Mit Christus zum neuen Leben – Predigt zu Epheser 2,4-10 von Mira Stare
2,4-10

Liebe Schwestern und Brüder,

die Schriftlesung für den heutigen Sonntag ist aus dem Epheserbrief genommen. Dieser Brief widmet sich der Kirche, die die Gemeinschaft der an Jesus Christus glaubenden und mit ihm verbundenen Menschen ist.

Wie eine Melodie mit verschiedenen Variationen kommt in der Schriftlesung der Gedanke der Rettung wiederholt vor. Es geht um die Rettung aus dem Zustand des Todes. Ein Leben in der Sünde, das heißt ein Leben getrennt von Gott, bedeutet Tod. Dieser tote Zustand des Menschen kann sich nur durch das Handeln Gottes zum neuen Leben verändern. Gott verlässt den von ihm getrennten toten Menschen nicht. Er wendet sich ihm mit seinem Erbarmen, seiner Gnade und Liebe zu. Durch seinen Sohn Jesus Christus verwirklicht Gott sein Handeln an ihm. Mit Jesus Christus können die Toten wieder lebendig gemacht, auferweckt und gerettet werden. Ihnen ist bereits ein Platz im Himmel gegeben. Nicht aus eigener Kraft, sondern durch das Geschenk Gottes in Jesus Christus kann die Wende vom Tod zum Leben geschehen.
Weiter wird auch der Gedanke vermittelt, dass die Menschen Geschöpfe sind, die in Jesus Christus geschaffen sind. Auch wenn die Menschen nicht aus den eigenen Werken und Leistungen gerettet werden können, bedeutet das nicht, dass sie keine guten Werke tun sollen. Umgekehrt, sie sind dazu geschaffen und bestimmt, in ihrem Leben die guten Werke zu tun, die Gott für sie bereits im Voraus bereitet hat.

Die Gedanken aus dem Epheserbrief sind auch für die Kirche und uns, Christinnen und Christen von heute, aktuell. Auch wir kennen die Erfahrungen, wo wir uns mitten in dieser Welt als tot vorkommen. Wir sind oft im Alltag getrieben von mehrfachem Druck und verschiedenen Direktiven, die unser Leben im privaten, beruflichen und gesellschaftlichen Bereich bestimmen und steuern. Der Leistungsdruck in unserer Zeit ist hoch. Dieser beginnt schon im Kindergarten und in der Schule und steigert sich ein Leben lang. In der Leistungsgesellschaft wird der Mensch dem Menschen Konkurrent, Rivale oder sogar Gegner und Feind. Er bleibt oft einsam, kommt in Krisen und fühlt sich trotz äußeren Erfolgen oft innerlich tot. Ebenso kann ein Mensch, der nicht mehr leistungsfähig ist, das Selbstwertgefühl und den Sinn des Lebens verlieren.
Der Epheserbrief kann uns aus diesem Leistungsdruck retten. Er zeigt uns, dass wir für unser Leben die Gemeinschaft mit Gott brauchen. Diese Verbundenheit ist ein reines Geschenk, das uns Gott in Jesus Christus gibt. Jeder und jede von uns ist von Gott in Jesus Christus geliebt. Gott rettet uns durch seine Liebe aus unserer Einsamkeit und Trennung von ihm und holt uns wieder in die Gemeinschaft mit ihm. So können wir mit Christus schon in unserem irdischen Leben auferweckt und lebendig gemacht werden.

Liebe Glaubende, wir sind eingeladen mit Christus, in ihm und durch ihn aufzuerstehen und neu zu leben. Er befreit uns vom falschen Leistungsdruck und von der Einsamkeit. In der Gemeinschaft mit ihm werden wir unser Leben neu ausrichten und entdecken, welche Aufgabe er uns in dieser Welt eigentlich anvertraut hat. Denn es gilt auch für uns: „Seine Geschöpfe sind wir, in Christus Jesus dazu geschaffen, in unserem Leben die guten Werke zu tun, die Gott für uns im Voraus bereitet hat“ (Eph 2,10).

Perikope
07.08.2016
2,4-10