Predigt in leichter Sprache zu 1. Petrus 2,21b-25 von Christiane Neukirch
2,21-25

(Diese Predigt ist bestimmt für einen Gottesdienst in Gebärdensprache. Deshalb ist sie in leichter Sprache verfasst und kürzer als Predigten für hörende Gemeinden. Im Vortrag wird sie noch weiter vereinfacht.)

Christus ist euer Vorbild. Er hat für euch gelitten und ihr sollt ihm nachfolgen.
Er hat keine Sünde getan und nicht gelogen.
Menschen haben ihn beleidigt, aber er hat sie nicht wieder beleidigt. Er hat gelitten, aber niemandem gedroht. Er hat das Urteil des Gerichts angenommen.
Er hat unsere Sünden mitgenommen ans Kreuz. Wir sollen frei sein von Schuld und richtig leben wie Jesus Christus. Durch seine Wunden seid ihr geheilt.
Denn ihr ward wie Schafe, habt euch verirrt, aber jetzt habt ihr euch dem Hirten und Kenner eurer Seelen zugewendet.
Aus 1 Petrus 2,21b-25

Liebe Gemeinde!

Im Urlaub an der Nordseeküste. Auf dem Deich begegnen uns einige Schafe. Ich schaue ihre Gesichter an. Sie sehen zufrieden aus, so wie sie da stehen. Sie haben keine Sorgen. Sie wissen nichts – jedenfalls meine ich das -, aber sie müssen auch nichts wissen. Sie haben alles, was sie brauchen und das ist gar nicht viel. Einen Hirten, der aufpasst, dass sie gesund bleiben und an der richtigen Stelle grasen können; einen Zaun, der sie davor beschützt, auf die Straße zu laufen und verletzt zu werden; und die anderen Schafe, mit denen sie zusammen leben.

Nur: ohne den Hirten und den Zaun und die anderen Schafe sieht das Leben für ein Schaf nicht ganz so glücklich aus. Was kann alles passieren und ist auch schon passiert?! Jesus hat die Geschichte vom verlorenen Schaf erzählt. Von dem Hirten, der das verlorene Schaf solange sucht, bis er es gefunden hat, weil es allein nicht überleben kann.

Der 1 Petrusbrief sagt zu seinen Leserinnen und Lesern, sie waren auch wie Schafe. Aber solche Schafe ohne Hirten, ohne Zaun und Schutz. Sie hatten sich verirrt – sind in falsche Richtungen auseinander gelaufen – und wussten nicht mehr weiter.

Da muss ich an uns heute denken. Auch wir sind oft ratlos, fühlen uns hilflos. Besonders in diesen Wochen und Monaten. Immer wieder lesen, sehen und hören wir schlimme Nachrichten. Was sollen wir machen gegen den Terror, der jetzt auch zu uns nach Europa gekommen ist? Was sollen wir machen mit den vielen Flüchtlingen bei uns? Was sollen wir machen mit den Jugendlichen, die keine heilen Familien mehr kennen? Und und und – viele Fragen und viele Antworten, viele Experten und betroffene Menschen. Aber wo ist der richtige Weg, wo finden wir Orientierung und Sicherheit?

Der 1 Petrusbrief schreibt: „jetzt habt ihr euch dem Hirten und Beschützer von euren Seelen zugewendet..“ Er redet von Jesus. Er meint ernsthaft: Jesus ist die Antwort auf alle Fragen. Die Fragen seiner Leserinnen und Leser damals – und auch auf unsere Fragen heute. Bei Jesus, dem guten Hirten, sieht der 1 Petrusbrief, was wir brauchen:

ein richtig gutes Vorbild - einen Menschen ohne Schuld, der nicht lügt, der nicht droht und schon gar nicht Rache übt, der aber bei uns bleibt und uns aushält – bis ans Kreuz und der uns so zeigt, wie leben richtig ist. Jesus, unser Vorbild. Der 1 Petrusbrief ist sicher: Auf Jesus können wir vertrauen. Seine Worte und sein Leben passen zusammen. Schauen wir ihn uns also genau an!

Wie hat Jesus gelebt?

Da fällt mir zuerst auf: Jesus sucht immer wieder den Kontakt zu Gott, zieht sich zurück, geht in die Wüste und betet. Ich glaube, da findet Jesus seinen Halt. Da bei Gott bekommt er seinen weiten Blick, sein barmherziges Mitgefühl mit allen Menschen, seine Kraft, auf dem geraden Weg, in der festen Verbindung mit Gott zu bleiben.

Versuchen wir das doch auch – uns immer wieder Zeit nur für Gott zu nehmen. Vielleicht haben viele bei uns heute solche Angst vor dem Islam, weil sie ihre eigene Beziehung zu Gott nicht pflegen? Weil sie alleine gar nicht mehr wissen, wie das Beten geht?! Schön, dass wir heute hier im Gottesdienst gemeinsam beten können. Und dass jeder bei uns mitbeten kann.

Und wie geht Jesus mit den Menschen um?

Ich entdecke: Jesus hat keine Schranken im Kopf, er ist offen für alle. Jesus erzählt z.B. vom barmherzigen Samariter – ein Mann aus der Gruppe der Samaritaner – nicht beliebt in Israel. Aber bei Jesus ist gerade der Samariter der Gute. Jesus heilt den Diener eines römischen Beamten – eines Feindes. Jesus hilft einer kanaanäischen Frau – die gehört auch nicht zu seinem Volk. Nein, Jesus hat keine Schranken im Kopf.

Und: Jesus geht immer wieder auf einzelne Menschen zu. Sieht ihre Situation, versteht ihre Geschichte und spricht gut mit ihnen.

So können wir das auch machen. Niemand von uns kann die ganze Welt retten und die großen Fragen beantworten. Aber wir können einzelne Menschen kennenlernen und begleiten. Dann merken wir, wie das ist, wenn Fremdheit verschwindet: Vertrauen, Sympathie wachsen und wir fühlen uns plötzlich verbunden mit Menschen aus einer ganz anderen Kultur. So wie es in unserer Gebärdengemeinde passiert ist. Wir haben eine junge Mutter bei uns aufgenommen, die mit ihrem kleinen Sohn hierher geflüchtet ist. Und sie ist nicht die erste.

Der 1 Petrusbrief schreibt: „Denn ihr ward wie Schafe, habt euch verirrt, aber jetzt habt ihr euch dem Hirten und Beschützer von euren Seelen zugewendet.“

Machen wir das immer wieder: uns zu Jesus hinwenden und sehen, wie er gelebt hat. Verhalten wir uns wie er. Haben wir keine Angst, wenn wir auf dem Weg nur kleine Schritte gehen können.

Wenn jede und jeder so lebt, können Flüchtlinge bei uns zur Ruhe kommen und eine neue Heimat finden. Und wir stärken den Frieden gegen den Hass. Ich denke, so können wir heute Jesus nachfolgen.

Amen.

 

Perikope
10.04.2016
2,21-25