Predigt über 1. Korinther 7, 29-31 von Christine Hubka
7,29
Die Zeit ist kurz. Fortan sollen auch die, die Frauen haben, sein, als hätten sie keine; und die sich freuen, als freuten sie sich nicht; und die kaufen, als behielten sie es nicht; und die diese Welt gebrauchen, als brauchten sie sie nicht. Denn das Wesen dieser Welt vergeht. 1. Kor. 7,29-31
Dieser kurze Abschnitt ist ein feines Beispiel dafür, dass es gefährlich ist,
biblische Texte aus dem Zusammenhang gerissen zu betrachten.
Mir fällt nämlich etwas ganz und gar nicht Feines ein,
wenn ich höre, ein Ehemann lebt, als hätte er keine Frau.
Oder eine Ehefrau lebt, als wäre sie nicht verheiratet.
Paulus ermutigt hier aber nicht zum Fremdgehen. wenn er schreibt:
Fortan sollen auch die, die Frauen haben, sein, als hätten sie keine, empfiehlt er den Männern nicht, sich eine Freundin neben der eigenen Ehefrau zu nehmen.
Auch der letzte Satz des Abschnitts lädt aus dem Zusammenhang genommen zu einem fatalen Missverständnis ein:
Die diese Welt gebrauchen, sollen das tunals brauchten sie sie nicht.
Genau das hat die Menschheit in den letzten Jahrzehnten gemacht.
Die Welt und ihre Lebendigkeit gebraucht, als würden wir hier nicht mit etwas ganz empfindlichen, kaum wiederherstellbaren umgehen. Unsensibel, gedankenlos hat die Menschheit die Welt gebraucht und tut es hier im Westen immer noch. So als wäre der Gebrauch der Welt keinen Gedanken wert.
Geht fremd! Zerstört die Welt!
Das kann es nicht sein, was der Apostel der Gemeinde in Korinth empfiehlt:
Der Schlüssel zu diesem Abschnitt liegt in den ersten vier Worten:
Die Zeit ist kurz!
Die Zeit ist kurz, bis der Auferstanden und in den Himmel aufgefahrene Christus wieder kommt.
Die Zeit ist kurz,
dann kommt er und richtet für ewig das Reich Gottes auf.
Krankheit, Tränen, Leid, Schmerz das alles wird nicht mehr sein.
So hofft der Apostel. So hoffen wir.
Anders als wir erwartete Paulus die Wiederkunft Christi noch zu seinen eigenen Lebzeiten.
Hier hat Paulus sich geirrt.
Der Apostel ist gestorben, die Welt ist nicht untergegangen.
Sie wird auch in absehbarer Zeit nicht untergehen. Auch wenn manche modernen aber falschen Propheten das Ende der Welt für das Jahr 2012 vorhersagen.
Selbst wenn es so wäre, braucht das niemandem Angst machen.
Das Ende fällt nach den biblischen Verheißungen und nach den Worten Jesu mit dem großen Neuanfang, dem Reich Gottes für alle, zusammen.
Der wiedergekommene Jesus bringt in Gottes Namen Heil für alle und Gerechtigkeit und Frieden für jeden einzelnen.
Er wird es auch tun – eines Tages.
Nur nicht im Dezember 2012.
Viel mehr Angst als der mögliche Weltuntergang macht es mir,
dass dieser ersten Satz des Apostels so leichtfertig überlesen und zur Seite geschoben werden kann:
Die Zeit ist kurz.
Ja, auch wenn die Welt noch weiter besteht: Die Zeit ist kurz.
Die Zeit, in der wir hier in den europäischen Ländern unsere Haltung und unsere Lebensweise ändern.
Ich habe vor kurzem einen Test gemacht, wie groß mein ökologischer Fußabdruck ist:
Obwohl ich kein Auto besitze, sondern mit dem Rad fahre oder zu Fuß gehe,
obwohl ich Ökostrom beziehe und möglichst nur Produkte aus der Landwirtschaft meiner Region kaufe, verbrauche ich fast doppelt so viel von dem, was unsere Erde bereit hält, als mir zusteht.
Dabei dachte ich, dass ich ziemlich vorbildlich lebe.
So kann man sich täuschen.
Die Zeit, auch meine Lebenszeit ist kurz, zu kurz, um alles anders zu machen.
Sie ist auf jeden Fall zu kurz, um bis morgen, oder bis übermorgen,
oder bis irgendwann einmal, wenn mir danach ist, zu warten, Verantwortung zu übernehmen.
Was zu tun ist, fasst der Apostel so zusammen:
Die diese Welt gebrauchen, sollen es so tun, als brauchten sie sie nicht.
Für mich bedeutet das:
Befriedige deine Bedürfnisse. Stille deinen Hunger und deinen Durst. Suche dir ein Dach über dem Kopf. Kleide dich, sodass du nicht frierst.
Aber mache aus dem allem nicht mehr als es ist.
Mache aus dem Essen keine Show, was du dir leisten kannst.
Kleide dich geschmackvoll und in dem Stil, der dir gefällt.
Aber fall nicht auf die hinein, die behaupten: Kleider machen Leute.
Denn wer und was du bist, bestimmt nicht deine Kleidung sondern dein Verhalten.
Du kannst den Kauf eines neuen Pullovers aufschieben.
Dein Verhalten zu deinen Kindern, zu deiner Partnerin, zu deinem Partner, zu Nachbarn und Kolleginnen kannst du nicht aufschieben.
Denn was du heute sagst, beeinflusst den morgigen Tag.
Und was du heute versäumst zu tun, wird so nicht mehr getan werden.
Ich habe bei einem Gottesdienst im Gefängnis die Gefangenen gefragt, ob es möglich ist, in Haft so zu leben, als wäre man nicht in Haft.
Ich wollte wissen, ob es Augenblicke, Momente gibt, wo drinnen und draußen sich nicht unterscheiden.
Spontan hat eine Frau gesagt: „Gerade jetzt, wo wir Gottesdienst feiern.
Hier in der Kapelle ist es so, als wären wir nicht im Gefängnis.“
Ich war von dieser Antwort überrascht. Ich hatte etwas anderes erwartet.
Ich hatte gedacht, wenn sie eine Zigarette schnorren und mit jemandem gemeinsam rauchen, wenn sie einen Kaffee kochen oder Karten spielen, ist es so wie draußen.
Der Gottesdienst ist es, der sie aus der allumfassenden, totalen Wirklichkeit des Gefängnisses herausholt. Gottes Wort, singen, beten relativiert sogar die totale Institution
Besser als diese inhaftierte Frau kann man Paulus nicht verstehen.
Ich lebe alles, meinen ganzen Alltag und alle meine Verpflichtungen. Ich freue mich über das Gute und ertrage das Schlechte.
Das alles aber kann jederzeit von Gottes Wirklichkeit, von Gottes Nähe von Gottes Gegenwart, von seinem Wort durchbrochen und außer Kraft gesetzt werden.
Das ist nicht nur eine Möglichkeit.
Das geschieht auch an Orten, wo es niemand vermuten würde, wie im größten Gefängnis in Österreich.
Dafür sei Gott Lob und Preis in Ewigkeit.
Dieser kurze Abschnitt ist ein feines Beispiel dafür, dass es gefährlich ist,
biblische Texte aus dem Zusammenhang gerissen zu betrachten.
Mir fällt nämlich etwas ganz und gar nicht Feines ein,
wenn ich höre, ein Ehemann lebt, als hätte er keine Frau.
Oder eine Ehefrau lebt, als wäre sie nicht verheiratet.
Paulus ermutigt hier aber nicht zum Fremdgehen. wenn er schreibt:
Fortan sollen auch die, die Frauen haben, sein, als hätten sie keine, empfiehlt er den Männern nicht, sich eine Freundin neben der eigenen Ehefrau zu nehmen.
Auch der letzte Satz des Abschnitts lädt aus dem Zusammenhang genommen zu einem fatalen Missverständnis ein:
Die diese Welt gebrauchen, sollen das tunals brauchten sie sie nicht.
Genau das hat die Menschheit in den letzten Jahrzehnten gemacht.
Die Welt und ihre Lebendigkeit gebraucht, als würden wir hier nicht mit etwas ganz empfindlichen, kaum wiederherstellbaren umgehen. Unsensibel, gedankenlos hat die Menschheit die Welt gebraucht und tut es hier im Westen immer noch. So als wäre der Gebrauch der Welt keinen Gedanken wert.
Geht fremd! Zerstört die Welt!
Das kann es nicht sein, was der Apostel der Gemeinde in Korinth empfiehlt:
Der Schlüssel zu diesem Abschnitt liegt in den ersten vier Worten:
Die Zeit ist kurz!
Die Zeit ist kurz, bis der Auferstanden und in den Himmel aufgefahrene Christus wieder kommt.
Die Zeit ist kurz,
dann kommt er und richtet für ewig das Reich Gottes auf.
Krankheit, Tränen, Leid, Schmerz das alles wird nicht mehr sein.
So hofft der Apostel. So hoffen wir.
Anders als wir erwartete Paulus die Wiederkunft Christi noch zu seinen eigenen Lebzeiten.
Hier hat Paulus sich geirrt.
Der Apostel ist gestorben, die Welt ist nicht untergegangen.
Sie wird auch in absehbarer Zeit nicht untergehen. Auch wenn manche modernen aber falschen Propheten das Ende der Welt für das Jahr 2012 vorhersagen.
Selbst wenn es so wäre, braucht das niemandem Angst machen.
Das Ende fällt nach den biblischen Verheißungen und nach den Worten Jesu mit dem großen Neuanfang, dem Reich Gottes für alle, zusammen.
Der wiedergekommene Jesus bringt in Gottes Namen Heil für alle und Gerechtigkeit und Frieden für jeden einzelnen.
Er wird es auch tun – eines Tages.
Nur nicht im Dezember 2012.
Viel mehr Angst als der mögliche Weltuntergang macht es mir,
dass dieser ersten Satz des Apostels so leichtfertig überlesen und zur Seite geschoben werden kann:
Die Zeit ist kurz.
Ja, auch wenn die Welt noch weiter besteht: Die Zeit ist kurz.
Die Zeit, in der wir hier in den europäischen Ländern unsere Haltung und unsere Lebensweise ändern.
Ich habe vor kurzem einen Test gemacht, wie groß mein ökologischer Fußabdruck ist:
Obwohl ich kein Auto besitze, sondern mit dem Rad fahre oder zu Fuß gehe,
obwohl ich Ökostrom beziehe und möglichst nur Produkte aus der Landwirtschaft meiner Region kaufe, verbrauche ich fast doppelt so viel von dem, was unsere Erde bereit hält, als mir zusteht.
Dabei dachte ich, dass ich ziemlich vorbildlich lebe.
So kann man sich täuschen.
Die Zeit, auch meine Lebenszeit ist kurz, zu kurz, um alles anders zu machen.
Sie ist auf jeden Fall zu kurz, um bis morgen, oder bis übermorgen,
oder bis irgendwann einmal, wenn mir danach ist, zu warten, Verantwortung zu übernehmen.
Was zu tun ist, fasst der Apostel so zusammen:
Die diese Welt gebrauchen, sollen es so tun, als brauchten sie sie nicht.
Für mich bedeutet das:
Befriedige deine Bedürfnisse. Stille deinen Hunger und deinen Durst. Suche dir ein Dach über dem Kopf. Kleide dich, sodass du nicht frierst.
Aber mache aus dem allem nicht mehr als es ist.
Mache aus dem Essen keine Show, was du dir leisten kannst.
Kleide dich geschmackvoll und in dem Stil, der dir gefällt.
Aber fall nicht auf die hinein, die behaupten: Kleider machen Leute.
Denn wer und was du bist, bestimmt nicht deine Kleidung sondern dein Verhalten.
Du kannst den Kauf eines neuen Pullovers aufschieben.
Dein Verhalten zu deinen Kindern, zu deiner Partnerin, zu deinem Partner, zu Nachbarn und Kolleginnen kannst du nicht aufschieben.
Denn was du heute sagst, beeinflusst den morgigen Tag.
Und was du heute versäumst zu tun, wird so nicht mehr getan werden.
Ich habe bei einem Gottesdienst im Gefängnis die Gefangenen gefragt, ob es möglich ist, in Haft so zu leben, als wäre man nicht in Haft.
Ich wollte wissen, ob es Augenblicke, Momente gibt, wo drinnen und draußen sich nicht unterscheiden.
Spontan hat eine Frau gesagt: „Gerade jetzt, wo wir Gottesdienst feiern.
Hier in der Kapelle ist es so, als wären wir nicht im Gefängnis.“
Ich war von dieser Antwort überrascht. Ich hatte etwas anderes erwartet.
Ich hatte gedacht, wenn sie eine Zigarette schnorren und mit jemandem gemeinsam rauchen, wenn sie einen Kaffee kochen oder Karten spielen, ist es so wie draußen.
Der Gottesdienst ist es, der sie aus der allumfassenden, totalen Wirklichkeit des Gefängnisses herausholt. Gottes Wort, singen, beten relativiert sogar die totale Institution
Besser als diese inhaftierte Frau kann man Paulus nicht verstehen.
Ich lebe alles, meinen ganzen Alltag und alle meine Verpflichtungen. Ich freue mich über das Gute und ertrage das Schlechte.
Das alles aber kann jederzeit von Gottes Wirklichkeit, von Gottes Nähe von Gottes Gegenwart, von seinem Wort durchbrochen und außer Kraft gesetzt werden.
Das ist nicht nur eine Möglichkeit.
Das geschieht auch an Orten, wo es niemand vermuten würde, wie im größten Gefängnis in Österreich.
Dafür sei Gott Lob und Preis in Ewigkeit.
Perikope