Wenn Konfirmanden von dem erzählen, was sie glauben, spielt das Thema „Licht“ eine große Rolle. Zumindest ist dies meine Erfahrung der Konfirmationsgottesdienste in diesem Jahr. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden präsentierten aus Keilrahmen gebastelte Uhren, auf die sie gemalt und geschrieben hatten, was ihnen in ihrem Glauben wichtig ist – unter der Überschrift „Sag mir, was wirklich bleibt!“. Viele Jugendliche hatten Elemente der Lichtsymbolik gewählt, um ihre persönlichen Glaubensüberzeugungen zu visualisieren.
Ideen für die Predigt
Der Predigttext aus Epheser 5,8b-14 knüpft an die hohe Bedeutung an, die das Licht als Glaubensmetapher für Konfirmandinnen und Korfirmanden hat. Drei Linien für eine Predigt, die auch sie im Blick hat, seien angedeutet:
1) Was uns auszeichnet: Du bist ein Kind des Lichts.
Mit diesem Würdetitel spricht der Epheserbrief die Glaubenspraxis im Alltag des Lebens an: „Lebt als Kinder des Lichts!“.
Kind zu sein, ist nicht unbedingt das höchste Gut, das Jugendliche anstreben. Im Schnittpunkt zwischen „noch Kind-Sein“ und „noch nicht Erwachsen-Sein“ suchen Jugendliche ihren eigenen Weg in Annäherung und Abgrenzung zu den eigenen Eltern.
Die Formel des Predigttextes „Kind des…“ fragt danach, was über ein Leben bestimmt, wem ein Leben gehört.
Konfirmandinnen und Konfirmanden (und nicht nur sie) erleben, dass sie oft genug dem Stress des Alltags gehören, der Angst, der belastenden Situation in der Familie, usw. Dem stellt der Predigttext entgegen: „Du bist Kind des Lichts, nicht Kind des Stresses, nicht Kind deiner Ängste, nicht Kind deines schlechten Gewissen, usw.“. So verstanden, ist der Predigttext ein Wort der Hoffnung gegen alles, was gefangen nimmt und bindet.
2) Sei jemand, auf den man sich verlassen kann.
Ich erlebe Konfirmandinnen und Konfirmanden als höchst achtsam und sensibel, wenn es um die Frage nach authentischen Lebensstilen geht. Sie erkennen zielsicher, ob jemand das, was er sagt, auch lebt. Mit dieser Beobachtung konvergiert einer der prominenten Verse des Predigttextes: „Die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit“ (Eph 5,9). Wenn der biblische Wahrheitsbegriff „Zuverlässigkeit“ und „Treue“ intendiert, so kommt das den Erwartungen nahe, die Konfirmandinnen und Konfirmanden an einen authentischen Lebensstil haben. Die Predigt könnte dazu ermutigen, ein Mensch zu sein, auf den andere sich verlassen können. Wer zum Licht gehört, kann zu sich und zu anderen stehen.
39 Steh auf und lass das Licht rein.
Wichtig scheint mir, dass die pointierten Schlussverse des Predigttextes elementarisiert zu einem für Konfirmandinnen und Konfirmanden verständlichen Imperativ werden, z. B. im Sinn eines „Lass das Licht rein in dein Leben.“ Mir ist in bleibender Erinnerung, was von einer Konfirmandin als Kennzeichen einer guten Predigt genannt wurde: Dass es Beispiele gäbe, die mit ihrem Leben zu tun hätten. Es wird folglich darum gehen, beispielhaft aufzuzeigen, was dies bedeuten kann: Lass das Licht rein! Es könnte z. B. angedeutet werden, wie in dunklen Lebenssituationen neu Vertrauen zu Christus wachsen kann. Oder es ist eine zwischenmenschliche Situation im Blick, wie sie Konfirmandinnen und Kornfirmanden auch kennen: Dass es Streit und Misstrauen finster werden lassen und nur Versöhnung Licht ins Dunkel bringen kann.
Ideen über die Predigt hinaus
Eine erlebnispädagogische Gruppenerfahrung zum Thema „Licht und Finsternis“ ist der Besuch einer Höhle mit der Konfirmandengruppe. Völlige Dunkelheit zu erleben, ist eine eindrückliche Erfahrung, die im Alltag der Jugendlichen sicherlich nicht oft gegeben ist.
Gut geeignet sind Höhlen, die nicht touristisch erschlossen und mit elektrischer Beleuchtung ausgestatten sind (z. B. die Gustav-Jakob-Höhle in Grabenstetten auf der Schwäbischen Alb; sie ist von April bis Anfang Oktober frei und kostenlos zugänglich. Informationen sind über das Internet gut greifbar).
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Pfarrer Cornelius Kuttler
Gesamtkirchengemeinde Oberiflingen
Beauftragter für Konfirmandenarbeit im Kirchenbezirk Freudenstadt