I. Landwirtschaft global
Es ist reif geworden. Weizen und Mais, Raps und Rüben – bei uns habe ich vor allem Mais, Raps und Weizen gesehen. Und Sämereienfelder. Sonnenblumen. Kaum Kartoffeln. Was halt gerade Ertrag bringt und sich wirtschaftlich rechnet. Dank Euch Landwirtinnen und Landwirten für Eure Arbeit. Die ist nicht leicht. Früher war sie körperlich schwer. Heute ist sie es eher wirtschaftlich. Was rechnet sich? Wie kann mein Betrieb überleben? Was für Subventionen gibt es, welche kann ich ausschöpfen, wie fülle ich den berühmt-berüchtigten »Mehrfachantrag« für die EU-Mittel am besten aus? Die Zeiten, wo fünf Landwirte ein Dorf ernährten, sie sind lange vorbei. Heute denken wir global. Ob wir wollen oder nicht. nd ob das gut ist, oder nicht, das lasse ich einmal offen.
II. Danke Euch; und Segen!
Erntedank. Ernte-Dank zuerst Euch: Euch von der Landwirtschaft. Ihr tut, was Ihr könnt. Ihr macht es im Rahmen des Möglichen. Da bin ich mir sicher. Gebe Gott, daß es im Rahmen es gelingt: Daß Betriebe überleben und vielleicht sogar florieren, daß alle genug zu Essen haben, daß Arbeitsplätze gesichert sind.
III. Neue Geschichte
Erntedank. Heute höre ich auch auf Jesus. Auf eine Geschichte von ihm. Ihr wißt ja: Jedes Jahr sind die Predigttexte vorgeschrieben. Das ist auch gut so. Und zu Erntedank, da war immer der »reiche Kornbauer« dran:
»Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darein sammeln all mein Korn und meine Güter und will sagen zu meiner Seele: Habe nun Ruhe, iß, trink und habe guten Mut. … Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr, heute Nacht wird man deine Seele von dir fordern, und wes wird sein, das du bereitet hast?«
Das ist alles richtig.
Aber weil die Predigttexte neu geordnet sind, kommt heute eine Geschichte, die noch nie »dran« war.
Das ist auch ganz gut, in diesem Jahr, wo eigentlich alles ganz anders ist. Und wo wir damit umgehen müssen. Also: Die andere Erntedankgeschichte. Eine Geschichte mit Jesus. Hört mal hin:
IV. Jesusgeschichte
»Zu der Zeit, als wieder eine große Menge da war und sie nichts zu essen hatten, rief Jesus die Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Mich jammert das Volk, denn sie harren nun schon drei Tage bei mir aus und haben nichts zu essen. Und wenn ich sie hungrig heimgehen ließe, würden sie auf dem Wege verschmachten; denn einige sind von ferne gekommen. Seine Jünger antworteten ihm: Woher nehmen wir Brot hier in der Einöde, daß wir sie sättigen? Und er fragte sie: Wie viele Brote habt ihr? Sie sprachen: Sieben. Und er gebot dem Volk, sich auf die Erde zu lagern. Und er nahm die sieben Brote, dankte, brach sie und gab sie seinen Jüngern, daß sie sie austeilten, und sie teilten sie unter das Volk aus. Sie hatten auch einige Fische; und er sprach den Segen darüber und ließ auch diese austeilen. Und sie aßen und wurden satt. Und sie sammelten die übrigen Brocken auf, sieben Körbe voll. Es waren aber etwa viertausend; und er ließ sie gehen.«
Wir kennen die Geschichte sonst ein bißchen anders. »Die Speisung der fünftausend«. So steht sie bei allen Evangelisten und sogar bei Johannes, der ja ganz gern ein wenig andere Wege geht, und bei Markus steht sie auch. Er muß Gründe gehabt haben, das zweimal zu erzählen. Deshalb höre ich heute besonders genau hin:
Heute sind es viertausend, nicht fünftausend. Und nicht fünf Brote und zwei Fische, wie wir das kennen, sondern sieben Brote, und »ein paar Fische«, wieviele wird nicht gesagt.
V. Behutsamer Erntedank
Gut, daß diese Geschichte heute »dran« ist. Gut, daß sie genau so erzählt wird. Gut, daß wir mit dieser Geschichte Erntedank feiern. Denn es ist eine behutsame Geschichte. Behutsamer Erntedank. Ich sehe da einen Jesus, der ist sehr sanft mit seinen Menschen. Da ist Jesus nicht so sehr der Herr, der bestimmt –
das kann und das tut er natürlich auch – aber nicht nur. Und nicht heute. Hier schaut Jesus nicht zuerst auf sich – auf seine Botschaft, auf das, was die anderen tun sollen – hier schaut Jesus zuerst auf die Menschen. Und er macht das sehr behutsam. »… Sie harren nun schon drei Tage bei mir aus und haben nichts zu essen. Und wenn ich sie hungrig heimgehen ließe, würden sie auf dem Wege verschmachten; denn einige sind von ferne gekommen.«
Jesus schaut nach Dir. Er sieht Dich. Er fragt nicht: »Was hast Du vorzuweisen? Bist Du genug? Du mußt aber noch …« Er sieht nur: Du hast Hunger. Lebenshunger. Du könntest sonst verschmachten. Er weiß, was für einen langen Weg Du schon gegangen bist. Er sieht Dich. Und er sieht, was Du brauchst. Und dann gibt er. Einfach so. Sei’s Brot und Fisch oder sei’s ein Wort und eine Kraft. Ein Trost oder ein Segen – oder ein Wink für den nächsten Weg: Jesus wird Dich nicht leer gehen lassen. Niemals.
VI. Und sie aßen alle und wurden satt
»Und er gebot dem Volk, sich auf die Erde zu lagern. Und er nahm die sieben Brote, dankte, brach sie und gab sie seinen Jüngern, daß sie sie austeilten, und sie teilten sie unter das Volk aus. Sie hatten auch einige Fische; und er sprach den Segen darüber und ließ auch diese austeilen. Und sie aßen und wurden satt.«
Und dann teilen sie aus. Jesus hat gesagt: Gebt! Und sie gaben.
Nein, das ist kein Sozialprogramm, das ist nicht die Rettung derer, die nichts mehr haben. Das ist ein: »Gebt jeder und jedem und allen. Es wird genug da sein.« Nicht, weil wir so sozial sind und gut, – das sind wir ja eh – sondern weil wir das machen, was Jesus gemacht hat. Behutsam sein. Schaun, was die anderen brauchen. Und so gut wir möglich für sie da sein. Und geben. »Und sie aßen alle und wurden satt.«
VII. Erntedank anders
Und ja, ich weiß, es sind schwierige Zeiten. Erntedank ganz anders. Coronazeiten und eine ganz andere Bibelgeschichte als sonst. Und es gibt die Protestler, die sowieso alles blöd finden, und noch schlimmer sind die Hasser und Hetzer. Letztere haben garnichts mit Jesus zu tun. Die sehen nur auch ihr Eigenes. Man könnte die Plakate auf ihren Demos mit einem einzigen Wort beschriften: »Ich«. Und »Ich«. Und »Ich«. Die Bedachteren darunter sollten nachdenken, mit wem sie da marschieren.
Jesus schaut die Viertausend an. Und er denkt nicht: »Ich!« Sondern: »Du«. Und »Du«. Und »Du«. Und er gibt ihnen, was sie brauchen.
Behutsam, weil er sie angeschaut hat.
VIII. Frei lassen
»Und sie aßen und wurden satt. Und sie sammelten die übrigen Brocken auf, sieben Körbe voll. Es waren aber etwa viertausend; und er ließ sie gehen.« Am Ende läßt Jesus sie gehen. Auch einfach so.
Er sagt nicht: »Ok, ich hab’ Euch satt gemacht, jetzt macht aber mal, was ich will«. Er läßt sie gehen. Ganz frei. Ganz ins Leben. So macht das Jesus: Schauen, was wir brauchen. Geben. Uns gehen lassen. In die Freiheit. Tut es ihm gleich. Schaut und gebt und laßt fei. Seid behutsam miteinander. Und macht mit eurer Freiheit etwas Gutes.
Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.