Danken und Denken - Predigtmeditation zum 2.Korintherbrief 9,6-15 von Thomas Bautz
9,6-15

Das Deutsche Wörterbuch der Gebrüder Grimm weist noch auf die gemeinsame Herkunft von Danken und Denken hin. Doch existiert der Zusammenhang nicht nur in der Etymologie der beiden Wörter. Es gibt ihn ebenso im Leben des Einzelnen wie im Leben der Gemeinschaft. Vermutlich haben Sie auch schon erlebt, wie sie mit der Zeit oder gar plötzlich mit Problemen konfrontiert wurden, die ihnen über den Kopf zu wachsen drohten. Das jeweils Belastende ist mannigfaltig: Erziehungsprobleme, Ärger innerhalb der Großfamilie, finanzielle Einbußen, plötzliche Erkrankung, Schwierigkeiten im Berufsleben und vieles mehr.

Manchmal kann es enorm helfen, wenn wir unsere Situation akzeptieren, so schwer es uns im Einzelfall auch fallen mag. Dann sollten wir uns Zeit und Muße gönnen, einmal nachzudenken, wofür in unserem Leben wir dankbar sein können.
Einer mag lange nachdenken, ein anderer kommt erstaunlich rasch zu Ergebnissen.
Den Zusammenhang von Denken und Danken erkennen wir meistens nur, wenn uns nicht bereits Probleme und Leid dermaßen überwältigt haben, dass wir ohne Hilfe nicht mehr auf die Beine kommen. Wenn ein Mensch eine tiefe Depression durchleidet, wenn jemand von einer unheilbaren Krankheit eingeholt wird oder wenn ein geliebter Mensch aus dem Leben gerissen wird, dann wäre es sinnlos und unbarmherzig zu erwarten, er oder sie solle einfach darüber nachdenken, wofür sie dankbar sein können.

Der gesunde, denkende, geistig wache Mensch findet normalerweise genügend Gründe und Tatsachen, um dankbar durchs Leben zu gehen. Natürlich ist eine solche Geisteshaltung und moralische Einstellung zum Leben nicht permanent möglich. Wir sind meist eingebunden in soziale Zusammenhänge, berufliche und familiäre Verpflichtungen, die oftmals derart viel und völlig Unterschiedliches auf uns einströmen lassen, dass wir Dankbarkeit und Moral mitunter hinten an stehen lassen oder sie nicht mehr aufrecht erhalten können.

In manchen Bereichen unseres Lebens haben wir uns an Vieles gewöhnt und nehmen es als selbstverständlich: Annehmlichkeiten, Wohlstand und die damit verbundene Bequemlichkeit im Alltag. Gesundheit, Kinder, ein relativ ausgeglichenes Klima in Deutschland. Anbau von Getreide, Obst und Gemüse, wobei wir inzwischen freilich vieles importieren: Lebensmittel im Überfluss. Man feiert seit der Reformationszeit Erntedank: Wir sind dankbar für all das.

Viele unter uns denken aber daran, wie rasch wir unseren Wohlstand für selbstverständlich erachten. Und verdrängen, dass alle Güter im Überfluss produziert und nach der Ernte einseitig verteilt werden. Unser Land gilt zu Recht als eine Überfluss- und Wegwerfgesellschaft gilt, während in vielen Ländern der Welt Armut, Mangel und Hunger vorherrschen. Es ist ein heikles Thema, das mitunter Ärger und Wut auslöst, aber auch Ohnmachtsgefühle und ein schlechtes Gewissen. Jedenfalls kann unsere Haltung gegenüber dem Ungleichgewicht, der zum Himmel schreienden Ungerechtigkeit, der groben Fahrlässigkeit im Weltwirtschaftssystem und dem daraus resultierenden, im Grunde vermeidbaren Elend nur ambivalent sein.

Der deutsche Dokumentarfilm Taste the Waste (2011) von Valentin Thurn zeigt den Umgang der Industrienationen mit Nahrungsmitteln und die globalen Ausmaße von Lebensmittelabfall. Er veranschaulicht das Ausmaß und die Etablierung von Lebensmittelverschwendung als Praxis mit globalen Konsequenzen. Und entfaltet sein Potenzial im Aufzeigen von subversiven Alternativen, die Mut auf Veränderung und Eigeninitiative machen. Der Titel spielt mit der Doppeldeutigkeit von „waste“ im Englischen: „Abfall“ und „Verschwendung“.

Wir leben in einer Welt der Extreme mit Überfluss und Hunger, Verschwendung und Mangel. Was Lebensmittel mit dem Klimawandel, dem Kampf um Land und Getreidepreise zu tun haben, beschreibt der Film facettenreich. Er zeigt Zusammenhänge auf und unternimmt eine Reise, die viele Fakten vermittelt und den Zuschauer mitunter staunend zurücklässt. Der Film erschien 2012 als Buch: Die Essensvernichter. Warum die Hälfte aller Lebensmittel im Müll landet und wer dafür verantwortlich ist von Stefan Kreutzberger/ Valentin Thurn (aktual. u. erw., 2015).

Bei Menschen mit Herz und Verstand entsteht Zorn, aber eben auch Ohnmacht gegenüber dieser „kannibalischen Weltordnung“. 2015 stirbt alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren an Hunger. 2014 starben mehr Menschen durch Hunger als in sämtlichen Kriegen, die in diesem Jahr geführt wurden.

Wie gehen wir mit diesen Fakten um? Wie schützen wir uns? Jean Ziegler, ehemaliger Sonderberichterstatter der UNO für das Recht auf Nahrung (2000 bis 2008), inzwischen Vizepräsident des beratenden Ausschusses des UNO-Menschenrechtsrats, belegt, dass dies bedrängende Thema schon seit Jahrzehnten verdrängt und tabuisiert wird. Er erinnert an den brasilianischen Arzt, Ernährungswissenschaftler, Schriftsteller, Geographen, Politik- und Sozialwissenschaftler, Diplomaten und Kämpfer gegen den Welthunger, Josué de Castro (1908–1973), der 1952 in dem berühmten Buch Géopolitique de la faim ein ganzes Kapitel dem Tabu des Hungers widmet. Er meint, die Menschen schämen sich so sehr ihres Wissens über den Skandal des Hungers in der Welt, dass sie einen Mantel des Schweigens darüber breiten. Und Jean Ziegler schreibt, diese Scham beherrsche heute noch die Bildungsstätten, die Regierungen und die Mehrheit unserer Mitmenschen.

Weil Danken und Denken zusammenhängen, vermag ich nicht mehr vorbehaltlos zu danken. Ich denke auch an die weltweite Not, die ich nur unzureichend angesprochen habe. Ein Tischgebet würde bei mir, im übertragenen Sinn, eine Magenverstimmung erzeugen. Es käme mir vor wie Heuchelei. Oder bin ich etwa undankbar? Ich glaube nicht. Ich sehe nur – wie viele Menschen heute auch in den reichen Ländern – die Gaben und Güter, von denen wir so überreichlich und selbstverständlich profitieren, im größeren Zusammenhang. Daher kann ich ein Erntedankfest bei uns nur mit gemischten Gefühlen begehen.

Es gibt noch einen anderen Grund, Erntedank mit zwiespältigen Gedanken zu betrachten: Wir haben es immer weniger mit natürlichen Gütern oder Früchten der Erde zu tun. Wir ernten in größerem Ausmaß genmanipulierte Produkte aus stark belasteten Böden. Obst und Gemüse stammen obendrein von Pflanzen, die mit Herbiziden und Insektiziden behandelt worden sind. Die Folgen all dieser Eingriffe in das natürliche Wachstum sind noch nicht völlig kalkulierbar. Dazu kommen noch die verheerenden Zustände in der Tierhaltung und Fleischindustrie. Die Tiere werden längst nur noch als Ware, als Verkaufsobjekte zur Sättigung des Marktes bzw. zur Übersättigung der Verbraucher verwertet und dazu derart mit Antibiotika vollgepumpt, dass es sich auch auf den Konsumenten auswirkt.

Mir fällt wieder einmal die verblüffend einfache Wahrheit und Weisheit eines Graffiti-Spruches ein: „Consumo, ergo sum“ (René Discount). Ich bin Konsument, also existiere ich! Kritiker unseres turbokapitalistischen Systems bezeichnen unsere Gesellschaft auch als Konsumgesellschaft. Das private und öffentliche Leben ist sehr stark auf schnellen Verbrauch der verschiedensten Güter ausgerichtet. Daran ändert auch das Gerede von der „Nachhaltigkeit“ nichts Grundlegendes. Der Begriff ist längst zum Modewort verkommen.

Nun geht es uns beim Erntedank natürlich vorwiegend um Lebens- und Nahrungsmittel. Es ist gut und wichtig, dass in den Gemeinden Obst, Gemüse, Getreidearten und verarbeitete Güter gesammelt und im Gottesdienst präsentiert werden. Die Kriegs- und Nachkriegsgeneration hat noch extremen Mangel gekannt, hat noch gewusst, was Hunger am eigenen Leib bedeutet.
Die Generation des Wirtschaftswunderlandes Bundesrepublik Deutschland und nachfolgende Generationen haben keinerlei Vorstellungen mehr von Hunger und Entbehrung. Deshalb ist es absolut notwendig, in ihnen ein Bewusstsein dafür zu wecken, welch ein enormer Reichtum an Lebens- und Nahrungsmitteln uns quasi geschenkt ist. Viele Kinder, Jugendliche und junge Leute, die ausschließlich in Großstädten leben, haben noch nie eine Ernte erlebt und werden oft kaum noch mit Erlebnissen in der freien Natur konfrontiert. Weitaus größer ist der Einfluss der digitalen, virtuellen Welt.

„An APPLE a day keeps the doctor away“, diese englische Weisheit ist heute zweideutig, und ihr Sinn hat sich verkehrt: Wer sich zu lange einem APPLE (oder Microsoftprodukt) aussetzt und unausweichlich dessen Strahlung, muss – wie in den USA längst der Fall – irgendwann doch zum Doktor. Da beiße ich doch lieber in einen echten Apfel, auch wenn dieser chemisch behandelt wurde. Immerhin suggeriert mir das Abspülen des Obstes eine gewisse Reinheit.

Bitte nicht falsch verstehen: Auch ich arbeite beruflich und privat oft lange am PC – täglich. Aber ich bin froh, wenn ich mich draußen – am liebsten im Park – wieder bewegen kann. Sehnsüchtig und dankbar denke ich an Dienstwohnungen zurück, deren günstige Lage es mir gestattete, in großzügig angelegten Parks oder sogar im Wald zu laufen.

Wenn im Frühling das Grün sprießt und die Knospen sich öffnen, wenn sich die Farbenpracht der Blüten zeigt, genieße ich den Fliederduft und lade meinen Sohn ein, es mir gleichzutun, indem wir beide daran schnuppern. Einmal zeigte eine ältere Passantin Verständnis dafür, was mir das Bewusstsein gab, dass ich nicht völlig verrückt bin. Wenn sich im Sommer Blumen stolz in ihrer Pracht in den Vorgärten präsentieren, lasse ich wiederum auch meinen Sohn diese Schönheit wahrnehmen. Begegne ich der fleißigen älteren Besitzerin des Vorgartens, der auf unserem Weg zur Straßenbahn liegt, erhält sie von mir ein großes Lob für die Pflege ihres Gartens. Neulich klagte sie mir allerdings ihr Leid, dass viele Passanten dies gar nicht zu schätzen wüssten und am Rande des Gartens ihre Hunde ihren Kot entsorgen ließen.

Im Herbst bewundern wir die farbige Vielfalt der bunten Blätter. Ich erzählte meinem Sohn, dass wir früher für die Schule und für daheim die schönsten Blätter sammelten, trockneten und in entsprechende Hefte oder Bücher mit leeren Seiten einlegten, damit sie gepresst wurden und erhalten blieben. Kastanien und Eicheln haben wir gesammelt und mit Hilfe von Streichhölzern Figuren gebastelt. Diese Tätigkeiten nehmen offenbar mehr und mehr ab.

Zum Glück gibt es immer noch viele Güter, die Leib und Seele, Herz und Verstand erfreuen. Nach meinem Empfinden wird die Freude noch größer, wenn wir einige Dinge mit anderen teilen. Das kann Materielles und Geistiges sein. Viele Menschen in unserer wirtschaftlich reichen Gesellschaft geben regelmäßig Spenden an Organisationen, die versuchen, Hunger und Armut in der Welt zu bekämpfen. Diese finanzielle Unterstützung geschieht freiwillig, und ich möchte denen, die auf diese Weise Hilfe leisten, die besten Motive unterstellen.

Die Motivation zum Geben oder Spenden wird auch im Zweiten Brief des Paulus an die Korinther angesprochen: Jeder solle von Herzen geben. Der Betrag oder die Menge ist dann nicht ausschlaggebend. Keinesfalls solle man missmutig oder unwillig spenden, auch nicht aus Zwang etwas geben. Paulus meint sogar: „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“ (2.Kor 9,10). Das kann ich nicht beurteilen. Aber sicher fördert Freigiebigkeit Frohsinn. Ein von Herzen freiwilliger Geber oder Spender wird fröhlicher sein Dasein bewältigen als jemand, der krampfhaft und verbissen auf Vermehrung seiner Güter und seines Geldes aus ist.

Der Beginn des Briefabschnittes bei Paulus: „Wer kärglich sät, wird auch kärglich ernten“, muss unbedingt im Kontext gelesen und verstanden werden, sonst könnte man es im Sinne des Turbokapitalismus interpretieren: „Wer zu wenig investiert, wird sein Kapital auch nicht mehren.“ Zwar habe ich das Missverständnis hier konstruiert, aber es ist nicht ganz von der Hand zu weisen, wie der Soziologe und Nationalökonom Max Weber (1864-1920) in seinem berühmten Werk Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus (1920) darlegt.

Paulus aber fährt fort: „Und wer aus Segensfülle sät, wird auch in Segensfülle ernten.“ Oder: „Wer reichlich sät, der wird auch reichlich ernten.“ Oder: „Aber wer mit vollen Händen sät, auf den wartet eine reiche Ernte.“ Der Kontext im Brief des Paulus zeigt eindeutig, was gemeint ist: das Schöpfen aus einer Fülle, die dem Menschen bereits geschenkt ist. Es geht hier gerade nicht um „big business“ oder „big money“, weder um Gewinnmaximierung durch Investitionen noch um Vermehrung des Kapitals durch Börsenspekulationen. Andernorts wird Paulus diesbezüglich sehr deutlich: „Wir gehören nicht zu denen, die aus dem Glauben ein Geschäft machen.“ Saat und Ernte versteht der Apostel zu allererst als Segen, der Menschen einfach unverdient zuteilwird. Das ist aus meiner Sicht auch der erste Grund zur Dankbarkeit.

Wir Menschen leben von Anbeginn aus dem Geschenkten. Nur leider wissen es viele nicht zu schätzen. Und es ist keineswegs nur ein Vorgarten, an dem man achtlos vorübergeht oder an dessen Rand man ungefragt ein Hundeklo einrichtet. Inzwischen haben Geldliebende große Teile der Meere und Ozeane in Kloaken verwandelt, haben weite Küstengebiete mit Öl verseucht. Geldgierige verwüsten riesige Flächen des Regenwaldes und lassen lebenswichtige Gebiete durch Anbau von Monokulturen wie Palmöl veröden. Der Umweltverschmutzung wird wider besseres Wissen international noch nicht genügend Bedeutung beigemessen.

Der Turbokapitalismus – der Begriff stammt vom amerikanischen Politikwissenschaftler, Historiker, Militärstrategen und Regierungsberater Edward Luttwak (geboren 1942) aus seinem gleichnamigen Buch (2000) – weiß sich mitunter zu tarnen und schreitet als „Religion des Geldes“ einher. Pyramide, Strahlenkranz, „Gottesauge“ und der Spruch In God We Trust kennzeichnen jede Eindollarnote. Hier zeigt sich der „Monotheismus“ in seiner reinsten, perfiden, kompromisslosen Form: Das Geld duldet keine anderen Götter neben sich. Und gäbe es welche, würden diese ebenfalls ins Monetäre transformiert, geschwächt und sinnentleert. „Fortschritt“ um jeden Preis, schier grenzenloses wirtschaftliches Wachstum ohne eklatante Folgen, ist nicht nur pure Illusion, sondern wird die Schere zwischen Arm und Reich weiter extrem vergrößern.

Was uns in den reichen Ländern weiterbrächte, wäre eine neuartige Wahrnehmung des Faktums, dass wir von der scheinbar selbstverständlichen Voraussetzung einer geschenkten Ernte bereits leben dürfen. Einer Ernte, die uns als Lebensbedingung uneinholbar vorgegeben ist. Einer Ernte, der nicht nur Dank gebührt, sondern auch Verantwortung für alles und jedes, was damit zusammenhängt: Verantwortung für diesen einzigartigen blauen Planeten und für seine Bewohner – für jedes Lebewesen der Tier- und Pflanzenwelt und für uns selbst.

Manchmal höre ich das bekannte Lied, das 1968 offenbar von Louis Armstrong (1901–1971) erstmals auf einer Single veröffentlicht wurde: What a Wonderful World. Es erzählt von der Schönheit der Welt und von den Glücksmomenten im alltäglichen Leben. Die erste Strophe lautet: „I see trees of green, red roses too. I see them bloom for me and you, and I think to myself: What a wonderful world.”

Es gibt noch einen wichtigen Aspekt bei dem Thema Ernte: wer das ernten wird, was wir an Gaben und Früchten im Leben erbracht haben. Es ist nicht jedem vergönnt, die eigenen Früchte ernten zu dürfen. Dazu gehören Persönlichkeiten wie Vincent van Gogh. Er schreibt im Februar 1883 aus Den Haag an seinen Bruder Theo diese Zeilen:
„Daß ich aus den Umständen, in denen ich lebe, das Bestmögliche heraushole; daß ich alle meine Kräfte anspanne, um weiterzukommen, das ist das Wichtigste, und dafür bin ich verantwortlich […]. Aber man erwartet nicht das vom Leben, was es nicht geben kann, wie man bereits erfahren hat. Vielmehr lernt man immer deutlicher erkennen: das Leben ist nur eine Art Düngezeit, und die Ernte findet nicht hier statt. […].“

Van Gogh hat in seinen Briefen vierunddreißigmal das Thema „Ernte“, auch metaphorisch, angesprochen und als Maler (vorwiegend in Arles, im Juni 1988) umgesetzt: Weizenfeld mit Blick auf Arles (Öl auf Leinwand), Ernte in der Provence (Aquarell und Feder), Ernte in der Provence (Öl auf Leinwand), Schnitter (Die Ernte, Saint-Rémy, Juni 1989).

Vincent malte in jenem Sommer Ernte und Weizenfelder in den leuchtenden Farben oder „im Lichtrausch des Südens“. Wer so lichtvoll malt, ist sicher sehr dankbar für die Früchte des Feldes. Ich bin heute noch mit großer Dankbarkeit erfüllt, wenn ich an den riesigen Schrebergarten meines Großvaters denke: Obst- und Gemüsearten in Mengen und wunderschöne Blumen konnte man bei ihm anschauen und ernten.

Nachdenklich stimmen michWorte von Angelus Silesius (Johannes Scheffler, 1624–1677), Lyriker, Theologe und Arzt – im Epigramm Das irdische Gut ist ein Mist (Cherubinischer Wandersmann):

Das irdsche Gut ist Mist, die Armen sind der Acker,
wer´s ausführt und zerstreut, genießts zur Ernte wacker.


Literatur:
Walter Klaiber: Der zweite Korintherbrief (2012). Jean Ziegler: Wie kommt der Hunger in die Welt? Ein Gespräch mit meinem Sohn (4. Aufl. 2009). J. Ziegler: Ändere die Welt! Warum wir die kannibalische Weltordnung stürzen müssen (4. Aufl. 2015). Erich Ruprecht: Vincent van Gogh. Maler des Lichtes (1987). Ingo F. Walther/ Rainer Metzger: Vincent van Gogh. Sämtliche Gemälde. Bd. II. Arles, Februar 1888 – Auvers-sur-Oise, Juli 1890 (1993).

Perikope
02.10.2016
9,6-15