Der Botschaft von Weihnachten Glauben schenken - Predigt zu 1Tim 3,16 von Christiane Borchers
3,16

Nach dem Urteil aller ist das Geheimnis der Gottesfurcht groß,
geoffenbart im Fleisch,
gerechtfertigt durch den Heiligen Geist,
gesehen von den Engeln,
verkündet den Völkern,
geglaubt in der Welt,
aufgenommen in die Herrlichkeit.

Liebe Gemeinde!
Nun ist sie da, die stille heilige Nacht.
Wir haben uns darauf vorbereitet.
Gott kommt in die Welt,
Die Mutter Gottes gebiert das göttliche Kind, gibt ihm Gestalt.                                                                                               
Engel verkündigen: Euch ist heute der Heiland geboren.

Himmel und Erde berühren sich. Das Wunder der Heiligen Nacht erschließt sich glaubenden Menschen. Das Geheimnis der Gottesfurcht ist groß. Nichts von dem Kind in der Krippe, nichts von Maria und Josef, nichts von den Hirten auf den Feldern, nichts von den Engel, die den Heiland verkünden, nichts von dem Stern, der die Weisen führt, erst recht nichts von Ochs und Esel. Bei einer Krippe sind Heu und Stroh, Ochs und Esel nicht weit.
Der Timotheusbrief beschreibt das Ereignis der Heiligen Nacht in dichter poetischer Sprache.
Geoffenbart im Fleisch – Gott nimmt menschliche Gestalt an.
Gerechtfertigt durch den Heiligen Geist. – Gott bestätigt durch seinen Geist  die Gottheit der zwei Naturen. Jesus Christus ist Gott und Mensch zugleich. Der Tod am Kreuz ist nicht das Ende. Der Heilige Geist zeugt davon, dass der Gekreuzigte auferweckt worden ist.   
Gesehen von den Engeln – Niemand hat die Auferstehung gesehen, außer Gottes Engel.
Verkündet unter den Völkern. – Von Engeln gesehen, aber von Menschen in die Welt getragen.
Geglaubt in der Welt – Von frommen Menschen angenommen und als Wahrheit anerkannt. 
Aufgenommen in die Herrlichkeit – Gott nimmt ihn auf den in Glanz seiner ewigen Gegenwart.

Gott ist der Alleinagierende, Engel und Menschen sind beteiligt. Der Timotheusbrief stellt Fleisch und Geist gegenüber, Völker und Engel, Welt und Herrlichkeit, stellt den Heiligen Abend universal in den gesamten Kosmos.
Der Sohn ist Abdruck und Abglanz seiner Herrlichkeit. Gott hat ihn erhöht und zu seiner Rechten gesetzt. Diese Worte erinnern an einen frühchristlichen Hymnus, wie Paulus ihn z.B. in Philipper 2 beschreibt. Paulus formuliert:
„Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, er entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich…….., Gott hat ihn erhöht … beugen sollen sich aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden sind.  Alle Zeugen sollen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes“ (vgl. Phil 2,7-11).

Was der Evangelist Lukas in Bildern malt, beschreibt der 1. Timotheusbrief in poetischer hymnischer Sprache. Der Brief richtet sich an die christliche Gemeinde in Ephesus, mahnt und ermutigt, an Jesus Christus als dem Sohn Gottes festzuhalten. Die kleine im Glauben noch unsichere Gemeinde in Ephesus braucht diese Vergewisserung, denn in Ephesus wird Artemis, die große Mutter, verehrt. Da ist es schwer, gegen die Umwelt fest zu bleiben. Und so versammeln sie sich in den Häuser, beten, haben Gemeinschaft, stärken sich im Glauben. 
Groß ist das Geheimnis des Glaubens, groß die Gottesfurcht. Die christliche Botschaft lässt sich nicht beweisen, sie will mit dem Herzen erkannt werden.
Mitten in der dunklen Nacht scheint ein Licht. Mitten in der Finsternis das Engelswort, mitten in der Nacht verbreiten die Hirten die Botschaft: Euch ist heute der Heiland geboren. Gott kommt auf die Erde, er besucht die Menschen. Der langersehnte Gast stellt sich in dieser Nacht ein. Der Herr der Herrlichkeit ist da. Sei uns willkommen, du werter Gast, du bist der Erlöser der Welt.

Wir sehnen uns nach Heilung und Ganzwerdung.
Wir sehnen uns nach Frieden unter den Menschen,
wir sehnen uns nach Geborgenheit und Glück.   
Du hebst die Trennung auf, wir sind mit dir verbunden.
Der Glaube bleibt immer im Lichtschein trotz Dunkelheit.
Christus kommt besonders zu den Menschen, die zerrissen sind,
die mit sich kämpfen, die zweifeln, zu wen sie gehören.
Er kommt in die Herzen derer, die sich wünschen, dass sie einen Menschen haben, der sie liebt.
Er kommt zu denen, die keine Heimat und keine Obdach haben, 
weil Krieg herrscht,
er kommt zu denen, die sich ausgeliefert fühlen,
er kommt zu den Einsamen, die keinen Menschen haben,
er kommt zu denen, die sich nach Frieden und Wärme sehnen.
Jesus ist unser Heiland. 
Er heilt zerbrochene Herzen, sucht das  Verlorene, 
Verirrtes bringt er zurück,
geht zu den Mühseligen und Beladenen. 
Geknicktes Rohr zerbricht er nicht, glimmenden Docht löscht er nicht aus.
Gottes Liebe bricht sich Bahn, 
schwemmt Geröll und Schmutz hinweg.
Sei uns willkommen, verehrter Gast,
sende dein Licht und deine Klarheit, 
deinen Frieden und deine Wahrheit.
Wir müssen der Botschaft von Weihnachten Glauben schenken, 
damit sie in unseren Herzen wahr werden kann und unsere Seele berührt. 

Eine Krippe ist hier vorne aufgebaut. Der Schein von Bethlehem leuchtet in die Welt. In die Dunkelheit fällt Licht, es bringt Hoffnung, Glanz und Wärme.
Gibt es einen Menschen, dem Sie heute besonders das Licht von der Krippe wünschen? Braucht ein lieber Mensch Hoffnung? Braucht ein lieber Mensch Frieden? Ist jemand unglücklich? Bedarf jemand Trost?
Welchen Menschen wünschen Sie in dieser Heiligen Nacht das Licht von der Krippe? Während die Orgel spielt, denken Sie darüber nach. Fällt Ihnen jemand ein? Wenn Sie sich für einen Menschen entschieden haben, kommen Sie nach vorne, zünden ein Teelicht an, denken liebevoll an diesen Menschen, bewegen ihn in Ihrem Herzen und bringen das Licht zur Krippe. Christi Licht scheint.

Aktion: Wer mag, kann jetzt kommen. Licht entzünden und an der Krippe ablegen.

Gebet    
Barmherziger Gott, 
wir haben dir einen Menschen anbefohlen, 
wir sind zur Krippe gegangen und haben ein Licht angezündet,
damit ihm das Licht von Weihnachten leuchtet.
Wir sind vielleicht nicht zur Krippe gegangen, 
haben in der Stille an einen Menschen gedacht,
dem wir besonders das Licht von Weihnachten wünschen.
Möge es für alle Menschen Weihnachten werden,
die sich nach Liebe, Licht und Leben sehnen. 
Mögen sie von Christus berührt werden, 
dass ihr Leben hell und freundlich werde. Amen.

Vier Fragen zur Predigtvorbereitung an Pfarrerin em. Christiane Borchers

1. Welche Predigtsituation steht Ihnen vor Augen?
Ich habe die Kirchengemeinde vor Augen, der ich angehöre. Es ist eine dörfliche Gemeinde mit historischer Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Weihnachten leuchtet der Herrenhuter Stern, neben der Kanzel steht ein mit Strohsternen geschmückter Weihnachtsbaum. Heilig Abend zur Christnacht ist die Kirche gut besucht, aber nicht überfüllt. Ich halte die Predigt auf der Kanzel im Dunkeln, nur der Weihnachtsbaum und der Christstern leuchten. Gut sichtbar ist eine Krippe mit Krippenfiguren auf einem entsprechend großen Tisch aufgestellt, sodass genügend Platz für Teelichter vorhanden ist. In einem Korb daneben liegen Teelichter bereit.

2. Was hat Sie bei der Predigtvorbereitung beflügelt?
Die Erkenntnis, dass 1. Tim 3,16 möglicherweise auf einen frühen Christushymnus zurück geht, hat mich beflügelt. 
Die Besucher*innen in der Christnacht kommen mit einer Erwartung. Sie haben den Wunsch und die Sehnsucht nach Ruhe und Frieden und möchten einen Hauch von der Heiligen Nacht spüren. Der Kasus hat Gewicht und steht von im Vordergrund.

3. Welche Entdeckung wird Sie weiter begleiten?
-

4. Was verdankt die Predigt der abschließenden Bearbeitung?

Perikope