Neuer Anfang mit Jesus
Liebe Glaubende,
wenn wir das Wort „Anfang“ oder die Wortverbindung „im Anfang“ hören, dann gehen unsere Gedanken wahrscheinlich zum ersten Buch der Bibel zurück, nämlich zum Buch Genesis und dessen erstem Vers. Dort heißt es:
„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (Gen 1,1).
Mit diesen Worten beginnt der erste Schöpfungsbericht. Gott erweist sich am Anfang als Schöpfer – als derjenige der Himmel und Erde schafft, der alle Lebewesen, Pflanzen, Tiere und Menschen ins Leben ruft und ihnen ihren Platz, ihren Sinn und ihre Aufgabe im ganzen Universum gibt.
Im heutigen Evangelium haben wir auch die Wortverbindung „im Anfang“ gehört. Mit ihr beginnt das Johannesevangelium und sein hymnischer Prolog. Im Unterschied zur Schöpfungserzählung aus dem Buch Genesis erfahren wir hier, dass am Anfang das Wort – auf Griechisch der Logos – schon da ist. Dieses Wort ist immer schon zu Gott hin gerichtet. Noch mehr, in seinem Wesen ist es von Gott. Dieses Wort unterscheidet sich von allen Werken der Schöpfung dadurch, dass er nicht wie sie geschaffen wurde, sondern immer schon „war“. Es ist präexistent – schon von Uranfang da. Es ist aktiv an der Erschaffung der ganzen Schöpfung beteiligt. Alles ist durch es geworden. Gott und sein Wort, beide gemeinsam sind bei dem Schöpfungsakt aktiv. Dabei spielt das Wort keine Nebenrolle. Denn der Johannesprolog behauptet: „Ohne das Wort wurde auch nicht eines von dem, was geworden ist“ (Joh 1,3). Das bedeutet: Ohne das Wort kann es keine Schöpfung geben und kann kein Geschöpf ins Leben und Dasein gerufen werden. Dieses Wort, das personifiziert dargestellt wird, ist im Schlussteil des Hymnus mit Jesus Christus identifiziert. Demzufolge gelten alle Aussagen, die sich auf das Wort beziehen, eigentlich für Jesus Christus. Er ist präexistent, vom Uranfang an da, und er ist ganz zu Gott hin gerichtet. Er ist derjenige, der gemeinsam mit Gott, am Schöpfungsakt beteiligt ist. Alles ist „durch“ ihn – Jesus Christus – geworden. Der Schöpfungsakt geschieht durch das Wort Gottes. Es handelt sich um ein kommunikatives Geschehen. Dies stimmt auch mit dem Schöpfungsbericht im Buch Genesis überein. Auch dort wird wiederholt gesagt: „Gott sprach … Und so geschah es.“ Im Unterschied dazu kommuniziert Gott im Johannesprolog durch sein einmaliges singuläres Wort – durch Jesus Christus – und ist ausschließlich „durch“ ihn schöpferisch tätig.
Weiter erfahren wir im Johannesprolog, dass das Wort Gottes – Jesus Christus – Leben für die Menschen ist. Dieses Leben in Jesus Christus ist eine Wirklichkeit, die im Wort begründet ist. Es beruht auf Kommunikation. Weiter wird behauptet, dass das Leben als Licht erfahrbar ist. Es hat Lichtfunktion. Dabei handelt es sich um rettendes Licht, das aus dem Unheilsbereich der „Finsternis“ befreit. Jesus Christus, das Wort Gottes, ist ein so großes Licht, dass die Finsternis und die mit ihr verbundenen lebensfeindlichen Mächte nicht im Stande sind, dieses Licht auszulöschen oder es zu begreifen.
Der Anfang bringt bereits ein bis ins unsere Zeit bekanntes menschliches Drama mit. Einige Menschen nehmen das Wort Gottes, die Person Jesu Christi, und sein Geschenkt von Leben und Licht, von Gnade und Wahrheit, an und machen die Erfahrung der Kinder Gottes. Andere Menschen lehnen dies ab. Obwohl die Menschen durch das Wort Gottes, Jesus Christus, entstanden sind und in ihrem Wesen zu ihm ausgerichtet sind, kommen nicht alle weder zu dieser Erkenntnis noch zum Glauben an ihn, sondern lehnen Jesus Christus, das Wort Gottes, ab. Damit lehnen sie auch Leben und Licht, Gnade und Wahrheit, die ihnen in Fülle geschenkt werden möchten, ab.
Der Johannesprolog bleibt aber auch angesichts dieser Ablehnung nicht pessimistisch. Er zeigt einen Weg, der die Menschen für Jesus Christus öffnen kann. Es geht nämlich um die Zeugen Jesu Christi, zuallererst um Johannes den Täufer. Sein Zeugnis über das Licht – über Jesus – kann die Menschen zum Licht – zum Glauben an Jesus bringen.
Liebe Glaubende, der Johannesprolog zeigt uns, wie weit die Kommunikation Gottes mit den Menschen geht. Sein Wort, Jesus Christus, ist Fleisch geworden und hat unter uns gezeltet. Auch für unsere Gegenwart gilt diese Aussage: Das Wort Gottes, Jesus Christus, wohnt und zeltet unter uns als Mensch unter den Menschen. Jetzt zu Weihnachten feiern wir seine Menschwerdung und seine Niederlassung unter uns. Erkennen wir ihn unter uns? Erkennen wir, dass er derjenige ist, durch den auch uns Gott ins Leben gerufen hat? Strahlt unser Leben von seinem Licht? Auch jede und jeder von uns ist in dieser Weihnachtszeit eingeladen, Jesus Christus, das Wort Gottes, unter uns und in uns anzunehmen und mit ihm einen neuen Anfang zu wagen. Mit Jesus anzufangen, bedeutet das Wort Gottes und mit ihm das Geschenk von Leben und Licht, von Wahrheit und Gnade anzunehmen. Dann werden auch wir tagtäglich erfahren, dass wir Kinder Gottes sind, und werden Zeugen des Lichtes in dieser Welt sein.