Votum Joshua

Ich habe das Wort Syrien gehört.
Syrien in der Weihnachtsgeschichte.
Heute denke ich bei Syrien an Terror, Krieg und den IS. Und das da, wo die Geschichte von Jesus angefangen hat. Damals war kein Krieg, aber auch schwere Zeit. Jesus' erstes Bett war eine Futterkrippe. Kein sicheres Zuhause.
So wie bei vielen Kindern heute.

Votum Tess

Die Klarheit des Herrn. Wenn ich die Augen zumache, kann ich mir besser vorstellen, wie sich das angefühlt hat bei den Hirten: die Klarheit! Gott ist jetzt ganz nah. Das ist auch mein Weihnachtsgefühl. Ich atme ein und atme aus und denke: Ey, heute ist Weihnachten!
Wie schön: Die Nachricht kommt zuerst zu den Hirten. Zu einfachen Leuten. Das find' ich toll: Die frohe Botschaft ist für jeden da!

Votum Annika

Die Engel sagen: Fürchtet Euch nicht! Das gehört zu jedem Krippenspiel. Das versteht jedes Kind. Ich fühle mich bei diesen Worten gleich behütet und sicher. Vor den Engeln oder auch vor Gott muss man keine Angst haben. Diese alten Worte brauche ich an Weihnachten. Und auch sonst. Daran kann ich mich orientieren. Fürchtet euch nicht!

Votum Jessica

Die Hirten breiteten die Worte aus. Es gibt Worte, die mich jeden Tag wieder glücklich machen. Und andere machen mich nachdenklich oder traurig. Es gibt aber auch Worte, die treffen mitten ins Herz. So wie bei den Hirten. Seit dieser Nacht haben sich die Worte verbreitet. Bis zu uns. Von diesem besonderen Menschen. Der ist mir wichtig. In ihm wird Gott sichtbar.

Votum Jonathan

Maria nahm die Worte in ihr Herz auf. Maria hat sich darüber gefreut, was die Hirten über Kind gesagt haben. Ich finde, die Leute machen sich zu wenig Komplimente. Jede Mutter oder Vater freut sich doch, wenn sie etwas Gutes über ihr Kind zu hören bekommen, oder nicht? Wie wär's, wenn sich die Leute gerade heute an  Weihnachten mehr gute Sachen sagen! Das ist wie ein Geschenk. Das größte Geschenk geben wir heute weiter;  Die gute Botschaft von dem  Kind, das geboren ist. Damit sich viele darüber freuen.

Predigt Kirchenpräsident Dr. Volker Jung in der ARD Christvesper 24.12. 2016

Die Gnade Jesu Christi, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns.

Liebe Gemeinde!

Die Weihnachtsgeschichte ist für mich eine wunderbare Geschichte. Gerade in Zeiten wie diesen. Wir stehen unter dem Eindruck des Anschlags von Berlin. Die Weihnachtsgeschichte erzählt von der Geburt dieses Kindes Jesus und staunt über das Wunder des Lebens. Gleichzeitig spürt man in der Weihnachtsgeschichte, wie bedroht das Leben ist – damals und heute.

In vielen Familien ist in diesem Jahr ein Kind geboren. Jetzt feiern sie das erste Weihnachten mit ihm. Und sie sind berührt davon: Ein Kind ist  ein großes Geschenk. Das hat Jonathan eben gesagt. Das gilt für das Jesuskind und für jedes Kind. Das Leben ist ein Wunder. Niemand kann es sich selbst geben.

Aber auch dafür steht die Weihnachtsgeschichte: Das Leben ist von Anfang an bedroht und gefährdet. Jesus wird geboren in einem besetzten Land. Seine Eltern müssen dem Befehl des Kaisers aus Rom folgen. Der Befehl führt sie nach Bethlehem – damals ein unbedeutender Ort am Rande der Weltgeschichte. Als sie ein Quartier für die Nacht suchen, finden sie erst mal keins. Kein Raum in der Herberge. Alles voll. Dann wenigstens eine Futterkrippe für das neu geborene Kind.

Und heute? Niemand kann Bedrohungen und Gefahren ausweichen. Vom Anfang bis zum Ende nicht. Niemand kann entscheiden, in Europa, in Asien, in Afrika oder sonst wo auf der Welt geboren zu werden. Niemand kann sich aussuchen, ob er im Schatten oder auf der Sonnenseite lebt, ob in Not oder in guten Verhältnissen. Für niemanden gibt es letzte Sicherheit, wo auch immer wir sind, ob auf einem Weihnachtsmarkt wie am vergangenen Montag in Berlin oder daheim im Wohnzimmer.

Joshua hat eben gesagt, wie die Weihnachtsgeschichte auf ihn wirkt. Da heißt es "Das geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war." Wie Joshua horche ich auf bei dem Wort Syrien. "Syrien in der Weihnachtsgeschichte." Es ist furchtbar, dass es nicht gelingt, den Krieg zu beenden. Sinnlose Gewalt. Bomben, Terror, Angst und Tod. Viele Menschen leiden – in Aleppo und an anderen Orten. Alte und Junge, Väter und Mütter und Kinder, immer wieder Kinder. Beim Blick in die Krippe von Bethlehem muss ich auch an diese Kinder denken. Und daran, dass das Jesuskind Schutz gefunden hat in seinen ersten Stunden. Aber Jesus wird sterben: Dreißig Jahre später, hingerichtet an einem Kreuz - durch menschliche Gewalt.

Jedes Menschenleben ist ein Geschenk. Und: Jedes Menschenleben ist vom Tod bedroht. So kann es sein, dass Angst nach Menschen greift. Oder das Gefühl, allein zu sein, ganz auf sich selbst geworfen, hin- und hergerissen zwischen Tag und Nacht. Und am Ende bleibt die dunkle Nacht? Viele Menschen erleben das – nicht nur in den Krisen- und Kriegsgebieten dieser Welt. Oder auf der Flucht. Viele erleben das auch, wenn sie jemanden verloren haben und einsam sind. Einsam in dunkler Nacht. Oder wenn sie krank sind und um ihr Leben kämpfen. Wenn sie wissen, dass sie dem Tod entgegengehen. Vor einiger Zeit hat mir ein Freund geschrieben: "Mir war Weihnachten noch nie so nah wie in diesem Jahr." Er hatte wenige Wochen vorher von Ärzten gesagt bekommen, dass er unheilbar erkrankt ist. Aber es ist nicht nur dunkel um ihn. Sondern er spürt auch: In dieser Nacht, an Weihnachten, hat sich  der Himmel geöffnet. Davon erzählt die Weihnachtsgeschichte. Die Klarheit des Herrn, so heißt es, leuchtete um die Hirten. Sie sind erschrocken. Es ist etwas geschehen, das sie nicht begreifen konnten. Sie fürchten sich. Und dann hören sie Worte, die mitten ins Herz treffen, wie Jessi gesagt hat. Worte des Engels: "Fürchtet euch nicht! Ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr." Und: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens."

Die Botschaft der Engel ist eine Botschaft gegen die Angst. Sie ist eine Botschaft gegen den Tod und für das Leben. Annika hat recht, wenn sie sagt: "Fürchtet euch nicht, das versteht jedes Kind." Aber den Zuspruch: "Fürchte dich nicht!" brauchen nicht nur Kinder.

So machen sich die Hirten auf, um zu sehen, was sie gehört haben. Sie gehen zum Stall in Bethlehem. Sie finden Maria und Josef und das Kind in der Krippe. Von den Engeln wissen sie: Es ist ein besonderes Kind, ein göttliches Kind.

Wir wissen mehr als die Hirten. Wir kennen die Botschaft des Kindes. Seine Botschaft von der Liebe Gottes. Sie gilt allen Menschen. Wo auch immer sie herkommen, wer auch immer sie sind.

Die Botschaft von Jesus ist: Du bist ein von Gott geliebter Mensch. Darum mache dich auf. Vertraue auf Gottes Liebe und teile sie mit anderen. Mit denen, die dir nah sind – deiner Familie, deinen Freunden. Und auch mit denen, die dir fremd sind. Fürchte dich nicht! Jesus redet sogar davon, dass wir unsere Feinde lieben sollen. Das ist schwer. Mir jedenfalls fällt es nicht leicht, einem Menschen mit Respekt zu begegnen, der mich auch nur mit Worten angreift. Und selbst in mancher Weihnachtsfeier finden manche Menschen in ihrer Familie nicht zueinander. Und es ist noch viel schwerer, wenn wir an die Konflikte und Kriege in der Welt denken.

Trotzdem: Das Kind in der Krippe hat eine besondere Botschaft. Es ist das Geheimnis dieses Kindes, dass Gott sich selbst mit menschlichem Leben verbunden hat – mit all seinen Seiten. So erzählt die Weihnachtsgeschichte: Gott ist kein ferner, unnahbarer Gott. Gott ist Mensch geworden. So ist Gott nah – Dir und mir und allen Menschen auf dieser Erde. Gott ist nah – in hellen und in dunklen Stunden. Gott ist nah, damit wir leben.

Für mich ist die Weihnachtgeschichte eine wunderbare Geschichte. Sie erzählt wunderbar von Gott– davon, wie Gott uns beschenkt mit Leben. Wie er uns beschenkt mit seiner Liebe. Das ist für mich das Weihnachtsgefühl. So wie Du, Tess, es vorhin gesagt hast. Das Gefühl: "Jetzt ist Gott mir nah".

Ich hoffe, dass die Weihnachtsbotschaft viele kranke und traurige Menschen an diesem Fest erreicht und ihnen Halt und Hoffnung gibt. Und auch alle, die zurzeit verunsichert sind und Angst haben. Fürchtet euch nicht!

Und ich hoffe: Die Botschaft vom Frieden auf Erden beschränkt sich nicht auf dieses Fest. Wir nehmen sie mit in unseren Alltag. Damit sie hineinleuchtet in die Dunkelheiten unseres Lebens und die dunklen Gegenden dieser Welt. Denn Not und Krieg sind nicht das, was Gott will. Gott will, dass wir leben – in Frieden miteinander leben. Deshalb ist Gott Mensch geworden.

So bewahre der Frieden Gottes, der höher ist als alle Vernunft,  unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

Perikope
24.12.2016
2,1-20