KONFI-IMPULS zu Jesaja 40,26-31 von Gerlinde Feine
40,26-31

Gottes „breaking news“

Der Text gehört zur Vorstellungsrede Deuterojesajas, der dem besiegten, verschleppten und um Freiheit und Würde ringenden Volk Israel Trost und große Veränderungen ankündigt. Dafür muss er sich aber erst Gehör verschaffen im Gewirr der Meinungen und Stimmen. Die rhetorischen Fragen in Vv. 27.28 erzeugen den Eindruck einer öffentlichen Rede, in der Beachtung für eine unerhörte Veränderung gesucht wird. Auch wo die Predigt sich auf individuell-seelsorgerliche Aspekte der in der Lutherbibel fettgedruckten Kernstellen V. 29 und V.31a (früher beliebte Konfirmationssprüche!) konzentrieren möchte, lohnt es sich, diesen Zusammenhang in den Blick zu nehmen, damit die großartigen Bilder, die DtrJes der Verzweiflung entgegenstellt, ihre ganze Kraft entfalten können.

Jugendliche im Konfirmandenalter haben in der Regel noch wenig Interesse an tagepolitischen Nachrichten, lassen sich aber für geschichtliche Zusammenhänge begeistern, wenn Parallelen zur Gegenwart gezogen werden können. Darüber, wie ein Volk sich fühlt, wenn es gerade den totalen Zusammenbruch der bestehenden Ordnung erlebt hat, welche Verwirrung herrscht, wenn Nachrichten sich überschlagen und niemand weiß, wie es gut weitergehen kann und ob nach Flucht und Exil jemals wieder so etwas wie persönliches Glück und gemeinsamer Wohlstand möglich wird, kann die Predigt erzählend informieren und auch ältere Predigthörende zu Weiterdenken anregen.

„Weißt du nicht? Hast du nicht gehört?“
Ein einfaches Spiel, das auch als Impuls im Gottesdienst eingesetzt werden kann, erklärt die Bedeutung von „breaking news“: „Überlege dir eine wichtige Mitteilung, die du allen anderen sagen möchtest. Dann geh herum und flüstere sie allen anderen in der Gruppe ins Ohr, so dass am Ende alle Nachrichten bei allen angekommen sind..“
Nach der Murmelphase sagen alle nacheinander laut den einen Satz, den sie am wichtigsten finden. Die wenigen „Meldungen“, die übrig geblieben sind, werden dann mit dem ursprünglichen „Angebot“ verglichen. Es zeigt sich, dass wir Dinge dann wichtig finden, wenn sie
um Leben und Tod gehen
Prominente betreffen (oder den allerbesten Freund / die allerbeste Freundin)
etwas Geheimnisvolles oder Wunderbares an sich haben

„…dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler“
Jugendliche verbinden mit diesem Bild euphorische Momente: „Wie bei der LAN-Party am Ende der Nacht“ – „Wenn man den ‚Zenit der Müdigkeit‘ überschritten hat“ – „wie an Silvester oder beim Konfi-Camp“ – „wenn man irgendwo Wache hält, bei jemandem, der krank ist, zB., oder im Krieg“ – „wenn man zu viel ‚Red Bull‘ getrunken hat“… Für sie hat eine so unerhörte Verheißung etwas leicht Surreales: „Man ist dann irgendwie anders aufmerksam und traut sich viel mehr zu als sonst“.
Der Adler hat dagegen für sie nur als Wappentier und Hoheitszeichen Bedeutung; die Älteren vertraute Symbolik des Schutzes und der Stärke („Adlersfittiche“) sagt ihnen nichts.

„… laufen und nicht matt werden…“
In diesem Frühjahr sind es besonders die Ereignisse in der Ukraine, die die Nachrichten bestimmen und sich parallelisieren lassen. Ihr Echo auf den verschiedenen Kanälen läßt ahnen, wie komplex und verwirrend sich die Lage für die Menschen darstellt, die mitten drin leben und sich für Freiheit und Frieden einsetzen. Auf maidantranslations.com dokumentiert Charis Haska, die Frau des deutschen Auslandspfarrers in Kiew, die Ereignisse aus der „Alltags“-Perspektive. Ihre Blogbeiträge könnten als Konkretionen im Gottesdienst verwendet werden, z.B.: http://maidantranslations.com/2014/03/05/charis-haska-signal-gespeichert/.

 

Perikope
27.04.2014
40,26-31