KONFI-IMPULS zu Lukas 5,1-11 von Stefan Nitschke
5,1-11

In der Regel wird davon auszugehen sein, dass die Konfirmandinnen und Konfirmanden den Predigttext erstmalig im Rahmen des Gottesdienstes zu Gehör bekommen. Manchmal werden Vorkenntnisse bestehen und nur selten wird das Thema des Predigttextes mit den Inhalten des Mittwochs-Unterrichtes verknüpft werden, so dass ein vorbereitetes Hören für die Konfirmandinnen und Konfirmanden möglich würde. Vielleicht ein Grund, mehr nach Bezügen zwischen Mittwoch und Sonntag zu suchen?

Für diesen Impuls kommt erschwerend hinzu, dass er aller Wahrscheinlichkeit nach zwischen den Konfi-Jahren oder ganz zu Beginn des neuen Jahrganges liegt, wo meist anderes im Vordergrund steht.      

Deshalb zwei Vorschläge:

1)      Exemplarischer Gottesdienstbesuch: Gerade zu Beginn des neuen Jahrganges, wo meist darauf hingewiesen wird, wie viele Gottesdienstbesuche von den Konfis erwartet werden, ob nun mit oder ohne Strichliste, böte es sich doch an, exemplarisch das Hören der Predigt und den Besuch des Gottesdienstes in der Gruppe vorzubereiten. Vielleicht steigen so Verständnis und Lust daran? Meiner 8. Klasse habe ich ohne Einleitung und ohne Begründung, so wie es im Gottesdienst eben auch meist geschieht, den Text vorgelesen. Nach ersten ungläubigen Blicken fragte ich nach ersten Eindrücken und Assoziationen. Das daraus sich entwickelnde Gespräch bezog sich auf die folgenden drei Themen. Hier einige O-Töne und Anmerkungen:

-          Erfolglosigkeit und Erfolg: „Ist Jesus für den Erfolg der Fischer verantwortlich oder hatten sie nur Glück?“ „Braucht Jesus solche Beweise, damit die Menschen ihm glauben?“ „Warum lassen sich die erschöpften Fischer noch einmal auf eine Fahrt ein? Nur weil einer sagt, probiert es noch einmal?“ „Was hat er eigentlich vorher den Menschen gesagt, dass sie ihn so ernst nehmen?“

-          Menschenfischer: Dieses Wort wirkte auf die meisten anstößig. „Sollen Menschen Jesus ins Netz oder auf den Leim gehen?“ „Fische sterben, verlieren ihre Freiheit, wenn sie gefangen werden, soll Petrus das etwa mit Menschen tun?[1]“ Eine andere aktuelle Assoziation eines Schülers bezog sich auf die Situation der Flüchtlinge im Mittelmeer. Auf der einen Seite makaber, dass dort tatsächlich Menschen gefischt werden, auf der anderen Seite bekommt das Wort dann eine positive Wendung, wenn damit die Rettung der Menschen verbunden ist.

-          Nachfolge: „Alles zurücklassen, würde ich nie machen!“ „Was versprechen sich die davon? Nur weil sie einmal Erfolg hatten, als Jesus dabei war?“ „Besticht Jesus die Fischer mit dem Fang?“ „Also bei twitter ist es aber einfacher, ein follower zu werden.“ Die Antwort einer Schülerin: „Ja, das stimmt, aber wenn du damals ohne Handy aktuelle Nachrichten von Jesus wolltest, musstest du wohl oder übel hinterhergehen.“

Anhand dieser Themen und Fragen könnte ein erstes Problembewusstsein zu Lukas 5,1-11 entstehen. Daraus folgt die Höraufgabe für die Predigt, genau auf ein Thema oder eine Frage zu achten. Was geschieht in der Predigt damit? Gibt es eine Antwort? Wird das Problem umgangen, ausgeblendet oder vermieden? Oder gibt es eine interessante Wendung, die so nicht erwartet wurde? Anschließend gilt es natürlich, sich in einem Predigtnachgespräch noch einmal den Konfis und ihren Eindrücken zu stellen. Sicherlich kann dies nicht jeden Sonntag geleistet werden, aber warum die Konfirmanden nicht einmal als Predigthörer ganz ernst nehmen?  

2)      Vorstellungsgottesdienst

Als zweite Möglichkeit könnte man Lukas 5,1-11 im Vorstellungsgottesdienst der neuen Konfirmandinnen und Konfirmanden verwenden. Vielfältige Bezüge zwischen Text und Lebenswelt bieten sich an:

-          Die ersten Jünger begeben sich in die Nachfolge Jesu, ohne so genau zu wissen, worauf sie sich einlassen. Nur auf die Aufforderung Jesu hin – bei den Konfis werden diese Rolle die Eltern übernommen haben – machen sie sich auf den Weg? Kannten sich eigentlich alle Jünger Jesu bereits? Wahrscheinlich nicht. Ebenso geht es den Konfis. Aus unterschiedlichen Ecken zusammengewürfelt, sind sie für ein Jahr an diese Gruppe gebunden.

-          Das Stichwort Menschenfischer könnte Anlass sein, manche unausgesprochenen Ängste zu thematisieren. Wollen die mich hier von etwas überzeugen, was ich gar nicht glauben kann? Bin ich denen hier ins Netz gegangen?

-          Ebenso kann das Bild vom Netz positiv gedeutet werden. Neue Kontakte und Bezüge werden geknüpft. Ein Netz, mit dem sich etwas erreichen lässt, das tragfähig ist. Die Gemeinde kann ein Bild für dieses Netz sein, an das sie nun anknüpfen, in das sie sich einbinden können, so dass neue starke Knotenpunkte entstehen. Und nicht etwa, damit Löcher gestopft werden.

-          Liturgische Vorschläge: Der Gottesdienstraum könnte mit einem Netz gestaltet werden, in das sich die Konfis im Laufe des Gottesdienstes symbolisch einknüpfen – sprich: ein Symbol von sich oder ihren Namen hineinhängen und ein paar Worte dazu sagen. Lied: „Gut, dass wir einander haben“ von Manfred Siebald.

 

 



[1] Vielleicht kann es hier auch angebracht sein, über die Grenzen von Sprachbildern zu sprechen.     

 

 

Perikope
05.07.2015
5,1-11