Hallo? Hört mich jemand?
Und ich will euch einen noch besseren Weg zeigen.
Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.
Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
Die Liebe hört niemals auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.
Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. 1Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen. Strebt nach der Liebe!
Hallo? Hört mich jemand?
Hallo, Du! Hör mir zu: Ich bin die Liebe!
Hör mir zu! Hör, wenn meine sanfte Stimme dich warnt.
Hör auf meine leisen Worte, auf mein vorsichtiges Fragen.
Hör mir zu! Ich will dir einen viel besseren Weg zeigen. Ich will dir zeigen, wo die Lügen ihr Recht verlieren. Ich will dir zeigen, wo die Wahrheit zuhause ist. Ich will dir zeigen, wie die Welt besser wird. Ich will dir zeigen, was Bestand hat.
Du! Hör mir zu: Ich bin die Liebe!
Ich bin nicht die, an die du vielleicht denkst, nicht die mit den Schmetterlingen im Bauch. Hübsche Formen führen mich nicht in die Irre. Ich bin nicht die, die den Verstand vernebelt. Ich denke messerscharf.
Ich bin die Liebe und gegen Kumpanei bin ich immun. Mich kann man nicht missbrauchen.
Ich bin die, die in allem Leben klingt, die zart an das Herz des Menschen anklopft, die leise und behutsam über hohe Mauern steigt. Ich bin diejenige, die die Augen aufleuchten lässt, die den Worten einen neuen Klang gibt. Ich bin die, die mehr als alles weiß. Ich durchschaue sofort, wo man meine Güte ausnutzt. Ich erkenne es, wo man sich fälschlich auf mich beruft. Ich enttarne Gier und Hass. Und dann mache ich den Gewitzten einen Strich durch die Rechnung. Ich zeige es ihnen. Ich bekehre die kühlen Strategen; verwandele die Herzlosen. Ich bin die Schwache mit der unbezähmbaren Kraft. Ich bin die Liebe.
Du! Hör mir zu! Hör nicht auf die Angst, nicht auf den Neid, nicht auf die Sorge. Hör auf mich und der Hass verschwindet.
Wenn Hass tobt, dann bin ich die einzige, die ihn wirklich besänftigen kann. Wenn Wut um sich greift, kann nur ich sie wirklich zähmen. Wenn Sorgen den Atem verschlagen, kann nur ich das Herz weit machen. Wenn die Lüge sich als Wahrheit ausgibt, bin ich die einzige, die sie entlarven kann. Ich bin die Liebe. Nur ich kann das – denn ich bin die Liebe.
Glaub mir! Auch mich erschreckt der allgegenwärtige Hass. Auch mich verletzt die freche Gewalt. Auch mich verstört die widerliche Hetze. Auch mich quälen die Sorgen. Ich weine über die hasserfüllten Worte, die mir geschrieben werden. Ich weine über die gehässigen Kommentare, die ich über mich lese. Ich weine über die niederträchtigen Parolen, die aus Lautsprechern vor meiner Tür bellen. Ich weine über den Hass, der mich anschreit, wenn ich mit Kopftuch in der U-Bahn sitze. Ich weine, wenn nachts Feuer das vor meiner Tür gelegt wird, mich obdachlos macht. Ich weine, wenn meine Unterkunft angegriffen und zerstört wird. Ich weine vor Schmerzen. Ich weine, aber ich lösche das Feuer, ich baue mein Haus wieder auf. Ich schleudere den Pflasterstein nicht zurück. Ich lächele tapfer dem ins Gesicht, der mich anschreit. Ich singe ein Lied. Ich schreibe von Schönheit und Glück, von Liebe und Wahrheit. Und dann wische ich meine Tränen ab und halte weiter Stand – denn ich bin langmütig und freundlich. Ich lass mich einfach nicht von Hetzparolen und Lügen erbittern. Nein – ich bin die Liebe und ich bin stärker als aller Hass. Gegen mich sind sie machtlos. Der Hass kann sich aufführen und toben, so viel er will; darauf hoffen, dass ich ihm mit meiner Gegenwehr noch mehr Energie schenke. Nein – den Gefallen tue ich ihm nicht. Ich bin die Liebe, von meinen Sorgen und meinen Schmerzen kann sich der Hass nicht nähren. Ich erlaube ihm das nicht. Ich bleibe einfach die Liebe und gebe nicht auf.
Du! Hörst du mich?
Ich bin unbeugsam und erinnere mich daran, wie es begann. Ich bleibe geduldig und sehe, wie einst Hungernde satt wurden. Ich erinnere mich, wie einst die Wunden der Verletzten verbunden wurden. Ich erinnere mich, wie einst die Einsamen Freunde fanden. Ich erinnere mich, wie einst die Flüchtenden beschützt wurden. Und ich erinnere mich, wie einst Feinde Frieden schlossen. War nicht ich es? Rührte nicht ich die Herzen der Wohlhabenden an? Machte nicht ich die Friedliebenden mutig? Riss nicht ich die Mauern ein, baute Häuser und ebnete den Weg zum Frieden? Ja, ich war es und ich bin es noch immer. Ich freue mich und sehe, wie es weiter gehen könnte. Ich bin der bessere Weg. Ich kann es immer noch. Ich werde es immer können, denn ich bin unbeugsam und ewig.
Das kannst du mir glauben! Hörst du mich? Selbst wenn du mich nicht verstehst; wenn du mich für unvernünftig hältst; selbst wenn du in mir nur eine erfolglose Träumerin siehst. Ich bin die Liebe und ich bin so, wie ich bin, weil ich zu Gott gehöre. Gott macht es wie ich. So wie ich bin, so ist Gott auch: ewig, geduldig, wahr.
Darum höre auf meine leisen Worte, auf mein vorsichtiges Fragen, auf meine sanften Warnungen. Sie mögen dich aus der Sicherheit des Erfolgs reißen. Du! Höre meine Worte. Halt dich an mir fest. Dafür verspreche ich dir: Ich lass dich nicht allein. Es gibt so viel zu tun und ich bleibe bei dir. Du kannst dich an mir festhalten, wenn die Lügen von Mund zu Mund weitergereicht werden. Du kannst dich an mir festhalten, wenn der Hass die Fäuste gegen dich und vor deinen Augen ballt. Du kannst dich an mir festhalten, wenn die Brandstifter unterwegs sind. Und wenn sich eine bettelnde Hand dir entgegenreckt, dann schau auf mich – du kannst sie füllen. Wenn du an die Zukunft denkst, dann schau auf mich – du brauchst dich nicht zu fürchten. Und wenn es weh tut, dann schau auf mein Kreuz – ich lasse dich nicht allein. Ich werde deine Tränen abwischen, dich trösten, in die Arme schließen und alles neu machen.
Du! Hast du mir zugehört? Die Lügen werden vor der Wahrheit erbleichen. Nichts, was aus Hass geboren ist, hat Bestand. Ich habe dir aber einen viel besseren Weg gezeigt, denn ich bin die Liebe. Mein Name ist Jesus Christus. Amen.
Hallo? Hört mich jemand? - Predigt zu 1. Korinther 12,31b-14,1a von Katharina Wiefel-Jenner
12,31-14,1
Perikope