KONFI-Impuls zum 4. Mose 6, 22-27 von Thomas Ebinger
6,22
 
Bei der Konfirmation den Segen zu empfangen ist für württembergische Konfis mit 55% Zustimmung einer der wichtigsten Gründe für die Anmeldung zur Konfirmation, wichtiger sogar als Geld und Geschenke zu bekommen (45%). Es ist eindrücklich und bewegend am Altar zu knien und unter Handauflegung den Zuspruch zu bekommen, dass Gott seine Hand über mir hält, mich durchs Leben führt, mich vor Gefahren beschützt und mit seinem Heiligen Geist immer wieder aufrichtet und stärkt.
Fast sprichwörtlich ist unter Pfarrer/-innen der Buchtitel von Inger Hermann geworden: „Halt‘s Maul, jetzt kommt der Segen“. Einer ihrer Förderschüler forderte am Ende der Schulstunde Ruhe für den Segen ein, ohne den er nicht gehen wollte. Sie schreibt: „Kinder, deren Familienleben von pädagogischer Beliebigkeit und einem durchsäkularisierten Alltag geprägt ist, spüren, dass es zum Beispiel im Segen nicht nur um bestimmte Worte, sondern wirklich um die Nähe Gottes geht. In den ängstigenden Abgrund von Orientierungslosigkeit und fehlendem Urvertrauen scheint für Sekunden ein heilender Strahl.“ (S. 15)
Segen ist altorientalisch wie biblisch immer die Kehrseite von Fluch, der von bösen Kräften ausgehen kann aber auch Folge böser Taten sein kann. Gerade für junge Menschen, die viele Stimmungsschwankungen erleben, sind böse, die Lebensenergie aufzehrende Kräfte oft sehr elementar spürbar. Manchmal ist es im Leben „wie verflucht“, Jugendliche spüren ihre Grenzen oft sehr deutlich und erliegen nicht so leicht der Illusion wie Erwachsene, ihr Leben selbst in der Hand zu haben.
Der aaronitische Segen wurde erst durch Martin Luther in die Gottesdienstliturgie eingeführt und löste den schlichteren trinitarischen Segen ab. Der aaronitische Segen ist tatsächlich kunstvoll stereometrisch dreigliedrig komponiert. Die drei jeweils länger werdenden Teile lassen ihn zulaufen auf das umfassende Ziel jedes Segens, den Schalom. Daher lag es nahe, ihn auch trinitarisch zu verstehen. Luther versucht das in einer Predigt von 1527 (Walch2,III, 1362-1369):
„Dieser Segen ist nicht weit von dem andern gemeinen Segen, den man in der lateinischen Sprache gibt, und auf deutsch also lautet: Es segne euch GOtt der Vater, und der Sohn, und Heiliger Geist, Amen. Denn dem Vater wird zugeeignet das Werk der Schöpfung, welches dieser unser Segen auch rührt, und klarer ausdrückt, da er spricht: ‚Der HErr segne dich, und behüte dich‘, das ist, er gebe dir gnädiglich Leib und Leben, und was dazu gehört. Also, dem Sohne wird zugeeignet das Werk der Erlösung, welches dieser Segen auch rührt und erklärt, da er spricht: ‚Der HErr erleuchte sein Angesicht über dir‘ etc., das ist, er helfe dir von Sünden, und sei dir gnädig, und gebe dir seinen Geist. Und dem Heiligen Geist wird zugeeignet das Werk der täglichen Heiligung, Trost und Stärke wider den Teufel, und endlich die Auferweckung vom Tode, welches dieser Segen auch rührt und erklärt, da er spricht: ‚Der HErr erhebe sein Angesicht‘ etc., das ist, er wolle dich stärken, trösten, und endlich den Sieg geben“. (1369)
Das deutsche Wort segnen hat schon in sich eine christologische Komponente, kommt es doch von lat. „signare“, „bezeichnen, mit einem Zeichen versehen“, nämlich dem Zeichen des Kreuzes. Auch wenn Evangelische sich eher selten selbst oder gegenseitig bekreuzigen, hat doch jeder bei der Taufe das Zeichen des Kreuzes auf die Stirn gezeichnet bekommen. Auch der Name Gottes wurde dabei auf ihn gelegt, über ihm ausgesprochen (V. 27).
Viele Kirchen sind mit einem Kruzufix ausgestattet: Auch Jesus am Kreuz hat mit all seiner Wehrlosigkeit und seinen dauerhaft gegen seinen Willen fixierten Händen eine segnende Haltung, jedes Kruzifix zeigt ihn mit dieser paradoxen Geste, das stärkste denkbare Bild für die Überwindung des Fluchs der Sünde am Kreuz von Golgatha durch die Leben und Schalom schaffende Kraft des Segens Gottes. Auch Spuren der Trinität lassen sich mit Konfis suchen und finden, etwa in Kirchenfenstern in Form eines Trifoglio.
Ideen für die Vorbereitung mit Konfis:
Ein guter Baustein von Ekkehard Langbein mit vier Doppelstunden zum Thema Segen findet sich in KU Praxis 42.
Bewusst arbeitet der Segen mit offenen, anschlussfähigen Bildern, die trotz ihrer theologischen Dichte auch von Konfis verstanden werden. In Gruppenarbeit gestalten die Konfis Assoziationsplakate zum Segen. Die Gute-Nachricht-Übersetzung gibt inhaltlich bereits eine etwas konkretere Spur.
1. Der HERR segne dich und behüte dich; (Lut)
  Der Herr segne euch und beschütze euch! (GN)
2. der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; (Lut)
  Der Herr blicke euch freundlich an und schenke euch seine Liebe! (GN)
3. der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. (Lut)
  Der Herr wende euch sein Angesicht zu und gebe euch Glück und Frieden! (GN)
Kreativ darstellen lässt sich Segen mit farbigem Tonpapier (Langbein a.a.O., 42): Auf schwarzes Tonpapier A4 wird aus farbigem Tonpapier die vorsichtig ausgerissene Silhouette eines Segnenden und eines Gesegneten geklebt. Auf die Rückseite schreiben die Konfis je einen Satz aus Sicht des Segnenden und aus Sicht des Gesegneten. In Partnerarbeit wird überlegt, welchen der Sätze und welche Elemente der Darstellung man als Zweier-Standbild ausdrücken kann.
Verschiedene Formen den Segen zu erteilen und zu empfangen können am Ende mit der ganzen Gruppe ausprobiert werden. Segnender: erhobene Hände, schützend-bergend geformt; mit/ohne Berührung; betende Hände; Kreuz schlagen; empfangende Geste vor dem erteilen des Segens; „Hinderer“-Segen mit einer Hand nach oben offen und einer Hand segnend auf der linken Schulter des Nachbarn. Gesegnete/r: stehend; kniend; mit geneigtem Kopf; mit geöffneten Armen; an den Händen gefasst.
 
 
Perikope
26.05.2013
6,22