KONFI-IMPULSE zu Apostelgeschichte 16, 23-34 von Rudolf Spieth
16,23
Paulus und Silas im Gefängnis
  
  Die Jugendlichen und der Text
  
  In der Apostelgeschichte wird ja richtig was erzählt. Da handeln Menschen, da handelt Gott durch den Heiligen Geist, da gibt es Konflikte, und eben jetzt auch das: Eine Inhaftierung, bzw. eine Aktion („action“!), bei der die Türen des Gefängnisses aufspringen. Da bewegt sich richtig etwas.
  
  Aber auch schon vorher geht’s interessant zu, denn der Hintergrund ist auch der Grund für die Inhaftierung von Paulus und Silas.
  Offensichtlich wurde mit Religion Geld verdient, und jene Magd, die den beiden folgt, repräsentiert die Praxis, damit Geld zu verdienen.(Apg. 16,16-22)
  Gutes Geld, und mit der Angst und dem Wunderglauben der Menschen lässt sich ja heute ebenso noch gutes Geld verdienen (es herrscht z.B. im RU ein ungebrochenes Interesse der Jugendlichen an dem Thema „Okkultismus“).
  
  Darin sind sich die Menschen der damaligen Zeit auf eigenartige Weise einig.
  Natürlich ecken Paulus und Silas deshalb mit ihrer „unprofitablen“ Botschaft vom menschenfreundlichen, schlichten Evangelium kräftig an.
  Sie wenden sich damit auch gegen die „Gefangenschaften“ der Menschen der Antike.
  Das bringt sie ins Gefängnis – nicht ohne vorher der antiken Art des Mobbing unterzogen zu werden: Öffentliches „Ausziehen“ und Schläge.
  
  Den Blick der Konfis
  würde ich dort einnehmen, wo Jugendliche in ihrer Welt in Konflikt geraten mit dem, was „In“ ist, und was „man“ so hat und tut.
  Hier soll keineswegs einer Art Modefeindlichkeit das Wort geredet werden.
  Viel eher kann man sich dabei hineindenken in Jugendliche, die sich das immer Neueste nicht leisten wollen oder können, die nicht über Facebook kommunizieren (dürfen), oder das erste eigene Handy erst zur (anstehenden?) Konfirmation bekommen.
  Damit landet man bei einem für Jugendliche auch spannenden, manchmal schwierigen Thema:
  
  Gefangenschaften und Gefängnisse:
  Das kann in der Predigt thematisiert werden, das kann ebenso mit relativ wenig Aufwand im Konfi am Mittwoch noch zusammengetragen werden.
  Über ein Plakat, oder auch über ein selber geschriebenes Lied oder Gedicht kann es seinen Platz dann im Gottesdienst (im Rahmen der Schriftlesung, z.B.) finden.
  Welche Gefangenschaften, welche Beschränkungen erleben Jugendliche?
  Oder auch schärfer: Wo werden sie nicht anerkannt, in die Enge getrieben oder auch gezwungen, „so zu sein“, wie alle?
  Wo wird Individualität zur Gefangenschaft?
  Damit kann man den nächsten Schritt gehen und überlegen:
  
  Wie komme ich heraus aus dem „Gefängnis“?
  Der Predigttext gibt da ja eine erfrischend eindeutige Antwort:
  Paulus und Silas beten. Wahrscheinlich – so stelle ich es mir vor – haben sie gesungen. Der sprichwörtlichen Resonanz halten weder die Mauern, noch die Türen des Gefängnisses stand.
  Das Thema „Gebet“ gibt dem Sonntag seinen Namen, und darum läge ja eine Möglichkeit darin, das auch vorzubereiten im Konfi am Mittwoch:
  Egal, ob man nun gerade schon das gesamte Thema „Das Gebet“ behandelt oder nicht: Spannend ist es immer wieder, mit Jugendlichen über das Gebet zu sprechen, Gebetsanliegen zusammenzutragen und zu überlegen:
  
  Wo und wie wirkt das Gebet?
  Wie kann es Gefängnisse öffnen, und: Hört Gott mich, wenn ich bete?
  Viele Jugendliche haben auch eine Gebetspraxis, bzw., Erinnerungen daran.
  Wichtig ist dabei, zu überlegen, welche Wirkung das Gebet hat.
  Und zu sehen, wie es bereits wirkt, indem wir es sprechen – ohne dass Gott seinerseits etwas „tun“ muss.
  Gebet geben doch Kraft, weil sie eine Art Resonanz erzeugen – nicht zuletzt  auch spürbar bei einem gemeinsam gesprochenen Gebet wie dem „Vaterunser“.
  (Wer interessiert ist an älteren Musikstücken im pop-musikalischen Bereich, der/dem sei der Titel „Wenn ed Bedda sich lohne dät“ von der Kölner Gruppe BAP als Anregung, und vielleicht als Predigteinstieg zum Anhören empfohlen)
  
  Gebete können „öffnen“:
  Damit landet man – wie ich finde – beim eigentlichen Schwerpunkt.
  Das Herz können sie öffnen, und neue Perspektiven.
  Mehr noch: Sie können „den Himmel aufreißen“.
  Wenn für Paulus und Silas die Gefängnistüren aufspringen und die Erde ins Wanken gerät, dann reißt da wohl etwas auf.
  
  Ob Jugendliche schon die Erfahrung haben, dass Gebete etwas Befreiendes, wird man verschieden beantworten können.
  Sehr nahe an der Thematik – und am Lebensgefühl der Konfis – ist man aber mit der auf jeden Fall:
  
  „Wann reißt der Himmel auf?“
  So heißt es nämlich in einem Gebet der Gruppe „Silbermond“.
  Ein musikalisch und vom Text her auch sehr ansprechendes, kritisches und vor allem aktuelles Stück, das den Konfis bestens bekannt sein dürfte – alles andere würde mich wundern.
  Es geht darin im Grunde um diverse „Gefangenschaften“ des Alltages, wenn es z.B. heißt: „…Jeden Morgen geht er durch diese Tür, jeden Morgen bleibt die Frage: Wofür?“ und die Frage danach, was Glück bedeutet: „…Ist nicht irgendwo da draußen n’bisschen Glück für mich? Irgendwo ein Tunnelende, das Licht verspricht?“
  
  Wann reißt der Himmel auf?
  In Apg. 16 geschieht das in dreierlei Hinsicht: Für Paulus und Silas hört die Gefangenschaft auf, für den Kerkermeister geschieht ein Wunder (das ihn, zugegebenermaßen, fast zum Wahnsinn treibt), und – das ist wohl „die Höhe“ im besten Sinne: Da lässt sich das ganze „Haus“ des Kerkermeisters taufen.
  Ob das jetzt ein biblischer, impliziter Beleg für Kindertaufe ist oder nicht:
  Da bricht in jedem Fall eine neue Wirklichkeit an. Die Menschen bekommen eine neue Art der Freiheit (zugesprochen).
  Versuchen wir noch einmal, ob man
  
  die Konfis einbeziehen und ansprechen
  kann.
  Wer in seiner/ihrer Konfi-Gruppe MusikerInnen hat (Gitarristen und Schlagzeuger gibt’s meistens dabei), sei ermutigt, das Riff von Silbermond’s „Wann reißt der Himmel auf?“ zugrunde zu legen,  und dazu einen eigenen Text mit den Konfis zu verfassen (gereimt oder prosaisch). Dabei können sich die Jugendlichen Gedanken machen, wo z.B. „Türen aufspringen“, wo Menschen  sich „gefangen“ fühlen könnten, oder wo das „Gebet etwas bewirken kann oder soll.
  Die musikalischen Voraussetzungen sind: Eine Gitarre, ein Capo, der im II. Bund angebracht wird sowie die Kenntnis der Akkorde a-moll, G-dur und C-dur.
  Das kann zur Aufführung kommen im Gottesdienst, wieder etwa am Ort der Schriftlesung, oder auch im Rahmen der Predigt.
  
  Wer nichts vorbereiten kann oder möchte, möge als Anregung nehmen, die Predigt z.B. eben  mit diesem Satz zu beginnen: „Wann reißt der Himmel auf“? und dann den gewählten Schwerpunkt immer wieder mit Passagen aus dem Lied von Silbermond zu „paraphrasieren“.
   
  Ich hoffe, die Gruppe „Silbermond“ betrachtet das nicht als geistigen Diebstahl, sondern freut sich, falls sie’s erfährt daran, ein Stück geschrieben zu haben, das selbst einen Gottesdienst bereichern kann!
  
   
Perikope