Licht schenkt Versöhnung – Versöhnung schenkt Licht – Predigt zu 1. Johannes 1,5 – 2,6 von Andreas Schwarz
1,5-2,6

Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.
Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist. Und er ist die Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt. Und daran merken wir, dass wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten. Wer sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in dem ist die Wahrheit nicht. Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. Daran erkennen wir, dass wir in ihm sind. Wer sagt, dass er in ihm bleibt, der soll auch leben, wie er gelebt hat.

 

Das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis. Der Herr sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis. Das Licht war gut. Das Licht ist gut. Es ermöglicht Leben. Es macht das Leben hell und warm und bunt. Es macht das Leben gut. Wir hören diese Botschaft. Und wir leben davon. Kein Gottesdienst ohne Licht, ohne Kerzen auf dem Altar. Keine Osternacht ohne Einzug der einen brennenden Kerze in die Dunkelheit. Keine Taufe ohne Kerze. Keine Erinnerung an die Taufe, ohne die  vielen brennenden Taufkerzen. Jesus Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. Das Licht und das Leben. Sie gehören zusammen. Damit Leben möglich wird. Damit Leben gut ist. Damit es warm ist, wir geborgen sind, behütet und beschützt. Damit wir es hell haben, und wir uns nicht verlaufen, damit wir wissen, wo es hingeht mit unserem Leben, wem wir nachfolgen, wo die Zukunft ist. Das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis.

Gottes Licht ist anders als unsere Lichter, anders als die Lichter dieser Welt. Die eine kurze Zeit brennen und auslöschen; dann ist das Wachs verbraucht, der Faden durchgebrannt, die Haltbarkeit erreicht und überschritten. Unser Licht, unser Lebenslicht, ist vorübergehend, endlich. Wer jetzt im Rampenlicht steht, wird irgendwann ersetzt, ausgetauscht, ins Dunkle gezerrt. Wer sich jetzt im Scheinwerferlicht sonnt, die Zustimmung und den Applaus genießt, spürt bald den absteigenden Ast. Und ahnt auch die, die die Säge schon in der Hand haben. Stars und Leuchten leben für den Augenblick und verglühen. Das ist unser Leben. Das Leben in der Finsternis. Das ist nicht das Leben im Licht Gottes. Es spiegelt etwas vor, wird durch die Maske und die Garderobe, durch geschickte Beleuchtung zum Glänzen gebracht,  zur Bewunderung und zur Begeisterung. Aber es ist am Ende eine Fassade und hält nicht, was es verspricht. Unsere künstlichen Lichter machen es kurz hell, scheinen und blenden. Aber sie bringen das Leben nicht. Sie besiegen die Finsternis nicht. Nicht wirklich und nicht dauerhaft.

Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis. Dieses Licht macht schön ohne Maske,  ohne Schminke und Garderobe. Dieses Licht macht jedes Leben hell und warm. Dauerhaft, ewig. Es leuchtet hier und jetzt und in der Zukunft. Es veraltet nicht und wird nicht ersetzt. Es verbraucht sich nicht und verschwendet keine Energie. Es wirft keinen Schatten und produziert keine Dunkelheit. Im Gegenteil: es macht es gerade da hell, wo es dunkel in unserem Leben ist. Und welches Leben ist ohne Dunkelheit? Wer ist nicht bemüht, das Dunkle zu verbergen? Damit nicht jeder weiß, was ich denke, wünsche und hoffe, was ich tue, im Dunkeln.  Niemand soll es sehen oder wissen. Gott auch nicht. Es soll im Dunkeln bleiben. Unerkannt, unentdeckt, unvergeben.

Und Gott sah, dass das Licht gut war. Jesus Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Da wird etwas anders. An Jesus Christus ist das zu sehen und zu erleben. Das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und die wir euch verkündigen: Gott ist Licht. Die Evangelien werden nicht müde, genau das von Jesus Christus zu erzählen. Wie er zu den Menschen geht und ihrer Dunkelheit begegnet. Er ist das Licht von Gott und sieht, wo es dunkel ist bei den Menschen.

Worunter sie leiden, wovor sie Angst haben. Wie sie unter ihrer Sünde leiden und sie zu verbergen suchen. Sie meiden die Gesellschaft, weil es ihnen peinlich ist. Oder weil die deutlich zu verstehen geben, dass sie solche Leute nicht bei sich haben wollen. Jesus Christus holt sie ins Licht, in sein Licht. Er holt sie aus ihrem Dunkel heraus, in das sie sich selbst verkrochen hatten, in das man sie verwiesen hatte. Er holt sie heraus, er schaut sie an, schaut in ihre Augen, auf ihren Körper, in ihre Seele. Er sieht ihre Krankheit, er sieht ihre Sünde. Er sieht, was sie vom Leben trennt. Er erkennt sie und hilft ihnen, sich selbst zu sehen und zu erkennen. Hell, offen, ehrlich. Schonungslos. Ungeschminkt. Jesus sieht nicht, was die Menschen vorgeben und vortäuschen, sondern wie sie sind, was sie zu verbergen suchen. Es tut ihnen gut. Es wird gut mit ihnen. Weil er ihnen ihre Sünde vergibt und ein neues, ein anderes Leben ermöglicht. Aufrecht, offen, ehrlich.

Er nimmt sie an und sie können sich selbst annehmen. Er vergibt ihnen und sie können sich selbst vergeben. Sie müssen sich nicht verstecken und von sich etwas Gutes behaupten, was in Wahrheit gar nicht gut ist. Jesus tritt in das Leben der Menschen und macht es hell. Da, wo es dunkel ist. Wo Menschen erleben und spüren, sie kommen aus diesem Dunkel niemals selbst heraus. Sie leben ein neues Leben, weil Jesus ihnen ihre Sünde vergibt. Sie leben von seiner Versöhnung. Er hat es hell gemacht, ehrlich. Es hat es geöffnet für neue Erfahrungen und für die Zukunft. Das ist seine Botschaft. Für den Zöllner Zachäus, der seine Leute betrogen und hintergangen hat, der gemeinsame Sache mit der römischen Besatzermacht gemacht hatte. Mit dem keiner aus der frommen Gemeinde zu tun haben wollte.

Die Prostituierte, die Jesus die Füße salbt, mit ihren Tränen befeuchtet, mit ihren offenen Haaren trocknet. Auf die alle mit dem Finger zeigen. Die Frau, die man beim Ehebruch ertappt hatte, über die alle urteilen, die man schon verurteilt hat und töten will. Sie alle holt Jesus aus dem Dunkel ihres Lebens heraus,  aus dem Urteil der Gerechten, aus dem eigenen Urteil über gescheiteres Leben, ins Licht seiner Vergebung. Ins Licht eines neuen Lebens.

Wie sollte da nicht Raum sein für dich und für mich und für jeden Menschen mit der Dunkelheit seiner Sünde? Niemand, für den Jesus nicht gestorben wäre, Keine, für die Jesus nicht mit seinem Blut bezahlt hätte. Die Botschaft verkündigen wir. Und davon leben wir. Niemand lebt davon, dass er sein Leben selbst hell  macht. Niemand macht sein Leben selbst gut. Nichts aber wäre verheerender, als das zu glauben. Als hätte ich mein Leben im Griff. Als könnte ich es gut machen. Als bräuchte ich keine Vergebung. Als bräuchte ich Jesus Christus nicht. Ich würde mich täuschen, mich belügen, mich am Ende verlieren. Hätte zu ihm gesagt, er sei umsonst gekommen, sei umsonst gestorben. Ich bräuchte ihn nicht und seine Vergebung nicht und seine Versöhnung nicht. Würde die Finsternis dem Licht vorziehen.

Den Schein des Lebens vom echten Leben. Wer sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. Sein Wort, das den Sünder zu sich ruft, in sein Licht, zu seiner Vergebung. Und ihn entlastet von dem Druck, sich selbst gut zu machen, sich und anderen einzureden, er sei gut oder könne sich gut machen.Er ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Dich und mich also. Und die ganze Welt. Das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen.

Amen.

 

Perikope
17.06.2018
1,5-2,6