Der Aufruf Jesu zur Wahrhaftigkeit und Zuverlässigkeit - Predigt zu Matthäus 5, 33-37 von Mira Stare
5,33
Der Aufruf Jesu zur Wahrhaftigkeit und Zuverlässigkeit - Predigt zu Matthäus 5, 33-37 von Mira Stare
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“ – Der Aufruf Jesu zur Wahrhaftigkeit und Zuverlässigkeit
Liebe Glaubende,
haben Sie in den letzten Tagen einem Ihrer Mitmenschen bereits etwas versprochen oder eine Anfrage bejaht. Stehen Sie noch zu Ihrem Ja? Haben Sie Ihr Versprechen schon eingelöst? Oder warten Ihre Mitmenschen noch immer auf Ihre Antwort und Ihre Taten? Das heutige Evangelium setzt sich mit solchen Fragen aus. Denn Jesus fordert seine Adressaten auf: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“ (Mt 5,37).
Der vorgelesene Abschnitt aus dem Matthäusevangelium findet sich innerhalb der Bergpredigt Jesu. Sie ist die erste der fünf großen Reden Jesu im Matthäusevangelium. Es folgen ihr noch die Aussendungsrede, die Gleichnisrede, die Rede über das Verhältnis der Jünger zueinander und die Ölbergpredigt. Der Evangelist Matthäus charakterisiert Jesus als Lehrer und Verkünder des Himmelreichs, das bereits in der Person Jesu nahe gekommen ist. Das rechte Verhalten des Menschen ist ein wichtiges Thema der Bergpredigt. Dabei spricht Jesus zuerst über das rechte Verhalten gegenüber dem Nächsten, dann gegenüber Gott und schließlich noch gegenüber den Dingen der Welt.
Das rechte Verhalten gegenüber dem Nächsten zeigt Jesus auf in sechs Aussagen, die fachlich auch „Antithesen“ genannt werden. Siesind exemplarischer Ausdruck für die umfassende positive Einstellung gegenüber dem Mitmenschen. Jesus erwartet diese Einstellung von seinen Hörern und mutet sie ihnen zu. Diese Einstellungen sind nicht bloß als radikale Verschärfung der Tora zu deuten. Ihre Forderungen liegen auch nicht auf der Ebene juridischer Normen. Sie weisen auf Ziele menschlichen Verhaltens hin, nämlich auf eine „überfließende“ Gerechtigkeit (Mt 5,20) und eine Antwort auf die Erfahrung der Güte und Vollkommenheit Gottes (Mt 5,48). Die Antithesen sind von einem neuen Verständnis der Würde des Menschen (des Bruders, der Frau und sogar des Gewalttäters und Feindes) getragen. In ihnen spiegelt sich Jesu eigenes Verhalten.
Im heutigen Evangelium haben wir die vierte von diesen sechs Aussagen bzw. „Antithesen“ Jesu gehört. Sie setzt sich mit dem „Schwören“ und der Wahrhaftigkeit des Redens auseinander. Jesus sagt:
„Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist:
Du sollst keinen Meineid schwören,
und:
Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast.“ (Mt 5,33)
Jesus bezieht sich hier auf das Alte Testament, wo das Schwören sowohl von den Menschen (z.B. Abraham, David) als auch von Gott praktiziert wird. Nun erinnert Jesus vor allem an Weisungen zum Schwören und zu Gelübden, nämlich dass ein Eid kein Meineid sein sollte. Darüber wird an mehreren Stellen im Alten Testament geredet wie z.B. im Levitikusbuch:
„Ihr sollt nicht falsch bei meinem Namen schwören;
du würdest sonst den Namen deines Gottes entweihen.
Ich bin der Herr.“ (Lev 19,12)
Weiter setzt Jesus voraus, dass ein Eid bindet. Auch hier steht er im Einklang mit dem Alten Testament, was auch der folgende Text aus dem Numeribuch bestätigt:
„Wenn ein Mann dem Herrn ein Gelübde ablegt
oder sich durch einen Eid zu einer Enthaltung verpflichtet,
dann darf er sein Wort nicht brechen;
genau so, wie er es ausgesprochen hat,
muss er es ausführen. (Num 30,3)
Schon im Alten Testament zeigt sich die Tendenz, dass man mit dem Schwören vorsichtig umgehen soll bzw. dass es nicht zu einer Gewohnheit sein sollte. So ermahnt das Sirachbuch:
„Gewöhn deinen Mund nicht ans Schwören,
den Namen des Heiligen zu nennen,
gewöhn dir nicht an!“ (Sir 23,9)
Jesus geht noch einen Schritt weiter. Nachdem er die Autorität seiner Worte mit der Formel „Ich aber sage euch“ einführt, gibt er seine Weisung, überhaupt nicht zu schwören – weder beim Himmel noch bei der Erde, noch bei Jerusalem, noch beim eigenen Kopf. Denn wichtiger als Schwören ist für ihn die Wahrhaftigkeit der Worte:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein.“ (Mt 5,37)
Die Worte des Menschen sollen wahr und authentisch sein, so dass man sie nicht mit Schwüren untermauern braucht. Sie sollen mit dem Leben und Handeln übereinstimmen. Sie sollen zuverlässig sein.
Liebe Glaubende, diese Weisung Jesu ist nicht veraltet und gilt auch für uns. Wahrscheinlich hat jede und jeder von uns schon Erfahrungen gemacht, ein Ja zu sagen, in der Praxis aber es nicht umzusetzen. Oder sind wir durch andere Menschen von den unwahrhaftigen Ja-Worten bereits betroffen worden? Solche Erfahrungen können unsere menschliche Beziehung in Schwankung bringen und uns auf die Probe stellen. Aufgrund solcher Worte kann es sogar zu Beziehungsbrüchen kommen. Umgekehrt bringt ein wahrhaftiges und zuverlässiges Ja das Vertrauen und die Stabilität in eine Beziehung. Wie erfüllend und schön ist mit Menschen zu leben, die zu ihrem Wort stehen und es in Tat auch umsetzen. Solche Beziehungen sind Räume, wo Vertrauen, Friede, Freude und Liebe wachsen können.
Jesus ermutigt uns bereits heute anzufangen und unsere Worte unter die Lupe zu nehmen. Schauen wir uns an, ob unser gesprochenes Ja bereits in der Tat ein Ja ist und unser Nein ein tatsächliches Nein. Wir brauchen nicht zu schwören, sondern unsere Worte und unsere Taten in Einklang zu bringen.
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“ (Mt 5,37)
Ich wünsche uns allen diese Weisung Jesu zu beherzigen und zu befolgen. Ich bin überzeugt, dass diese Worte Jesu ein Erfolgsschlüssel für unsere Beziehungen zu anderen Menschen sind, damit es unter uns mehr Vertrauen, Friede, Freude und Liebe geben wird.
Liebe Glaubende,
haben Sie in den letzten Tagen einem Ihrer Mitmenschen bereits etwas versprochen oder eine Anfrage bejaht. Stehen Sie noch zu Ihrem Ja? Haben Sie Ihr Versprechen schon eingelöst? Oder warten Ihre Mitmenschen noch immer auf Ihre Antwort und Ihre Taten? Das heutige Evangelium setzt sich mit solchen Fragen aus. Denn Jesus fordert seine Adressaten auf: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“ (Mt 5,37).
Der vorgelesene Abschnitt aus dem Matthäusevangelium findet sich innerhalb der Bergpredigt Jesu. Sie ist die erste der fünf großen Reden Jesu im Matthäusevangelium. Es folgen ihr noch die Aussendungsrede, die Gleichnisrede, die Rede über das Verhältnis der Jünger zueinander und die Ölbergpredigt. Der Evangelist Matthäus charakterisiert Jesus als Lehrer und Verkünder des Himmelreichs, das bereits in der Person Jesu nahe gekommen ist. Das rechte Verhalten des Menschen ist ein wichtiges Thema der Bergpredigt. Dabei spricht Jesus zuerst über das rechte Verhalten gegenüber dem Nächsten, dann gegenüber Gott und schließlich noch gegenüber den Dingen der Welt.
Das rechte Verhalten gegenüber dem Nächsten zeigt Jesus auf in sechs Aussagen, die fachlich auch „Antithesen“ genannt werden. Siesind exemplarischer Ausdruck für die umfassende positive Einstellung gegenüber dem Mitmenschen. Jesus erwartet diese Einstellung von seinen Hörern und mutet sie ihnen zu. Diese Einstellungen sind nicht bloß als radikale Verschärfung der Tora zu deuten. Ihre Forderungen liegen auch nicht auf der Ebene juridischer Normen. Sie weisen auf Ziele menschlichen Verhaltens hin, nämlich auf eine „überfließende“ Gerechtigkeit (Mt 5,20) und eine Antwort auf die Erfahrung der Güte und Vollkommenheit Gottes (Mt 5,48). Die Antithesen sind von einem neuen Verständnis der Würde des Menschen (des Bruders, der Frau und sogar des Gewalttäters und Feindes) getragen. In ihnen spiegelt sich Jesu eigenes Verhalten.
Im heutigen Evangelium haben wir die vierte von diesen sechs Aussagen bzw. „Antithesen“ Jesu gehört. Sie setzt sich mit dem „Schwören“ und der Wahrhaftigkeit des Redens auseinander. Jesus sagt:
„Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist:
Du sollst keinen Meineid schwören,
und:
Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast.“ (Mt 5,33)
Jesus bezieht sich hier auf das Alte Testament, wo das Schwören sowohl von den Menschen (z.B. Abraham, David) als auch von Gott praktiziert wird. Nun erinnert Jesus vor allem an Weisungen zum Schwören und zu Gelübden, nämlich dass ein Eid kein Meineid sein sollte. Darüber wird an mehreren Stellen im Alten Testament geredet wie z.B. im Levitikusbuch:
„Ihr sollt nicht falsch bei meinem Namen schwören;
du würdest sonst den Namen deines Gottes entweihen.
Ich bin der Herr.“ (Lev 19,12)
Weiter setzt Jesus voraus, dass ein Eid bindet. Auch hier steht er im Einklang mit dem Alten Testament, was auch der folgende Text aus dem Numeribuch bestätigt:
„Wenn ein Mann dem Herrn ein Gelübde ablegt
oder sich durch einen Eid zu einer Enthaltung verpflichtet,
dann darf er sein Wort nicht brechen;
genau so, wie er es ausgesprochen hat,
muss er es ausführen. (Num 30,3)
Schon im Alten Testament zeigt sich die Tendenz, dass man mit dem Schwören vorsichtig umgehen soll bzw. dass es nicht zu einer Gewohnheit sein sollte. So ermahnt das Sirachbuch:
„Gewöhn deinen Mund nicht ans Schwören,
den Namen des Heiligen zu nennen,
gewöhn dir nicht an!“ (Sir 23,9)
Jesus geht noch einen Schritt weiter. Nachdem er die Autorität seiner Worte mit der Formel „Ich aber sage euch“ einführt, gibt er seine Weisung, überhaupt nicht zu schwören – weder beim Himmel noch bei der Erde, noch bei Jerusalem, noch beim eigenen Kopf. Denn wichtiger als Schwören ist für ihn die Wahrhaftigkeit der Worte:
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein.“ (Mt 5,37)
Die Worte des Menschen sollen wahr und authentisch sein, so dass man sie nicht mit Schwüren untermauern braucht. Sie sollen mit dem Leben und Handeln übereinstimmen. Sie sollen zuverlässig sein.
Liebe Glaubende, diese Weisung Jesu ist nicht veraltet und gilt auch für uns. Wahrscheinlich hat jede und jeder von uns schon Erfahrungen gemacht, ein Ja zu sagen, in der Praxis aber es nicht umzusetzen. Oder sind wir durch andere Menschen von den unwahrhaftigen Ja-Worten bereits betroffen worden? Solche Erfahrungen können unsere menschliche Beziehung in Schwankung bringen und uns auf die Probe stellen. Aufgrund solcher Worte kann es sogar zu Beziehungsbrüchen kommen. Umgekehrt bringt ein wahrhaftiges und zuverlässiges Ja das Vertrauen und die Stabilität in eine Beziehung. Wie erfüllend und schön ist mit Menschen zu leben, die zu ihrem Wort stehen und es in Tat auch umsetzen. Solche Beziehungen sind Räume, wo Vertrauen, Friede, Freude und Liebe wachsen können.
Jesus ermutigt uns bereits heute anzufangen und unsere Worte unter die Lupe zu nehmen. Schauen wir uns an, ob unser gesprochenes Ja bereits in der Tat ein Ja ist und unser Nein ein tatsächliches Nein. Wir brauchen nicht zu schwören, sondern unsere Worte und unsere Taten in Einklang zu bringen.
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“ (Mt 5,37)
Ich wünsche uns allen diese Weisung Jesu zu beherzigen und zu befolgen. Ich bin überzeugt, dass diese Worte Jesu ein Erfolgsschlüssel für unsere Beziehungen zu anderen Menschen sind, damit es unter uns mehr Vertrauen, Friede, Freude und Liebe geben wird.
Perikope
Datum 03.11.2013
Reihe: 2012/2013 Reihe 5
Bibelbuch: Matthäus
Kapitel / Verse: 5,33
Wochenlied: 275
Wochenspruch: 1 Tim 6,15f*