen Leben, von dem das Evangelium erzählt.
In einer schwäbischen Dorfkirche ist es so umgesetzt, las ich. An der Decke ist Jesus am Kreuz dargestellt. Und auch der Teufel. Der Teufel hat einen großen Schuldbrief in der Hand. Darauf stehen die Sünden der Menschen. Es sieht so aus, als sagte der Teufel zum Gekreuzigten: Hier siehst du, wie schlecht die Menschen sind. Das ist mein Erfolg.
Da ist aber auch ein Engel. Der fängt mit einem Schwamm Blut und Wasser aus der Seitenwunde des Gekreuzigten auf. Mit dem Schwamm löscht der Engel den teuflischen Schuldbrief (nach Hoffsümmer, Kurzgeschichten 3, Nr. 52Gütersloher Verlagshaus).
Was macht uns zu guten, ehrlichen, aufrichtigen, glaubwürdigen und erfolgreichen Menschen, in deren Leben sich ein anderes Licht spiegelt oder wenigstens aufblitzt da und dort? Was wir tun oder unterlassen treibt uns immer wieder zu Gott in sein Licht, um zu trösten und zu zeigen, wo das Leben neu zu finden ist.
Perikope