Singen nimmt vorweg: Gott hat das Böse überwunden – gegen jeden Augenschein! - Predigt zu Offb 15,2-4 von Markus Nietzke
Siegeslieder
Es gibt ein Thema im Ersten, im Alten Testament, das sich wie ein roter Faden durch die Erzählungen durchzieht. Immer wieder wird darauf Bezug genommen. Es ist die Erzählung vom Exodus des Volkes Gottes aus Ägypten (Exodus 14 und 15). Damals führte Mose das Volk mit Gottes Hilfe aus der Zeit der Versklavung, der Unterdrückung und Bedrohung des Lebens und Glaubens heraus.
Die Hitze des Tages hing schwer über ihnen, als sie sich dem Ufer des Roten Meeres näherten. Der Sand brannte unter den Füßen. Der salzige Geruch des Meeres hing in der Luft. Ein Gefühl von Angst machte sich breit. Trotzdem lag ein unerklärliches Versprechen von Hoffnung in der Luft. Vor sich hatten die Flüchtenden das Tosen der Wellen, die gegen die Küste brandeten. Hinter ihnen war die Armee des Pharao ihnen dicht auf den Fersen. Ihre lauten Rufe und das Getrappel der Pferde hallten über die Wüste. Kinder drückten sich eng an die Beine der Mütter, ihre kleinen Hände suchten Trost und Sicherheit in den Händen der Väter. Die Staubwolke am Horizont war ein bedrohliches Zeichen. Die Reiter würden bald da sein. Ihre Ankunft würde das Schlimmste bedeuten. Die Herzen schlugen schneller. Die Fliehenden erkannten, dass sie in die Enge getrieben waren. Eingeengt zwischen dem unerbittlichen Meer und der grausamen Armee des Pharaos.
Plötzlich, als die Verzweiflung sie zu erdrücken drohte, geschah ein Wunder. Mose hob seinen Stab und schlug auf das Wasser. Mit einem mächtigen Brüllen teilte sich das Wasser des Meeres vor dem Volk. Die Kinder schrien vor Staunen. Zaghaft nahm das Volk den Weg über den Meeresboden, von einer unsichtbaren Hand geführt. Hinter ihnen die Armee des Pharaos, das Rufen der Männer und das Wiehern der Pferde, die versuchten, das Volk zu verfolgen. Doch nun stürzte das Wasser tosend auf die Reiter herab und die Verfolger ertränkte.
Als das Volk sicher auf der anderen Seite ankam, waren die Menschen erschöpft bis auf die Knochen. Zugleich aber unbeschreiblich erleichtert. Sie hoben ihre Augen zum Himmel und dankten dem Herrn für das Wunder, das er vollbracht hatte. Sie lobten den Ewigen für die Freiheit, die er ihnen geschenkt hatte. Da nahm Mirjam, die Prophetin, Aarons und Moses Schwester, eine Pauke in ihre Hand. Alle Frauen folgten ihr nach mit Pauken und tanzten einen Reigen. Mirjam sang ihnen vor: Lasst uns dem HERRN singen, denn er ist hoch erhaben; Ross und Reiter hat er ins Meer gestürzt. Männern, Frauen, Kinder, Alten und Jungen fiel die Angst vom Leib. Erleichterung machte sich breit. Sie jubelten, sie tanzten und sie freuten sich. So stimmten sie das Lied des Mose an.
Ihr Lieben, heute wird landauf, landab gesungen und musiziert. A Cappella oder mit Orgelbegleitung. Posaunenchöre spielen auf und da und dort sind Gitarren oder eine Band mit christlichen Popliedern zu hören. Gospelchöre laden ihre Zuhörenden beschwingt und rhythmisch zum Lob Gottes ein. Gottesdienste werden mit Chören, die Lieder vortragen liturgisch ausgeschmückt und gefeiert. Gleich ob in Kirchen oder Kathedralen oder Kapellen – selbst in kleinen und kleinsten Gemeinden in der Diaspora, überall wird mindestens von zwei, drei Menschen gesungen. Du fragst: Wird denn heute etwas ähnliches wie beim Exodus besungen? Ja! Wir singen Lieder, die das, was Ostern geschah, zum Inhalt haben. Das klingt bis Pfingsten in unseren Gottesdiensten nach, wenn wir bekennen: „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!“
Wisst ihr, diese Botschaft ist eine Siegesbotschaft! Wir singen von einem Sieg, der größer ist als alle anderen – dem Sieg über den Tod, jener undurchdringlichen Grenze unseres Daseins. Durch die unermessliche Macht Gottes hat Jesus Christus den Tod besiegt. Jesus Christus hat den Tod entmachtet und uns den Weg zum ewigen Leben eröffnet.
Bibeltext
Heute nun klingt in unseren Herzen eine besondere Strophe dieser Siegeshymne nach. Es ist eine triumphierende Siegeshymne! Stellt euch vor, wie ihr im Stadion seid und eure Fußballmannschaft endlich das entscheidende, das erlösende Tor schießt und einen epischen Sieg erringt. Wie sich dieses Gefühl der Freude, dieser ungezügelte Jubel – völlig losgelöst, von der Erde – bahnbricht. Genau um dieses himmlisch-überwältigende Gefühl, darum geht es im Wort Gottes für diesen Tag aus dem letzten Buch der Bibel. Offenbarung, Kapitel 15, die Verse 2-4:
Und ich sah, wie sich ein gläsernes Meer mit Feuer vermengte, und die den Sieg behalten hatten über das Tier und sein Bild und über die Zahl seines Namens, die standen an dem gläsernen Meer und hatten Gottes Harfen und sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker. Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine Urteile sind offenbar geworden.
Der Sieg über das Böse
Johannes sieht eine faszinierende Vision: Ein Meer wie aus Glas erstreckt sich vor ihm, durchzuckt von gelegentlichen Blitzen und Feuern. Auf der gegenüberliegenden Seite dieses mysteriösen Meeres steht eine beeindruckende Menge von Menschen. Sie halten Harfen in den Händen, spielen darauf und singen ein Lied, das Johannes erkennt – es erinnert an die Zeit von Mose und handelt vom Lamm Gottes, von Jesus Christus.
Diese Chorsänger sind nicht einfach nur Sänger; sie sind Helden. Sie haben einen Sieg errungen gegen etwas Dämonisches, etwas Böses. Sie haben Verluste erlitten, tragen Spuren davon als Narben am Leib. Sie wurden in ihrem Glauben an Jesus Christus behindert, ins Abseits gedrängt und öffentlich verspottet. Manche wurden körperlich angegriffen, einige gefoltert und gemartert. Ihr Bekenntnis zu Jesus als dem Herrn aller Herren wurde als Bedrohung der damaligen Politik und Herrschaft gesehen. Christen hatten Angst vor Verfolgung und Folter wegen ihres Glaubens. Aber das ist nun vorbei.
Die Chorsänger strahlen eine besondere Aura aus. Ihre Stimmen klingen nicht nur harmonisch, sondern kraftvoll und entschlossen. Sie singen vom Sieg von der Überwindung gegen das Böse. Ihre Augen glänzen. Sie sind geprägt vom unbeugsamen Glauben, während ihre Hände die Harfen umfassen. Die Last der Verfolgung ist von ihnen abgefallen. Sie haben dabei Schweres und Verlusterfahrungen in Kauf genommen. Alles an ihnen strahlt jetzt den Sieg aus über die Angst, die von ihnen genommen wurde. Ihre Haltung, ihre Bewegungen, alles an ihnen ist getragen von der Gewissheit des Sieges über das Dämonische. Sie singen ein Lied, das Trost spendet. Ihre Lippen bewegen sich, die vielfältigen Stimmen füllen den Raum aus. Ihre Worte sind das Lied des Triumphs, ein Lobgesang auf ihren Glauben und den Sieg, den sie errungen haben. Während sie singen, ist die Erleichterung mit Händen greifbar. Jedes Lächeln, jeder Ton, jeder Blick lässt das erkennen.
Johannes beschreibt ihren Gegner als Tier, das von Menschen angebetet wird. Sein Name birgt ein Geheimnis, ein Rätsel, das nach Entschlüsselung verlangt. Wer oder was könnte gemeint sein? Einige sehen darin eine Anspielung auf den grausamen Kaiser Nero, andere interpretieren es als Symbol für das Böse insgesamt oder als Hinweis auf eine antichristliche Macht. Diese dunkle Macht versucht, das Christentum zu zerstören, aber sie scheitert. Trotz Verfolgung, Verleumdung und dieser ganzen Einschüchterung, erlebten sie Sängerinnen und Sänger am Ende, dass sie das Böse überstanden, ja, überwunden hatten. Endlich! Das hat Gott getan!
Dafür wird Gott im Lied der Überwinder verherrlicht. Gott wendet das anscheinend unausweichliche Schicksal. Als Herr. Als allmächtiger Gott. Als König der Völker. Gott ist prinzipientreu. Er ist unvoreingenommen. Gott lässt sich nicht täuschen oder irreführen. Er handelt gerecht. Alles, was Gott sagt und tut, ist absolut zuverlässig. Es entspricht der Wahrheit. Gott ist heilig, alle Welt erkennt das an. Das Böse hat keine Macht mehr. Das wird in diesem Lied anerkannt. Deswegen werden solche Lieder – und zwar ausdrücklich mit Musikbegleitung – am gläsernen Meer von den standhaften Überwindern angestimmt.
Singen als Protestform
Die Chorsängerinnen und Chorsänger aus der Offenbarung singen. Sie sind standhaft geblieben, blieben loyal gegenüber Gott, obwohl sie verfolgt wurden und gelitten haben. Vielleicht inspiriert das dich und mich? Auch gegen den Trend und Augenschein Siegeslieder anzustimmen – weil wir damit genau das vorwegnehmen: Gott hält am Ende alles in der Hand!
Die Osterlieder, die wir singen, haben nicht nur eingängige Melodien; sie sind ein Leitfaden, der uns Klarheit und Sicherheit schenkt. Sie erinnern uns daran, wie wertvoll es ist, im Glauben Ausdauer zu zeigen und dem Bösen standhaft entgegenzutreten. Sie sind ein Protest gegen die manchmal erdrückenden und bösen Umstände unserer Zeit und schaffen Raum für Resilienz in unseren Herzen und in unserer Gemeinschaft.
In unserer Welt sehen wir viele Herausforderungen. Wir werden aufgefordert, gemeinsam mit anderen über ethische Fragen zu diskutieren. Nur ein paar Schlagworte dazu: Was ist mit aktiver oder passiver Sterbehilfe? Wie gehen wir gerecht mit dem Thema Schwangerschaftsabbrüchen um? Kann man das überhaupt? Ist Leihmutterschaft eine akzeptable Option für Menschen ohne Kinder? Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Weitere Themen wie soziale Not, Klimagerechtigkeit oder ethisches Handeln in Politik und Wirtschaft gewinnen immer mehr an Bedeutung. Wir leben in einer Welt, die zunehmend polarisiert erscheint. Unsere Gesellschaft ist gespalten. Fragen, die uns beschäftigen, sind komplex und werden kontrovers diskutiert. Was kommt als Nächstes? Wie werden wir diese Fragen beantworten, und wie werden wir uns als Gesellschaft weiterentwickeln? Das bleibt jetzt offen. Was ist mit uns, dem Leben mit all seinen Schwierigkeiten und Ambivalenzen? Sind wir deswegen manchmal im Glauben ernüchtert? Schmähung, Einschüchterung bis hin zu Verleumdung – manche von uns kennen solche Momente aus dem „echten“ Leben. Wie steht es dazu im Gegenüber mit der Einsicht, dass Gott im Leben und am Ende des Lebens „in Control“ ist? Oder werden wir angesichts von viel Leid, Überforderung durch die bedrohlich empfunden Umstände und Ohnmacht von solchen Gedanken ganz abgelenkt?
Ermutigung
Wenn wir Osterlieder oder Lieder wie das Lied der Mirjam oder des Lammes aus der Offenbarung anstimmen, tun wir mehr als nur zu singen. Wir protestieren. Wir protestieren gegen das, was uns überfordert, gegen Ungerechtigkeit und Spaltung. Wir setzen singend ein Zeichen für Hoffnung, Gemeinschaft und Resilienz. Eins ist sicher: Mit jedem gesungenen Osterlied setzen wir ein Zeichen und machen einen Schritt in Richtung einer anderen, einer besseren, gerechteren, von Gott gewollten Welt. Bleiben wir dran!
Es stimmt, was der Volksmund (nach Johann Gottfried Seume) vom Singen sagt: „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, … Bösewichter haben keine Lieder“! Das Singen, das Jubeln, der Lobpreis – das ist Ermutigung, Kraftquelle und Trost für uns. Gegen das, was uns beunruhigt. Gegen das, was unser Leben bedroht. Gegen das, was Angst macht.
Zeugnis
Das Lied aus der Offenbarung berührt mich tief und erinnert mich an die grenzenlose Gnade Gottes. Durch das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz, gefolgt von seiner Auferstehung, ist diese Gnade für mich auf eine völlig neue Weise erlebbar geworden. Es ist mir ein Zeichen für die Gerechtigkeit Gottes, die unsere Erlösung von allem, was uns Angst macht oder bedroht, vorsieht. Mein und dein Singen nimmt vorweg: Gott hat das Böse überwunden – gegen jeden Augenschein!
An Tagen, an denen wir gemeinsam Lieder voller Freude singen, finde ich Trost und Hoffnung. Das können Advents- und Weihnachtslieder im Winter im Fußballstadion sein. An der Seitenstraße unter der Laterne vor einem Haus. Am Grab eines geliebten Menschen. Es könnten vielleicht auch Lieder sein, die bei Demonstrationen und Mahnwachen angestimmt werden, wenn sie von der Menschenfreundlichkeit und Liebe Gottes zu allen Menschen geprägt sind. Solche Lieder zu bestimmten Zeiten, an bestimmten Tagen und an bestimmten Orten bestärken mich im Glauben. Als Versprechen von Sicherheit und Geborgenheit. Sie erinnern mich daran, dass ich mich auf die Verheißungen des Evangeliums verlassen kann. Durch Jesus Christus ist der Sieg über augenscheinliche Überforderung und erlebter Ohnmacht errungen. Sie lassen mich hoffen. Sie sorgen dafür, dass ich mich geborgen weiß. Bei allen Herausforderungen spüre ich im Singen, dass sie gemeistert werden können.
Ich glaube fest daran, dass Gottes Wege gerecht und zuverlässig sind. Ich vertraue darauf, dass er gegen das Böse gerecht handelt. Ich weiß, dass Gott mich und jeden von uns zum Sieg über alles Böse führen wird. Wir können uns darauf verlassen, dass er an unserer Seite ist und uns durch alle Stürme des Lebens begleitet. Deswegen stimme ich gerne in den Jubel und die Freude ein, wie es mir im Lied aus der Offenbarung begegnet. Mein und dein Singen nimmt genau das vorweg: Gott hat das Böse überwunden – gegen jeden Augenschein!
1. Welche Predigtsituation steht Ihnen vor Augen?
Am Sonntag Kantate (28. April) wird in der Kleinen Kreuzkirche in Hermannsburg Gottesdienst mit Hl. Abendmahl gefeiert. Dazu kommt eine Einführung von zwei Kirchenvorstehern. Der Gottesdienst wird ausgeschmückt mit Musik an der Orgel, Klavier, mit Gitarren und Liedern eines Projektchores. Ein Festgottesdienst mit allerlei Gästen steht an. Die Gottesdienstbesucher sind in der Hauptsache älter als 35 Jahre, aber nicht nur. Junge Menschen und Kinder sind mit dabei – auch weil sie mit musizieren und singen.
2. Was hat Sie bei der Predigtvorbereitung beflügelt?
In der Vorbereitung waren mir Kommentare (Klaus Berger, Ulrich Müller [ÖTK] eine Hilfe, ebenso die Christlich-jüdischen Predigtmeditationen. Insbesondere der Bezug zum Exodus half mir, den Text zu erschließen. Der Bezug zum Siegeslied des Mose war der Impuls, meine Predigt dahingehend zu gestalten.
3. Welche Entdeckung wird Sie weiter begleiten?
Ich singe ausgesprochen gerne: Lieder aller Art, Volkslieder, Kinderlieder, Gesangbuchlieder - insbesondere aber feiere ich gerne die liturgischen Gesänge im Gottesdienst. Vom Singen geht eine Kraft aus; das soll in der Predigt auch deutlich werden. Singen als Trostquelle, als Ermutigung und Bestärkung und als Zeichen, als Vorwegnahme des Heils Gottes mitten in unserer Zeit.
4. Was verdankt diese Predigt der abschließenden Bearbeitung?
Ich kam in den Genuss eines Predigt-Coachings! Die Schritte zum Verstehen, bzw. der Gestaltung einer Predigt nach Felix Ritter nach TED-Talks: Beziehung, Geschichten, Erklären, Überzeugen, Offenbarung/Vision) waren mir neu und sind künftig für die eigenen Predigtarbeit hilfreich. Das Betonen des Erzählens, die aktiven Verben anstelle von Modalverben, auch das „ich“ des Predigers sichtbar werden zu lassen – das waren ebenfalls hervorragende Anregungen. Es tut gut, wenn eine Predigt professionell VOR der Durchführung begleitet wird. Dafür bin ich sehr dankbar!
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Öffne die Tür, stell dich ins Licht - Predigt zu Offb 3,14-22 von Martina Janßen
I. Ich bin nicht ordentlich. Wenn unerwarteter Besuch kommt, klopft mein Herz. Dann versuche ich Ordnung zu machen. Ich habe drei Stockwerke Zeit. Solange dauert es, bis man von der Türklingel am Hauseingang bei mir oben vor der Wohnung ist. Ich habe nachgezählt. Es sind ca. 27 Sekunden. Je nachdem wie schnell man Treppen steigt. Wenn man darin geübt ist, kann man in 27 Sekunden viel kaschieren. Ich bin nicht nur geübt, ich bin eine Meisterin. Mit den Füßen schiebe ich die Straßenschuhe hinter den Schrank, werfe mit der einen Hand einen Schal über den Zettelberg auf dem Sofa, sammle mit der anderen Hand die leeren Schokoladenfolien ein und stopfe sie hinter die Bücher, wische schnell mit dem Ellbogen den Staub vom Regal, kippe den kalten Kaffee aus den halbleeren Kaffeebechern in die Blumen, staple die Becher und verstecke sie zusammen mit dem gefüllten Aschenbecher hinter dem Schaukelstuhl an der Wand. Ich beherrsche mein Chaos, aber ich verberge es gern. Meistens klappt es. Die Handwerker bemerken das Chaos nicht, das unsichtbar tobt und tummelt. Vermutlich interessiert es sie auch nicht.
II. „Du sprichst: Ich bin reich und habe mehr als genug und brauche nichts!, und weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß.“ So schreibt der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes, der, der es wissen muss, an den Engel von Laodizea. So ein Vorwurf trifft, besonders wenn er die richtigen trifft. Laodizea ist nicht irgendeine Stadt, kein piefiges Kaff und keine abgelegene Kleinstadtidylle. Laodizea spielt in der ersten Liga. Wirtschaftsmetropole und Luxuskurort, berühmt für Augensalbe, heilende Wasser und die Produktion von Purpurstoffen, selbst die Segel der Kleopatra sollen aus Laodizea stammen. Das sagt schon alles. Blühende Landschaften, florierende Geschäfte, der Handel boomt, die Wellness-Tempel brummen, die Nasen trägt man in Laodizea hoch. Und doch: Alles „fake“, nichts echt, nichts dahinter, nichts hinter all den Hüllen aus Samt und Seide, den Salben und Tinkturen, all dem Purpur, Gold und Geld. All euer Reichtum, eure Heilkunst, eure Schönheit kann eure innere Armut nicht verdecken. Volle Kassen, leere Herzen: so seid ihr. Solche Worte stellen alles auf den Kopf, gehen durch Mark und Bein. Wenn jemand so den Finger in die Wunde legt, geht es ans Eingemachte. Da bricht der stolzen Stadt nicht nur ein Zacken aus der Krone, da steht sie völlig ohne da. Als ob das nicht reichen würde, der treue und wahrhaftige Zeuge schreibt noch mehr. Mit euch ist nichts los. Seht euch doch an: salzlos, kraftlos, ungenießbar, ohne Biss. So was Laues schmeckt Gott nicht. „Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.“ Ihr seid lauwarmes Wasser ohne was drin, kein Spritzer Zitrone, kein Salz, kein Zucker, kein Prickeln, kein Sprudeln, geschmacklos, gefühllos, nutzlos. Salzloses Salz seid ihr: „Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten“ (Mt 5,13). Mehr noch: Wer seid ihr eigentlich unter euer Maske? Wofür steht ihr? Für was steht ihr ein? „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Bösen“ (Mt 5,37). Bei euch gibt es kein „ja“ und kein „nein“, nur ein bisschen vielleicht. Eure Rede ist wie ihr – nicht warm, nicht kalt, nicht Fisch, nicht Fleisch, nichts Halbes, nichts Ganzes, einfach nur schal und abgestanden. Laodizea wird vom Sockel geholt. Das tut weh. Wer hoch steht, fällt bekanntlich tief. Ein Liebesbrief ist das nicht. Eher eine Abmahnung, eine Abreibung, eine Abrechnung. Unter deinem Purpur bist du nackt, trotz deiner Augensalben willst und kannst du nicht sehen, trotz deines Reichtums bist du arm, echt arm. Da wird der schönen Stadt der Kopf gewaschen, das kann sie nicht einfach an sich abperlen lassen. Die Purpurschleier fallen und das Gold zerbröselt zu Staub. Die Tarnung fliegt auf. Außen hui, innen pfui. Nackt, blind und bloß. Komplett bloßgestellt.
Aber es bleibt ja nicht beim Fertigmachen, Kleinmachen und Runtermachen. „Welche ich lieb habe, die weise ich zurecht und züchtige ich.“ Also doch ein Liebesbrief? Vielleicht. Wahre Liebe redet einem nicht nach dem Mund, sondern öffnet einem die Augen. Laodizea: Du kannst ja werden, was du nach außen hin bist: reich, sehend, schön. Wenn du zu dir stehst, deinen Standpunkt findest, dir selbst ins Gesicht sehen kannst, wenn du erkennst, was du wirklich brauchst. „So sei nun eifrig und tue Buße!“ Laodizea wird vom Sockel geholt, bleibt aber nicht auf dem Boden liegen, zertreten, zertrampelt, zerstört. Laodizea hat die Chance, aufzustehen, sich ins Angesicht zu sehen und ins Licht zu gehen. „Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen“ – gehüllt in weiße Gewänder, geschmückt mit geläutertem Gold und mit offenem Blick. Ein Angebot: Thron statt Sockel. Eine Ermunterung: Lies den Brief, öffne die Tür. Auch wenn es weh tut: Am Ende kann es gut werden, wirklich gut.
III. Der, der an Laodizea schreibt, weiß Bescheid. Nicht nur in Laodizea (was ginge uns das auch an?). Sieben Sendschreiben gibt es in Johannesapokalypse. Sieben ist eine symbolische Zahl und steht für Vollkommenheit. Der, der schreibt, weiß in der ganzen Welt Bescheid. Er schreibt an jede Stadt, jedes Dorf, jedes Haus, jeden Menschen, jedes Herz. Öffnest du seinen Brief? Verweigerst du die Annahme? Lassen dich seine Worte kalt oder entzünden sie eine tief versteckte Sehnsucht in dir? „So sei nun eifrig und tue Buße!“ Hältst du dir die Ohren zu, wenn er spricht? Verschließt du Augen vor dem, was er dir zeigt? Oder lässt du dich darauf ein? Bereite der Maskerade ein Ende, betäube, blende, betrüge dich nicht, lass all die Kosmetik sein. Vielleicht kann man im Leben eine Menge kaschieren und vielleicht muss man das manchmal auch, um sich zu schützen, sein Gesicht zu wahren und sich aus der Schusslinie zu nehmen. Das ist gut so. Nicht alles muss ans Licht. Es spielt keine Rolle, wie es bei mir oder wie es bei Hempels unterm Sofa aussieht. Wie es in uns aussieht, darauf kommt es an. Auf all das, was wir verbergen, übertünchen und verhüllen wollen, auf die Dinge, die wir kleinreden, wegreden und schönreden wollen, aber nicht können. Es gibt Dinge, die muss man klären, denn die machen leer und schwer, einsam und krank, an die muss man ran. Es gibt Dinge, die kann man nicht zudecken oder sich davor verstecken. Die Rechnung geht nicht auf. Wenn man den Kopf in den Sand steckt, guckt der Po immer noch raus. Machen wir uns nichts vor. Unterschwellig ist es oft nicht so, wie es scheint, unterschwellig ist vieles nicht in Ordnung. Gott schaut hinter meine Fassade. Er sieht nicht nur das Zettelchaos unter meinem Schal, die Schokoladenpapiere zwischen den Büchern, Kaffee und Kippen hinter dem Schaukelstuhl. Darauf kommt es nicht an, nicht auf das Chaos in meinen Räumen, sondern auf das Chaos, das in meinem Inneren tobt und tummelt. Gott sieht mich wie ich bin, mit meinen Narben und mit meinen Farben, ob ich das will oder nicht. In Gottes Blick spiegelt sich all das, wovor ich die Augen verschließe. Es liegt an mir, das zu sehen, mich selbst zu sehen, nackt, bloß, maskenlos; es liegt an mir, mich dem Chaos in meinen Leben zu stellen, all die Decken zu lüften und freien Blick auf all die Schmuddelecken zuzulassen. Damit Ordnung in mein Leben kommt, damit mein Leben in Ordnung kommt. Anders gesagt: Wenn ich mir all die Schminke im Gesicht abwaschen lasse, mit der ich meine blutleeren Lippen Purpur färbe, meine Augenringe kaschiere und meine Falten überdecke, dann sehe ich mich wie ich wirklich bin. Das kann wehtun, aber ich kann mich fragen: Was setzt mir zu? Warum bin ich erschöpft, ausgelaugt, gequält? Was brauche ich? Ich kann mich dem stellen, was mich niederdrückt. Dann fühle ich mich wirklich gut und sehe nicht nur so aus.
IV. „So sei nun eifrig und tue Buße!“ Adventszeit ist Bußzeit. Zeit, sich infrage stellen zu lassen, sich zu sehen wie man wirklich ist und zu erkennen, was man wirklich braucht. Woher kommt dein Schmerz? Was lässt dein Blut gefrieren? Wofür brennt dein Herz? Diese Fragen können ein neuer Anfang sein. Bußzeit heißt verzichten – auf die Fassaden, die wir errichten, auf die Nebelkerzen, die wir werfen, auf den schönen Schein, den wir wahren. Darauf zu verzichten, kann schwerfallen. Das kann erst mal weh tun, mal mehr, mal weniger. Vielleicht geht ein Riss durch die Fassade, vielleicht bröckelt der Putz kiloweise, vielleicht bricht auch das ganze Leben zusammen wie Kartenhaus. Doch dann kann etwas Neues geschehen, dann kann ein neues Haus entstehen, dann kann man aus all den Trümmern auferstehen. Adventszeit – Zeit zu entdecken, wie kostbar die Risse in der Fassade sind: „There is a crack in everything, that’s how the light gets in“ (Leonard Cohen).
„Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an.“ Klopft dein Herz, wenn Gott anklopft? Was tust du? Öffnest du die Tür oder schiebst du einen Schrank davor? Lässt du Gott in das Chaos deines Lebens, ungeschönt, ungeschminkt, ungeschützt? Der, der anklopft, weiß wie es hinter deiner Tür aussieht. Öffne die Tür, stell dich ins Licht. Er hält dir den Spiegel vor, und wenn es wehtut, was du siehst, hält er deine Hand. Er wischt den Zweifel weg wie alten Staub und schenkt dir Gewissheit ein, den Kelch randvoll, er umhüllt dich, salbt deine Narben und tröstet dein Herz. Dann weißt du, wer du wirklich bist – und dass Gott bei dir ist. „Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“
Amen. So es sei.
1. Welche Predigtsituation steht Ihnen vor Augen?
Vor Augen steht mir ein Gespräch mit einer Jugendlichen, die angesichts der globalen Krisen (Klima, Corona, Energie, Krieg) ein schlechtes Gewissen wegen ihrer persönlichen Problemen hat. Vieles in ihrem Leben ist nicht geklärt, ihre Stimmung steht im Gegensatz zur kommenden Advents- und Weihnachtszeit. Das hat mich nachdenklich gemacht. Und mich dazu gebracht, bewusst auf die Thematisierung der „großen“ Krisen zu verzichten, um den einzelnen Menschen in ihrer persönlichen Not gerecht zu werden.
2. Was hat Sie bei der Predigtvorbereitung beflügelt?
Beflügelt hat mich die Sperrigkeit des Predigttextes: der anklagende, fast beleidigende Stil und die überbordende Bildersprache. Was kann der Nutzen solcher polemischen Invektiven sein? Eine mögliche Antwort: Wahre Liebe redet nicht nach dem Mund, sondern öffnet einem die Augen. Vielleicht kann der Verzicht auf Diplomatie auch manchmal heilsam sein...
3. Welche Entdeckung wird Sie weiter begleiten?
Begleiten wird mich die Aufforderung zur schonungslosen (Selbst-)Erkenntnis gegen all den schönen Schein – gerade in Zeiten der „toxic positivity“ und der Verschleierung durch sprachliche Euphemismen.
4. Was verdankt diese Predigt der abschließenden Bearbeitung?
Manchmal tut es gut, aufzuräumen – in der Wohnung und in den eigenen Texten und Gedanken: einiges wegwerfen, anderes neu dekorieren, Sätze umräumen, Sperriges entrümpeln und Worte in ein neues Licht rücken. Ein Prozess, der nie endet...
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27.11.22 - 1. Sonntag im Advent
Ein gebrochenes Halleluja - Predigt zu Offenbarung 5, 6-14 von Matthias Loerbroks
Seit über einem Jahr singen wir nicht in unseren Gottesdiensten. Wir hören Lieder, wenn Solisten sie uns singen. Wir hören Liedtexte, wenn sie vorgelesen werden, und hören die Melodie von der Orgel. Wir hören auch andere Musik. Doch gemeinsam, zusammen zu singen, das fehlt uns. Und zu Ostern vermissen wir das besonders schmerzlich. Denn unsere Osterlieder sind froh und gelöst, ausgelassen, jubelnd. In kaum einer anderen Zeit im Jahr singen wir so häufig Halleluja: den Aufruf, den HERRN, den Gott Israels, zu loben und zu preisen. In unserem heutigen Predigttext spielt das Singen eine große Rolle. Ein Lobgesang von Vielen– eine Einladung, wenigstens im Geist und im Herzen miteinzustimmen; und so auch – das gehört zum Singen ja dazu – ein wenig aufzuatmen.
Der Text steht im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung des Johannes. Oder an Johannes. Auf Griechisch: Apokalypse. Wenn wir „apokalyptisch“ sagen, meinen wir meist katastrophale Zustände und Ereignisse. Nicht ohne Anhaltspunkt, denn von Katastrophen ist in diesem Buch in der Tat die Rede. Aber Apokalypse meint nicht Katastrophe, nicht Weltuntergang, sondern Enthüllung. Einem Seher ist gegeben, einen Blick, viele Blicke hinter die Wirklichkeit zu tun, die wir sehen und wahrnehmen können. Und diese Wirklichkeit ist auch zu seiner Zeit katastrophal – Bedrängnis, Verfolgung, Mord und Terror. Er fragt sich, und viele seiner Zeitgenossen tun das auch: haben wir den Mund zu voll genommen, als wir sagten, Jesus Christus habe dem Tod die Macht genommen; als wir heiter spöttisch sangen: Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Ist die Macht des Todes nicht völlig ungebrochen auch nach Ostern? Erleben wir nicht die Hölle auf Erden? Und vor allem: wir Jesusjünger und -jüngerinnen, Zeugen seiner Auferweckung und darum Protestleute gegen den Tod – können wir etwas bewirken und ändern oder leben wir in einer geschlossenen Welt, in der Gott und Jesus keinen Ort haben, keinen Handlungsraum – und wir darum erstrecht nicht?
Es mag sein, dass uns in diesem Jahr diese Fragen besonders nah sind. Wir haben die Macht des Todes so kräftig zu spüren bekommen. Es ist ja nicht nur die große Zahl von Menschen, die in aller Welt an den Folgen des Virus gestorben sind. Das Leben Aller ist beschränkt und bedrückt. Unser Zusammenleben nämlich, und das macht ja unser Leben lebendig, auch unser Gemeindeleben. Doch die Osterbotschaft war nie selbstverständlich oder offensichtlich – für keine Generation von Christen und Christinnen. Darum muss sie ja verkündet werden. Vielleicht haben wir in gemütlicheren, in vergleichsweise sorglosen Zeiten gemeint und auch gesagt: der Sieg des Lebens über den Tod ist doch die natürlichste Sache von der Welt, jedes Jahr in jedem Vorgarten zu sehen. Aber ein ernsthafter Trost im Leben und im Sterben war das nie. Und gerade die starken Osterlieder haben ihre Kraft dadurch, dass sie von der Todeswirklichkeit nicht absehen, sondern gegen sie ansingen: Die Trübsal trübt mir nicht mein Herz und Angesicht, das Unglück ist mein Glück, die Nacht mein Sonnenblick.
Vor dem Seher Johannes in seiner ausweglosen Lage tut sich eine Tür auf. Fast möchte man sagen: buchstäblich. Aber das ist übertrieben, denn das ganze Buch ist ja bildhafte Rede. Er sieht hinein in eine Art himmlischen Thronsaal, steht gleich schon drin. Da sitzt jemand auf dem Thron. Der Seher sagt nicht, wie der aussieht. Das ist weder für ihn noch für uns wichtig. Wichtig und tröstlich ist die Vision: der Gott Israels, der Gott der Bibel, ist trotz allem auf dem Thron, sitzt im Regimente, hat nicht abgedankt. Und wichtig ist ihm auch: er hat ein Buch in der Hand. Doch das ist versiegelt mit sieben Siegeln. Und niemand ist in der Lage, dazu qualifiziert ist, das Buch zu öffnen. Darüber muss Johannes heftig weinen. Wir merken erst an seiner Verzweiflung, wie wichtig es wäre, es zu öffnen und zu lesen. Da könnte sich herausstellen, dass die ganze Geschichte doch Sinn hat, die so verzweifelt sinnlos zu sein scheint und die so grausam ist – die große Weltgeschichte und unsere vielen kleinen Lebensgeschichten; dass sich alles klärt; dass sich Trost findet, Hilfe zum Leben.
Da wurde dem Seher zwar eine Tür aufgetan, aber nun steht er wieder vor einer verschlossenen Wirklichkeit. Doch einer der Engel sagt ihm: weine nicht! Der Löwe aus Juda hat gesiegt, das Buch zu öffnen – nicht irgendein reißendes Raubtier, sondern der Repräsentant, die Personifikation des jüdischen Volks. Da beginnt unser Predigttext:
Ich sah: in der Mitte des Throns und der vier Lebewesen und in der Mitte der Ältesten stand ein Lamm wie geschlachtet. Es hatte sieben Hörner und sieben Augen. Das sind die sieben Geister Gottes, ausgesandt auf die ganze Erde. Und es kam und es nahm aus der Rechten dessen, der auf dem Thron sitzt. Und als es das Buch genommen hatte, fielen vor dem Lamm nieder die vier Lebewesen und die vierundzwanzig Ältesten, jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk; das sind die Gebete der Heiligen. Und sie singen ein neues Lied: du bist würdig, zu nehmen das Buch und seine Siegel zu öffnen. Denn du wurdest geschlachtet und hast erkauft mit deinem Blut für Gott aus allen Stämmen und Sprachen und aus dem Volk und aus den Völkern und machtest sie für unseren Gott zu einem Königreich und zu Priestern, dass sie regieren auf Erden. Und ich sah und ich hörte die Stimme vieler Engel rings um den Thron und die Lebewesen und die Ältesten. Und ihre Zahl war Abertausende um Abertausende, Tausende um Tausende. Sie sagten mit gewaltiger Stimme: würdig ist das geschlachtete Lamm zu empfangen die Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Lobpreis. Und alle Geschöpfe im Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meer und alles, was darin ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm der Lobpreis und die Ehre und die Herrlichkeit und die Herrschaft in Ewigkeit um Ewigkeit! Und die vier Lebewesen sagten: Amen. Und die Ältesten fielen nieder und beteten an.
Der Löwe entpuppt sich als ein Lamm, das wie geschlachtet aussieht. Doch es lebt. Es ist auch kein Opferlamm, eher ein Böckchen, ein Leithammel; seine Hörner deuten Kampfkraft an. Aber es wurde geschlachtet, es wurde ermordet, es steht für alle Ermordeten – und es steht in der Mitte. Es ist uns gut, dass die Gequälten heute in den Mittelpunkt gerückt werden. Wir hatten sie, bedrängt und bedrückt durch den langanhaltenden Ausnahmezustand, fast vergessen. Die Seuche hat zwar fast alle Menschen aller Völker betroffen, aber die Menschheit nicht geeint, die Welt nicht solidarisch gemacht. Gewalt und Unrecht, Leid und Schmerz wachsen im Schatten der Pandemie. Auch unsere Welt ist ein Schlachtfeld, doch das Bild signalisiert: die Opfer der Geschichte werden nicht Opfer bleiben, die Ermordeten werden regieren. Der Löwe aus Juda hat gesiegt, hatte der Engel gesagt – er hat gesiegt, stellt sich jetzt heraus, indem er als Lamm geschlachtet wurde. Durch seine Ermordung hat das Lamm Menschen für Gott freigekauft – Gefangene; Geiseln –, Menschen aus allen Völkern und Sprachen; der Seher kann gar nicht genug betonen, dass es sich um eine Internationale handelt.
Der große Gesang, das neue Lied hebt an, als das Lamm das Buch empfängt – noch ist kein Siegel geöffnet. Wer singt? Zu den Osterbräuchen gehört das Suchen und Finden von Verstecktem. Gestern haben die Kinder in ihrer gewohnten Umgebung Überraschendes entdeckt. Das versuchen wir heute auch. Johannes will enthüllen, drückt sich aber selbst in einer sehr verhüllten, geheimnisvollen Sprache aus. Zum einen handelt es sich um Untergrundliteratur – da ist es gut, Mitteilungen zu verschlüsseln. Zum anderen, wichtiger noch: das Geschaute lässt sich nicht platt direkt sagen, nur in poetischer Sprache, in Sprachbildern. Und Johannes ist nicht nur ein großer Visionär, sondern auch ein großer Schriftgelehrter; er findet in seiner Bibel, unserem Alten Testament sein Material. Das hilft uns, ein paar Zahlen zu entschlüsseln: die Sieben – denkt an die Schöpfungsgeschichte – steht für das Ganze, die ganze Welt, vor allem: die Welt der Völker. Für Johannes aber ist das Ganze das Falsche, eine verkehrte Welt; gott- und israel- und menschenfeindlich. Später im Buch erfahren wir, dass die Stadt Babylon, Zentrale der Ausbeutung, auf sieben Hügeln steht. Da wissen wir gleich, welche Macht mit dem Decknamen Babel gemeint ist. Mit sieben Augen hat das Lamm die Völkerwelt im Blick, sie ist – sieben Hörner – auch sein Kampfplatz. Die sieben Siegel zeigen, was dieses so entscheidende Buch verschlossen hält. Doch auch die großen Worte, die das Lied dem geschlachteten Lamm zusingt, sind sieben – und sollen sieben sein, denn Ehre, Herrlichkeit, Lobpreis sind ja strenggenommen dasselbe. Hier wird nicht nur dem Lamm zugejubelt – hier wird eine Gegenregierung ausgerufen.
Auch die Vier steht fürs Ganze, für die ganze Erde: Ost und West und Nord und Süd. Darum vier Lebewesen und die Aufzählung: Stämme, Sprachen, Volk und Völker. Und als dann nicht mehr nur tausende Engel singen, von denen wir das ja erwarten, sondern alle Geschöpfe, da werden aus den sieben großen Worten vier.
Die Zwölf steht für das Zwölf-Stämme-Volk Israel. Hier sind es vierundzwanzig Älteste, doch der Verfasser hat die Zwölf nicht einfach verdoppelt, weil doppelt besser hält. Erst spät im Buch erfahren wir, dass er die zwölf Stämme und die zwölf Apostel addiert: die Ältesten stehen – und singen – für Israel und die Kirche.
Ein großer Gesang – erst diese vier Wesen und die Ältesten, dann Tausende von Engeln, schließlich alle Geschöpfe. Und das Lied gilt einem Ermordeten – ein Osterlied, in dem der Karfreitag deutlich mitschwingt, mitklingt. Leonard Cohen, der von Liedern, von poetischer Sprache was versteht, singt von einem gebrochenen Halleluja. Dieses Lied ist so eins, zumal das geheimnisvolle Buch noch nicht geöffnet ist und das Buch des Johannes, es besteht selbst aus sieben Teilen, noch nicht zuende. Und noch wird gemordet.
Vielleicht ist euch in früheren Jahren ein Kontrast aufgefallen: unsere Osterlieder jubeln überschwänglich und übermütig in Worten und in Tönen. Unsere Ostertexte aber klingen zurückhaltender, benommen und beklommen. Das Osterevangelium endet mit panischem Entsetzen. Auch die Emmaus-Geschichte hat eine fahle, bewölkte Atmosphäre, obwohl wir ihr unseren österlichen Wechselruf verdanken, dass der Herr auferstanden, wahrhaftig auferstanden ist; obwohl die Jünger im Nachhinein gestehen, dass ihr Herz brannte.
Worüber man nicht reden kann, hat ein sehr nüchterner Denker gesagt, darüber muss man schweigen – und im Blick auf viel Gerede können wir seinen leicht gereizten Ton verstehen. Doch die biblischen Autoren denken da anders und handeln auch anders: wovon wir – noch – nicht reden können, davon kann man bereits singen. Alle Musik ist Zukunftsmusik, auch und vielleicht gerade wortlose. Leid und Schmerz, Tränen und Tod werden nicht geleugnet, nicht überspielt, und doch hören wir eine andere, eine neue Welt anklingen, da Gott selbst alle Tränen von allen Augen abwischen wird, Leid und Schmerz und Tod nicht mehr da sein werden.
Es werden Tage kommen, auch Ostertage – jeder Sonntag ist ja Ostern –, an denen wir wieder zusammen singen werden, einstimmen in den großen Gesang, von dem heute nur erzählt wurde. Einstweilen aber hören wir, was Andere singen und gesungen haben, hören auch, was in der Musik ohne Worte mitschwingt und mitklingt: ein gebrochenes Halleluja.
Amen.
Vorschläge für den Gottesdienst
Höchstwahrscheinlich werden wir nicht singen – davon ist in der Predigt ja die Rede. Ich schlage trotzdem Lieder vor – vielleicht gibt es Solisten, oder die Texte werden gelesen.
Nach der Begrüßung mit Offb 1,18: EG 99 oder 100,1–3
Als erste Lesung käme statt der Epistel die AT-Lesung, Jes 25, infrage, zum einen weil schon der Predigttext zur Gattung Epistel gehört, zum anderen weil hier deutlich wird, wo der Seher Johannes das Motiv vom Tränenabwischen herhat. Ich schlage trotzdem 1. Kor 15 vor, weil der Text in der Predigt zitiert wird; und danach EG 113,1.3.4. Nach Jes 25 würde 293 oder 294,1–3 gut passen.
Wer noch das Evangelische Kirchengesangbuch besitzt, könnte als Lied nach dem Evangelium die Strophen 10–12 aus „Es ist das Heil uns kommen her“ von Paul Speratus (EKG 242) auf ein Liedblatt kopieren; die 10. Strophe – eine Emmaus-Strophe – ist im jetzigen Gesangbuch gestrichen; das Lied hat dieselbe Melodie wie EG 113: eine Fortsetzung. Sonst EG 112,4–6 – auch daraus wird in der Predigt zitiert.
Nach der Predigt: EG 114,6–9; zwischen Abkündigungen und Gebet: EG 375; Schlussstrophe zwischen Gebet und Segen: 111,14.
1. Welche Predigtsituation steht Ihnen vor Augen?
Menschen, denen es angesichts der bedrückenden Situation schwerer als in anderen Jahren fällt, zu Ostern den Sieg des Lebens über den Tod zu feiern; ein Gottesdienst, in dem, wenn er denn überhaupt stattfindet, die Gemeinde nicht singen wird; Menschen, die zurzeit Gottesdienste wie alles andere leibliche Zusammenkommen scheuen und meiden, aber eine Osterpredigt wenigstens lesen möchten.
2. Was hat Sie bei der Predigtvorbereitung beflügelt?
In diesem Ostertext schwingt und klingt deutlich der Karfreitag mit. Das scheint mir in diesem Jahr besonders hilfreich zu sein.
3. Welche Entdeckung wird Sie weiter begleiten?
Der Kontrast zwischen dem starken Bild eines geschlachteten Lamms und dem Lobge-sang von Vielen.
4. Was verdankt diese Predigt der abschließenden Bearbeitung?
Auf Anregung meines Coaches habe ich fast alle langen Sätze in kurze umgewandelt.
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Solche Freude - Predigt zu Offenbarung 21,1-7 von Matthias Storck
Alter Himmel
Eines Morgens lag der Himmel tiefblau in tausend glitzernden Tautropfen auf der Wiese hinter dem Haus. Die Morgensonne senkte sanft ein paar Baumschatten ins Gras. Manchmal dampfte der Himmel auch weiß aus den alten Linden am Kriegerdenkmal oder den riesigen Kastanien am Schulweg, wenn ein Sommergewitter den Staub vom Kopfsteinpflaster gewaschen hatte.
Himmelunten also - zwischen Kuhstall und Kirchhof in einem Dorf in der Mark Brandenburg - schlug mein Kinderglaube die Augen auf.
In der Schule gab es keinen Gott. So besuchte ich ihn nachmittags mit Sumpfdotter unter den Kopfweiden am Bach, mit Klatschmohn und blauen Kornblumen am Feldrain, mit gelben Butterblumen in den dunkelgrünen Feuchtwiesen. Als Dank schickte er im Sommer Wolkenschiffe übers Land. Der Winterhimmel klirrte hell mit Eisblumen in den Fenstern. Am Heiligabend kam er zwischen Wachskerzen und Strohsternen in die kalte Kirche und hisste weiße Fahnen über den singenden Mündern. „Ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben.“ Gott war ein himmlisches Kind. Bis Neujahr hüllte sich die Welt in ein geliehenes Schneeweiß. Dann wurde das Jahr umgekippt und die Sehnsucht auch. Manchmal wurde ein Kind im Winter getauft. Dann dampfte der Himmel im Taufwasser, und der Jordan floss von unten nach oben. Die alte Welt stand Kopf.
Von Gott blieb eine innig leuchtende Spur im Herzen.
Alte Welt
In Monika Marons Roman „Zwischenspiel“ steht die Ich-Erzählerin Ruth eines Morgens auf dem Balkon und schaut sehr lange in den Himmel. Erstaunt sieht sie einer Wolke nach, die plötzlich rückwärts gegen den Strom treibt. In diesem Moment zerspringt die alte Welt vor ihren Augen. Alles, auch sicher Geglaubtes, geht in die Brüche. In den Bruchstücken entdeckt sie ihr eigenes gelebtes Leben. Sie sieht sich auf Wegen mit vertrauten Menschen, durchstreift vormals bewohnte und verlassene Welten, fragt nach Bilanzen und am Ende auch nach Gott. Wirklich klar sieht sie aber allein das, was sie in sich trägt. Zeitlose Begegnungen, vergessene Gesichter, geglaubte Worte, bewegte Bilder suchen sie heim. Die Erinnerung schärft sich ein, aber die Gegenwart, eben noch zum Greifen nahe, verschwimmt. „Manchmal hat man nur die Wahl zwischen falsch und falsch,“ ist ihr Fazit angesichts der alten Welt.
Was im Roman als „Zwischenspiel” auf einen Tag begrenzt bleibt, kann im „richtigen Leben” zu Norm und Not werden. Die Macht der Gewohnheit raubt der Hoffnung allmählich die Konturen. Kein Wunder, wenn die Vergangenheit sich verklärt. Alte Momentaufnahmen fügen zusammen, was nicht zusammengehört.
Bald verändert sich nicht nur Hören und Sehen, sondern auch die Wahrnehmung. Zuerst zerplatzen die Illusionen, dann entfärben sich die Träume. Vieles scheint einander immer ähnlicher zu werden, selbst die Gesichter. Tatsachen bestimmen bald Gedanken und Pläne. Zuletzt sind selbst die Aussichten so fest gebunden, dass schon für das kleinste Alltagswunder der Raum fehlt. Der Himmel verliert sich, die Welt altert weiter vor sich hin. Das Staunen vergeht angesichts präziser Leistungskurven. Der Glaube verblasst. Es ist ein schleichender Prozess. Etwas wie verschlepptes Heimweh. Aber ein „richtiges Leben im Falschen” gibt es nicht.
Die Suche nach dem verlorenen Himmel verwackelt die Weltsicht. Wer seine Träume retten will, muss sich losreißen. Tiefe Wurzeln verbieten sich, solange die Sehnsucht stärker ist als der Alltag.
Hintertür
Aber wohin führt diese Sehnsucht, wo endet sie? Die vertrauten Bilder können sich schnell sperren oder verschließen, wenn man sie zu hastig nach Trost und Gewissheit absucht. Eifer und Ungeduld verriegeln das Herz. Und ein Cherub, so scheint es, bewacht den Himmel mitsamt den Verheißungen. Die Suche nach einer Hintertür endet mitten in der Welt: „Ich will bei ihnen wohnen“, heißt es im Text. Die Sehnsucht Gottes ist der Mensch.
Manchmal führt die Hintertür in ein Gefängnis. Um das Jahr 95 n. Chr. saß Johannes, der Verfasser der Offenbarung, ohne Aussicht auf Befreiung auf der berüchtigten Gefangeneninsel Patmos in römischer Beugehaft. Wir müssen ihn in seiner Zelle besuchen, sonst stehen wir in der Gefahr, uns mit seinen Worten an der Wahrheit vorbei zu beten.
Über Patmos ist der Himmel in Blei gegossen. Die leuchtenden Bilder, mit denen Johannes dagegen anschreibt, sind in härtester Währung bezahlt: Trübsal, Angst, Verfolgung, Hunger, Kälte, Blöße, Gefahr und Tod hat Johannes hinter sich (vgl. Römer 8,35). Eben auch den Tod, denn die Hoffnung stirbt keinesfalls zuletzt. Sie unterliegt jeden Tag von neuem der grausigen Wirklichkeit im Gefängnis. Aber nur so wurde auch aus einzelnen Wörtern das Wort - gegen den Augenschein.
Das himmlische Jerusalem ist in Ohnmacht und Dunkelheit geboren. Johannes sucht den Himmel ab und „kriecht“ zurück in seine Taufe. Da reißt der Himmel über ihm auf, und er findet irdischen Trost in einem ewigen Bild: „Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabfahren, bereitet als eine geschmückte Braut ihrem Mann“.
Neuer Mensch
Der Beginn ist die Liebe, das Ende auch, wie Luther schreibt: „Es muss der ganze Mensch in das Evangelium kriechen und da neu werden. Er muss die alte Haut ausziehen wie die Schlange tut. Wenn ihre Haut alt wird, sucht sie ein Loch im Felsen, da kriecht sie hinein und zieht selbst ihre Haut ab und lässt sie draußen vor dem Loch. Also muss der Mensch sich auch in das Evangelium und Gottes Wort begeben und getrost seiner Zusage folgen.“
Dieser neue Mensch wird Augen machen: Er hofft und sucht anders, er findet anders, er urteilt anders, er liebt anders. Mitten in der alten Welt unter dem neuen Himmel.
Echter Trost kommt an der alten Welt nicht vorbei. Und er muss durch mein enges Herz. Meiner Ohnmacht, meinem Trotz, meinen Ängsten und Zweifeln muss er standhalten. Nur die Stimme der Wahrheit kann trösten. Ich muss sie heraushören aus der Welt - im Schweigen und in tausend Stimmen. Der Glaube muss sich aber darauf gefasst machen, Gott gerade nicht anzutreffen. Jedenfalls nicht dort, wo er ihn erwartet. Gott antwortet nicht auf die Erniedrigung. Er wird erniedrigt. Gott antwortet nicht auf die Folter. Er wird gefoltert. Gott antwortet nicht auf den Tod. Er wird getötet. Gott antwortet nicht. Er ist die Antwort. Gott muss in jedem Gebet neu geboren werden, im Wagnis, gegen den Augenschein. Das Gebet unter verschlossenem Himmel ist alles zugleich: Ringen und Halt, Verlassenheit und Paradies, Anfechtung, Vertrauen, Trotz. „Gott ist nur wahrhaft Gott, wenn er dein Gott ist“, sagt Martin Luther.
Neue Welt
Johannes trotzt dem ungewissen Gefängnisalltag mit himmlischen Gewissheiten. Zeile für Zeile hält er das Ewige fest und segnet damit das Zeitliche. So nimmt er mit behutsamen Worten das Gefängnis gefangen. Es ist der Mühe wert, den neuen Himmel in der alten Welt zu entdecken und nie wieder aus den Augen zu verlieren. Gegen eine geschmückte Braut ist eine Kompanie von Bewachern ein trostloser Anblick. Das leuchtende Jerusalem stellt alle Macht und Pracht Roms in den dunklen Winkel der Geschichte. Ein Zelt Gottes auf dem Gefängnishof macht auf Dauer jede Zellentür zum Himmelstor. Aber auch im Kleinen nimmt die neue Welt Einzug. Der ganze Himmel passt durchs Zellenfenster, eine einzige Hundeblume färbt das Hofpflaster gelb, ein Amselschrei am Morgen lässt den Weckruf verstummen. So verliert der Tod Schritt für Schritt die alte Welt. Die neue gibt sich freudig zu erkennen.
Aber der Tod gibt nicht so einfach auf.
Solche Freude
Einmal klingelte ich in meiner alten Welt an meinem alten Gefängnis.*) Das graue Tor schob sich quietschend auf. Ich ging hinein und wartete auf dem Hof.
Himmel bleibt Himmel, dachte ich trotzig. Aber auch: Welt bleibt Welt. Und Tor bleibt Tor. Wachturm bleibt Wachturm. Jedenfalls im Gedächtnis.
So stand ich zwischen den Mauern im Novemberschneematsch, hinter dem Eisentor, beschattet von vier drohenden Türmen, unter dem alten Himmel. Diese Geschichte hört nie auf.
Manche Wörter bleiben in der Vergangenheit kleben. Du wachst plötzlich mitten im Leben auf und vergisst die falschen Dinge. Die Wahrheit verschwimmt. Die Erinnerung verschmiert. Die Wörter werden trübe, als hätten sie kein Gewissen. Und plötzlich ist nichts mehr wie es ist. Die Träume sind wieder schwarzweiß - wie damals. Die Erinnerung macht beim Verhör dunkle Löcher ins Papier. Jeder Stein droht. Nur das Auge des Postens schwimmt gleichgültig blau im Spion. Fanggitter, Schleusen, Bewacherstiefel, Lichtwurf. Es gibt kein Entkommen.
Schnell hat die alte Welt mich wieder. Das braungefärbte Drillichzeug klebt mir am Leib, die endlosen Runden im Käfig ermüden mich. Die Bewacher auf der Brücke rauchen ihre Zigaretten in Ruhe. Ich friere mich in grauer Unterwäsche ohne Decke durch endlose Winternächte. So was bleibt immer wie es ist. Die Schlüssel hören nicht auf zu singen. Und plötzlich verlierst du den Himmel ganz aus den Augen, mitsamt Maschendraht. Und vergisst ihn viel zu schnell.
Noch einmal schiebt das Tor sich quietschend auf. Straßenbäume, Häuser, Autos, Kopfsteinpflaster. Und lebendige Menschen. Ich stehe wie angewurzelt auf den Betonplatten. Sie sind wirklich gekommen. Der berühmteste Knabenchor Deutschlands, die Leipziger Thomaner, lauter Jungen in warmen Mänteln mit bunten Mützen und Schals kommen auf den Gefängnishof und jagen das Grau von den Mauern. Sechzig 10-18-jährige Jungen - unter dem alten Himmel in der alten Welt. Sie gehen vorbei an Gittern und Schleusen und Fangdrähten und sammeln sich im unterirdischen Zellentrakt. Dann fangen sie an zu singen. Ich reibe mir die Augen, denn ich kann nicht glauben, was ich jetzt sehe und höre: „Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!“
Verlegen komme ich Gott zuvor. Er sollte doch die Tränen abwischen. Aber er weint ja vielleicht selbst.
Diese Jungen singen wie die Engel. Ja, das ist er, der neue Himmel! Eine Motette von Johann Sebastian Bach, klar und rein gesungen, mitten in der Hölle. Und Jahrzehnte voller Schmerz und Seufzen fliehen augenblicklich aus diesen Mauern. Zum Schluss erklingt das Gloria, mit dem der verzweifelte Pastor Philipp Nicolai im Pestjahr 1599 gegen den Augenschein von Schmerz, Leid, Ohnmacht und Tod das Neue Jerusalem herbeisehnte und -sang. Und während es erklingt, ist Gott selbst zu Besuch an diesem Ort, nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal - mitten in der alten Welt:
Gloria sei dir gesungen
Mit Menschen- und mit Engelszungen
Mit Harfen und mit Zimbeln schon.
Von zwölf Perlen sind die Tore
An deiner Stadt, wir stehn im Chore
Der Engel hoch um deinen Thron.
Kein Aug hat je gespürt,
Kein Ohr hat je gehört
Solche Freude.
*) Der Verf. saß in der DDR in Stasi-Haft und besuchte im November 2002 mit dem Thomanerchor Leipzig sein ehemaliges Gefängnis, die heutige Gedenkstätte Hohenschöhausen
1. Welche Predigtsituation steht Ihnen vor Augen?
Die Predigt richtet sich an eine bunt gemischte Stadtgemeinde, besonders geprägt durch vielfältige musikalische Arbeit. Am Morgen des Ewigkeitssonntags ist der Gottes-dienst gut besucht. Posaunen und Kantorei werden anwesend sein, das Lied „Wachet auf ruft uns die Stimme“ wird in Variationen erklingen.
2. Was hat Sie bei der Predigtvorbereitung beflügelt?
Verschiedene Erinnerungen an die starken Bilder des Predigttextes, besonders aber ein Besuch mit dem Leipziger Thomanerchor in der Gedenkstätte Hohenschönhausen (ehemaliges Gefängnis der Staatssicherheit). Aus der Gloria-Strophe des dort intonier-ten Liedes stammt auch der Titel der Predigt.
3. Welche Entdeckung wird Sie weiter begleiten?
Dass mitten in der alten Welt Gott selbst unerwartet tröstet und Tränen trocknet - und ein neuer Himmel und eine neue Erde sichtbar und greifbar - schon jetzt - erscheint. -
4. Was verdankt diese Predigt der abschließenden Bearbeitung?
Martin Sommer hat mir überaus hilfreiche Tips gegeben.
(Unter anderem habe ich mich schweren Herzens von einem Dostojewskij-Zitat ge-trennt und fand den Text hinterher selbst wie von Ballast befreit leichter, besser und klarer…)
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Aus Jesu Kippbildern glauben lernen - Predigt zu Offenbarung 1, 9-18 von Markus Kreis
Ein Rätsel. Was sieht aus wie ein Saxophonspieler? Und gleichzeitig wie das Gesicht einer jungen Frau? (www.onlinewahn.de/kipp-r.htm)
Des Rätsels Lösung. Es geht um ein Kippbild. Um die eine Zeichnung, welche jedoch zwei Bilder zeigt. Je nach dem, wie das innere Auge darauf blickt: Mal sieht Mensch das eine, mal sieht Mensch das andere. Einmal einen Mann, ein Saxophon in Händen und an die Lippen haltend, stehend, im Profil von links umrissen. Ein anderes Mal frontal das Haupt einer jungen Frau, mit vollen Lippen und Mandelaugen, die rechte Hälfte des Gesichts und Haares in Schatten getaucht.
Die Bibel zeigt uns ein Kippbild von Jesus. Sieh da! Gibt´s denn so was? Den Jesus von Markus, Matthäus, Lukas und Johannes, den haben viele vor Augen. Ein netter, junger Mann, der durch die Lande streift, dabei allerlei erlebt und laufend Gutes tut. Da eine Heilung, hier ein Wunder, dort lauter gute Worte, sei es im persönlichen Gespräch, sei es vor vielen Leuten. Schließlich das Ende als Schmerzensmann, der Tod am Kreuz.
Das ist sozusagen nur der eine Blick. Im heutigen Predigttext zeigt sich ein zweiter anderer Blick auf Jesus. Erhascht von Johannes. Dem, der die Offenbarung geschrieben hat. Und der schildert uns:
Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse an der Bedrängnis und am Reich und an der Geduld in Jesus, war auf der Insel, die Patmos heißt, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen. Ich wurde vom Geist ergriffen am Tag des Herrn und hörte hinter mir eine große Stimme wie von einer Posaune, die sprach: Was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es an die sieben Gemeinden: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea. Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter und mitten unter den Leuchtern einen, der war einem Menschensohn gleich, der war angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme und seine Füße gleich Golderz, wie im Ofen durch Feuer gehärtet, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen; und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete, wie die Sonne scheint in ihrer Macht. Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.
Groß und mächtig, schicksalsträchtig. Ein ganz anderer Jesus, der da zu sehen ist. Doch der gehört auch dazu. Die Bibel zeigt uns eben ein Kippbild von Jesus. Da gehören die zwei zusammen. Zu ein- und demselben. Der irdische Blick aus den Evangelien und der himmlische aus der Offenbarung. Auf ins Detail. Was gibt es alles zu sehen?
Jesus ist einmal umgeben von sieben Tempelleuchten. Er steht im Innersten des Allerheiligsten. Genau da, wo Gott selbst wohnt. Ein anderes Mal hängt er inmitten von zwei Verbrechern, zwei kriminellen Leuchten, wenn man so will. Weiter weg von Gott geht kaum.
Jesu ist mit Gold gegürtet wie zu hören war. Ebenso gilt: Der Gürtel der Wahrheit ist eine Windel. Von Anfang an. Im Stall war es so. Nichts anderes hatte Jesus dort um die Hüften. In der Krippe eine Windel. Am Kreuz einen Lendenschurz.
Jesu Gewand. Kostbares Linnen, lang gewebt, einerseits. Andererseits: Jesu Gewand ist seine erste Haut. Sein zermarterter Körper. Voller Staub, voller Schweiß, dazu Speichel. Ein zerdrückter Brustkorb, an der Seite aufgestochen. Aus der Wunde kriecht Ausfluss auf Jesu zweite Haut.
Jesu Füße sind golden. Fest und feuerrot glühend. Doch ebenso wächsern, bleich und kalt. Das mit dem Metall passt allerdings zusammen. Jesu Stand- und Spielbein sind ans Kreuz genagelt. Keineswegs bereit zum Tanz. Auch nicht fähig zum Kampf. Auftritte, Antritte, sonstige Tritte, alles unmöglich.
Jesu weißes Haupt und Haar, mit feurigen Augen und überquellendem Mund. Dazu gehört auch sein von der Sonne verbranntes Haupt voll Blut und Wunden. Auf die Brust gesunken. Als Visier eine Totenmaske, aus der hohle Augen starren. Speichel rinnt dünn aus dem Mundwinkel.
Jesu Zunge als Richtschwert. Seine Worte verbinden und trennen. Unterscheiden und klären. Jesu Worte und Reden. Aus allem spricht ein Urteil. Das eine und einzig entscheidende Urteil. Und doch bleiben einem Hörer oder Leser Fragen. Kann das wahr sein? Dafür gibt’s Vergebung! Und dafür Freispruch! Das ist doch ein Wahn: in jedem steckt die Sünde und lauert aufs Rauskommen.
Bisher sind die Blicke auf Jesu Kippbild nur aufgezählt. Noch kein Wort zur Wirkung. Wovon zeugen denn diese Bilder? Einem fällt mit diesen Blicken das Leben leichter. Denn einer bekommt im Leben weniger mit der Angst zu tun. Und mehr mit dem Glauben.
Bilder wirken im Kopf. Und sie können dort ganz schön Unheil anrichten. Oder eben auch Gutes. Die beste Fitness reicht nicht, wenn es im Kopf nicht stimmt. Dank Fernsehen mit Fußball und Quiz weiß das fast jeder. Jesu Kippbilder wirken auf den Kopf. Kneten und formen Einstellungen, schaffen neue Überzeugungen. Und gelangen tief in Herz und Körper hinein. Verteidigen den Glauben eines Menschen gegen seinen Unglauben. Sein wahres Wesen gegen sein widergöttliches.
Jesu Kippbilder zeigen immer zweierlei. Etwas zu den Leiden und Nöten der Menschen. Und Etwas zu Gottes gutem Schaffen dazu. Darin aber sind sie eindeutig. So wie jedes Kippbild aus ein- und denselben Federstrichen besteht.
Jesus steht einmal umgeben von sieben siebenarmigen Tempelleuchten, ein anderes Mal hängt er inmitten von zwei Verbrechern, kriminellen Leuchten sozusagen.
Die eine eindeutige Wahrheit über menschliche Not lautet: Menschen hängen zwischen den Seilen. Erdrückt von Unrecht und Gewalt, die ihnen angetan werden. Offen oder verdeckt. Manchmal bewegen sich Unrecht und Gewalt in die Mitte von Menschen. Dann üben diese selbst Unrecht und Gewalt aus, offen oder verdeckt.
Die andere eindeutige Wahrheit über Gottes gutem Schaffen dabei heißt: Gerade in dieser Not, in diesem Leid, ist Gott in Jesus mitten drin. Gottlos scheint das nur nach außen. Gottlos ist manches Tun und Treiben der Menschen. Dank Gott bleibt die Lage ist nicht gottlos. Sondern Gott geht da rein. Bewegt sich da mitten drin, nimmt keinen Schaden, hilft da raus. Spricht Recht, schafft Vergebung.
Jesu Goldgurt ist eine Windel. In diesem Kippbild ist einerseits zu sehen: Der Mensch ist nackt vor Gott. Und andererseits: Gott wirkt verhüllt beim Menschen.
Die eine eindeutige Wahrheit lautet: Jeder Mensch steht nackt und wehrlos vor Gott. Der Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an. Das gilt nicht nur für die Armen und Schwachen. Auch für jeden, der für die Augen wie ein Kaiser wirkt. Das kennt man aus Andersens Märchen von den neuen Kleidern.
Die andere eindeutige Wahrheit heißt: Gott ist in Jesus verhüllt bei den Menschen. Eigentlich logisch nach dem Gesagten. Denn sein Prachtgürtel hat sich als Windel entpuppt. Sieht aus wie ´ne Windel, ist aber ein Zaubergürtel. Spätestens Weihnachten bezaubert er wieder.
Das gilt auch für Jesu Prachtgewand. Das verhüllt sich ja als zermarterter Brustkorb. Hier ist zu sehen, wie im Körper Schmerzen toben, sich abarbeiten. Wenn Menschen ausgelacht, nicht ernst genommen werden. Womöglich sogar beschimpft oder gemobbt, herum geschubst. Krank, verachtet, verloren, aussichtslos abgeurteilt. Vom Arzt, vom Lehrer, von der Justiz, vom Kollegen.
Die andere eindeutige Wahrheit im Kippbild heißt: Jedes Prachtgewand, jede neue Mode sieht sich schneller satt als Jesu zermarterter Körper. Ist weniger attraktiv, läuft sich schneller tot. Die Welt vergeht, Gott in Jesu Kreuz bleibt. Gläubige aller Zeiten sagen zu sich: Gott ist im Gekreuzigten lebendig. Jesu Kippbild ist Gottes Kreditzeichnung. Egal, wer einen mit Schuld überzieht! Hier gibt es garantiert einen Neustart. So unendlich groß ist Gottes Schaffen, so stark sein Mitleid für uns.
Jesu goldene Füße verhüllen sich als festgenagelt. Das soll motivieren, aktivieren. Sprich: Du liegst am Boden – weil etwas dich nieder gestreckt hat- von woher auch immer -. Du stehst wieder auf, trotz deiner Verwundung. Manchmal halt in Zeitlupe. Du machst weiter. Hältst dagegen. Wider deine Angst, wider deine Einfallslosigkeit, wider deine Scham- und Schuldgefühle. Jesu festgenagelter Fuß, ja, der kann einen unvermutet und sanft in den Hintern treten.
Jesu genagelte Goldfüße zeigen über Gottes Schaffen: Er hat in seinem Sohn nicht nur einen Standpunkt, sondern auch ein Spielbein. Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken. Und meine Wege sind nicht eure Wege. So spricht Gott, der Herr. Und stimmt ein neues Spiel an. Gott aktiviert sich selbst, um den Seinen neue Wege zu eröffnen. Gott passt sich uns an. Er verfährt nicht stur nach Schema F.
Gott bestimmt auch der Menschen Sinne. Jesu schneeweißes Haupt und Angesicht ist zugleich das Haupt voll Blut und Wunden. Wer Jesu Antlitz am Kreuz vor Augen hat - dem bietet sich die beste Aussicht angesichts von Not und Unglück. Tote Augen, aus denen alsbald die lebendige Liebe Gottes blickt. Unheil bekommt keine Dauer, Unheil kippt in Wirklichkeit ins Heil.
Der verhüllte Gott macht sich in Jesus für die Sinne bemerkbar. Geht durch Mark und Bein. Verschwindend klein wirkt Gott in unserem großen Gehirn. Dabei überblickt nur er komplett die Lage. Und nicht wir selbst. Die Lage in mir. Die Lage in dir. Und auch die drum herum. Und macht das Beste draus.
Eine weitere Wahrheit, die einleuchtet: Manchmal bleiben Jesu Worte den Menschen verhüllt. Weißes Rauschen. Plätschern an ihnen vorüber. Wem beim Hören und Lesen das Verstehen eine Mühe ist, der winkt ab. Verbraucht seine Frustrationstoleranz lieber anders. Andere machen sich darüber lustig. Oder manche sind verstört. Und werden zu erbitterten Gegnern von Gott und den Gläubigen. Und wer weiß, wie es Ihnen heute mit dieser Predigt ergangen ist.
Wie dem auch sei: In Jesu Kippbildern ist zu sehen, was Sache ist. Leid und Not der Menschen und Gottes gutes Wirken darin. Sie bestimmen damit unser Leben und Lernen. Und so bekommt einer weniger mit der Angst zu tun. Und mehr mit dem Glauben. Amen.
1. Welche Predigtsituation steht Ihnen vor Augen?
Mein innerer Hörer und meine Berufsschüler, von denen sehr viele Mangas als Comic oder Film angucken. Und die im Unterricht oft Bilder bezüglich ihrer Ein- oder Mehrdeutigkeit falsch einschätzen.
2. Was hat Sie bei der Predigtvorbereitung beflügelt?
Der himmlische Jesus wird von Johannes beschrieben wie eine Superheldenfigur aus einem Comic oder Manga.
3. Welche Entdeckung wird Sie weiter begleiten?
Die plastische Beschreibung des himmlischen, weil dorthin aufgefahrenen Jesus als unaufgebbares Komplement zum irdischen guten Menschen Jesus.
4. Was verdankt diese Predigt der abschließenden Bearbeitung?
Elimination bzw Umarbeitung von biografisch erworbenen Denk- und Ausdrucksmanierismen – u.a. Doppelungen, Auslassungen -, die das Verständnis auf Seiten der Hörer oder Leser hemmen.