"Erwachsen glauben" - Predigt über Johannes 3, 31-36 von Kathrin Nothacker
3,31
"Erwachsen glauben" - Predigt über Johannes 3, 31-36 von Kathrin Nothacker
Erwachsen glauben
Liebe Gemeinde,
die Geschenke sind ausgepackt, die Lichter am Baum erst einmal gelöscht, die Kinder schlafen noch und erholen sich von den Aufregungen des Heiligen Abend. Schon seit Jahren sind wir an diesem Christfestmorgen eine kleine Gemeinde, eine erwachsene Gemeinde, die sich versammelt, um dem Geheimnis des Glaubens im Kind in der Krippe wach und nüchtern im Licht eines erwachenden Tages und bei hellem Verstand nachzuspüren.
Dazu ist uns heute Morgen ein Wort aus dem Johannes-Evangelium gegeben, das unsere volle Konzentration und einen klaren Kopf erfordert.
3,31 Der von oben her kommt, ist über allen.
Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und
redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, der ist
über allen
3,32 und bezeugt, was er gesehen und gehört hat;
und sein Zeugnis nimmt niemand an.
3,33 Wer es aber annimmt, der besiegelt, dass Gott
wahrhaftig ist.
3,34 Denn der, den Gott gesandt hat, redet Gottes
Worte; denn Gott gibt den Geist ohne Maß.
3,35 Der Vater hat den Sohn lieb und hat
ihm alles in seine Hand gegeben.
3,36 Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige
Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der
wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes
bleibt über ihm.
Was Johannes sagt, klingt zunächst wenig weihnachtlich. Seine Rede, die er dem Täufer in den Mund legt, ist geprägt von schroffen Gegensätzen: Irdisch und himmlisch, menschlich und göttlich, oben und unten. Und dazwischen scheint es keine Verbindung zu geben.
Ganz oben fängt der Evangelist an: „Der von oben her kommt, ist über allen.“ Und:„Der vom Himmel kommt, der ist über allen und bezeugt, was er gesehen und gehört hat.“
Eigentlich haben wir gestern Abend doch anderes geglaubt zu verstehen: Gott wird im Kind in der Krippe einer von uns. Das Oben und das Unten sind mit der Geburt Jesu nicht mehr getrennt, sondern nahe beieinander. Am Anfang seines Evangeliums beschreibt Johannes dieses Geschehen mit seinen Worten: Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit.
Mit hoher Abstraktion beschreibt er, was die anderen Evangelisten in den uns so vertrauten Geschichten erzählen. Nichts ist da zu finden vom Stall am Rande Bethlehems, in dem Maria ihr erstes Kind zur Welt bringt. Da ist keine Rede von Hirten und den himmlischen Heerscharen. Ochs und Esel und die Könige aus dem Morgenland lassen sich in dieser theologischen Aussage vom fleischgewordenen Wort nicht einmal erahnen.
Und dennoch erzählt auch Johannes Geschichten vom Menschensohn, vom Messias, von Gottes Lamm, vom Christus Gottes.
Johannes setzt mit seinen Geschichten, die von der Verbindung von oben und unten, von Himmel und Erde erzählen, beim erwachsenen Jesus ein. Und bei dessen Begegnungen mit erwachsenen Menschen. Wenn das Wort Fleisch wird, dann geht es um Begegnungen, um Auseinandersetzungen, um Nachdenken, um Zweifel, um Glauben und Gehorsam, um Trennung und Unterscheidung, um Leiden und Tod und das ewige Leben.
Es beginnt bei Johannes damit, dass dieser von Gott gesandte Messias einen Menschen braucht, der auf ihn hinweist. Es ist Johannes, der Täufer, der gleich am Anfang auf die Bestimmung Jesu hinweist: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt. Ganz am Anfang schon ist das Ende in den Blick genommen. Das Lamm, das der Welt Sünde trägt, wird sterben, wird sich hingeben in den Tod – für uns. Wird den Weg des Leidens und Sterbens gehen, wird ganz unten sein. Anfang und Ende des Messias, des Gottessohnes gehören zusammen. Was uns Johannes sagt ist, dass das Kind in der Krippe nicht ohne den Mann am Kreuz zu verstehen ist. Weihnachten und Karfreitag gehören aufs Engste zusammen. Und auch der Glaube von erwachsenen Menschen kann und darf nicht trennen zwischen der Anbetung des Kindes und dem Schrei der Gottverlassenheit am Kreuz. Erwachsen glauben heißt, beides zusammen zu denken und zu meditieren.
Die alten Meister der bildenden Kunst haben dies übrigens in ihren Krippendarstellungen auch schon getan: bei genauem Hinsehen findet man auch in diesen alten Bildern den Zusammenhang zwischen dem Kind in der Krippe und dem Mann am Kreuz, denn nicht selten bildet die Anordnung des Strohs in der Krippe die Form eines Kreuzes.
Im weiteren Fortgang des Evangeliums sucht sich der Messias, das fleischgewordene Wort Gottes auf Erden, Menschen, die mit ihm gehen, die von ihm lernen wollen, die ihm nachfolgen, die mit ihm und bei ihm den Sinn des Lebens suchen und finden. Menschen, die sein Zeugnis von der Wahrheit annehmen und bereit sind, dieses Zeugnis weiterzugeben. Menschen, die dann auch die Erfahrung machen, dass Gottes Wort in dieser Welt nicht gefragt ist, dass Abgrenzung und Unterscheidung von der Welt schwer aushaltbar ist. „Sein Zeugnis nimmt niemand an.“ Das ist für Christenmenschen in der Tat oft schwer zu ertragen, dass unsere Botschaft für diese Welt oft so wenig relevant erscheint. Und wo sich Christenmenschen und die christlichen Kirchen in die Tagespolitik einmischen, wird ihnen nicht selten vorgeworfen, dass mit dem Evangelium keine Politik betrieben werden könne.
Johannes zeigt uns einen Jesus, der sich einmischt, ins Private wie ins Politische. Der sich keinesfalls aus dem Tagesgeschehen heraushält. Bei einer Hochzeitsfeier gerät er ganz plötzlich in den Mittelpunkt und mischt die Feier auf, indem er das zur Reinigung vorgesehene Wasser in Wein verwandelt. Aber dass man ihn nur nicht mit einem Wundertäter oder Zauberer verwechseln möge oder gar den Zeitpunkt seines Handelns mitbestimmen könne, herrscht er seine Mutter in dieser Geschichte mit den schroffen Worten an: „Was geht’s dich an, was ich tue.“
„Der von oben her kommt, ist über allen. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde.“ – Das gilt selbst für die Mutter Jesu.
Und dann wirft er die Händler aus dem Tempel. Kaum einem von uns steht bei dieser Geschichte von der Tempelreinigung nicht ein Bild aus der Kinderbibel vor Augen, wo Jesus mit kraftvollem Schwung die Tische umwirft und die Händler vertreibt. Das Haus Gottes ist kein Markt, kein Ort, an dem Geld verdient und vernichtet wird. Märkte, Handelshäuser und Börsen gehören nicht in Gottes Reich. Sie sollen keine Eigenständigkeit und Macht über die Menschen entwickeln. Vertrauen in die Märkte ist etwas anderes als Vertrauen in die Macht Gottes. Verwechselt das nicht, sagt die theatralische Geste des Sohnes Gottes bei der Vertreibung der Händler aus dem Tempel. Und denkt gut darüber nach, wem ihr euer Vertrauen schenkt und wem ihr es entzieht. Seid erwachsen und wachsam in dem, wem ihr Glauben schenkt!
In nächtlichen Gesprächen mit dem Pharisäer Nikodemus begegnet Jesus einem ernsthaft suchenden erwachsenen Menschen. Mit ihm ringt er um das Oben und Unten, um Geist und Fleisch, um Licht und Finsternis, um Glauben und Verstehen. Im Gespräch mit Nikodemus geht es darum, was es heißt, in Jesus den Sohn des Vaters, das fleischgewordene Wort Gottes zu bezeugen und zu bekennen. In aller Ausschließlichkeit. Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet. Das ist eine schroffe Absage an alle Vermischung der Religionen und an die gleichmachende und banalisierende Aussage: wir glauben doch alle an den gleichen Gott.
Nein, das Kind in der Krippe und der Mann am Kreuz taugen dazu nicht, diese gleichmachende Rede von dem einen Gott für alle Religionen laut werden zu lassen. Erwachsen glauben, heißt: sich zu diesem Menschen, zu diesem Gott und seinem Messias zu bekennen, wissend, dass sich an diesem Bekenntnis die Geister scheiden werden. Vielleicht ist es das, was besonders schwer ist an diesem Weihnachtsmorgen zu hören und zu ertragen. Dass die Ausschließlichkeit des Bekenntnisses zu Jesus als dem einzigen Sohn Gottes so massiv im Raum steht, dass einen die angedeutete Konsequenz schaudern macht: Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.
Der Zorn hat nicht das letzte Wort. Das ist unser fester Glaube und unsere gewisse Hoffnung. Vielmehr: Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Denn alle Begegnung mit dem Messias, mit Gottes Sohn auf Erden und mit den Menschen in dieser Welt hat das Ziel, das ewige Leben im Blick zu behalten als unsere Hoffnung im Leben und im Sterben.
Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. Möge uns Gott diesen Glauben an den menschgewordenen Gott immer wieder schenken, ihn wachsen und reifen lassen und uns die rechte Weihnachtfreude in diesem Glauben an das Kind in der Krippe, an den Mann am Kreuz, an Gottes eingeborenen Sohn ins Herz geben.
Und miteinander singen und Gott loben und ihn anbeten:
Herbei o ihr Gläub’gen, fröhlich triumphieret, o kommet, o kommet nach Bethlehem! Sehet das Kindlein, uns zu Heil geboren!
O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten den König!
Ja, dir, der du heute Mensch für uns geboren, Herr Jesu, sei Ehre und Preis und Ruhm, dir, fleischgewordnes Wort des ewgen Vaters! O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten, den König!
Amen.
EG 45
Liebe Gemeinde,
die Geschenke sind ausgepackt, die Lichter am Baum erst einmal gelöscht, die Kinder schlafen noch und erholen sich von den Aufregungen des Heiligen Abend. Schon seit Jahren sind wir an diesem Christfestmorgen eine kleine Gemeinde, eine erwachsene Gemeinde, die sich versammelt, um dem Geheimnis des Glaubens im Kind in der Krippe wach und nüchtern im Licht eines erwachenden Tages und bei hellem Verstand nachzuspüren.
Dazu ist uns heute Morgen ein Wort aus dem Johannes-Evangelium gegeben, das unsere volle Konzentration und einen klaren Kopf erfordert.
3,31 Der von oben her kommt, ist über allen.
Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und
redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, der ist
über allen
3,32 und bezeugt, was er gesehen und gehört hat;
und sein Zeugnis nimmt niemand an.
3,33 Wer es aber annimmt, der besiegelt, dass Gott
wahrhaftig ist.
3,34 Denn der, den Gott gesandt hat, redet Gottes
Worte; denn Gott gibt den Geist ohne Maß.
3,35 Der Vater hat den Sohn lieb und hat
ihm alles in seine Hand gegeben.
3,36 Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige
Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der
wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes
bleibt über ihm.
Was Johannes sagt, klingt zunächst wenig weihnachtlich. Seine Rede, die er dem Täufer in den Mund legt, ist geprägt von schroffen Gegensätzen: Irdisch und himmlisch, menschlich und göttlich, oben und unten. Und dazwischen scheint es keine Verbindung zu geben.
Ganz oben fängt der Evangelist an: „Der von oben her kommt, ist über allen.“ Und:„Der vom Himmel kommt, der ist über allen und bezeugt, was er gesehen und gehört hat.“
Eigentlich haben wir gestern Abend doch anderes geglaubt zu verstehen: Gott wird im Kind in der Krippe einer von uns. Das Oben und das Unten sind mit der Geburt Jesu nicht mehr getrennt, sondern nahe beieinander. Am Anfang seines Evangeliums beschreibt Johannes dieses Geschehen mit seinen Worten: Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit.
Mit hoher Abstraktion beschreibt er, was die anderen Evangelisten in den uns so vertrauten Geschichten erzählen. Nichts ist da zu finden vom Stall am Rande Bethlehems, in dem Maria ihr erstes Kind zur Welt bringt. Da ist keine Rede von Hirten und den himmlischen Heerscharen. Ochs und Esel und die Könige aus dem Morgenland lassen sich in dieser theologischen Aussage vom fleischgewordenen Wort nicht einmal erahnen.
Und dennoch erzählt auch Johannes Geschichten vom Menschensohn, vom Messias, von Gottes Lamm, vom Christus Gottes.
Johannes setzt mit seinen Geschichten, die von der Verbindung von oben und unten, von Himmel und Erde erzählen, beim erwachsenen Jesus ein. Und bei dessen Begegnungen mit erwachsenen Menschen. Wenn das Wort Fleisch wird, dann geht es um Begegnungen, um Auseinandersetzungen, um Nachdenken, um Zweifel, um Glauben und Gehorsam, um Trennung und Unterscheidung, um Leiden und Tod und das ewige Leben.
Es beginnt bei Johannes damit, dass dieser von Gott gesandte Messias einen Menschen braucht, der auf ihn hinweist. Es ist Johannes, der Täufer, der gleich am Anfang auf die Bestimmung Jesu hinweist: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt. Ganz am Anfang schon ist das Ende in den Blick genommen. Das Lamm, das der Welt Sünde trägt, wird sterben, wird sich hingeben in den Tod – für uns. Wird den Weg des Leidens und Sterbens gehen, wird ganz unten sein. Anfang und Ende des Messias, des Gottessohnes gehören zusammen. Was uns Johannes sagt ist, dass das Kind in der Krippe nicht ohne den Mann am Kreuz zu verstehen ist. Weihnachten und Karfreitag gehören aufs Engste zusammen. Und auch der Glaube von erwachsenen Menschen kann und darf nicht trennen zwischen der Anbetung des Kindes und dem Schrei der Gottverlassenheit am Kreuz. Erwachsen glauben heißt, beides zusammen zu denken und zu meditieren.
Die alten Meister der bildenden Kunst haben dies übrigens in ihren Krippendarstellungen auch schon getan: bei genauem Hinsehen findet man auch in diesen alten Bildern den Zusammenhang zwischen dem Kind in der Krippe und dem Mann am Kreuz, denn nicht selten bildet die Anordnung des Strohs in der Krippe die Form eines Kreuzes.
Im weiteren Fortgang des Evangeliums sucht sich der Messias, das fleischgewordene Wort Gottes auf Erden, Menschen, die mit ihm gehen, die von ihm lernen wollen, die ihm nachfolgen, die mit ihm und bei ihm den Sinn des Lebens suchen und finden. Menschen, die sein Zeugnis von der Wahrheit annehmen und bereit sind, dieses Zeugnis weiterzugeben. Menschen, die dann auch die Erfahrung machen, dass Gottes Wort in dieser Welt nicht gefragt ist, dass Abgrenzung und Unterscheidung von der Welt schwer aushaltbar ist. „Sein Zeugnis nimmt niemand an.“ Das ist für Christenmenschen in der Tat oft schwer zu ertragen, dass unsere Botschaft für diese Welt oft so wenig relevant erscheint. Und wo sich Christenmenschen und die christlichen Kirchen in die Tagespolitik einmischen, wird ihnen nicht selten vorgeworfen, dass mit dem Evangelium keine Politik betrieben werden könne.
Johannes zeigt uns einen Jesus, der sich einmischt, ins Private wie ins Politische. Der sich keinesfalls aus dem Tagesgeschehen heraushält. Bei einer Hochzeitsfeier gerät er ganz plötzlich in den Mittelpunkt und mischt die Feier auf, indem er das zur Reinigung vorgesehene Wasser in Wein verwandelt. Aber dass man ihn nur nicht mit einem Wundertäter oder Zauberer verwechseln möge oder gar den Zeitpunkt seines Handelns mitbestimmen könne, herrscht er seine Mutter in dieser Geschichte mit den schroffen Worten an: „Was geht’s dich an, was ich tue.“
„Der von oben her kommt, ist über allen. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde.“ – Das gilt selbst für die Mutter Jesu.
Und dann wirft er die Händler aus dem Tempel. Kaum einem von uns steht bei dieser Geschichte von der Tempelreinigung nicht ein Bild aus der Kinderbibel vor Augen, wo Jesus mit kraftvollem Schwung die Tische umwirft und die Händler vertreibt. Das Haus Gottes ist kein Markt, kein Ort, an dem Geld verdient und vernichtet wird. Märkte, Handelshäuser und Börsen gehören nicht in Gottes Reich. Sie sollen keine Eigenständigkeit und Macht über die Menschen entwickeln. Vertrauen in die Märkte ist etwas anderes als Vertrauen in die Macht Gottes. Verwechselt das nicht, sagt die theatralische Geste des Sohnes Gottes bei der Vertreibung der Händler aus dem Tempel. Und denkt gut darüber nach, wem ihr euer Vertrauen schenkt und wem ihr es entzieht. Seid erwachsen und wachsam in dem, wem ihr Glauben schenkt!
In nächtlichen Gesprächen mit dem Pharisäer Nikodemus begegnet Jesus einem ernsthaft suchenden erwachsenen Menschen. Mit ihm ringt er um das Oben und Unten, um Geist und Fleisch, um Licht und Finsternis, um Glauben und Verstehen. Im Gespräch mit Nikodemus geht es darum, was es heißt, in Jesus den Sohn des Vaters, das fleischgewordene Wort Gottes zu bezeugen und zu bekennen. In aller Ausschließlichkeit. Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet. Das ist eine schroffe Absage an alle Vermischung der Religionen und an die gleichmachende und banalisierende Aussage: wir glauben doch alle an den gleichen Gott.
Nein, das Kind in der Krippe und der Mann am Kreuz taugen dazu nicht, diese gleichmachende Rede von dem einen Gott für alle Religionen laut werden zu lassen. Erwachsen glauben, heißt: sich zu diesem Menschen, zu diesem Gott und seinem Messias zu bekennen, wissend, dass sich an diesem Bekenntnis die Geister scheiden werden. Vielleicht ist es das, was besonders schwer ist an diesem Weihnachtsmorgen zu hören und zu ertragen. Dass die Ausschließlichkeit des Bekenntnisses zu Jesus als dem einzigen Sohn Gottes so massiv im Raum steht, dass einen die angedeutete Konsequenz schaudern macht: Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.
Der Zorn hat nicht das letzte Wort. Das ist unser fester Glaube und unsere gewisse Hoffnung. Vielmehr: Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Denn alle Begegnung mit dem Messias, mit Gottes Sohn auf Erden und mit den Menschen in dieser Welt hat das Ziel, das ewige Leben im Blick zu behalten als unsere Hoffnung im Leben und im Sterben.
Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. Möge uns Gott diesen Glauben an den menschgewordenen Gott immer wieder schenken, ihn wachsen und reifen lassen und uns die rechte Weihnachtfreude in diesem Glauben an das Kind in der Krippe, an den Mann am Kreuz, an Gottes eingeborenen Sohn ins Herz geben.
Und miteinander singen und Gott loben und ihn anbeten:
Herbei o ihr Gläub’gen, fröhlich triumphieret, o kommet, o kommet nach Bethlehem! Sehet das Kindlein, uns zu Heil geboren!
O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten den König!
Ja, dir, der du heute Mensch für uns geboren, Herr Jesu, sei Ehre und Preis und Ruhm, dir, fleischgewordnes Wort des ewgen Vaters! O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten, den König!
Amen.
EG 45
Perikope
Datum 25.12.2012
Reihe: 2012/2013 Reihe 5
Bibelbuch: Johannes
Kapitel / Verse: 3,31
Wochenlied: 23
Wochenspruch: Joh 1,14a
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