Qualitätscheck zum Leben - Predigt zur Jahreslosung 2025 von Tobias Bilz
5,21

Checker Tobi, so heißt eine Wissenssendung für Kinder, die seit 2013 mit großem Erfolg im Fernsehen läuft. Der Checker mit Namen Tobias Krell nimmt sich in jeder Folge ein konkretes Thema vor und erklärt es für Kinder im Grundschulalter einfach, aber mit tiefen Einblicken, die auch für mich interessant sind. Auch wenn der Checker inzwischen den Namen gewechselt hat - es geht immer darum, die natürliche Neugier von Kindern und Erwachsenen aufzugreifen und das, was man wissen kann, einem Check zu unterziehen. Das gibt Orientierung und Sicherheit. 

Prüft alles, und behaltet das Gute. (1. Thess 5, 21)

So schreibt es Paulus im 1. Brief an die Gemeinde in Thessaloniki. Es ist das Bibelwort, das die Christenmenschen durch das Jahr 2025 begleiten soll. 

Zunächst atmet dieser Satz eine große Freiheit:

Prüft alles!
Die Welt ist voller Wunder. Ein selbstbewusster Glaube darf neugierig sein. Er igelt sich nicht ein, sondern ist frei, mit allem in Kontakt kommen zu können. Er braucht keine Angst zu haben, sich mit falschen Ideen oder Gedanken zu verunreinigen. Er hat keine Scheu vor Menschen mit fremder Sprache, anderer Kultur oder ungewöhnlichem Lebensstil.
Ein gläubiger Mensch lebt gern in der Welt, sucht ihre Wunder zu entdecken und sieht in allem und jedem Menschen ein wunderbares Geschöpf Gottes. Glaube führt in die Freiheit und zu einem sorgfältigen Umgang mit der geschaffenen Welt. Auch wenn der Glaube immer auch die Ewigkeit im Blick hat, ist er zunächst an diese Welt mit ihrer mehr oder weniger guten Beschaffenheit gewiesen. 

Als Zweites lässt sich sagen:

Selbstbewusster Glaube befähigt zur Kritik; sich selbst und anderen gegenüber.

Ein anderes Bibelwort des Paulus kommt mir in den Sinn, wenn ich die Jahreslosung in mir klingen lasse: Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient dem Guten. (1. Kor 10, 23)
Wieder ist da diese große Freiheit, die der Glaube schenkt. Habt keine Berührungsangst, aber wertet und gewichtet auch, was euch im Wissen um die Botschaft Jesu tragfähig erscheint. Ich möchte es einmal so sagen: Was ist ewigkeitsrelevant?
In einer alten Bibelübersetzung heißt es:
Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles „frommt“; d. h. nicht alles ist einem christusgemäßen Leben zuträglich. 
Wir leben in einer multioptionalen Welt. Es gibt viel mehr Möglichkeiten, als man verwirklichen kann. Es gibt viel mehr Angebote, als dass man sie sich leisten könnte. Und es gibt Weltanschauungen, die jenseits des christlichen Glaubens oder der etablierten Religionen gelebt werden können. Auch in anderen Religionen steckt viel Gutes; vielleicht sogar vieles, was christusgemäß wäre, auch wenn es andere Wurzeln hat.
Paulus jedenfalls traut seiner noch jungen christlichen Gemeinde sehr viel zu, wenn Sie denn im Geiste Jesu lebt und in seinem Sinne ihre Entscheidungen trifft. Der Heilige Geist Gottes wird das Gute letztlich erkennbar werden lassen. Deshalb ist eine Checker-Grundfrage: Was hätte Jesus getan? Ist das, was wir tun, in seinem Sinne? Entsprechen wir in unserer Weise zu leben, dem Willen Gottes?
Paulus vertraut auch darauf, dass die Weisheit dazu nicht ein Einzelner aufbringen muss, sondern im Zusammenwirken vieler Menschen entsteht; vielleicht auch erst im konstruktiven Ringen darum. 

Selbstbewusster Glaube bleibt gelassen. Das ist das Dritte.

Im Jahr 2025 stehen wir vor Veränderungsprozessen, die uns an vielen Stellen herausfordern und manchmal auch überfordern. Technische Entwicklungen, politische Neuorientierung, eine Vielfalt an Meinung und Behauptung. Der Bibelvers ermutigt zum prüfenden Dialog. Fallt euch nicht sofort ins Wort! Hört zu, seht genau hin, und denkt und horcht, was Gottes Wille und das Gute in dieser Situation sein könnte!
Sind wir da nur auf unsere Intuition angewiesen?
Ein paar Kriterien für das Gute möchte ich nennen:
Geschieht es aus Liebe zum Leben und zum Nächsten?
Bleibt das Gute nicht nur Idee, sondern wird zur praktischen Tat?
Fördert es Gemeinschaft?
Führt es zu mehr Gerechtigkeit?
Ermöglicht es Entfaltung für den einzelnen, ohne zur Behinderung für andere zu werden?
Verstärkt es ein Klima des Vertrauens und Gottvertrauens?

Wir haben Bundestagswahlen hinter uns. 
Ein wichtiges Wahlkampfthema war die Frage, wie Migration gesteuert werden kann. Die lautesten Stimmen fordern eine deutliche Zuwanderungsbegrenzung. Die Zahl der Migranten ist derzeit allerdings deutlich rückläufig. Es gibt aber Interessenten, die das Thema bewusst wachhalten und die Problemlagen in unserem Land darauf fokussieren wollen. 
Manchmal habe ich den Eindruck, Asylpolitik orientiert sich an: „Prüft alle, und die Guten nur behaltet.“  Das ist unwürdig, weil dieser Satz die Menschen in Not aus dem Blick verliert. Man lässt niemanden ertrinken. Punkt. Aus christlicher Perspektive sind die Leitlinien auch in dieser Frage bereits formuliert. Sie stehen unmittelbar vor der Jahreslosung in der Bibel:

Weist die Unordentlichen zurecht; 
tröstet die Kleinmütigen; tragt die Schwachen; 
seid geduldig mit jedermann! 
Seht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte, sondern jagt allezeit dem Guten nach untereinander und gegen jedermann. (1. Thess 5, 14f.)

Das ist christlicher Lifestyle, der vorbildlich wäre. Er gelingt auch in der frommsten christlichen Gemeinde nicht zu 100%. Es ist aber der Qualitätscheck, den der Apostel Paulus im Blick hat. Er will dem Willen Gottes für unsere Welt auf die Spur kommen. Das Gute wird sich erweisen und am Ende Kraft gewinnen. Darauf vertraue ich.

„Bleiben Sie neugierig!“ heißt es am Ende einer anderen Wissensendung im Fernsehen.

Genau – und prüft alles und behaltet das Gute!