„Eine positive Verwechslung“ - Predigt über Johannes 20, 11-18 von Frank Fuchs
20,11
„Eine positive Verwechslung“
Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten. Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen. Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister! Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt.
Liebe Gemeinde,
Maria Magdalena kam frühmorgens zum Grab, als es noch dunkel war. Sie sah dort nur, dass der Stein weggenommen war. Sie lief deshalb zu Petrus und zu dem Lieblingsjünger und sagte es ihnen. Diese beiden rannten so schnell sie konnten zum Grab. Petrus kam zwar als zweiter ans Grab, ging aber als erster hinein. Dieser Wettlauf der Jünger wird vor unserem Predigttext erzählt. Über die Gefühle der Jünger, als sie das leere Grab finden, von dem ihnen Maria Magdalena berichtet hatte, wird nichts gesagt.
Nur von Maria Magdalena erfahren wir, wie es ihr erging. Als die Jünger wieder gegangen waren, stand sie noch am Grab und weinte. Es war die Trauer darüber, dass Jesus tot war, dass alle Hoffnungen, die sie und andere auf ihn gesetzt hatten, mit seinem Tod mitgestorben waren.
Am Grab eines Menschen können wir uns diesem noch einmal näher fühlen. Das Grab als letzte Ruhestätte lässt ganz besonders an jemand zurückdenken. Doch ein solches Gefühl der Nähe war für Maria Magdalena nicht einmal mehr möglich. Alle ihre Hoffnungen waren zunichte und nicht einmal mehr das Grab blieb als ein Ort, an dem sie sich zurückerinnern kann.
Inmitten dieser bodenlosen Trauer hörte sie die Worte: „Frau, was weinst du?“ Sie antwortete darauf nicht etwa mit dem Hinweis auf Jesu Tod, der am Freitag geschehen war, sondern besonders entsetzlich war für sie jetzt in dieser Situation, dass der Leichnam weggenommen war. Mit denselben Worten „Frau, was weinst du?“ spricht sie nun Jesus an, den sie für den Gärtner hält. Es sind dieselben Worte, wie sie die Engel gesprochen haben, die noch mit der Frage „Wen suchst du?“ ergänzt werden. Maria antwortet darauf, dass sie den Leichnam sucht und ihn gerne zurückholen möchte. Erst durch die Nennung ihres Namens löst Jesus das Rätsel um seine Person auf. „Maria!“ Jetzt erkennt sie Jesus.
Diese Begegnung mit dem Auferstandenen ist die einzige, in der es um eine Verwechslung geht. Maria Magdalena verwechselt den Auferstandenen mit dem Gärtner. Es liegt nahe, diese Verwechslung als eine Torheit zu bezeichnen, wie es der Neutestamentler Rudolf Bultmann in seinem Kommentar schrieb. Eine Verwechslung ist nun mal wie ein Fehler, der passiert.
Jedenfalls hat es im alltäglichen Leben meistens mit Torheit zu tun, wenn wir jemanden verwechseln. Wenn mir das passiert, dann bin ich dem Gegenüber nicht gerecht geworden. Ja, vielleicht reagiert sie oder er sogar beleidigt. Ich hätte doch besser aufpassen können, denke ich mir. Die Verwechslung hat aber meistens Gründe. Es gibt vielleicht jemand, der der Person ähnelt. Vielleicht hat man sich längere Zeit nicht gesehen und jemand hat sich äußerlich verändert.
Besonders schwere Folgen kann es haben, wenn jemand im Internet verwechselt wird. Im Iran war eine junge Studentin bei den Demonstrationen gegen die manipulierte Wahl von Ahmadinedschad erschossen worden. Der von ihr mit dem Handy aufgenommene Film ging um die Welt. Aufgrund einer Ähnlichkeit kam es in der Berichterstattung dazu, dass die ermordete Studentin mit einer jungen Dozentin verwechselt wurde. Aufgrund einer Ähnlichkeit im Namen und im Aussehen wurde der falsche Name mit dem dazugehörigen Facebook Bild veröffentlicht und damit eine Lebende als tot erklärt. In der Folge versuchte die Dozentin es richtig zu stellen, aber im Zeitalter des anonymen Internets lassen sich solche Fehler schwer stoppen. Der iranische Geheimdienst wollte das für sich ausnutzen und setzte die Dozentin unter Druck, im Fernsehen aufzutreten und die Ermordung der Studentin als westliche Propaganda hinzustellen. Der jungen Dozentin erging es wie in einem Alptraum. Zuerst fand sie die Meldung, dass sie tot sei in den Medien, und dann sollte sie für das Regime auftreten. Weil sie sich weigerte, sah sie sich zur Flucht gezwungen. Sie verlor ihre Arbeit, ihre Familie, ihre Freunde. Sie kam nach Deutschland und schrieb sogar ein Buch über ihre schrecklichen Erlebnisse.
Im Johannesevangelium wird der Bereich der Welt von der Sphäre Gottes unterschieden. Die Welt ist der Bereich, in die Jesus als ein Licht in die Welt zwar gekommen ist, aber nicht erkannt wird. (Joh 1,9f.) Die Welt bleibt in ihrer Dunkelheit gefangen. Die Dunkelheit besteht darin, dass Gewalt brutal ausgeübt wird und Menschen leiden müssen. In der Welt wird eine junge Frau Opfer einer Diktatur und kaltblütig ermordet. Eine andere junge Frau wird Opfer einer Verwechslung und sieht sich zur Flucht gezwungen.
Auch bei Maria hat die Verwechslung Gründe. Es war eben einfach unmöglich, dass Jesus hinter ihr stehen könnte. Viel eher musste es doch der Gärtner sein. Und der Gärtner würde dann vielleicht auch etwas darüber wissen, was mit dem Leichnam geschehen war. Und also ist es keine Torheit, sondern nur folgerichtig, wenn Maria Jesus mit dem Gärtner verwechselt. Jesus scheint die Verwechselung zumindest provoziert zu haben, denn er spricht sie nicht mit ihrem Namen, sondern ebenfalls nur mit „Frau“ an. „Frau, was weinst du?“ Erst die Nennung ihres Namens löst das Rätsel um seine Person auf.
Jesus bleibt distanziert. „Rühre mich nicht an.“ Dieselbe Distanz, die in diesen Worten liegt, kommt auch in der Folge zum Ausdruck. Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Jesus ist nur noch für kurze Zeit auf Erden und wird diese Welt wieder verlassen. Er ist zuerst einer Frau erschienen und erst danach den Jüngern. In einer patriarchalen Gesellschaft, wie sie damals bestand, wurde auf das Gerede von Frauen nicht viel gegeben. Im Lukasevangelium heißt es deshalb ziemlich direkt: „Doch die Apostel glaubten ihnen nicht und hielten das alles für Geschwätz.“ (Lk 24,11)
An Ostern zählt nicht mehr, was in dieser Welt für richtig gehalten wird. Vielmehr bewahrheitet sich das Geschwätz der Frauen. Jesus, der den Mächtigen zum Opfer fiel, blieb nicht im Tod. Er begegnete Maria Magdalena und befindet sich im Bereich zwischen dem Leben auf der Erde und dem beim Vater. Ostern zeigt nicht nur, dass es mit Jesus weiterging. Sein Leben und alles, was er gesagt und getan hatte, wirkten weiter. Es blieb nicht im Tod. Ostern zeigt auch, dass es eine begründete Hoffnung für alle Menschen gibt, die Opfer wurden. Es ist ein zarter Anfang, der zeigen soll, dass sich Gottes Macht durchsetzen wird.
Seit alters her wird Ostern als ein Frühlingsfest gefeiert. In diesen Tagen wird der karge Winterboden durch die ersten blühenden Pflanzen durchbrochen. Das Grün bahnt sich seinen Weg hin zum Licht. So bricht auch Hoffnung durch die Dunkelheit der Trauer des Ostermorgens durch. Der Dichter Emanuel Geibel hat das in die Worte gefasst:
Ihr sollt euch all des Heiles freuen,
das über euch ergossen ward!
Es ist ein inniges Erneuen,
im Bild des Frühlings offenbart.
Was dürr war, grünt im Wehn der Lüfte,
jung wird das Alte fern und nah.
Der Odem Gottes sprengt die Grüfte -
wacht auf! Der Ostertag ist da.
An Ostern blieb es nicht bei der Trauer und den Tränen am leeren Grab. Es gab eine Verwechslung im positiven Sinne, die unmöglich schien. Und doch möglich war. Gott sei dank! Neue Hoffnung wächst wie das zarte Grün in der Natur in diesen Tagen. Freuen wir uns „all des Heiles“!
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Die tragische Verwechslung wird in dem Buch geschildert:
Neda Soltani: Mein gestohlenes Gesicht, München 2012
Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten. Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen. Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister! Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt.
Liebe Gemeinde,
Maria Magdalena kam frühmorgens zum Grab, als es noch dunkel war. Sie sah dort nur, dass der Stein weggenommen war. Sie lief deshalb zu Petrus und zu dem Lieblingsjünger und sagte es ihnen. Diese beiden rannten so schnell sie konnten zum Grab. Petrus kam zwar als zweiter ans Grab, ging aber als erster hinein. Dieser Wettlauf der Jünger wird vor unserem Predigttext erzählt. Über die Gefühle der Jünger, als sie das leere Grab finden, von dem ihnen Maria Magdalena berichtet hatte, wird nichts gesagt.
Nur von Maria Magdalena erfahren wir, wie es ihr erging. Als die Jünger wieder gegangen waren, stand sie noch am Grab und weinte. Es war die Trauer darüber, dass Jesus tot war, dass alle Hoffnungen, die sie und andere auf ihn gesetzt hatten, mit seinem Tod mitgestorben waren.
Am Grab eines Menschen können wir uns diesem noch einmal näher fühlen. Das Grab als letzte Ruhestätte lässt ganz besonders an jemand zurückdenken. Doch ein solches Gefühl der Nähe war für Maria Magdalena nicht einmal mehr möglich. Alle ihre Hoffnungen waren zunichte und nicht einmal mehr das Grab blieb als ein Ort, an dem sie sich zurückerinnern kann.
Inmitten dieser bodenlosen Trauer hörte sie die Worte: „Frau, was weinst du?“ Sie antwortete darauf nicht etwa mit dem Hinweis auf Jesu Tod, der am Freitag geschehen war, sondern besonders entsetzlich war für sie jetzt in dieser Situation, dass der Leichnam weggenommen war. Mit denselben Worten „Frau, was weinst du?“ spricht sie nun Jesus an, den sie für den Gärtner hält. Es sind dieselben Worte, wie sie die Engel gesprochen haben, die noch mit der Frage „Wen suchst du?“ ergänzt werden. Maria antwortet darauf, dass sie den Leichnam sucht und ihn gerne zurückholen möchte. Erst durch die Nennung ihres Namens löst Jesus das Rätsel um seine Person auf. „Maria!“ Jetzt erkennt sie Jesus.
Diese Begegnung mit dem Auferstandenen ist die einzige, in der es um eine Verwechslung geht. Maria Magdalena verwechselt den Auferstandenen mit dem Gärtner. Es liegt nahe, diese Verwechslung als eine Torheit zu bezeichnen, wie es der Neutestamentler Rudolf Bultmann in seinem Kommentar schrieb. Eine Verwechslung ist nun mal wie ein Fehler, der passiert.
Jedenfalls hat es im alltäglichen Leben meistens mit Torheit zu tun, wenn wir jemanden verwechseln. Wenn mir das passiert, dann bin ich dem Gegenüber nicht gerecht geworden. Ja, vielleicht reagiert sie oder er sogar beleidigt. Ich hätte doch besser aufpassen können, denke ich mir. Die Verwechslung hat aber meistens Gründe. Es gibt vielleicht jemand, der der Person ähnelt. Vielleicht hat man sich längere Zeit nicht gesehen und jemand hat sich äußerlich verändert.
Besonders schwere Folgen kann es haben, wenn jemand im Internet verwechselt wird. Im Iran war eine junge Studentin bei den Demonstrationen gegen die manipulierte Wahl von Ahmadinedschad erschossen worden. Der von ihr mit dem Handy aufgenommene Film ging um die Welt. Aufgrund einer Ähnlichkeit kam es in der Berichterstattung dazu, dass die ermordete Studentin mit einer jungen Dozentin verwechselt wurde. Aufgrund einer Ähnlichkeit im Namen und im Aussehen wurde der falsche Name mit dem dazugehörigen Facebook Bild veröffentlicht und damit eine Lebende als tot erklärt. In der Folge versuchte die Dozentin es richtig zu stellen, aber im Zeitalter des anonymen Internets lassen sich solche Fehler schwer stoppen. Der iranische Geheimdienst wollte das für sich ausnutzen und setzte die Dozentin unter Druck, im Fernsehen aufzutreten und die Ermordung der Studentin als westliche Propaganda hinzustellen. Der jungen Dozentin erging es wie in einem Alptraum. Zuerst fand sie die Meldung, dass sie tot sei in den Medien, und dann sollte sie für das Regime auftreten. Weil sie sich weigerte, sah sie sich zur Flucht gezwungen. Sie verlor ihre Arbeit, ihre Familie, ihre Freunde. Sie kam nach Deutschland und schrieb sogar ein Buch über ihre schrecklichen Erlebnisse.
Im Johannesevangelium wird der Bereich der Welt von der Sphäre Gottes unterschieden. Die Welt ist der Bereich, in die Jesus als ein Licht in die Welt zwar gekommen ist, aber nicht erkannt wird. (Joh 1,9f.) Die Welt bleibt in ihrer Dunkelheit gefangen. Die Dunkelheit besteht darin, dass Gewalt brutal ausgeübt wird und Menschen leiden müssen. In der Welt wird eine junge Frau Opfer einer Diktatur und kaltblütig ermordet. Eine andere junge Frau wird Opfer einer Verwechslung und sieht sich zur Flucht gezwungen.
Auch bei Maria hat die Verwechslung Gründe. Es war eben einfach unmöglich, dass Jesus hinter ihr stehen könnte. Viel eher musste es doch der Gärtner sein. Und der Gärtner würde dann vielleicht auch etwas darüber wissen, was mit dem Leichnam geschehen war. Und also ist es keine Torheit, sondern nur folgerichtig, wenn Maria Jesus mit dem Gärtner verwechselt. Jesus scheint die Verwechselung zumindest provoziert zu haben, denn er spricht sie nicht mit ihrem Namen, sondern ebenfalls nur mit „Frau“ an. „Frau, was weinst du?“ Erst die Nennung ihres Namens löst das Rätsel um seine Person auf.
Jesus bleibt distanziert. „Rühre mich nicht an.“ Dieselbe Distanz, die in diesen Worten liegt, kommt auch in der Folge zum Ausdruck. Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Jesus ist nur noch für kurze Zeit auf Erden und wird diese Welt wieder verlassen. Er ist zuerst einer Frau erschienen und erst danach den Jüngern. In einer patriarchalen Gesellschaft, wie sie damals bestand, wurde auf das Gerede von Frauen nicht viel gegeben. Im Lukasevangelium heißt es deshalb ziemlich direkt: „Doch die Apostel glaubten ihnen nicht und hielten das alles für Geschwätz.“ (Lk 24,11)
An Ostern zählt nicht mehr, was in dieser Welt für richtig gehalten wird. Vielmehr bewahrheitet sich das Geschwätz der Frauen. Jesus, der den Mächtigen zum Opfer fiel, blieb nicht im Tod. Er begegnete Maria Magdalena und befindet sich im Bereich zwischen dem Leben auf der Erde und dem beim Vater. Ostern zeigt nicht nur, dass es mit Jesus weiterging. Sein Leben und alles, was er gesagt und getan hatte, wirkten weiter. Es blieb nicht im Tod. Ostern zeigt auch, dass es eine begründete Hoffnung für alle Menschen gibt, die Opfer wurden. Es ist ein zarter Anfang, der zeigen soll, dass sich Gottes Macht durchsetzen wird.
Seit alters her wird Ostern als ein Frühlingsfest gefeiert. In diesen Tagen wird der karge Winterboden durch die ersten blühenden Pflanzen durchbrochen. Das Grün bahnt sich seinen Weg hin zum Licht. So bricht auch Hoffnung durch die Dunkelheit der Trauer des Ostermorgens durch. Der Dichter Emanuel Geibel hat das in die Worte gefasst:
Ihr sollt euch all des Heiles freuen,
das über euch ergossen ward!
Es ist ein inniges Erneuen,
im Bild des Frühlings offenbart.
Was dürr war, grünt im Wehn der Lüfte,
jung wird das Alte fern und nah.
Der Odem Gottes sprengt die Grüfte -
wacht auf! Der Ostertag ist da.
An Ostern blieb es nicht bei der Trauer und den Tränen am leeren Grab. Es gab eine Verwechslung im positiven Sinne, die unmöglich schien. Und doch möglich war. Gott sei dank! Neue Hoffnung wächst wie das zarte Grün in der Natur in diesen Tagen. Freuen wir uns „all des Heiles“!
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Die tragische Verwechslung wird in dem Buch geschildert:
Neda Soltani: Mein gestohlenes Gesicht, München 2012
Perikope