Leben ohne Jesu Auferstehung?!
Das Zeugnis von der Auferstehung Christi
15 1 Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht,
2 durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr's festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe; es sei denn, dass ihr umsonst gläubig geworden wärt.
3 Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift;
4 und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift;
5 und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen.
6 Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen.
7 Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln.
8 Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden.
9 Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.
10 Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist.
11 Es sei nun ich oder jene: so predigen wir und so habt ihr geglaubt.
(12 Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten?
13 Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden.
14 Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.
15 Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen.
16 Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden.
17 Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden;
18 so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren.
19 Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.
20 Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten.)
Liebe Schwestern, liebe Brüder, liebe Festgemeinde!
aus diesen Worten des Apostels Paulus an die Korinther hören wir eindeutig heraus, dass sie mit der Auferstehung ihre Schwierigkeiten haben. Irgendwie tröstliche, dass schon die ersten Christen, die Jesus nicht persönlich begegnet waren, mit der unglaublichen Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi kämpfen. Paulus versucht seine Korinther zu überzeugen und schreibt ihnen, was er von Augenzeugen und Wegbegleitern Jesu erfahren hat. Die Leidenschaft, mit der er schreibt, zeigt an, wie wichtig für ihn die Botschaft von der Auferstehung ist. An der Auferstehung, so kann man ihn verstehen, hängt alles, sie ist der Schlüssel. Mit ihr steht und fällt der christliche Glaube.
Während meines Studiums fragte mich eine Freundin:
Glaubst du eigentlich, was du an Ostern predigen musst?
Was meinst du?
Na, dass Jesus auferstanden ist?!
Lassen Sie uns mal ein wenig phantasieren, wie es sein könnte, wenn Jesus nicht auferstanden wäre:
Wir leben auf ehemals germanisch-römischem Gebiet. Fangen wir beim Datum an: wir haben heute Sonntag, den 27. März 2016. Die Römer begannen die Jahre nach der Gründung Roms zu zählen, dann wären wir also heute bereits im Jahr 2769 ab urbe condita. Wir hätten eine ganz andere zeitliche Struktur. Die Römer hatten die 7-Tage-Woche nicht (die ist jüdischen Ursprungs) sondern das Nundinum: ein Zyklus von 9 Tagen. (Erst durch den christlichen Kaiser Konstantin wurde die 7-Tage-Woche, verbindlich eingeführt.) Ich bezweifle, dass wir so schön beieinandersäßen und feiern.
Die Römer versuchten dem Leben möglichst viel abzugewinnen, nichts anbrennen zu lassen. Der eigene Nutzen und Genuss stehen im Vordergrund. An ein Leben nach dem Tod glaubten sie nicht.
Wir könnten einem abgewandelten germanischen Kult angehören: Zauber, Hexerei, Glaube an Weissagung, an Wesen, die in Hügeln und Wasserfällen hausen. Enge Bindung an die Natur. Wir trügen Amulette und opferten den Gottheiten, um sie gut zu stimmen und ein gutes Leben zu haben. Ein starker Fokus läge auf der Gemeinschaft. Ein „Volk“ gäbe es nicht, sondern Stämme und Sippen, die zwar miteinander immer wieder im Clinch liegen, sich aber dennoch nach und nach vermischen. Die eigenen Leute sind okay, die anderen sind Feinde, die bekämpft werden müssten. Der Feind hätte keine Würde, Erbarmen würden wir nicht kennen. Verantwortungsbewusstsein auch nicht, es würde uns nicht kümmern, was mit den anderen ist. Unsere Obrigkeit ließe sich huldigen und gottgleich verehren, dürfe nicht in Frage gestellt werden, willkürliches Handeln zeichnete sie aus. Viele Götter hätten wir, mit unterschiedlichen Zuständigkeiten, denen wir Opfer darbringen müssten. Selektion, das Recht des Stärkeren, keine Schonung für die Schwächeren der Gesellschaft sind an der Tagesordnung. Drakonische Strafen für jene, die ausscheren.
Aber wie bei allen „was wäre wenn….“ - Überlegungen bleibt es bei Mutmaßungen, die sehr individuell ausfallen werden und über die wir uns gehörig in die Haare bekommen können. Dennoch macht es richtig Spaß, diesen Gedanken noch weiterzuführen, für andere Bereiche des Lebens: Ich vermute, dass wir beispielsweise vom Stand der Wissenschaft und Technik her ähnlich gut dastehen könnten, vielleicht wären wir sogar weiter. Denn: wenn nur die Starken und Tüchtigen sich durchsetzen, wenn man jene sich selbst überlässt, die auf Hilfe angewiesen sind, um zu überleben, hat man mehr Kraft und materielle Mittel, die man in den Fortschritt investieren kann.
Möglicherweise hätten wir bereits jeder sein privates Flugzeug, mit dem wir uns fortbewegen. Möglicherweise bräuchten wir die auch, weil wir mit den Nachbarländern/Völkern nicht friedlich zusammenlebten und nicht unbehelligt durchziehen dürften.
Wenn ich mir das Leben als Individuum betrachte: ich als Einzelner zählte nichts. Wer anders ist, lebte gefährlich, müsste sich permanent unterordnen. Für alles, was ich täte oder falsch machte, bekäme ich die Quittung. Wenn ich eine Chance verpasst hätte, bekäme ich keine zweite. Alles was ich tue oder lasse, zöge Strafe hinter sich, für alles müsste ich „bezahlen“ und könnte dennoch nicht „sicher“, getröstet sein.
Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben. Revanchieren und rächen. Ständig unter Druck stehen, ob ich denn der zuständigen Gottheit auch die notwendigen Opfer gebracht habe, dass ich ein gutes Leben habe.
Wenn ich mir das mal so plastisch ausmale, wird mir flau im Magen, es schaudert mich und läuft mir eiskalt den Rücken hinunter. Nein! Bitte nicht.
Die Antwort auf die Frage meiner Freundin: Ja. Ich glaube von ganzem Herzen: Der Herr ist auferstanden! – Er ist wahrhaftig auferstanden!
Christentum ohne Auferstehung Jesu ist nicht mehr Christentum. Denn: Es gab und gibt viele unheimlich kluge und begabte Menschen auf der Welt, die (von Gott) geniale Ideen, Philosophien, Vorschläge zur Weltverbesserung hatten. Viele haben auch eine Zeitlang guten Erfolg, ihre Ideen werden umgesetzt – und dennoch verschwinden sie irgendwann wieder in der Geschichte.
Eines Tages tritt Jesus auf, ein bis dato eher unscheinbarer Zeitgenosse und Rabbi.
Er heilt Kranke, er tut Wunder – hat es schon gegeben.
Er predigt und ruft zur Buße und Umkehr auf – hat es auch schon gegeben. Er legt die Heiligen Schriften so aus, dass es den Menschen möglich wird, Gottes Willen zu erkennen und auch zu tun – hat es ebenfalls schon gegeben. Langsam werden seine Zeitgenossen aufmerksam: da ist einer, der Gott ganz anders kennt und sieht und von ihm redet. Einer der sich auch mal was traut, Dinge zu tun, die „man eigentlich nicht macht“, der Konventionen, auch die religiösen, übertritt. Es wird den Menschen um ihn herum immer deutlicher, dass da Gott selbst aktiv wird. Aber sie missverstehen ihn grundlegend, indem sie von ihm politische Veränderung erwarten. Auch damals waren die Menschen nicht anders als heute: die Veränderung soll außen geschehen, innen drin soll alles bleiben, wie es ist.
Es kommt zu Unruhen, Jesus wird als Ursache für diese Unruhen verantwortlich gemacht und trägt die blutigen, schmerzhaften Konsequenzen. Das hat es auch schon gegeben: dass Revolutionäre für ihre „Vergehen“ bestraft worden sind.
Aber dieses Mal ist es anders: der schändlich hingerichtete Jesus kommt erneut ins Leben. Es wird deutlich, hier ist Gott am Werk. Er steht über allem und kann alles wenden.
Nun steht das Werk Jesu und seine Verkündigung in einem ganz anderen Licht da. Seine göttlich-liebevolle Sicht auf die Menschen und ihre (selbstgemachten) Probleme und die Lösungen, die Jesus parat hat. Er weitet den Blick, er bewegt Menschen dazu, sich bewegen zu lassen um eine andere Perspektive wahrzunehmen.
Einer, den Tod, erlebt und überwunden hat, dessen Wort und Tat zählt mehr. Dass er den Tod besiegt hat, macht Menschen Mut. Hoffnung breitet sich aus.
Hoffnung auf Besserung, bereits im irdischen Leben:
Gott erwartete von seinem auserwählten Volk Vertrauen und Zuneigung, wie es im jüdischen Glaubensbekenntnis heißt: du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. Zuneigung, die eigentlich dazu geführt hätte, mit ihren Mitmenschen liebevoll und gütig umzugehen.
Nach Jesu Auferstehung wird seine Botschaft von der Nächstenliebe verstanden und auch gelebt:
Was ihr einem von diesen Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan. Oder: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Es wird deutlich: durch diesen Jesus ist eine neue Zeit angebrochen, eine Zeit, in der Gesetze, z.B. vom Recht des Stärkeren, relativiert werden.
Jesus hat eine Wende unvorstellbaren Ausmaßes herbeigeführt, das steht fest. Auch wenn seine Botschaft immer wieder missverstanden, missbraucht und missdeutet wurde, weil wir Menschen im Grund genommen dieselben geblieben sind. Aber durch Jesu Auferstehung haben wir die Möglichkeit nicht nur zu bereuen, sondern durch Vergebung neu zu beginnen.
Ich komme nochmal auf das Neue zurück: Feinden gegenüber verhält sich Jesus anders als üblich. Der Auferstandene macht sich seine Gegner zu Werkzeugen, wie zum Beispiel den Paulus. Der hatte seine Begegnung mit dem auferstandenen Herrn, als er noch zu den Verfolgern gehörte und danach trachtete, wieder Ruhe in die aufgewühlte Stimmung in seinem jüdischen Volk zu bringen. Dann die Kehrtwende: der, den er bekämpft, der nimmt ihn in seinen Dienst. Unvorstellbar. So absurd – es hatte Paulus in jeder Hinsicht umgehauen. Er hatte keine Zweifel an der Lebendigkeit und Göttlichkeit Jesu. Paulus hat selbst erfahren, dass alles neu wird, wenn Jesus in das Leben eines Menschen tritt.
Aber es ist noch ein langer Weg. Nicht nur „einfache“ Menschen werden von Jesus und seiner Botschaft berührt und verändert, sondern auch Menschen, denen politische Macht gegeben ist, werden berührt und bereichert. Z.B Kaiser Konstantin, der ganz entscheidend zur Ausbreitung des Christentums beigetragen hat.
Und so weitet sie sich aus, die frohe Botschaft. Manchmal missverstanden, missdeutet und leider auch missbraucht.
Lebendig und voller Kraft bewirkt sie Neues, bewirkt sie Unvorstellbares:
z.B., dass jeder einzelne Mensch vor Gott einen Wert hat, dass Menschen einander beistehen. Dass sie sich vergeben und versöhnen. Dass sie befreit sind von Angst, dass sie voll Vertrauen ihr Leben leben und Gott vertrauen, der uns allen in Jesus entgegenkommt.
Das einzige „Opfer“, das wir Gott regelmäßig darbringen sollten, ist unsere Angst. Angst, die uns einengt, die uns den Atem raubt. Im Gegenzug erfahren wir tiefen, inneren Frieden und große Freude.
Leben ohne Auferstehung – wäre wahrscheinlich möglich, aber für mich nicht lebenswert.
Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden.
Halleluja!
AMEN