KONFI-IMPULSE zu 1. Korinther 1, 26-31 von Frank Zeeb
1,26
0. Vorbemerkung
Der Mittwoch vor der Predigt über 1. Kor 1,26-31 liegt – wenn nicht durch Kanzeltausch o.ä. dieser Text an einem anderen Sonntag gepredigt wird – in 11 Bundesländern noch in den Weihnachtsferien. Es ist daher in der Regel nicht möglich, den Sonntagsgottesdienst im Konfirmandenunterricht vorzubereiten. Beteiligungsaktionen können aber auf Textbasis durchgeführt werden, wenn sie sich mit Einzelnen außerhalb des Unterrichtes vorbereiten lassen oder kurz vor dem Gottesdienst mit einmal proben funktionieren.
Wo in der Vorwoche Konfirmandenunterricht stattfindet, kann man sich von dem Thema der Jahreslosung leiten lassen – das mit unserem Text eng verwandt ist und z.B. auf die Impulse von Hansjörg Kopp in diesem Internet-Auftritt zurückgreifen.
1. Zum Text und der Lebenswelt der Konfirmand/innen
Der Luthertext dürfte in manchen Formulierungen und der Wortwahl vielen Jugendlichen nur schwer verständlich sein. Für die Jugendlichen ist die „Gute Nachricht“ deutlich besser zugänglich, die „Hoffnung für alle“ ist an diesem Text m.E. zu frei.
Ein Lebensthema vieler Jugendlichen ist die Frage nach dem Verhältnis von Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung. Es ist für viele Jugendliche ausgesprochen schwierig, sich Dritten gegenüber so zu geben, wie sie sind. Schwächen einzugestehen führt in vielen Gruppen, Cliquen und Schulklassen zu bedingungsloser Ausgrenzung. Es gilt, die eigenen Stärken möglichst klar zur Geltung kommen zu lassen, sich „Respekt“ zu verschaffen.
Werbung, Medien und andere für Jugendliche wichtige Weltzugänge gehen einen ähnlichen Weg. Hier ist nur Platz für das Strahlende, das Starke. Was un-vollkommen ist, wird aus der Betrachtung ausgeschieden und marginalisiert.
Jugendliche haben demgegenüber ein sicheres Gefühl für die eigenen Schwächen und Unvollkommenheiten. Sie messen sich selbst an Vorbildern und Idealen und ahnen dabei aber, dass sie hinter diesen Maßstäben zurückbleiben müssen. Zur Findung der eigenen Identität gehört es, Idolen nachzueifern, sie dann aber auch von ihrem Sockel zu stoßen und die eigene Person in ihrer Individualität anzunehmen.
Ferner ist es Jugendlichen wichtig, Teil einer „peer-group“ zu sein. In der Regel geben sich diese „peer-groups“ eine eigene Legende (die sich in Musikvorlieben, Riten etc. ausdrückt). Die eigene Gruppe grenzt sich dabei wiederum als „in-group“ bewusst  gegen andere Gruppen, Lebensstile etc. ab: „we“ versus „them“.
Das Thema, das Paulus anspricht, ist also indirekt ein Lebensthema von Jugendlichen: Die kleine christliche Gemeinde in Korinth hat weder als Gruppe noch hinsichtlich der einzelnen Mitglieder etwas Strahlendes an sich. Sie ist nicht einmal Durchschnitt, sondern eher am unteren Level. Paulus stärkt diese Gemeinde und ihre Mitglieder gegen alle Versuche, sich selbst groß zu machen, durch den Hinweis darauf, dass Gott nach anderen Maßstäben misst. Das Kreuz Jesu Christi, die allerschlimmste Demütigung ist gerade ein Zeichen für die Erwählung – im Grunde eine Form der „paradoxen Intervention“.
2. Möglichkeiten, die Konfirmand/innen zu beteiligen
Es lohnt in dem Fall eine Überlegung, ob man den Jugendlichen nicht den Text in der Übersetzung der „Guten Nachricht“ zur Verfügung stellen sollte. Wo dies möglich und üblich ist, könnte auch die Lesung des Predigttextes aus dieser Übersetzung erfolgen.
Denkbar ist (ohne große Vorbereitung), die Textlesung als Collage mit dem Text nach der „Volxbibel“ zu verflechten (http://wiki.volxbibel.com/1.Korinther_1): Je nach einem Sinnabschnitt aus der Lutherbibel wird der analoge Abschnitt des verfremdeten Textes durch eine/n Jugendliche/n gelesen. Da es sich bei dem Text aus dem Netz um eine Experimentierfassung handelt, ist es legitim, diesen (in Absprache mit den beteiligten Jugendlichen!) zu ändern. Praktische Fragen (Mikrophon – lässt sich Text vom Platz lesen?) bedenken! Wie wirken Wörter wie „Bock haben“ auf die (Kern-) Gemeinde?
26 Seht doch, liebe Brüder, auf eure Berufung.
26 Seht Euch doch selber mal an, Leute!
Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen.
Die wenigsten von Euch können auf eine gute Schulbildung oder eine fette Karriere verweisen, bevor sie Christen geworden sind.
27 Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt.
27 Gott hat Bock auf die Leute, die aus der Sicht von Nichtchristen keine besondere Stellung in der Welt haben.
damit er die Weisen zuschanden mache;
Er will die Leute alt aussehen lassen, die meinen, sie wären die Intelligenz schlechthin.
und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist;
Er hat die Loser gewählt, um den Siegern ’ne Niederlage zu verpassen.
28 und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist
28 Er hat Bock auf das, worauf die Welt keinen Bock mehr hat. Die Leute, auf die von allen runtergeguckt wird, sind ihm wichtig. Er will damit die Machtstrukturen auf den Kopf stellen.
29 damit sich kein Mensch vor Gott rühme.
29 Niemand sollte mehr in der Lage sein, aufgrund seiner Stellung in der Welt vor Gott den Lauten machen zu können.
30 Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung,
30 Gott hat die Möglichkeit geschaffen, dass ihr mit Jesus zusammenleben könnt. Er hat aus Jesus die schlaueste Geschichte überhaupt werden lassen! Durch ihn werden wir wirklich frei, durch ihn sind wir okay für Gott trotz unserem Dreck, und durch ihn kommen wir mit Gott überhaupt erst wieder klar.
31 damit, wie geschrieben steht (Jeremia 9,22-23): »Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!«
31 In dem alten Buch steht ja auch schon was da drüber. Ich zitiere: „Wer sich was einbilden will, soll sich auf das was einbilden, was Gott gemacht hat!“
Vor der Lesung des Predigttextes eine kurze Klangcollage (inspiriert von den „Impulsen“ der Konfirmandengruppe Gerlingen, vgl. a&b 1/2012, S. 19f): Es wird vom zentralen Mikrophon (in dem Fall durch Pfarrer/Pfarrerin von der Kanzel oder durch eine/n Ehrenamtlichen vom Ambo) eine Frage in den Raum gestellt. Konfirmandinnen und Konfirmanden rufen (am liebsten von verschiedenen Punkten im Kirchenschiff) Statements in den Raum. Für den Prediger / Predigerin gilt: Aufgeworfene Fragen und die entsprechenden Statements sollten dann in der Predigt auch vorkommen:
Frage: Wer ist in unserer Gesellschaft anerkannt?
mögliche Antworten:
Die, die Geld haben. Die Erfolgreichen. Stars. Die etwas Wichtiges erfunden haben. Firmenchefs. Sportler
Frage: Worauf kann man denn selber stolz sein?
mögliche Antworten:
Wenn man was erreicht hat. Was man geleistet hat. Mein Haus, mein Auto, mein Boot. Auf gute Schulnoten. Wenn man mit einer Mannschaft etwas gewinnt. Wenn einem jemand auf die Schulter geklopft und sagt: „Gut gemacht!“
Frage: Gott hat vielleicht andere Maßstäbe?
mögliche Antworten:
Gott stellt die besonders heraus, die wenig haben. Gott lässt die Geldsüchtigen auf die Nase fallen. Gott ist gerecht, weil nicht jeder etwas für seine Situation kann. Gott heißt alle willkommen in seinen Händen.Gott achtet mehr auf den Charakter als auf Äußerlichkeiten.
3. Liturgische Bausteine
Bibeltext
„Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, der HERR aber schaut das Herz an“ (1.Sam 16,7)
„Niemand betrüge sich selbst. Wer unter euch meint, weise zu sein in dieser Welt, der werde ein Narr, dass er weise werde.“  (1. Kor 3,18)
Lieder
Gott liebt diese Welt (EG 409)
Vertraut den neuen Wegen (EG 395)
Alte mit den Jungen sollen loben (EG 338)
Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut (EG Württ 635)
Kommt, atmet auf, ihr sollt leben (EG Württ 639)
Gebetsbausteine
Gott, wir Jugendlichen werden oft nach dem beurteilt, was wir sind oder leisten. Lass uns nicht diesen Vorurteilen nachlaufen. Schenke uns Menschen, die uns annehmen, wie wir sind. Zeige uns, wie wir uns nicht von Äußerlichkeiten blenden lassen müssen, sondern unsere Mitmenschen und uns selbst mit deinen Augen sehen.
Gott, in Werbung und Gesellschaft gilt nur, was stark und cool scheint. Vieles wird übersehen, weil es nicht im Trend liegt. Anderes wird verachtet und fällt durch den Rost. Setze du deine Maßstäbe an, gerade an das,  was nicht so toll scheint. Mach uns deutlich, wie wir dazu beitragen können, dass alle sich entfalten können mit ihren eigenen Gaben und Möglichkeiten.
Predigtbaustein
„Milieus“: „Menschen sind unterschiedlich. Aber es bilden sich immer wieder Gruppen. Solche Gruppen haben meistens viel gemeinsam. Sie interessieren sich für dieselben Dinge, tragen ähnliche Kleidung, hören dieselbe Musik, verbringen ihre Freizeit auf ganz ähnliche Art. Bei Jugendlichen nennt man das „Szene“ oder „Clique“. Allgemeiner ist der Ausdruck „Milieus“. Zu solchen Milieus gehört auch, dass man sich von den anderen Milieus abgrenzt. Wer zu einem Milieu gehört, in dem man die Regionalzeitung liest, hält die Bildzeitungsleser für Unterschicht und die FAZ-Leser für arrogant. Schlimm ist, wenn solche Streitigkeiten in der Kirche ausbrechen. Die Milieus haben ja unterschiedliche Erwartungen an die Kirche und die Kirchengemeinde. Das sieht man gut im Gottesdienst. Was die einen völlig überzeugt, finden die anderen unendlich langweilig. Und umgekehrt. Auch die Musik ist so ein Unterscheidungsmerkmal.  Viele Menschen fragen vorher nach, welche Musik gespielt werden wird und je nachdem gehen sie zum Gottesdienst oder nicht. Und am wohlsten fühlen sie sich natürlich, wenn das im Gottesdienst vorkommt, was ihnen sowieso nahe ist. Und wenn die Menschen da sind, die sie sowieso gerne mögen, die die gleichen Vorlieben haben wie sie selbst. Aber die anderen – ach, nee,  das muss nicht sein. So war das auch in Korinth. Da gab es ganz unterschiedliche Milieus, von ganz reich bis ganz arm und sie waren untereinander zutiefst zerstritten. Wie kann da eine Kirchengemeinde funktionieren, wenn jeder nur an sich selbst und seine eigenen Kumpel denkt? Wo bleibt das Gemeinsame?
Perikope