KONFI-IMPULSE zu Offenbarung 1, 9-18 von Thomas Binder
1,9
1. Die Jugendlichen und der Text
  a) Die Fremdheit des Textes
Der Text wurde in den Übersetzungen der Basisbibel (www.basisbibel.de) und der Volxbibel (www.volxbibel.com) im Konfirmandenunterricht gelesen und bearbeitet. Den Jugendlichen meiner Konfirmandengruppe erschien der Text fremd, unwirklich, eher wie ein Märchen. Die Christusvision stellt mit ihrer symbolhaften Sprache die Gestalt Jesu für die Jugendlichen fremdartig und unverständlich dar. Jesus werde hier dargestellt „wie ein Superheld“, was ihn ihrer Meinung nach uns Menschen entfremdet und fernrückt. Konkret nachgefragt wurde die Bedeutung folgender Elemente: das zweischneidige Schwert aus dem Mund (V.16); die sieben Leuchter / Sterne (V. 12 / 16); der Erste und der Letzte (V. 17); das leuchtende Gesicht (V. 14). Der historische Kontext der Perikope und die Bedeutung der Bildsymbolik sollte behutsam erläutert und in geeigneter Weise an den Text herangeführt werden, z.B. durch eine Textparaphrase, Folien von Landkarten oder Bildmotiven (s. Hinweise zur Predigt).
b) Zentrale Aussagen
Für die meisten Jugendlichen waren die Verse 17b.18 am wichtigsten – und damit auch am verständlichsten: Jesus als Überwinder des Todes, der „die Kontrolle über den Tod und über das Land, wo die Toten sind“ (Volxbibel) besitzt. Die Jugendlichen schreiben zu diesen Versen: „Es passiert einem nichts, wenn man tot ist, weil Jesus auf uns aufpasst. Jesus kommt, damit Menschen keine Angst vor dem Tod haben.“ – „Jesus gibt uns Hoffnung, Mut, Kraft. Er hat auf jeden Verfolgten ein Auge, egal ob tot oder lebendig“. Häufig wurde auch V. 9 genannt: Johannes teilt das Leid seiner Brüder und Schwestern in der Verfolgung. Hier wurde besonders der Aspekt der gegenseitigen Solidarität genannt. In V. 10 faszinierte die Jugendlichen die Aussage, dass der Geist Gottes von Johannes Besitz ergriff und die Frage, wie das konkret geschieht bzw. wie sich das äußert.
c) Assoziationen der Jugendlichen zum Text
•    Menschen werden von anderen beleidigt, verletzt oder verfolgt
  •    Fernsehnachrichten aus Kriegsgebieten, die zeigen, wie schlecht es den Menschen dort geht
  •    Superhelden aus Filmen, Star Wars
  •    Natur- und Hungerkatastrophen in der Welt, Tierquälerei
  •    Gut, dass Menschen sich für andere einsetzen, Menschen sollen gleichberechtigt sein.
d) Wenn ich an die Zukunft denke …
Ausgehend vom Text wurde gefragt, welche Wünsche und Befürchtungen die Jugendlichen angesichts der Zukunft haben und was sie daran verändern würden: Angst vor Umweltzerstörung; Angst vor dem Sterben, dem Tod; Wunsch nach Frieden; Dass es keinen Krieg mehr gibt; dass Menschen nicht mehr vor Krieg fliehen müssen; das Mobbing von Menschen soll aufhören.
e) Der Predigttext als Bild
Die zum Text angefertigten Bilder der Jugendlichen zeigen überwiegend die Gestalt Jesu mit dem Schwert sowie die sieben Leuchter und Sterne.
2. Möglichkeiten für die Predigt
•    Aufnahme der Zugänge von Jugendlichen (s.o. unter 1.): Jesus als Überwinder des Todes; Johannes teilt das Leid seiner Brüder und Schwestern in der Verfolgung; der Geist Gottes ergreift Besitz von Johannes
•    Antworten auf „Schlüsselfragen“ (V.18): Wer beansprucht Macht über mein Leben? - Zukunftsangst, Angst vor dem Tod – Was tun Menschen aus Machtgier, was aus Zukunftsangst oder Angst vor dem Tod? Irdisches Leben als vorläufige / begrenzte Zeit - Ewigkeit als Ende / Aufhebung aller Zeit - Anfang - Ende (Tod) - Neuanfang (Auferstehung, Wieder-Geburt?)
•    Informationen und Berichte über Christenverfolgung heute (http://www.welt.de/themen/Christenverfolgung/), Solidarität mit verfolgten Minderheiten und Christen – Einstehen für eigene Überzeugungen und  für die Rechte anderer, auch wenn es Nachteile bringt. Zu dem zu stehen, was man glaubt, hat bei Jugendlichen hohen Stellenwert (V.9).
•    Hoffnung / Utopie: eine Welt, wie man sie sich nur wünschen kann - Protest gegen Machtmissbrauch, Gewalt und Unterdrückung (Syrien, arabischer Frühling, Demonstrationen in Russland)
•    Der „liebe Gott“ und der Menschensohn (V.13) – Vergleich und Kontrastierung verschiedener Gottesbilder
•    Die Bildsymbolik des Textes kann durch Kunstwerke anschaulich gemacht werden. Hinweise zu Motiven der Johannesoffenbarung in der Kunst finden sich unter  http://www.johannesoffenbarung.ch/bilderzyklen/.
3. Liturgie
  
  a) Eingangsteil des Gottesdienstes:  Statements der Jugendlichen: Wenn ich an die Zukunft denke; Was mir Angst macht; Was mich tröstet; Was mir Mut macht; Gott ist für mich wie …; Warum mir Jesus wichtig ist …; Jugendlichen gestalten eine Sprechszene: z.B. „Gott ist …“ (Lübking: Jugendgottesdienst plus, 38f); verschiedene Gebete in Lübking,  Jugendgottesdienst plus, 32f., 96f., 106f., 122f.
b) Umfeld der Predigt: Szenische Lesung des Predigttextes durch die Jugendlichen mit verteilten Rollen; Jugendliche zeigen und erklären ihre Bilder zum Predigttext; Jugendliche lesen kurze Informationen zu (Christen-)Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen heute.
c) Fürbitten: Jugendliche formulieren auf dem Hintergrund des Textes die Fürbitten im Unterricht und tragen diese im Gottesdienst vor; oder: Jugendliche teilen im GD (schon zu Beginn?) Zettel und Bleistifte an die Besucher aus, diese schreiben Gebetsanliegen auf, die von den Jugendlichen vorgetragen werden (genügend Zeit einplanen!).
4. Lieder
•    Wenn die Last der Welt dir zu schaffen macht – (EG Württ 619)
  •    Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt – (EG Württ 611)
  •    Fürchte dich nicht – (EG Württ 629)
  •    Wir werden sein wie die Träumenden (Ich will dir danken, Nr. 362)
  •    I will follow him (in: Alive. Das ökumenische Jugendliederbuch für Schule und Gemeinde, Nr. 40)
5. Literaturhinweise
•    R. Gorksi: Letzter Sonntag nach Epiphanias – Offenbarung 1,9-18, in: Hans-Martin Lübking: Gottesdienst für Jugendliche. Praxismaterialien für alle Sonn- und Feiertage des Kirchenjahres. Perikopenreihe 4, Patmos, 1. Aufl. 1999, S. 63-66.
  •    Hans-Martin Lübking: Jugendgottesdienst plus. Gebete, Lesungen und Lieder für die Sonn- und Feiertage des Kirchenjahres – nicht nur für Jugendliche, Gütersloher Verlagshaus, 2001.
Perikope