Heut‘ ist dein Geburtstag, darum feiern wir – Predigt zu Epheser 4,11-16 Andreas Schwarz
4,11-16

Und er selbst gab den Heiligen die einen als Apostel, andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Menschen, zum vollen Maß der Fülle Christi, damit wir nicht mehr unmündig seien und uns von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben lassen durch das trügerische Würfeln der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen.  Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus. Von ihm aus gestaltet der ganze Leib sein Wachstum, sodass er sich selbst aufbaut in der Liebe – der Leib, der zusammengefügt und gefestigt ist durch jede Verbindung, die mit der Kraft nährt, die jedem Glied zugemessen ist.

Heute kann es regnen, stürmen oder schneien,
denn du strahlst ja selber wie der Sonnenschein.
Heut ist dein Geburtstag, darum feiern wir,
alle deine Freunde freuen sich mit dir

Wie schön dass du geboren bist,
wir hätten dich sonst sehr vermisst.
wie schön dass wir beisammen sind,
wir gratulieren dir, Geburtstagskind!

Heute stehen wir im Mittelpunkt der Feier.  Wir Gemeinde. Fröhlich haben wir Weihnachten gefeiert und dem neugeborenen Jesuskind zum Geburtstag gratuliert, haben in großer Zahl und mit viel Freude mitgefeiert, haben Familie eingeladen und uns gegenseitig beschenkt.  Zu seinem Geburtstag. Nach der Trauer über seinen Tod am Kreuz am Karfreitag haben wir - auch wieder fröhlich - Ostern gefeiert, das Fest seiner Auferstehung. Er ist auferstanden und uns den Weg vorangegangen, der durch den Tod ins Leben führt. Es ist sein Fest des neuen Lebens. Aber heute, an Pfingsten, geht es wirklich um uns. Um uns Gemeinde. Es ist unser Geburtstag und wir werden von ihm beschenkt. Weihnachten und Ostern werden heute unsere Feste. Geburt und neues Leben – alles gehört jetzt uns.

Es sind Feste für unser Leben als Gemeinde in dieser Welt. Gott macht uns gute Geschenke, damit hier etwas wachsen und gedeihen kann, dass sich etwas entwickelt. Damit etwas Früchte trägt, zum Genießen hier und als Nahrung für die Ewigkeit. Solche großen Pläne machen große Bedingungen nötig. Große Zukunft braucht große Geschenke heute. Größer als Pfingsten kann ein Geschenk nicht sein. Denn wenn man das auspackt, findet man Weihnachten und Ostern darin. Und ganz viele Menschen. Mit wundervollen Gaben.

Und dann kann Gemeinde nicht nur fröhlich Geburtstag feiern, sondern sie kann leben. Egal, ob es stürmt oder schneit. Die Sonne scheint. Und alle, die kommen, um mitzufeiern, freuen sich. Wir wollen gar nicht darüber nachdenken, wie es wäre, wenn es Gemeinde nicht gäbe. Es ist unvorstellbar. Ohne diese  Gemeinschaft. Ohne diesen Raum zur Ruhe und zur ehrlichen Besinnung. Ohne die Worte des Lebens. Ohne die Gemeinschaft mit Jesus Christus. Ohne die Entlastung von Schuld. Ohne diese Liebe, diesen Glauben, diese Hoffnung. Natürlich sind wir dankbar, dass es Gemeinde gibt. Und gratulieren. Wünschen Gottes Segen und Gesundheit und alles Gute, was man nur wünschen kann.

Das Gute: Gott hat diese Wünsche schon gehört, bevor wir sie geäußert haben. Er hat sie schon erfüllt, bevor wir darum gebeten haben. Er hat das Leben nicht nur geschenkt, sondern alle Voraussetzungen für ein Gelingen dazu. Alles, damit Leben eine Zukunft hat, ist bereits da. Das macht dieses Fest heute so wichtig  und so fröhlich.

Und auch, wenn es am Anfang der Pfingstferien liegt, manche vielleicht schon im Urlaub sind und das Geburtstagsfest heute hier nicht mitfeiern. Das ändert nichts am Fest, seiner Bedeutung, seiner Fröhlichkeit. Denn er hat den Heiligen – also uns -  Geschenke gemacht. Nämlich Menschen, die da sind und dazu beitragen, dass Gemeinde lebendige Gemeinde ist. Sie sind hier, beten mit, singen mit, hören mit, feiern mit, lassen sich am Altar mit der Gegenwart Jesu beschenken.

Gott hat den Heiligen – also uns – Menschen geschenkt, die hier alles für den Gottesdienst festlich vorbereitet haben: saubergemacht, Blumen auf den Altar gestellt, den Altar bereitet haben. Menschen, die geübt und sich musikalisch auf diesen Gottesdienst vorbereitet haben, als Musikerinnen und Musiker, als Leiterin, als Organist. Menschen haben einen Gottesdienst für die Kinder vorbereitet und verbringen gefüllte Zeit mit ihnen.

Menschen lesen Worte der Heiligen Schrift, bringen unser Gebet vor Gott. Ein solcher Gottesdienst, mit Liebe vorbereitet und fröhlich gefeiert, strahlt aus in das Leben. Er entfaltet seine Wirkung in uns, wenn wir nachhause gehen, in unsere Familie, in unsere Arbeit. Er wird gelebt und erfahren, wenn Menschen sich in der Woche versammeln. Gott hat den Heiligen – also uns – Menschen geschenkt, die das einbringen, was Gott ihnen anvertraut hat. Sie bereiten sich auf Glaubenskurse vor und führen sie durch; sie begleiten Eltern und kleine Kinder. Sie machen sich Gedanken darüber, was der Gemeinde guttut. Sie überlegen, planen, bereiten Veranstaltungen vor und führen sie durch. Sie schenken anderen gute Erfahrungen und kümmern sich darum, dass kein finanzielles Loch entsteht. Weil Menschen sich für die Gemeinde einsetzen, treffen sich Junge und Alte, Männer und Frauen, Sängerinnen und Bläser. Gemeindevorsteher und –vertreterinnen. Die heißen dann nicht mehr, wie in Ephesus, Apostel oder Propheten, Evangelisten, Hirten oder Lehrer. Aber sie sind gewählt und berufen, sie sind gebeten und engagiert, sie sehen Arbeitsfelder und packen an; sie erzählen von dem, was sie glauben, sie stellen sich anderen an die Seite, sie helfen praktsich, sie trösten, sie beten. Sie erkennen, wie sie begabt sind und wie sie das einbringen können in das Leben der Gemeinde. Das tut ihnen gut und hilft allen zu einem fröhlichen Gemeindeleben.

Aber Gottes Geschenke wirken weiter und tiefer als zu schönen Erfahrungen und erlebter Fröhlichkeit. Da wächst etwas zusammen. Schon ganz lange, seit dem ersten Pfingstfest vor mehr als 2000 Jahren. Und heute wächst es an vielen Stellen auf dieser Erde. Auch hier und heute. Das Interesse aneinander wird geweckt und der Dienst füreinander wird befördert.

Der Blick vom eigenen Empfinden, ob es einem gerade gut oder schlecht geht, wird geweitet. Er wird auf die anderen gelenkt. Und auf das Gemeinsame, das in Jesus Christus seinen Mittelpunkt hat. Und seine Zukunft. Dieser Blick schenkt Gelassenheit für das Leben in dieser Welt. Ein Blick, den wir uns selbst nicht  verschaffen können, den es nur als Geschenk gibt.

Von außen, von oben. Ein Geschenk, dass uns stabil macht in der Unruhe dieser Welt, im Chaos von Meinungen und Behauptungen, im Durcheinander von Versprechungen, Werbungen und Lügen. In der Macht von Hass und Gewalt. Das Geschenk bringt Durchblick und Standpunkt.  Es macht erwachsen. So, dass wir wissen, was wir glauben und wem wir vertrauen. Und das können wir auch sagen, Gott sei Dank; hier in der Gemeinde und wo immer wir gefragt sind. Müssen uns nicht verbiegen oder schamvoll schweigen. Weil wir wissen, wer uns das Leben nicht nur verspricht, sondern den Weg dahin selbst vorausgegangen ist. Zu dem haben wir uns bekannt und bestätigen es in jedem Gottesdienst. Dem vertrauen wir im Leben und im Sterben.

Und lassen uns davon nicht wegführen, von wem und wohin auch immer. Bleiben bei ihm, im Herzen, im Denken und auch im Leben.

Was für ein großes Geschenk, das wir bekommen haben und wofür wir heute wieder danken. Er selbst schenkt sich uns, stellt sich uns an die Seite, bleibt bei uns – wir sehen ihn nicht, aber sein Geist erinnert uns, bestätigt uns und gibt die Kraft zum Leben und zum Glauben. Sonst ginge es nicht.

Nicht einen Tag. Und er schenkt uns einander.  Damit niemand allein ist auf diesem Weg. Und wie man sich seine Geschenke nicht aussucht, so sucht man sich auch die Gemeindeglieder nicht aus. Mit denen man zusammengehört, mit denen man gemeinsam Gemeinde ist, als Gemeinde lebt und Gottesdienst feiert.  Ganz schön verschieden, unterschiedlich, vielfältig. Da braucht es guten Zusammenhalt. Lasst uns wahrhaftig sein in der Liebe. Anders funktioniert es nicht, als dass die Liebe uns verbindet. Nicht Sympathie, nicht Einverständnis in eine Verfassung oder ein Grundgesetz, nicht Zustimmung zu gemeinsam formulierten Zielen. Sondern Liebe. Die Erfahrung und das Vertrauen, angenommen und beschenkt zu sein, mit anderen in der gleichen Lage und auf dem gleichen Weg zu sein. Nicht Gemeinsames und Verbindendes zu suchen, sondern in Christus den Zusammenhalt bereits längst zu haben. Wir gehören zusammen, weil wir alle zu Christus gehören. Und weil er sich jedem einzelnen von uns in Liebe zuwendet, ist es seine Liebe, die uns untereinander verbindet. Mein Platz in der Gemeinde bekommt einen neuen Stellenwert. Ich bin geliebt, ich gehöre dazu, ich bin beschenkt.

Was kann ich tun, wie kann ich mich einbringen, damit es der Gemeinde hilft und fördert? Damit das Ganze wächst und gedeiht. Lasst uns – schreibt der Apostel seiner Gemeinde. Und er wendet sich nicht an die Pflicht, sondern an die Liebe. Daran, dass alle den Wunsch und das Interesse haben, dass Gemeinde lebt und wächst. Je mehr Menschen mitgestalten, mitdenken, mittun, umso lebendiger und bunter ist sie. Umso fröhlicher für die, die da sind. Umso einladender für alle. Komm, Heiliger Geist, erfüll die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner göttlichen Liebe.

Amen.

 

Perikope
21.05.2018
4,11-16