Predigttext
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.
Johannes 6, 47-51
Er liegt im Hospiz und verbringt dort die letzten Tage seines Lebens. Da kommt eine Frau in sein Zimmer, stellt sich vor als Gourmet-Köchin und fragt ihn: „Was wünschen Sie sich denn heute zu essen?“ Für einen kurzen Augenblick erhellt sich sein abgemagertes Gesicht. Er hebt seine Augenbrauen und fängt an zu strahlen. „Hechtklöße, die wünsch ich mir!“.
Diese Szene aus der Sendung „37 Grad“ hat mich sehr berührt. Ich konnte mitverfolgen, mit wie viel Liebe die Köchin dem Sterbenden seine Lieblingsspeise zubereitet. Dabei sagt sie: „Essen hält Leib und Seele zusammen und zwar bis zum Schluss.“ Und er stellt fest: „Das ist Leben, noch bin ich da, noch kann ich was wünschen und das freut mich!“
„Lätare“, (lat. sich freuen) heißt der 4. Sonntag der Passionszeit. Mitten in den sieben Fastenwochen feiern wir das sogenannte „kleine Ostern“ als Zäsur auf dem Weg durch die Leidenszeit Jesu. Schon jetzt schenkt uns dieser Sonntag einen österlichen Vorgeschmack auf Gottes neue Welt.
So einen Vorgeschmack bekommen wir auch in der „Brotrede“ Jesu. Sie folgt im Johannesevangelium auf die Speisung der Fünftausend. Fünf Brote und zwei Fische sind es, die alt und jung satt machen. An Leib und Seele spüren sie: Jesus gibt die Lebenskraft Gottes weiter! Die Menschen erleben Fülle und gemeinsame Freude. Nach dieser Erfahrung hören sie ganz anders hin, als Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens“. Sie begreifen, dass in diesem Brot leibliche und seelische Nahrung zusammenkommen. „Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit“.
Bei jedem Abendmahl erinnern wir uns an Jesu letztes Mahl. Zugleich feiern wir die Hoffnung, dass wir auch über den Tod hinaus mit Gott verbunden sind. Das ist ein Grund zur Freude, auch wenn noch schwere Tag folgen werden. Freude, weil wir schon jetzt im Brot des Lebens schmecken und sehen dürfen, wie freundlich der Herr ist! Denn Jesus deckt nicht nur den Tisch, sondern ist zugleich selber die Gabe des Himmels, lebendiges Brot für das Leben der Welt.
„Das ist Leben, noch bin ich da, noch kann ich wünschen“, so der Hospiz-Bewohner. Für ihn war der Moment, in dem er seine Hechtklöße tatsächlich serviert bekam, mehr als nur Essen! Die Köchin hat das Brot des Lebens auf ihre Weise geteilt und weitergegeben. Sie hat ihren Gast verwöhnt und ihm in diesem Moment Freude am Leben geschenkt. Die Hechtklöße schmeckten bestimmt wie der Himmel auf Erden – übrigens zubereitet aus Fisch und Brot!
Lebendiger Gott,
wir danken dir,
dass du unserem Leib
und unserer Seele Leben schenkst.
Sei bei uns, in Momenten, in denen die Kraft nachlässt.
Schenke Begegnungen, die Mut machen,
Worte, die uns nähren,
die Gegenwart deines Sohnes Jesus Christus,
dem Brot des Lebens, das lebendig macht, jetzt und ewig.
AMEN.
Lied: „Wenn das Brot, das wir teilen als Rose blüht…“ KAA 091
Text: C.-P. März; Melodie K. Grahl
Quellenangabe: ZDF „37 Grad“ – „Der Geschmack von Leben - Die Köchin, das Hospiz und ein gutes Ende“, Sendung vom 18.2.2019