KONFI-IMPULS zu Lukas 16,19-31 von Steffen Kaltenbach
16,19-31

KONFI-IMPULS zu Lukas 16,19-31 von Steffen Kaltenbach

Ausgleichende Gerechtigkeit – „damit wir klug werden“

Nach der novellierten Konfirmationsordnung ist die Zeit der ersten Trinitatissonntage die  konfirmandenlose Phase des Kirchenjahres schlechthin. Dazu geraten die Pfingstferien zu einer Familienurlaubssaison ersten Ranges.

Der 7. Juni könnte als Abschluss des Urlaubs verschlafen werden, aber als Abschlusssonntag für den 35. Deutschen Evangelischen Kirchentag hat er einer Gruppe Interessierter oder neugierig Gewordener etwas zu sagen. Manche waren vielleicht zum Start oder zum Nachklingen des Konfirmandenjahres beim Konfitag des DEKT in Stuttgart. Darum verbinde ich das Sonntagsevangelium mit der Kirchentagslosung.

Jesu Erzählung stellt zwei fundamental von einander  getrennte Welten in eine unfassbare Nähe zu einander: Innen, beim Reichen, Luxus pur; draußen, vor des Reichen Tür, die personifizierte, krank machende, Armut.

Wenn es eine Chance der gemeinsamen Vorbereitung des Textes mit den Konfis gäbe, würde ich sie in zwei Gruppen Bilder von Luxus und Armut zeichnen oder als Stichwortsammlung zusammentragen lassen.

Für die Predigt wäre dies das Material für eine dramaturgische Homiletik: Zwei eng nach einander geschnittene Filmszenen entstehen (Drinnen – draußen vor der Tür). Für Konfis würde ich diese Szenen aber nicht als jugendliche Lebenswelten „inszenieren“, denn wie eng liegen in der Konfigruppen - Realität arm und reich beieinander; den Transfer aus meinem „Erwachsenenfilm“ leisten die jungen Hörer/innen automatisch.

Zwei Welten also prallen aufeinander an der Schwelle der Tür der Villa des Reichen. Die Begegnung findet als Almosengabe aus den Speiseresten, womöglich über Hausangestellte,  statt. (Ich denke an Lebensmittelspenden der Discouter für die Tafelläden). Von einem Interesse des Einen am Leben des Andern erzählt Jesus nichts. Immerhin kennt man im Kreis der wohlhabenden Familie den Armen dem Namen nach (V. 24).  Doch der „garstige Graben“ zwischen arm und reich bleibt.

Die unüberwindbare Kluft zwischen beiden Lebenswelten wiederholt sich im Leben nach dem Tod (V.26: χάσμα μέγα). Jetzt, auf ein Mal, erlebt der anonyme Reiche (Soll ich ihm meinen Namen geben?) die Sehnsucht einer Überwindung des Grabens am eigenen Leid. Eine normale (Thora – gemäße) Portion Mitmenschlichkeit und Empathie hätte schon im irdischen Leben dieses Interesse an einer Begegnung geweckt. Aber es gibt ein zu spät.

Hier setzt der Gedanke an die „Löffelliste“ ein: Was würdest du (noch) unbedingt tun wollen, wenn du in einer Woche / in einem Monat sterben („den Löffel abgeben“) müsstest (Grandios der Film „The bucket list“/Das Beste kommt zum Schluss mit Jack Nicolson und Morgan Freeman, in dem neben vielerlei Erlebnishunger die Überwindung zwischenmenschlicher Gräben zum Thema letzter Erledigungen wird).

Am Ende gibt es also keine Chance für den Reichen (vgl. aber Mk 10, 25-27!), mit Lazarus im Sinn einer Erleichterung der Höllenqualen Kontakt aufzunehmen.  Hätte Lazarus aus Mitleid oder gar Dankbarkeit für die Speisereste handeln oder einen Sklavendienst versehen sollen?

Eine Spur gibt sein Name: Lazarus geht auf das hebräische Eleazar zurück: Gott hilft. Wem aber hilft er wie?

Der Schluss von Jesu Erzählung legt den Finger in die Wunde der je eigenen Gewissensbildung: Im Grunde wissen wir, wie wir mit einander leben sollen. Weitere Warnungen helfen nicht. Und: Wahrer Reichtum entsteht in der Begegnung von arm und reich, von gesunden und kranken Menschen, von jung und alt… .

Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden.

 

Im Gottesdienst:

·         Kirchentagspsalm: Psalm 1

·         Dazu als Antiphon (vgl. Kirchentagssonntag): Öffne meine Augen, EG 176

·         Lesung in Srecher/innenrollen Apg 3, 1-9

·         Fotoserie arm und reich: Wer mir bis Pfingsten eine Mail schickt, bekommt die 23 Fotos als ppt-Präsentation im Kontrast Armut/Reichtum zugeschickt (knapp 4MB): Steffen.Kaltenbach@elkw.de

·         Begegnungsaktion: Wertschätzende Begrüßung mit Händedruck und Blickkontakt?

·         Lieder: Komm in unsre stolze Welt, EG 428, EG 652: We shall overcome, EG 652, Du bist da, wo Menschen leben, LFJ 498, Da berühren sich Himmel und Erde, WWDL 93, Wir strecken uns nach dir, WWDL 90, Wenn das Brot, das wir teilen, WWDL 86