KONFI-IMPULS zu Lukas 24,44-53 von Gerlinde Feine
24,44-53
  1. Beobachtungen:

Den meisten Jugendlichen (und auch vielen Erwachsenen) geht es mit der Himmelfahrtserzählung ganz ähnlich wie mit der Weihnachtsgeschichte: Die im Kopf zusammengesetzte Abfolge der Ereignisse ist stärker als das Bewusstsein für Nuancen und Abweichungen in den einzelnen Evangelien. Vieles wird einfach mitgehört, auch wenn der ausgewählte Text es gar nicht erzählt. Was Jesus unmittelbar vor seinem Abschied sagt, womit er die Jünger_innen stärkt und beauftragt, variiert aber am Ende des Mk, des Lk und zu Beginn der Apg deutlich.

Der Taufbefehl aus Mt 28, der zum Lernstoff der Konfizeit gehört, hat seine synoptische Entsprechung in Mk 16 und Apg 2, fehlt jedoch im Predigttext. Stattdessen enthält die hier überlieferte Abschiedsrede Jesu (Vv. 44-49) einen Hinweis auf den Tanach als Schlüssel zum Verständnis von Passion und Ostern sowie klare Anweisungen für die erste Zeit ohne ihn.

Nur hier ist auch davon die Rede, dass Jesus die Jünger segnet, ehe er ihren Blicken entzogen wird, und dass sie „mit großer Freude“ nach Jerusalem zurückkehren. Dort sollen sie Zeug_innen des Evangeliums sein und auf die „Kraft aus der Höhe“ warten (V. 49f, vgl. „Kraft des Heiligen Geistes“ in Apg 1,8). Im Evangelium berichtet Lk auch, dass die Jünger_innen nach der Himmelfahrt im Tempel Gott loben, während sie in der Apg bis zum Pfingstereignis außerhalb des heiligen Bezirks bleiben, nachdem ihnen zwei Männer in weißen Gewändern (Apg 1,10f) noch einmal das Ereignis interpretiert haben.

Folgende Eigenarten lassen sich festhalten:

  • Jesu Passion und Auferstehung läßt sich aus der Heiligen Schrift heraus erklären, verstehen und zusammenfassen.
  • Die Jünger_innen sollen ihren Zeug_innendienst in Jerusalem beginnen, bis die „Kraft aus der Höhe“ sie weiter leiten wird.
  • Jesus geht, während er sie segnet.
  • Sein Abschied macht sie froh und aktiv: Sie gehen im Tempel an die Öffentlichkeit mit ihrem Gotteslob.
  1. Zugänge

Als Einstieg in ein Gespräch über den Text kann ein Arbeitsblatt dienen, bei dem Lk 24, 44-53 und Apg 1, 4-14 gegenübergestellt werden. Je nach Zusammensetzung der Gruppe und ihrer Kompetenzen in der Arbeit mit Texten können Unterschiede und Gemeinsamkeiten gesucht (farblich markieren / Stichworte auf Zetteln sammeln und sortieren / auflisten) oder Beobachtungen gesammelt werden.

Für die Jugendlichen spannend ist v.a. die Frage nach der „Kraft aus der Höhe“: Wie sieht sie aus? Wie kann sie einen Menschen verändern? Aus den Settings von Fantasy-Fiction und –Spielen kennen sie Situationen, in denen Geister oder außerirdische Mächte in die Hülle einer Figur schlüpfen; auch der Zaubertrank aus den Asterix-Stories wurde bei einer offenen Fragerunde als Vergleich herangezogen („Taufe ist dann, wie wenn man in den Kessel mit Zaubertrank fällt, und man ist stark fürs ganze Leben“). Über die von Jesus angekündigte Geistkraft möchten sie mehr erfahren.

Viele kennen aus dem Religionsunterricht Jesu letzte Worte am Kreuz. Nun geht es wieder um eine Trennung, die aber nicht mit Verzweiflung und Todesangst verbunden ist, sondern mit dem Aufbruch in eine neue Welt. Dass sich Jesus nach Ostern anders von seinen Freund_innen verabschiedet als vorher, können die Konfis i.d.R. selbst mit christlicher Auferstehungshoffnung in Verbindung bringen. Drei Wochen vor Beginn des Stuttgarter Kirchentags mit seiner Losung aus Ps 90,12 lohnt sich daher eine Beschäftigung mit Famous Last Words, wie sie in der Religionspädagogischen Arbeitshilfe „ausgeklügelt“ (zu beziehen über das ptz Stuttgart oder als Download abrufbar unter http://static.kirchentag.de/production/htdocs/fileadmin/dateien/zzz_NEUER_BAUM/Service/Downloads/Publikationen/DEKT35_Materialheft_Ausgekluegelt.pdf) vorgeschlagen wird. Dazu wird eine Sammlung mit Letzen Worten Prominenter ausgeteilt (M1, S.47). Die Jugendlichen sollen mithilfe des Internets (Smartphone-Nutzung erlauben) mehr über die näheren Umstände herausfinden, in denen diese Zitate entstanden sind: Welche Hoffnungen verbinden sich damit? Welche Grundüberzeugungen werden transportiert?

Unter dem Titel „Mars One“ werden derzeit Personen ausgewählt, die zum Roten Planeten fliegen und dort als Pioniere eine menschliche Siedlung aufbauen wollen – ohne Rückflugticket! Ein Abschied wäre verbunden mit der endgültigen Trennung von der eigenen Familie, von Freunden und Bezugspersonen, aber auch mit dem Aufbruch in ein neues, völlig fremdes Leben. Wie bleibt man in Verbindung (dazu haben Jugendliche sehr praktische Ideen, von Skype über Twitter bis zu Techniken, die erst noch erfunden werden müssen)? Welche Gefühle haben die Zurückbleibenden? Wie stark wird das Heimweh? Die Jugendlichen entscheiden sich für eine Rolle und schreiben als Expeditionsteilnehmende_r oder als Zurückbleibende_r (beste_r Freund_in / Eltern / Geschwister) eine Abschiedsrede, aus der dann im Gottesdienst zitiert werden kann.

  1. Bausteine

In den meisten Gemeinden Württembergs fällt Christi Himmelfahrt in die Zeit, in der die „alten“ Konfirmand_innen bereits konfirmiert und die „Neuen“ zwar angemeldet, aber noch nicht eingeführt worden sind. Dann ist es oft nicht möglich, mit den Jugendlichen gemeinsam Teile des Gottesdienstes vorzubereiten. Wo Christi Himmelfahrt im Grünen oder in Verbindung mit einem Vereinsfest gefeiert wird, lohnt es sich trotzdem, Platzhalter für improvisierte Beteiligungsformen einzuplanen.

So kann in einem spontanen Blitzinterview als Predigteinstieg erfragt werden, wer denn schon einmal längere Zeit allein zu Hause geblieben ist, während die Eltern verreist waren? Was ist schwer gefallen? Worauf musste man achten? An wen konnte man sich im Notfall wenden? Was haben die Eltern zum Abschied noch gesagt (Mahnungen, Tipps, Wünsche)? Wie war das Wiedersehen?

Zu den Dingen, die Konfirmand_innen im Gottesdienst schwerfallen, gehört das lange Stillsitzen. Angebote zum Mitgestalten von Liedern werden daher i.d.R. gern angenommen.

Apg 1,8, als Kanon vertont (EG 132), lässt sich gut als Bewegungslied inszenieren.

Aus der Liste der Kernlieder eignen sich „Jesus Christus herrscht als König“ (EG 123) und das Pfingstlied „O komm, du Geist der Wahrheit“ (EG 136). Ideen zum kreativen Einsatz und zu alternativen Singformen, zB als Reigen oder als „Wörter-Demo“, sind im Werkbuch „Unsere Kernlieder“ (hg von Susanne Betz, Hans Hilt und Bernhard Leube, München 2011) zusammengefasst (S. 54-65).

 

Perikope
14.05.2015
24,44-53