KONFI-IMPULSE zum 3. Advent von Ulrich Erhardt
15,5
KONFI-IMPULSE zum 3. Advent, Römer 15,5-13
1. Der Text und ich
Für mich selbst sind zwei Aspekte in diesem Bibelwort  wichtig: Der erste ist die Frage nach den Bedingungen gelingender Gemeinschaft (in der Gemeinde in Rom zwischen Christen unterschiedlicher Prägung und unterschiedlicher Haltung zum Gesetz) und der zweite die Segensworte (vv.5f.13), die die Aufforderung zur gegenseitigen Akzeptanz rahmen.
2. Der Text und die Konfirmandinnen und Konfirmanden
a. Bedingungen gelingender Gemeinschaft
Die Frage nach gelingender Gemeinschaft ist eines der prägenden Lebensthemen Jugendlicher:  Akzeptieren mich die anderen? Was muss ich machen, sagen, anziehen …, um bei dem anderen anzukommen? Die Attraktivität sozialer Netzwerke bei Jugendlichen macht das aus: Möglichst viele Freunde zu haben und umgekehrt, mich auch gegen andere abgrenzen zu können. Damit ist bereits die Kehrseite beschrieben: Gemeinschaft kann auf Kosten anderer gesucht werden (Mobbing) und Gemeinschaft kann zerbrechen. Viele der Konfirmandinnen und Konfirmanden haben bereits erlebt oder erleben gerade, wie sich ihre Eltern trennen, und mancher „Zicken-Zoff“ – oder sein anders ausgetragenes aber nicht weniger emotionales männliches Pendant – ist ja durch die Enttäuschung über Freundin bzw. Freund geprägt.
Deshalb habe ich die Konfirmandinnen gefragt, was in ihren Augen den Menschen hilft, einig zu sein. Sehr häufig nannten sie Vertrauen, Respekt und Ehrlichkeit. Andere drückten es eher negativ aus: Kein Streit, kein Krieg, keine (abwertenden) Ausdrücke, kein Mobbing. Interessant fand ich eine Aussage: „Kein Mobbing. Das Leben soll kein Wettkampf sein.“ Steht hinter dieser Äußerung die Erfahrung, schon als Kind und Jugendlicher einem ständigen Vergleich mit anderen zu unterliegen? Ich halte diesen Satz für ein nachdenkenswertes Gottesdienstthema. Zum Nachfragen würde mich die Behauptung reizen, dass die gleiche Meinung Voraussetzung für Einigkeit sei.
Meine zweite Frage war: „Was hilft dir, andere zu akzeptieren?“ Erwartbar waren Aussagen wie: „Wenn sie nett zu mir sind“ oder „Indem ich selber akzeptiert werde.“ Eine/r nannte „ignorieren“ als Möglichkeit. Überrascht hat mich jedoch, wie oft der bzw. die Einzelne bei sich selbst den Ansatzpunkt sieht: „Mit mir selber bzw. mit meinen eigenen Sachen zufrieden sein“ oder „Ausgeglichenheit“. Auch hier könnte ein Ansatzpunkt für den Gottesdienst sein: Ob die anderen mich akzeptieren, habe ich nicht in der Hand,  aber dass ich mich selber akzeptiere schon.
Die dritte Frage richtete sich auf die Kehrseite: „Was macht es dir schwer, andere zu akzeptieren?“ Hier wurde vor allem das negative Verhalten der anderen genannt: Auslachen, Beleidigen, Unhöflichkeiten, Gemeinheiten usw. Weiter wurden Neid, Eifersucht und das Ego der anderen genannt.
Paulus motiviert die Annahme der andren durch die Annahme durch Jesus. Ich hatte erwartet, dass die Konfirmandinnen und Konfirmanden das eher so kommentieren: „Was hilft es mir, dass Jesus mich akzeptiert, wenn mich sonst keiner mag?“ Tatsächlich aber gab es ausnahmslos Zustimmung zu dieser Frage: „Jesus akzeptiert dich. Wie geht es dir mit diesem Satz?“ Zwei formulierten das so: „In Facebook würde ich jetzt ‚Gefällt mir’ drücken.“
b. Die Segensworte
Schon vor Jahren, als ich einer Konfirmandin eines dieser Segensworte als Denkspruch ausgewählt hatte und sie mich dann fragte, was diese Sätze zu bedeuten hätten, wurde mir deutlich, dass die großen Worte „Hoffnung“, „Freude“ und „Friede“ für Konfirmanden weit von der Lebenswelt weg sind. Das bestätigen die Assoziationen zu diesen Begriffen, die sie mir notierten. „Friede, Freude, Eierkuchen.“ „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ „Es gibt immer einen Lichtblick“ und andere Redensarten wurden aufgeschrieben. Die Begriffe werden durchaus als wichtig empfunden, ein richtiger Bezug zum eigenen Leben scheint jedoch kaum gefunden zu werden. Deshalb schlage ich vor, im Hinblick auf die Konfirmandinnen und Konfirmanden den Schwerpunkt auf den ersten Aspekt (Gemeinschaft) zu legen.
3. Gestaltungsideen
a. Puzzle
Aus Plakatkartons könnten Puzzleteile gestaltet werden. Jeder Konfirmand und jede Konfirmandin gestalten ein Puzzleteil individuell als Symbol für jede und jeden als unverwechselbare Persönlichkeit. Diese Puzzleteile werden als Zeichen der Gemeinschaft unterschiedlicher Persönlichkeiten an einer gut für die Gemeinde sichtbaren Wand angebracht und zusammengefügt. Sollte in der Kirche keine solche freie Fläche existieren können die Konfirmandinnen und Konfirmanden auch je einen Umzugskarton oder Papphocker individuell gestalten (ggf. ein DIN-A 3-Blatt, das auf den Karton geklebt wird), die im Altarraum aufeinander und nebeneinander gestapelt werden. Die Jugendlichen äußern ihre Gedanken zu „Was macht es mir schwer, andere zu akzeptieren (s.o.). Dabei werden die Puzzleteile bzw. Kartons abgetragen. Dann kommen die Gedanken zu dem, was Gemeinschaft fördert und mir hilft, andere zu akzeptieren. Dazu werden Puzzle oder Kartons wieder aufgebaut. Die Predigt nimmt dann darauf Bezug.
b. Das Leben ist kein Wettbewerb
Interessant scheint mir außerdem der oben dargestellte Gedanke eines Jugendlichen zu sein:
  „Das Leben ist kein Wettbewerb.“ Die Konfirmandinnen und Konfirmanden können
  Wettbewerbserfahrungen sammeln und ggf. mit einer Präsentation der Gemeinde vorstellen. Dabei könnten folgende Fragen leiten: Wie geht es mir damit? Positiver Wettbewerb - schädlicher Wettbewerb?  Wonach werden Menschen beurteilt?
  Selbstwert gegen fremde Beurteilung (s.o.)? Hier können die positiven Konnotationen des „wie Christus euch angenommen hat“ eingebracht werden.
c. Lieder zum Thema
Strahlen brechen viele (EG 268),
In Christus gilt nicht Ost noch West (EG 597),
Es gibt bedingungslose Liebe (Wo wir dich loben 36),
Wo Menschen sich vergessen (Wo wir dich loben 93).
Perikope
11.12.2011
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