Grenzen überschreiten
Im heutigen Predigttext begegnen sich zwei Männer aus völlig verschiedenen Lebenszusammenhängen. Ihr Weg führt sie auf wundersame Weise zusammen. Was ihnen widerfährt, ändert nicht nur ihr Leben, es ändert nicht nur ihren Glauben, es ändert die Weltgeschichte. Wir werden Zeuge der Entstehung des Christentums als einer globalen Religion.
Der eine Mann ist Petrus. Er ist uns bekannt als Fischer vom See Genezareth und Jünger Jesu. Petrus ist einer der zwölf Apostel, der mit Jesus durch Galiläa zieht. Ihn verbindet ein besonderes Vertrauensverhältnis mit Jesus, auch bei dessen gewaltsamen Ende ist er dabei. Petrus ist einer der ersten Zeugen der Auferstehung, er gilt als Säule der nachösterlichen Gemeinschaft, die sich zum Christentum hin entwickelt. Selbst der Apostel Paulus stimmt sich bei seiner Mission gezielt mit Petrus ab, denn Petrus’ Urteil hat entscheidendes Gewicht.
Der andere Mann heißt Kornelius. Er ist römischer Zenturio und mit seiner Hundertschaft in Caesarea stationiert. Caesarea liegt am Mittelmeer, zeitweilig hatte die Stadt bis zu 120.000 Einwohner. Sie war zur Zeit unserer Geschichte Residenzstadt des römischen Prokurators. Einer dieser Prokuratoren war Pontius Pilatus. Sein Name ist dort durch eine Inschrift belegt.
(Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Caesarea_Maritima)
Kornelius, so wird berichtet, hatte Kontakt zur jüdischen Gemeinde in Caesarea. Er zählt zu den sogenannten Gottesfürchtigen. Sie sind Sympathisanten der jüdischen Religion, weil sie vom Alter, vom hohen Ethos und vom Monotheismus des Judentums beeindruckt waren. Von diesen Sympathisanten gab es in der Antike eine ganze Menge. Den vollständigen Übertritt zum Judentum scheuten sie, teils wegen ihrer gesellschaftlichen Stellung, teils wegen der für Männer obligatorischen Beschneidung, teils weil ihnen die 613 jüdischen Gebotsregeln denn doch zu detailliert waren. Aber auch ohne vollständigen Übertritt verehrten sie den Gott, den auch die Juden verehrten, als den einen Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat. Sie hielten sich an die Zehn Gebote und gaben Almosen an bedürftige Menschen.
Ein solcher Sympathisant ist der Hauptmann Kornelius. Eines Tages hat Kornelius am Nachmittag eine Erscheinung. Ein Engel betritt sein Zimmer. Der spricht ihn mit Namen an und erklärt ihm, dass Gott seine Gebete gehört hat. Kornelius erschrickt zunächst, wie das bei Begegnungen mit Engeln die Regel ist. Doch der Engel beschwichtigt ihn. Er fordert Kornelius auf, Leute in die Stadt Joppe zu schicken. Dort sei ein Mann namens Simon Petrus, den solle er zu sich holen lassen. Kornelius mag über die wundersame Anweisung verdutzt gewesen sein, aber er folgt dem Vorschlag und schickt drei Männer zu Petrus.
Szenenwechsel. Wir sind mit Petrus zusammen in der Stadt Joppe. Die Gesandtschaft von Kornelius ist noch vor den Toren der Stadt, da steigt Petrus in der Mittagszeit aufs Dach des Hauses um sein Mittagsgebet zu verrichten. Nach dem Gebet will er essen, doch dazu kommt es erst einmal nicht, denn Petrus hat eine Vision. Er sieht den Himmel offen und vom Himmel herab kommt etwas wie ein großes Tischtuch. Es sinkt vor ihm auf den Boden. Auf dem Tischtuch wimmelt es von Tieren und jetzt muss Petrus sich vorkommen wie die Kandidaten im Dschungelcamp: Sämtliche Tiere auf dem Tuch gehören in die Kategorie: Bäh, pfui, eklig und verboten. Nach den Regeln der jüdischen Religion sind sie unrein, ungenießbar und von Gott nicht für den menschlichen Verzehr zugelassen: Vögel wie zum Beispiel Hühner, kriechende Tiere wie zum Beispiel Echsen, vierfüßige Tiere wie zum Beispiel Schweine. Von Kindheit an, hatte Petrus gelernt, sich vor solchen Tieren fernzuhalten und sie zu verabscheuen, so wie wir uns davor scheuen Kakerlaken, Spinnen oder Quallen zu essen.
Keine schöne Vision für Petrus: Er ist hungrig und vor ihm liegt ein Tuch mit lauter Tieren, die bäh, pfui, eklig und verboten sind. Aber es kommt noch schlimmer: Vom Himmel erklingt die göttliche Stimme und fordert Petrus auf: „Steh auf, Petrus, schlachte und iss!“ – Petrus schüttelt es und er kontert: „O nein, Herr; denn ich habe noch nie etwas Verbotenes und Unreines gegessen.“ Doch die göttliche Stimme ist unerbittlich: „Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht verboten.“ Petrus schüttelt es weiterhin, auf keinen Fall will er der Anweisung Folge leisten. Doch die göttliche Stimme ist hartnäckig. Sie wiederholt die Anweisung noch zweimal. Es gibt kein Vertun. Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht verboten. Damit endet die Vision und das Tuch entschwindet wieder in den Himmel. Petrus bleibt verwirrt zurück und rätselt, was die Vision nun genau bedeuten soll.
In dem Moment steht die Gesandtschaft von Kornelius vor der Türe und fragt, ob Simon Petrus hier zu Gast sei. Petrus ist immer noch verwirrt und weiß nicht, was er tun soll. Da hilft der Heilige Geist nach und erklärt Petrus, dass er die Gesandtschaft geschickt habe und Petrus den Besuch gefälligst empfangen solle. Und hier setzt unser Predigttext ein. Ich lese Apostelgeschichte 10,21-35:
Da stieg Petrus hinab zu den Männern und sprach: Siehe, ich bin's, den ihr sucht; warum seid ihr hier? Sie aber sprachen: Der Hauptmann Kornelius, ein frommer und gottesfürchtiger Mann mit gutem Ruf bei dem ganzen Volk der Juden, hat Befehl empfangen von einem heiligen Engel, dass er dich sollte holen lassen in sein Haus und hören, was du zu sagen hast. Da rief er sie herein und beherbergte sie. Am nächsten Tag machte er sich auf und zog mit ihnen, und einige Brüder aus Joppe gingen mit ihm. Und am folgenden Tag kam er nach Cäsarea. Kornelius aber wartete auf sie und hatte seine Verwandten und nächsten Freunde zusammengerufen. Und als Petrus hereinkam, ging ihm Kornelius entgegen und fiel ihm zu Füßen und betete ihn an. Petrus aber richtete ihn auf und sprach: Steh auf, ich bin auch nur ein Mensch. Und während er mit ihm redete, ging er hinein und fand viele, die zusammengekommen waren. Und er sprach zu ihnen: Ihr wisst, dass es einem jüdischen Mann nicht erlaubt ist, mit einem Fremden umzugehen oder zu ihm zu kommen; aber Gott hat mir gezeigt, dass ich keinen Menschen meiden oder unrein nennen soll. Darum habe ich mich nicht geweigert zu kommen, als ich geholt wurde. So frage ich euch nun, warum ihr mich habt holen lassen.
Kornelius sprach: Vor vier Tagen um diese Zeit betete ich um die neunte Stunde in meinem Hause. Und siehe, da stand ein Mann vor mir in einem leuchtenden Gewand und sprach: Kornelius, dein Gebet ist erhört und deiner Almosen ist gedacht worden vor Gott. So sende nun nach Joppe und lass herrufen Simon mit dem Beinamen Petrus, der zu Gast ist im Hause des Gerbers Simon am Meer. Da sandte ich sofort zu dir; und du hast recht getan, dass du gekommen bist. Nun sind wir alle hier vor Gott zugegen, um alles zu hören, was dir vom Herrn befohlen ist. Petrus aber tat seinen Mund auf und sprach: Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht; sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm.
Liebe Gemeinde!
Grenzen zu überschreiten ist keine einfache Sache. Manche Grenzen sind mit Zäunen und Mauern befestigt. Da liegt es auf der Hand, dass sie nicht leicht zu passieren sind. Aber es gibt Grenzen, die nur in den Köpfen existieren, und die doch so undurchlässig sind wie Grenzen aus Beton und Stahl. Eine solch massive, nur in den Köpfen existierende Grenze, hat die nachösterliche Jesusbewegung überschritten, als sie sich für Menschen öffnete, die bis dahin Heiden waren. Unsere Geschichte von Petrus und Kornelius dokumentiert diesen schwierigen Prozess der Grenzüberwindung. Wie schwierig und wie bedeutsam er ist, wird an mehreren Punkten sichtbar: 1. ist die Kornelius-Erzählung die längste Einzelerzählung in der ganzen Apostelgeschichte ist, 2. ist sie eine zentrale Schaltstelle im ganzen Buch, 3. wird auf die Erzählung beim Apostelkonzil, der ersten großen Kirchenversammlung, von der fünf Kapitel später berichtet wird, Bezug genommen und 4. weist die Erzählung eine extreme Dichte verschiedenartiger göttlicher Erscheinungen auf: Der Engel bei Kornelius, die Vision des Petrus mit den Tieren im Tuch, die göttliche Stimme vom Himmel, die Petrus dreimal zum Essen auffordert, der Heilige Geist, der Petrus zu den Gesandten des Kornelius schickt – alles, was die Bibel an göttlicher Autorität zu bieten hat, wird aufgeboten, damit am Ende der Grenzübertritt tatsächlich gelingt.
Grenzen überwinden ist keine einfache Sache. Gerade Grenzen der Tradition und des Herkommens sind besonders hart. Über Weihnachten habe ich die Goethe-Biografie von Rüdiger Safranski gelesen. Mancher hier wird das gewusst haben, mir war aber nicht so klar, dass Geheimrat Goethe seine Geliebte Christiane Vulpius lange Jahre deshalb nicht geheiratet hat, weil es die Regeln der ständischen Gesellschaft verboten haben. Obwohl Goethe mit Christiane Vulpius fünf Kinder hatte, von denen allerdings vier früh starben, obwohl Goethe Vulpius herzlich liebte und dies in zahlreichen Gedichten dokumentierte, war die Ablehnung des Hofes gegenüber der Heirat mit einer Bürgerlichen lange Jahre so unüberwindlich, dass Goethe den Schritt zur Heirat nicht wagte. Geändert hat sich das erst, als Weimar im Jahr 1806 von französischen Truppen besetzt wurde. Als Goethe von marodierenden Soldaten bedroht wird, tritt Christiane Vulpius beherzt dazwischen und rettet Goethe das Leben. Fünf Tage später heiratet Goethe sie und ignoriert die von Menschen gemachten Grenzen. Da waren die beiden schon 18 Jahre ein Paar gewesen. Um die gesellschaftliche Ächtung seiner Frau zu überwinden, bittet er die vermögende Witwe Johanna Schopenhauer, Christiane zum Tee einzuladen. Das hat dann allmählich geholfen, damit Christiane als Frau Geheimrätin akzeptiert wurde.
(Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Christiane_Vulpius)
Grenzen überwinden ist keine einfache Sache. Wir erleben das derzeit bei der Frage nach der Akzeptanz von Homosexualität. Die Landesregierung von Baden-Württemberg will bei der Überarbeitung der Bildungspläne die Akzeptanz homosexueller Menschen stärker als bisher in den Blick nehmen. Gegen dieses Vorhaben gibt es in Teilen der Bevölkerung massive Widerstände, die sich in einer öffentlichen Petition kundtun. Im Gegenzug wiederum gibt es eine Petition gegen diese Petition, die die Position der Landesregierung unterstützt. Die Kirchen in Baden-Württemberg haben sich vor zwei Wochen in einer gemeinsamen Erklärung ebenfalls zum Thema geäußert, nur leider taten sie das nicht besonders geschickt, so dass der Eindruck entstand, die Kirchen hegten Sympathien für die Petition gegen die Akzeptanz homosexueller Menschen. In der Öffentlichkeit hat das zu heftigen Reaktionen geführt. Spiegel-Online titelte: „Kirchen lehnen sexuelle Vielfalt im Unterricht ab“. (http://www.spiegel.de/schulspiegel/homosexualitaet-im-unterricht-debatte-weitet-sich-aus-a-942877.html)
Zeit online schrieb: „Die Kirchen in Baden-Württemberg stellen sich an die Seite der Gegner von mehr Aufklärung über Homosexualität im Unterricht.“ (http://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2014-01/baden-wuerttemberg-schulen-homosexualitaet-streit-kirchen)
Es kam zu wütenden Protesten und Kirchenaustritten von enttäuschten Kirchenmitgliedern. Die ersten Versuche die Sache klarzustellen vergrößerten dann das Desaster noch weiter. Erst spätere Pressemeldungen machten deutlich, dass die Kritik der Kirchen am Bildungsplanentwurf sich eher um pädagogische Fragen drehte und nicht das Ziel der Akzeptanz homosexueller Menschen in Frage stellen wollte. Landesbischof July sagte es in einem Interview so: „Es wurde der Eindruck erweckt, als sei die Kirche gegen Toleranz und für Ausgrenzung homosexueller Menschen. Das ist blanker Unsinn! Die staatliche Bildungsplanung hat dort die Kirchen an ihrer Seite, wo es um Toleranz auf dem Schulhof, Initiativen gegen Ausgrenzung und Abwehr von Vorurteilen geht.“
(http://www.elk-wue.de/arbeitsfelder/kirche-und-menschen/menschen-im-interview/frank-otfried-july/)
Grenzen überwinden ist keine einfache Sache. Der Streit um die Frage der Akzeptanz von Homosexualität macht das deutlich. Auch hier gibt es eine betonharte, unüberwindliche Grenze in vielen Köpfen. Machen wir uns klar, wo wir herkommen: Unter den Nationalsozialisten wurden homosexuelle Männer verfolgt, sie wurden mit einem rosa Dreieck gekennzeichnet, analog zum Judenstern, und ins KZ gesteckt. Viele wurden ermordet.
(Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Kennzeichnung_der_Häftlinge_in_den_Konzentrationslagern)
Bis 1969 war Homosexualität in Deutschland strafbar. Erst mit dem Outing einiger wichtiger Politiker und Künstler in den letzten zehn Jahren hat sich die gesellschaftliche Akzeptanz Homosexueller deutlich verbessert. Vor zwei Wochen hat sich dann mit Thomas Hitzlsperger endlich der erste Fußballprofi geoutet. Aber noch immer liegt die Selbstmordrate bei homosexuellen Jugendlichen viermal so hoch wie bei heterosexuellen Jugendlichen. (http://www.freitag.de/autoren/cyterion/suizidversuch-bei-jedem-fuenften-schwulen)
Nach einer Studie der Universität Zürich aus dem Jahr 2013 hat jeder fünfte Schwule schon einen Suizidversuch hinter sich.
(http://g-blick.de/Homosexualitaet-3/Suizidversuch_bei_jedem_fuenften_Schwulen/)
„33 % derjenigen Schwulen, die sich mit Suizidgedanken plagen, tätigen tatsächlich den Versuch, sich umzubringen. Bei Heterosexuellen sind es lediglich 3%.“ (ebd.)
Die hohe Suizidneigung homosexueller Menschen wird mehrere Gründe haben, aber ein entscheidender Grund ist die weiterhin erlebte Diskriminierung, bei jugendlichen Homosexuellen speziell die Diskriminierung auf dem Schulhof. Eine der gängigsten ablehnenden Bemerkungen auf dem Schulhof lautet: Das ist schwul. Die Sprecher denken sich dabei nicht viel, weil es gängige Jugendsprache ist. Auch in der Musik von Jugendlichen, speziell im Rap, ist die Verachtung von Homosexualität allgegenwärtig. Für die sogenannten „Normalen“ ist diese Verachtung ohne Belang, aber für jene, die homosexuell empfinden, ist diese Verachtung demütigend. Die Wirkungen sind fatal. Sie können tödlich sein und deshalb ist die Landesregierung auf dem richtigen Weg, wenn sie für mehr Akzeptanz von homosexuellen Menschen gerade in der Schule sorgen will, wie immer das dann im Einzelnen im Bildungsplan untergebracht wird.
Grenzen überwinden ist keine einfache Sache. Auch mir ist es nicht an der Wiege gesungen worden, dass Homosexualität eine normale Neigung vieler Menschen ist. Lange Zeit wusste ich gar nicht, was Homosexualität ist und worum es da überhaupt geht. Erst als ich 21 Jahre alt war, begegnete ich bewusst jemandem, der als Homosexueller galt. Das war für mich zunächst etwas Kurioses. In den 90er Jahre lernte ich dann zum ersten Mal jemanden näher kennen, der mit seiner sexuellen Orientierung massive Diskriminierungen erlebt hatte und zwar in kirchlichen Kreisen. Der Mann war psychisch ein Wrack, berufsunfähig und Dauerpatient in der Psychiatrie. Wohlmeinende fromme Kreise, die Homosexualität für Sünde halten, haben ihn zu diesem Wrack gemacht.
Ein anderer Fall. In meiner Jugend hatte ich einen Klavierlehrer, den ich sehr schätzte. Besonders begabt war ich nicht beim Klavierspielen, aber über Musik habe ich viel von ihm gelernt. Später habe ich mitbekommen, dass es ihm psychisch nicht gut geht. Noch viel später habe ich dann erfahren, dass er schwul ist und dabei wurde mir auch gesagt, dass das ja eine schlimme Sache sei und wie arm die Mutter jenes Klavierlehrers dran sei, dass sie so einen Sohn hat und so etwas mitmachen muss. So in etwa war der Ton, in dem mir davon berichtet wurde. Später hat sich mein ehemaliger Klavierlehrer dann umgebracht. Ob in diesem einzelnen Fall wirklich die erlebte Diskriminierung als Homosexueller Ursache für den Selbstmord war, lässt sich aus der Ferne nicht sagen. Aber den Verdacht werde ich nicht los, zu genau habe ich noch den Ton im Ohr wie über seine Homosexualität geredet wurde.
Grenzen überwinden ist keine einfache Sache. Die Grenze, die es aktuell in unserer Gesellschaft niederzureißen gilt, ist die fortdauernde Diskriminierung homosexuell oder sexuell anders empfindender Menschen in unserer Gesellschaft. Homosexuelle Neigungen sind Teil der Schöpfung, sie sind keine Sünde. Auch gelebte Homosexualität ist keine Sünde. Das gilt es zu lernen, gerade auch für die Christenheit und vor dem Hintergrund unserer zum Teil homophoben Vergangenheit. Immerhin: viel ist in den letzten zehn Jahren in unserem Land und in unserer Kirche geschehen, aber von einem Ende der Diskriminierung sind wir noch weit entfernt. Der Schulhof, der Profifußball und konservative Kreise der Kirche sind noch wichtige Rückzugsgebiete der alten, tödlichen Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit. Aber auch hier werden die Mauern fallen. Daran arbeiten wir. Denn auch bei der Frage der sexuellen Identität gilt, was die göttliche Stimme in der Vision zu Petrus sagt: „Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht verboten.“ – Amen.
Grenzen überschreiten - Predigt zu Apostelgeschichte 10,21-35 von Christoph Dinkel
10,21-35
Perikope