Predigt über Genesis 12, 1-4a zur documenta von Monika Waldeck
12,1
1.
Mit einer Zumutung beginnt die Geschichte Gottes mit den Menschen.
„Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen werde.“
Wer einmal wegmusste von dort, wo er sich zu Hause fühlte, der weiß, was das bedeutet. Weg von den Eltern, den Kindern, den Freunden und Nachbarn, weg von allem, was einem vertraut ist, das kann sehr schmerzhaft sein. Die Gemeinschaft und der Ort, an dem ich zu Hause bin, gibt meinem Leben Sinn, Sicherheit und Struktur.
Weggehen, das heißt, dass alles in Frage steht.
Viele Menschen kennen das Gefühl bis auf den heutigen Tag. Vielleicht ist auch unter Ihnen jemand, der als Kind in den Kriegswirren seine Heimat verlassen musste.
Menschen in anderen Ländern müssen heute gehen, weil zu Hause nur noch Hunger, Verzweiflung und Tod warten.
Die Heimat verlassen, das ist hart.
So mag es Abram auch empfunden haben, als er seinen Auftrag von Gott erhielt.
Aber - es gibt einen Unterschied zu den heimatlosen Flüchtlingen aller Zeiten.
Zu der Zumutung kommt ein Versprechen:
„Geh in ein Land, das ich dir zeigen werde. Und ich will dich zum großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“
Der hier seine Heimat verlassen soll, tut das um Gottes Willen. Er erfährt, dass Gott etwas Großes mit ihm vor hat. Er soll zur Quelle des Segens für alle Völker werden.
Das ist leicht zu lesen und schwer zu verstehen.
Die Bibel kennt jedoch solche Erwählungen von Menschen durch Gott, die mit Segenszusagen verbunden sind, Isaak, Jakob, Josef.
Abram war der Erste, der erste Erzvater Israels, dem dies geschah. Die Menschen, die das lasen, sahen in ihm keinen idealen Menschen. Er war für Israel der, mit dem Gottes Geschichte mit den Menschen begann, der Gottes Wirklichkeit in einer einzigartigen Dichte in seinem Leben erfahren hatte.
Und die Bibel erzählt ganz lebensnah, wie Abram trotz seines Gottvertrauens ein angefochtener Mensch blieb, in Versuchungen geriet, Schuld auf sich lud, zweifelte und sich Gott widersetzte.
Es ist, als ob sich in seiner Geschichte die Höhen und Tiefen der Geschichte des Gottesvolkes schon einmal abzeichnen würden.
„Ein Segen sollst du sein.“
Wer sich gesegnet fühlt, durch Gott oder durch wichtige Menschen, der kann den Herausforderungen seines Lebens selbstbewusst begegnen. Der weiß, dass er, obwohl er Fehler machen wird, Unrecht erleben oder selbst begehen wird, doch ein geliebter Mensch, der sich selbst achten kann, bleibt.
Wem das als Kind versagt bleibt, für den ist es viel schwerer, mit Zweifeln und Zumutungen umzugehen, weil er sich selbst als ganze Person in Frage gestellt fühlt.
Wie schön, wenn es im weiteren Leben dann möglich wird, Menschen zu begegnen, die einen mögen, lieben und respektieren.
Segen ist aber noch mehr: wer gesegnet wird, der kann auf Schutz und Bewahrung durch Gott selbst vertrauen. Im Angesicht Gottes erfahren wir in jedem Gottesdienst eine Stärkung für die Herausforderungen in unserem Leben, den Krankheiten, den Krisen, den Entwicklungsaufgaben in jedem Alter.
Auch heute steht am Ende unseres Gottesdienstes der Segen für jeden von uns.
Der Segen wird uns geschenkt. Wie gehen wir mit ihm um?
Ja, sind wir ein Segen?
Dem möchte ich einen Moment nachdenken.
2.
Darum: Szenenwechsel.
Frühmorgens um 6.20 Uhr am 06. Mai dieses Jahres, alarmiert ein erschrockener Anrufer die Feuerwehr in Kassel. Eine Person wolle sich vom Turm der Elisabethkirche in die Tiefe stürzen. Die Feuerwehr rückt mit Sprungtuch an und findet im Kirchturm… eine Skulptur, die in den Tagen zuvor der bekannte Künstler Stefan Balkenhol im Auftrag der katholischen Kirche installiert hatte.
Es ist ihr Beitrag zur diesjährigen Documenta, der weltweit wichtigsten Ausstellung für zeitgenössische Kunst, die gerade in Kassel beginnt.
Eine 2 m große männliche Figur steht in der Mitte des 30m hohen offenen Kirchturms. Sie balanciert auf einer goldenen Kugel, die Arme weit ausgebreitet.
Der besorgte Anruf bei der Feuerwehr bleibt nicht der einzige Anstoß, den Balkenhols Skulptur erregt.
Die Leiterin der Documenta, Carolyn Christov-Bakargiev, zeigt sich „traurig und schockiert“ über dieses Kunstprojekt, das mit ihr nicht abgesprochen war.
Sie wollte den Friedrichsplatz gegenüber der Kirche für Kunstwerke nutzen, die eine ökologische Perspektive einnehmen, ohne den Menschen in den Mittelpunkt zu rücken. Von Balkenhols Figur, so sagt sie, fühle sie sich bedroht. Sie wirke gewaltsam und sei eine Provokation.
Die Documenta hat ihren ersten Skandal, bevor sie überhaupt eröffnet ist.
Von diesem Kunstwerk habe ich Ihnen zwei Fotos mitgebracht.
Mich hat es überrascht, als ich es das erste Mal sah, morgens im Auto auf dem Weg ins Büro. Die Ampel ist gerade rot und ich schaue: Da steht ein Mensch in weißem Hemd, schwarzer Hose und fast überlangen Beinen auf einer Kugel weit über mir im Turm, schaut in die Ferne.
Trotz seiner Größe wirkt die Skulptur still, offen, fast entrückt. Sie lässt ganz selbstverständlich zu, Kontakt zu ihr aufzunehmen.
Die Skulptur ist direkt unter dem Kreuz des Kirchturms installiert, das ebenfalls auf einer goldenen Kugel angebracht ist.
Wie Christus, der Gekreuzigte, steht sie da, hineinversetzt in das Jetzt und Heute durch ihre Kleidung, der Mensch ist einer von uns.
Die Figur dreht sich auf einmal, jetzt schaut sie in meine Richtung.
Er hält uns einen Spiegel vor, hier unten in unseren Autos, so denke ich plötzlich, er will uns warnen, heute Morgen, wie wir hier sind, mit unseren je eigenen Stimmungen, mit denen wir den Tag beginnen.
Ganz allein steht er da, hoch über der Stadt, in dieser anstrengenden Haltung auf dieser glatten Kugel, unter sich das bodenlose Nichts. Was wäre, wenn er das Gleichgewicht nicht halten könnte und 30m in die Tiefe stürzte?
Trotz der sicher überwältigenden Aussicht von da oben würde ich sterben vor Angst.
Das erinnert mich daran, wie nah wir Menschen uns an diesem Abgrund bewegen.
Wir spielen mit den Ressourcen unserer Erde, gierig nach ihren Schätzen, im Goldrausch.
Noch balancieren wir, schicken in Sekundenschnelle riesige Geldströme um den Globus, die die einen unfassbar reich machen und die anderen in die Sklaverei schicken. Die Kinder in den Kakaoplantagen Afrikas, die Arbeiterinnen in der Textilindustrie Chinas. Nicht alle haben Anteil an der Beute, auch nicht hier bei uns Deutschland.
Und der weiße Mann, der Prototyp des Reichen aus allen Nationalitäten, balanciert auf der Erde und herrscht über sie.
Noch - solange er sich halten kann.
Und scheint die Gefahr gar nicht zu bemerken, oder sich die Angst nicht anmerken zu lassen.
Ja, das Gewaltsame, das die Kuratorin der Documenta in der Figur sah, kann ich durchaus nachempfinden.
Doch das Kreuz über ihm weist darauf hin, dass er da oben nicht hingehört.
Er sollte unten zur Tür hinein in die Kirche gehen und sich in eine Bank setzen.
Vielleicht würde er den Kirchenraum auf sich wirken lassen, zur Ruhe kommen. Vielleicht würde er auf das Kreuz schauen, das auf dem Altar steht.
Und vielleicht könnte er mit Gott, seinem Schöpfer, ins Gespräch kommen, spüren, dass da einer ein Gegenüber zu ihm sein will, das Orientierung und Begrenzung bietet und ihn doch ernstnimmt.
Ich jedenfalls würde das an seiner Stelle gern tun.
Und ich weiß gleichzeitig, dass ich an der Hybris des Mannes im Turm einen gehörigen Anteil habe. Ich trinke Kaffee, trage Kleidung auch aus China und nutze Luxusgüter, die den meisten Menschen in der Welt versagt bleiben.
3.
Ihr sollt ein Segen sein.
Sind wir ein Segen?
In dieser Ambivalenz, in diesem Zweifel bin ich Abram verbunden. Der Auftrag Gottes, ein Segen zu sein, die Zusage: „Du wirst ein Segen sein“, gilt auch uns Christen heute und hier.
Abram musste dazu aufbrechen aus seinem alten Leben, sich hineinwagen ins Unbekannte und Unsichere.
Wohin führt es uns, wenn wir aufbrechen?
Herabsteigen aus dem Turm der Vermessenheit und Selbstüberheblichkeit?
Wo werden wir ankommen? Wie kann das für Sie und für mich in unserem Alltag aussehen? Wo sind wir bereits schon ein Segen im Zusammenleben mit anderen?
Es gibt darauf wohl keine Antwort, die für alle gleich ist. Jeder von uns muss sie für sich selbst finden und verantworten.
Sicher ist jedoch, das lese ich in der Bibel, dass der Segen, den Gott gibt, vorausgeht und uns stärkt.
So kann jede und jeder von uns zum Segen werden. Auf seine, auf ihre ganz eigene Weise.
Amen.
Mit einer Zumutung beginnt die Geschichte Gottes mit den Menschen.
„Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen werde.“
Wer einmal wegmusste von dort, wo er sich zu Hause fühlte, der weiß, was das bedeutet. Weg von den Eltern, den Kindern, den Freunden und Nachbarn, weg von allem, was einem vertraut ist, das kann sehr schmerzhaft sein. Die Gemeinschaft und der Ort, an dem ich zu Hause bin, gibt meinem Leben Sinn, Sicherheit und Struktur.
Weggehen, das heißt, dass alles in Frage steht.
Viele Menschen kennen das Gefühl bis auf den heutigen Tag. Vielleicht ist auch unter Ihnen jemand, der als Kind in den Kriegswirren seine Heimat verlassen musste.
Menschen in anderen Ländern müssen heute gehen, weil zu Hause nur noch Hunger, Verzweiflung und Tod warten.
Die Heimat verlassen, das ist hart.
So mag es Abram auch empfunden haben, als er seinen Auftrag von Gott erhielt.
Aber - es gibt einen Unterschied zu den heimatlosen Flüchtlingen aller Zeiten.
Zu der Zumutung kommt ein Versprechen:
„Geh in ein Land, das ich dir zeigen werde. Und ich will dich zum großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“
Der hier seine Heimat verlassen soll, tut das um Gottes Willen. Er erfährt, dass Gott etwas Großes mit ihm vor hat. Er soll zur Quelle des Segens für alle Völker werden.
Das ist leicht zu lesen und schwer zu verstehen.
Die Bibel kennt jedoch solche Erwählungen von Menschen durch Gott, die mit Segenszusagen verbunden sind, Isaak, Jakob, Josef.
Abram war der Erste, der erste Erzvater Israels, dem dies geschah. Die Menschen, die das lasen, sahen in ihm keinen idealen Menschen. Er war für Israel der, mit dem Gottes Geschichte mit den Menschen begann, der Gottes Wirklichkeit in einer einzigartigen Dichte in seinem Leben erfahren hatte.
Und die Bibel erzählt ganz lebensnah, wie Abram trotz seines Gottvertrauens ein angefochtener Mensch blieb, in Versuchungen geriet, Schuld auf sich lud, zweifelte und sich Gott widersetzte.
Es ist, als ob sich in seiner Geschichte die Höhen und Tiefen der Geschichte des Gottesvolkes schon einmal abzeichnen würden.
„Ein Segen sollst du sein.“
Wer sich gesegnet fühlt, durch Gott oder durch wichtige Menschen, der kann den Herausforderungen seines Lebens selbstbewusst begegnen. Der weiß, dass er, obwohl er Fehler machen wird, Unrecht erleben oder selbst begehen wird, doch ein geliebter Mensch, der sich selbst achten kann, bleibt.
Wem das als Kind versagt bleibt, für den ist es viel schwerer, mit Zweifeln und Zumutungen umzugehen, weil er sich selbst als ganze Person in Frage gestellt fühlt.
Wie schön, wenn es im weiteren Leben dann möglich wird, Menschen zu begegnen, die einen mögen, lieben und respektieren.
Segen ist aber noch mehr: wer gesegnet wird, der kann auf Schutz und Bewahrung durch Gott selbst vertrauen. Im Angesicht Gottes erfahren wir in jedem Gottesdienst eine Stärkung für die Herausforderungen in unserem Leben, den Krankheiten, den Krisen, den Entwicklungsaufgaben in jedem Alter.
Auch heute steht am Ende unseres Gottesdienstes der Segen für jeden von uns.
Der Segen wird uns geschenkt. Wie gehen wir mit ihm um?
Ja, sind wir ein Segen?
Dem möchte ich einen Moment nachdenken.
2.
Darum: Szenenwechsel.
Frühmorgens um 6.20 Uhr am 06. Mai dieses Jahres, alarmiert ein erschrockener Anrufer die Feuerwehr in Kassel. Eine Person wolle sich vom Turm der Elisabethkirche in die Tiefe stürzen. Die Feuerwehr rückt mit Sprungtuch an und findet im Kirchturm… eine Skulptur, die in den Tagen zuvor der bekannte Künstler Stefan Balkenhol im Auftrag der katholischen Kirche installiert hatte.
Es ist ihr Beitrag zur diesjährigen Documenta, der weltweit wichtigsten Ausstellung für zeitgenössische Kunst, die gerade in Kassel beginnt.
Eine 2 m große männliche Figur steht in der Mitte des 30m hohen offenen Kirchturms. Sie balanciert auf einer goldenen Kugel, die Arme weit ausgebreitet.
Der besorgte Anruf bei der Feuerwehr bleibt nicht der einzige Anstoß, den Balkenhols Skulptur erregt.
Die Leiterin der Documenta, Carolyn Christov-Bakargiev, zeigt sich „traurig und schockiert“ über dieses Kunstprojekt, das mit ihr nicht abgesprochen war.
Sie wollte den Friedrichsplatz gegenüber der Kirche für Kunstwerke nutzen, die eine ökologische Perspektive einnehmen, ohne den Menschen in den Mittelpunkt zu rücken. Von Balkenhols Figur, so sagt sie, fühle sie sich bedroht. Sie wirke gewaltsam und sei eine Provokation.
Die Documenta hat ihren ersten Skandal, bevor sie überhaupt eröffnet ist.
Von diesem Kunstwerk habe ich Ihnen zwei Fotos mitgebracht.
Mich hat es überrascht, als ich es das erste Mal sah, morgens im Auto auf dem Weg ins Büro. Die Ampel ist gerade rot und ich schaue: Da steht ein Mensch in weißem Hemd, schwarzer Hose und fast überlangen Beinen auf einer Kugel weit über mir im Turm, schaut in die Ferne.
Trotz seiner Größe wirkt die Skulptur still, offen, fast entrückt. Sie lässt ganz selbstverständlich zu, Kontakt zu ihr aufzunehmen.
Die Skulptur ist direkt unter dem Kreuz des Kirchturms installiert, das ebenfalls auf einer goldenen Kugel angebracht ist.
Wie Christus, der Gekreuzigte, steht sie da, hineinversetzt in das Jetzt und Heute durch ihre Kleidung, der Mensch ist einer von uns.
Die Figur dreht sich auf einmal, jetzt schaut sie in meine Richtung.
Er hält uns einen Spiegel vor, hier unten in unseren Autos, so denke ich plötzlich, er will uns warnen, heute Morgen, wie wir hier sind, mit unseren je eigenen Stimmungen, mit denen wir den Tag beginnen.
Ganz allein steht er da, hoch über der Stadt, in dieser anstrengenden Haltung auf dieser glatten Kugel, unter sich das bodenlose Nichts. Was wäre, wenn er das Gleichgewicht nicht halten könnte und 30m in die Tiefe stürzte?
Trotz der sicher überwältigenden Aussicht von da oben würde ich sterben vor Angst.
Das erinnert mich daran, wie nah wir Menschen uns an diesem Abgrund bewegen.
Wir spielen mit den Ressourcen unserer Erde, gierig nach ihren Schätzen, im Goldrausch.
Noch balancieren wir, schicken in Sekundenschnelle riesige Geldströme um den Globus, die die einen unfassbar reich machen und die anderen in die Sklaverei schicken. Die Kinder in den Kakaoplantagen Afrikas, die Arbeiterinnen in der Textilindustrie Chinas. Nicht alle haben Anteil an der Beute, auch nicht hier bei uns Deutschland.
Und der weiße Mann, der Prototyp des Reichen aus allen Nationalitäten, balanciert auf der Erde und herrscht über sie.
Noch - solange er sich halten kann.
Und scheint die Gefahr gar nicht zu bemerken, oder sich die Angst nicht anmerken zu lassen.
Ja, das Gewaltsame, das die Kuratorin der Documenta in der Figur sah, kann ich durchaus nachempfinden.
Doch das Kreuz über ihm weist darauf hin, dass er da oben nicht hingehört.
Er sollte unten zur Tür hinein in die Kirche gehen und sich in eine Bank setzen.
Vielleicht würde er den Kirchenraum auf sich wirken lassen, zur Ruhe kommen. Vielleicht würde er auf das Kreuz schauen, das auf dem Altar steht.
Und vielleicht könnte er mit Gott, seinem Schöpfer, ins Gespräch kommen, spüren, dass da einer ein Gegenüber zu ihm sein will, das Orientierung und Begrenzung bietet und ihn doch ernstnimmt.
Ich jedenfalls würde das an seiner Stelle gern tun.
Und ich weiß gleichzeitig, dass ich an der Hybris des Mannes im Turm einen gehörigen Anteil habe. Ich trinke Kaffee, trage Kleidung auch aus China und nutze Luxusgüter, die den meisten Menschen in der Welt versagt bleiben.
3.
Ihr sollt ein Segen sein.
Sind wir ein Segen?
In dieser Ambivalenz, in diesem Zweifel bin ich Abram verbunden. Der Auftrag Gottes, ein Segen zu sein, die Zusage: „Du wirst ein Segen sein“, gilt auch uns Christen heute und hier.
Abram musste dazu aufbrechen aus seinem alten Leben, sich hineinwagen ins Unbekannte und Unsichere.
Wohin führt es uns, wenn wir aufbrechen?
Herabsteigen aus dem Turm der Vermessenheit und Selbstüberheblichkeit?
Wo werden wir ankommen? Wie kann das für Sie und für mich in unserem Alltag aussehen? Wo sind wir bereits schon ein Segen im Zusammenleben mit anderen?
Es gibt darauf wohl keine Antwort, die für alle gleich ist. Jeder von uns muss sie für sich selbst finden und verantworten.
Sicher ist jedoch, das lese ich in der Bibel, dass der Segen, den Gott gibt, vorausgeht und uns stärkt.
So kann jede und jeder von uns zum Segen werden. Auf seine, auf ihre ganz eigene Weise.
Amen.