Konfirmationspredigt zu Jesaja 40,30 von Gabriele Arnold
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Konfirmationspredigt zu Jesaja 40,30 von Gabriele Arnold

Selbst junge Leute werden kraftlos, die Stärksten erlahmen. Aber alle, die auf den HERRN vertrauen, bekommen immer wieder neue Kraft, es wachsen ihnen Flügel wie dem Adler. Sie gehen und werden nicht müde, sie laufen und brechen nicht zusammen.

Ja, das kann doch nicht sein? Junge Männer werden doch nicht müde. Jedenfalls ihr nicht, wenn ich euch so anschaue und mich an die Zeit erinnere, die wir miteinander verbracht haben. Ihr strotzt doch nur so vor Energie und Kraft, Luis, Felix, Carlos und Fridolin. Und ihr Mädchen, junge Frauen, was habt ihr für eine Energie. Tanzen, Reiten, Musik machen, Joelina, Lena, Melina, Jessica. Malen, Shoppen, Kichern, bis in die Puppen auf sein, Judith, Sarah, Katrin, Jola und Flora. Unbesiegbar und tapfer, hier eingelebt voller Energie, Jana, Alexandra und Sabrina. Und dann komme ich Euch mit so einem Spruch aus der Bibel. Junge Männer und Frauen werden müde und matt. Aber die auf Gott vertrauen werden immer neue Kraft bekommen und sie werden fliegen können, so als hätten sie Flügel wie Adler. Fliegen wie Adler, immer neuen Zielen entgegen. Und was habt ihr nicht alles für Ziele und Pläne. Anwalt oder Köchin werden, nach Amerika auswandern oder ein Jahr nach Südafrika gehen, Tierpflegerin werden oder Kindergärtnerin, Ärztin oder Sportjournalist. Eine Segeltour oder ein Segelflugschein machen. Oder einfach nur einen Hund haben dürfen. Von Resignation keine Spur. Von Müdigkeit auch nicht. Gott sei Dank. Ihr sitzt so zusagen auf dem Rand des Nestes und schlagt schon mal mit den Flügeln. Wippt mit den Beinen und wartet auf den Absprung. Klar am Dienstag müsst ihr wieder in die Schule und da kommen noch ein paar Jahre und zuhause wird sich auch nach heute nichts ändern. Aber heute ist ein Einschnitt. Spätestens heute wird es allen klar. Ihr seid keine Kinder mehr. Ihr seid im Begriff erwachsen zu werden und eure eigenen Wege zu gehe. Euren Eltern und Großeltern wird das heute vor Augen geführt. Bei der Taufe, jedenfalls bei denen, die als Säuglinge getauft wurden, hat man euch in die Kirche und zum Taufstein getragen und nun geht ihr selber stolz und mit erhobenem Haupt, höchstens noch ein bisschen wackelig, weil die hohen Absätze so ungewohnt sind und ein bisschen verlegen, weil so ein Anzug oder ein Jackett, das ist schon was Besonders. Aber ihr seid flügge geworden, wie junge Vögel, die nur auf den richtigen Wind warten und dann geht’s los. Und das ist ja gar nicht so einfach für Eure Eltern euch gehen zu lassen und deshalb raucht es hin und wieder kräftig. Ja aber genauso ist richtig und gut. Wir, als Gemeinde, als Stadt und Gesellschaft, brauchen keine Nesthocker, die sich nichts trauen und ängstlich den Kopf zwischen die Flügel stecken, sondern junge Menschen, die sich aufmachen und die ihr Leben in die Hand nehmen. Menschen, die sich trauen sich einzumischen. Ja, Gott selber will euch brauchen um seine Erde und seine Menschen zu schützen und zu bewahren. Davon haben wir eine ganze Menge gehört in den vergangen Monaten. Von Gott, der Menschen will, die mit aufrechtem Gang durchs Leben gehen. Die Ja sagen zu dem was gut ist und Nein zu dem was der Welt und ihnen schadet. Aber Gott will heute noch mehr. Er will, dass ihr Ja zu ihm sagt. Dass ihr bekennt und festhaltet, dass Gott euch begleiten soll in eurem Aufbruch, dass Gott mit Euch geht. Euer Weg soll leicht sein. Federleicht. Ihr sollt Feder leicht sein, getragen von Gottes gutem Geist, von dem Wind Gottes der euch segeln läßt und der euch trägt. Und Gott verspricht euch da zu sein, bei euch zu bleiben und euch durchs Leben zu tragen. Und was wird nicht alles passieren in den nächsten Jahren.

Viel fast zu viel Aufregendes. Der erste Kuss, die Abschlussprüfung, der Auszug von daheim, die erste durchtanzte Nacht und der Sonnenaufgang im Bushäuschen, die erste und die zweite große Liebe, die Ausbildung und und und und. Das Leben wird sich gut anfühlen, wie ein Flug, mit dem Wind in den Haaren, die Sonne im Gesicht. Freut euch drauf.

Das ist die eine Seite. Aber es gibt auch die andere.

Ihr wisst es ja genau und habt es schon am eigenen Leib erfahren. Ihr seid eben doch nicht immer unbesiegbar, seid nicht immer fit und stark. Wir haben uns auch mit den schweren Seiten des Lebens beschäftigt, haben gehört von Angst und Leid, von Sterben und Tod. Und manchmal in den Sternstunden und dann auch meistens nur von Angesicht zu Angesicht oder von whats  app zu whats app haben wir sehr persönlich darüber geredet. Nicht in der Gruppe, denn wer kann da schon zugeben dass man nicht immer nur fliegt. Und was da zur Sprache kam an Päckchen und Paketen, die ihr so mit euch rumschleppen müsst ist schon heftig. Angst zu versagen, Streit daheim, Eltern, die sich trennen, Depressionen, Tod und manches mehr. Ja ihr seid keine Kinder mehr und ihr kennt auch da andere - nicht federleicht sondern elend erdenschwer. Euch kann man nichts mehr vormachen. Das Leben ist kein Ponyhof. Nicht immer ein Flug in der Sonne. Sondern auch müde werden und sich kraftlos fühlen, ins Schlingern geraten und sogar abstürzen.

Und dann wünsche ich mir, dass ihr euch an heute erinnert. An diese Kirche und an dieses Bibelwort. Junge Männer werden müde und matt und junge Frauen auch, aber die auf Gott vertrauen bekommen neue Kraft, dass sie fliegen können wie Adler. Ich wünsche mir, dass Ihr euch erinnert, an den einen, an Gott, der euch auch dann nicht verlässt. Der euch neuen Schwung gibt und Kraft. Ihr sollt euch erinnern an Jesus, der nicht wegläuft. Der nichts fordert, aber der Euch hält. Mit Euch standhält, euch aushält, mit euch aushält. Und das gibt euch Kraft. Viel Kraft. Und die reicht ein Leben lang. Bis zum letzten Flug über das Meer hin zu Gott. Amen