(1) Zukunftsfragen überall
Liebe Schwestern und Brüder,
wie sieht die Zukunft der Kirche aus? Diese Frage beschäftigt uns gerade auf allen Ebenen…
Viele sagen: Wir müssen das, was aktuell gut funktioniert, einfach so lange es geht festhalten. Denn in der Verlässlichkeit liegt die Zukunft. Andere dagegen meinen: Wenn alles nur wieder so werden würde wie früher, als die Kirche und ihre Werte noch was gezählt haben, dann hätte Kirche Zukunftsperspektive.
Und dann gibt's auch diejenigen, die davon überzeugt sind, die Zukunft der Kirche liegt in der Veränderung. Denn es wird ohnehin alles anders werden. Wenn es weniger Pfarrpersonen gibt, die Kirchenaustrittszahlen weitersteigen, aber gleichzeitig die Anzahl der kircheneigenen Gebäude sinkt... Da muss man jetzt schon alles anders denken und irgendwie neu machen, bevor einen die Realität einholt. Wieder Andere sagen: Die Frage nach der Zukunft der Kirche kannst du dir schenken, denn Kirche hat keine Zukunft mehr.
Was denken Sie? Wer hat recht? Keiner? Oder irgendwie auch alle?
(2) Auf diesem Fels will ich meine Gemeinde bauen
Werfen wir einen Blick in das Predigtwort für den heutigen Gottesdienst. Vielleicht zeigt er uns zu den Zukunftsfragen unserer Kirche neue Aspekte auf. Ich lese aus dem Matthäusevangelium im 16. Kapitel:
Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei? Sie sprachen: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten. Er sprach zu ihnen: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist der Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.
(3) Die Zukunft der Kirche baut auf Menschen wie Petrus auf
"Du bist der Fels, auf den ich meine Gemeinde bauen will.", sagt Jesus zu Petrus.
Und macht damit deutlich: Die Zukunft der Kirche hängt nicht an Strukturfragen, Gottesdienstzeiten oder Gebäuden. Die Zukunft der Kirche baut auf Menschen auf. Auf Menschen wie Petrus. Der im wahrsten Sinne der Wortes begeistert einfach so aus dem Herzen heraus den Leuten erzählt hat, was ihm an Jesus und Gott so fasziniert. Und das sogar noch auf jeder erdenklichen Sprache der Welt, so wird es uns in der Pfingstgeschichte berichtet.
Die Zukunft der Kirche baut auf Menschen wie Petrus auf, der oft aber auch vorschnell nach vorne prescht, weil er unbedingt alles richtig machen möchte. Immer wieder musste ihn Jesus einbremsen. Wie zum Beispiel als er einmal mit Jesus und zwei Anderen einen Ausflug ins Grüne gemacht hat (so wie wir heute). Da hatten sie ein Erlebnis, bei denen ihnen Mose und Elia erschienen ist. Das war für Petrus so besonders, dass er es für immer festhalten wollte. Er ließ sich von Jesus nur mit Mühe davon abhalten, mitten im Grünen für sie alle Hütten zu bauen, damit es einfach für immer so bleiben kann. Ja auch so ist Petrus.
Aber die Zukunft der Kirche baut auf Menschen wie Petrus auf. Auf den Petrus, dem dann und wann die Kraft auch mal ausging. Wie damals als er im Garten Gethsemane von Jesus gebeten wurde: „Bleib wach und bete mit mir!“ Immer wieder sind ihm vor Erschöpfung die Augen zugefallen und er ist eingeschlafen.
Gott baut die Zukunft der Kirche auf Menschen wie Petrus auf, die Stärken und Schwächen haben wie Du und ich, die sich begeistern lassen, vielleicht auch mal über das Ziel hinausschießen und denen manchmal vielleicht auch die Puste ausgeht. Und doch baut er auf uns seine Kirche auf, vor allem aber dann, wenn wir bei der entscheidenden Frage nicht zögern – wie Petrus.
(4) Die Zukunft der Kirche ist eine Glaubensfrage
"Was sagt denn ihr, wer ich sei?", fragt Jesus. Und Petrus antwortet: "Du bist der Christus, der lebendige Sohn Gottes!" Und mir kommt der Gedanke, dass das die erste und eigentliche Frage ist, die wir uns stellen sollten, wenn wir Kirche der Zukunft bauen wollen: "Was sagst du, wer Jesus für dich ist?" Die Kirche braucht für ihre Zukunft Menschen wie Petrus, die zu solchen Glaubensfragen auskunftsfähig sind. Wer ist Jesus für dich? Dazu Menschen etwas sagen zu können, mit ihnen über ihre Glaubensfragen ins Gespräch zu kommen, das ist meiner Meinung nach die Grundlage – das Fundament, auf der wir mit Gott die Zukunft seiner Kirche aufbauen müssten – ganz im Sinne von dem, was Jesus Petrus sagt: "Was sagst du, wer Jesus für dich ist?"
(5) Mit Petrus und den Konfis Zukunftskirche bauen
Petrus hatte seine Antwort gefunden: "Du bist der Christus, der lebendige Sohn Gottes!" Dieses Herzensbekenntnis zu Jesus war es letztendlich dann, das ihn in den Augen von Jesus ausgezeichnet hat, der Fels zu werden, auf dem Kirche gebaut wurde. Deshalb sagt er zu ihm: „Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.“ Jesus gibt Petrus die Schlüssel dafür, dass in seiner Kirche ein Stück Himmel auf Erden erlebbar wird. Aber wie sehen diese Schlüssel aus, mit denen wir in Gottes Sinn „Himmelskirche“ der Zukunft hier auf Erden bauen können?
Wir haben dazu unsere aktuellen Konfis befragt. Sie haben ihre „Himmelskirche“ der Zukunft bauen dürfen. Dazu mussten sie, wie im echten Leben „Ressourcen“ sammeln. Allerdings waren die bei uns so was wie „Zeit“, „Glaube“, „Liebe“ oder „Kreativität“. Alles hat wie beim „Siedler von Catan“ – Spiel etwas gekostet und insofern musste man sich entscheiden, in was man investieren wollte. Das war ein großer Spaß und es war viel geboten:
Da lagen Spielplätze neben Friedhöfen. – Denn Kirche ist für Alle da!
Einige haben freiwillig auf die Option eines Jugendraums verzichtet. – Denn im Gemeindehaus sind wir doch auch willkommen!
Tatsächlich war so gut wie bei jeder Kirchengemeinde relativ in der Mitte eine Kirche – Denn dort finden Menschen Gott.
Aber nicht in jeder Kirchengemeinde gab es Hauptamtliche. Manchmal reichten die Ressourcen nicht, dann musste man überlegen: Brauchen wir eine Pfarrperson oder eine Sekretärin? Und wie ist es mit der Jugendreferentin und dem Hausmeister? Auf Nachfrage, weshalb auf das Eine oder das Andere verzichtet wurde, antworten die Jugendlichen: Schön, wäre es schon. Aber dann hätten wir auf was anderes verzichten müssen, was uns wichtiger ist. Deswegen muss in unserer Gemeinde eben jeder mit anpacken, dann schaffen wir das schon. – Denn Kirche lebt von Menschen.
In der Andacht am Nachmittag war dann die Schlussfrage: Und wie fühlt sich Gemeinde für Dich an? Diese letzte Runde war mein persönliches Highlight des Konfi-Tages. Denn egal wie unterschiedlich die „Himmelskirchen“ auf Erden am Vormittag gebaut wurden, hier bestand große Einigkeit: Gemeinde fühlt sich an wie Familie. Man ist sich nicht immer einig. Aber man kann dort sein, wie man ist. Und wenn es drauf ankommt, halten alle zusammen und helfen mit!
(6) Wir sind die Zukunft der Kirche
Liebe Mitbauende an der Zukunft der Kirche, was denken Sie? Wie sieht nun die Zukunft unserer Kirche aus? Ich denke, wir sind sie; wir alle zusammen – so wie wir hier sitzen. Wir sind die Zukunft der Kirche. Ob dann in jeder Gemeinde perspektivisch ein Hauptamtlicher arbeitet? Alle Gebäude erhalten werden können? Die Angebote alle immer direkt am Ort stattfinden werden?
Das wird von Gemeinde zu Gemeinde sicher kreativ und hoffentlich auch so engagiert gelöst werden, wie von unseren Konfis beim Spiel „Die Gemeinde von Catan“. Da wird ganz sicher auch vieles eine Frage der Abwägung.
Deswegen bin ich ehrlich: Ich weiß momentan nicht wirklich, wie die Kirche der Zukunft in den Strukturen konkret aussehen wird. Das macht Angst und ist anstrengend. Das wird uns alle zusammen noch viel Kraft kosten.
Aber! Und da bin ich mehr als sicher, wenn ich mich heute hier so umsehe. Unsere Kirche hat Zukunft – und zwar Dank uns allen eine gute, in der uns Gott immer wieder Schlüsselmomente schenkt, in denen sich Himmel und Erde berühren.
AMEN.
1. Welche Predigtsituation steht Ihnen vor Augen?
Wir feiern einen Gottesdienst im Grünen. Im Anschluss gibt es etwas zu Essen und zu Trinken. Es werden von Kindern Ehrenamtlicher bis hin zur Leitung des Seniorenkreises viele engagierte Menschen dabei sein. Es ist zu erwarten, dass vor allem Menschen den Weg in den Gottesdienst finden, denen die Zukunft von Kirche am Herzen liegt und für die solche Themen nicht neu sind. Außerdem werden die Konfis „ihre“ gebauten Gemeinden im Anschluss als Projekt vorstellen.
2. Was hat Sie bei der Predigtvorbereitung beflügelt?
Den Gedanken, dass Jesus seine Kirche explizit auf Menschen aufbaut, finde ich inspirierend – gerade im Zuge der vielen Strukturdiskussionen. Sie hat meinen Bick auf diese Prozesse bereichert. Außerdem ging mir der erste Teil der Predigtwortes nahe. Zuerst bekannte Petrus seinen Glauben, bevor er zum Fels der Gemeinde wurde. Zukunftsfähig Kirche Bauen geht nur aus gelebten Glauben heraus!
3. Welche Entdeckung wird Sie weiter begleiten?
Die Freude unserer Konfis daran, ihre Gemeinde zu bauen, wird mich weiterbegleiten. Genauso wie ihre guten Gedanken zu einzelnen strukturellen Aspekten.
4. Was verdankt diese Predigt der abschließenden Bearbeitung?
Diese Predigt wurde leider nicht gecoacht. Insofern konnte keine abschließende Bearbeitung stattfinden.