Predigt über Jesaja 12 von Peter Schuchardt
12,1
Wann, liebe Schwestern und Brüder, habt ihr das letzte Mal gesungen? Nun, werdet ihr sagen, gerade eben. Ja, das habt ihr, und es klang wunderschön. Es ist so herrlich, miteinander zu singen, die Stimmen als Gemeinschaft, als Gemeinde erklingen zu lassen. Wir machen das im Gottesdienst, Fußballfans beim Spiel ihrer Mannschaft, Besucher beim Konzert ihres Popstars. Heute aber geht es um noch mehr: es geht um den Gesang des Herzens. Wann habt ihr das letzte Mal aus vollem Herzen gesungen? Wann war euer Herz so voller Freude und Glück, dass ihr gar nicht anders konntet: Ihr musstet singen, die ganze Welt sollte es hören! Euer Gesang eben war schön, wunderschön, und doch glaube ich: der Gesang des Herzens klingt noch anders, noch tiefer, noch ergreifender, noch bewegter, noch freudiger. Habt ihr das schon erlebt?
Ich denke an die Konfirmation meines Patenkindes. Als ich mich in der Kirche beim Einzug erhob, sah ich wieder die Freude seiner Eltern bei seiner Geburt, sah den kleinen Jungen über den Teppich krabbeln, sah mich mit ihm beim Taufbecken, seine Einschulung – und jetzt großgeworden, schüchtern und stolz zugleich an mir vorüberschreiten. Welche Freude, dass ich das erleben durfte!
Ich sehe ein Ehepaar vor mir bei der Feier ihrer Goldenen Hochzeit. Mit Tränen in den Augen singen sie: „In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebereitet!“ Ich erinnere mich an unser Gespräch, an manches Schwere, an Angst und Kummer, den sie erlebt haben auf ihrem gemeinsamen Weg. Und nun singen sie voll Dankbarkeit, dass sie diesen Moment trotz allem erleben dürfen. Habt ihr, hat euer Herz schon so gesungen? Wie schön, wenn ihr das erleben durftet.
„Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!“: dieses Wort steht über unserem Sonntag heute. In der Osterzeit laden uns die Sonntage schon mit ihrem Namen ein zum neuen Leben. Christus ist auferstanden, und darum jubelt und betet. und heute ruft uns der Sonntag zu: Kantate! Singt! Singt Gott aus vollem Herzen und aus voller Kehle, mit Leib und Seele. Können wir das tun heute?
Musik prägt unser Leben ja in einem Maße wie nie zuvor. Der Wecker holt uns schon morgens damit aus dem Bett, beim Frühstück läuft das Radio, beim Joggen hast du das Handy oder den MP3-Player am, Ohr, und im Fernsehen folgt eine Casting-Show auf die andere. Es ist toll zu sehen: so vielen Menschen hat Gott der Herr eine ganz außergewöhnliche Stimme gegeben. Und manchmal ist es wirklich so: Da steht eine junge Frau, ein junger Mann vor der Jury und schafft es, nur mit der Stimme die Herzen zu bewegen. Und ihr? Habt ihr eine außergewöhnliche Stimme? Könnt ihr mit eurem Singen das Herz eines Menschen bewegen? Viele von euch wehren jetzt ab. Nein, ich doch nicht, ich krächze und brumme nur so mit. Ob ich jetzt mitsinge oder nicht, ist doch egal. Es klingt auch gar nicht schön.
Aber, liebe Schwestern und Brüder, das Leben ist keine Casting-Show. Gott ist nicht der gestrenge Richter der Jury, der uns sagt: Lass es lieber bleiben! Dich will ich nicht hören! Ganz im Gegenteil. Wir aber verwechseln diese Castingshows mit dem richtigen Leben. Wir vergessen viel zu schnell: da geht es um Profit, um Karriere, um Geld und vor allem um Einschaltquoten. Wir vergessen das und lassen lieber andere singen, weil wir meine: wir können das nicht, und wer will uns schon hören! So laufen die CDs in den Geräten. So tönt es aus dem MP3-Player dem Radio und Fernseher – aber wir selbst bleiben stumm. Wir genießen die Stimmen der anderen, genießen aber nicht unsere eigene Stimme. Und wir machen anderen keine Freude mit ihr. Gott aber hat uns doch dazu die Stimme gegeben. Nicht zum Stummsein, sondern zum Reden, zum Jubeln und Singen! Nur Mut! Versucht es, wagt es, und ihr werdet erleben, wie viel Freude ihr damit erlebt und anderen macht. Gott wartet auf eure Stimme, und ihm fehlt etwas, wenn sie nicht zu hören ist.
Manchem von euch aber ist das Herz verschlossen. Euer Herz möchte nicht jubeln oder singen, sondern nur noch weinen und klagen. Soviel Schweres lastet auf eurer Seele. Soviel Kummer habt ihr runtergeschluckt. So viele Wunden sind eurem Herzen beigefügt worden. Wenn ihr das Herz öffnet, dann ist die Angst groß, ein nie versiegender Kummer- und Tränenenstrom wird da herausfließen. Ja, das kann sein. Und gerade deswegen ruft uns Christus ja zu: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid!“. In einer Casting-Show haben wir keinen Platz mit unserer Angst und unseren Tränen. Aber doch bei Gott, bei Christus, bei unserem Erlöser! Der wartet mit seiner bedingungslosen Liebe auf uns. Wir dürfen zu ihm kommen, mit allem, was wir sind und haben – und mit allem, was wir verloren haben und nicht mehr sind. Er will uns trösten, er will uns heilen, er will uns befreien. Seine Liebe kann uns verändern. Seine Liebe kann unser Herz erfüllen und verändern, was sich dort angesammelt hat an Schwerem und an Trauer. Die Bitterkeit in Lebensmut. Die Trauer in Freude. Die Verzweiflung in neue Hoffnung. Die Angst in Zuversicht. Und wenn seine Liebe unser Herz erfüllt, wenn er unser Herz verändert, dann können wir auch singen, dann werden wir von der Veränderung und dem Wunder singen, das Gott an uns getan hat. Dann werden wir so klingen, wie in unserm heutigen Predigttext aus dem 12. Kapitel des Propheten Jesaja:
1 Zu der Zeit wirst du sagen: Ich danke dir, HERR, dass du bist zornig gewesen über mich und dein Zorn sich gewendet hat und du mich tröstest.
2 Siehe, Gott ist mein Heil, ich bin sicher und fürchte mich nicht; denn Gott der HERR ist meine Stärke und mein Psalm und ist mein Heil.
3 Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen.
4 Und ihr werdet sagen zu der Zeit: Danket dem HERRN, rufet an seinen Namen! Machet kund unter den Völkern sein Tun, verkündiget, wie sein Name so hoch ist!
5 Lobsinget dem HERRN, denn er hat sich herrlich bewiesen. Solches sei kund in allen Landen!
6 Jauchze und rühme, du Tochter Zion; denn der Heilige Israels ist groß bei dir!
„Das Danklied der Erlösten“, so ist dieses Kapitel überschrieben. Und es ist wirklich ein Lied, das hier angestimmt wird. Aus vollem Herzen erklingt hier der Gesang des Herzens. Denn der Prophet verheißt dem Volk Israel: Das, was ist, der Unfrieden, die Zerstreuung, Unrecht und Gewalt, alles das wird Gott beenden. Denn er wird seinen Messias senden, den Retter, den Erlöser. Es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamme Isais, so beginnt das Kapitel davor. Gott gibt diese Welt nicht verloren. Er wird kommen und sein Reich des Friedens errichten. Und wenn das geschieht, dann wird die Gemeinde des Volkes Israel singen vor Freude: „Dein Zorn hat sich gewendet. Du hast mich getröstet. Gott ist mein Psalm, er ist mein Lied. Darum lobsinget dem Herrn! Sagt es der ganzen Welt.“ Zu der Zeit, so beginnt der Prophet seine Worte. Er sieht in die Zukunft, er erzählt von etwas, was er noch erwartet. Wir Christen sagen: unser Warten hat ein Ende. Denn Gott ist in seinem Sohn Jesus Christus zu uns gekommen. Wir lesen von ihm in der Bibel. Er geht zu den Verlorenen. Er tröstet die Traurigen. Er heilt die Kranken. Er schenkt neuen Mut und neue Hoffnung. Er verändert mit seinen Worten und mit seiner Liebe das Leben. Und noch mehr: Nach seinem elenden und einsamen Sterben ist er auferstanden aus dem Grab. Der Tod ist nicht das Ende. Seine Liebe, Gottes Liebe ist stärker als der Tod. Das erleben seine Jüngerinnen und Jünger. Das sagen sie der ganzen Welt. Er lebt und will auch uns zum Leben führen. Darum hören wir heute wieder seinen Ruf: „Kommt her zu mir!“ Darum lädt uns dieser Sonntag zum Singen ein. Das Leben ist keine Castingshow, in der wir nur zusehen und nichts zu suchen haben. Es ist auch kein Fußballspiel, in dem es nur um Sieg oder Niederlage geht und kein Popkonzert, das Träume wachruft, die schnell zerplatzen. Gott selbst hat sein Lebens- und Liebeszeichen in dieser Welt gesetzt mit der Auferstehung Jesu. Und seine Liebe wirkt weiter in dieser Welt und in unserem Leben. In dieser Welt, die oft so grausam nach dem nächsten Verlierer sucht, in unserem Leben, in dem wir oft es nicht wagen, unser Herz zu öffnen. In dieser Welt dürfen wir als Kirche Jesu Christi sagen: Der Herr ist auferstanden!, und darum haben wir Hoffnung. Der Herr ist auferstanden!, und darum werden alle, die über uns herrschen wollen, in ihre Schranken verwiesen. Der Herr ist auferstanden!, und darum wagen wir es zu singen.
Es mag sein, manchen Herren in dieser Welt passt unser Lied nicht. Es mag sein, nicht allen gefallen unsere Stimmen. Aber Gott gefallen wir. Jeder einzelne von uns hat in Gottes Ohr eine außergewöhnliche Stimme, und er will uns hören. Und Gott selbst ist unser Lied. Er schenkt uns das Lied des Lebens. Wir dürfen dieses Lied singen. Denn trotzdem, trotz allem, was uns bedrängt und gefangen halten will, dürfen wir leben. Wir dürfen leben aus Liebe, aus der Liebe Gottes. Wer das erfährt, dessen Herz beginnt zu klingen, vielleicht erst nur leise und zaghaft. Aber dann wird es lauter werden. Denn dann beginnt das Herz zu singen. Immer dann, wenn wir diese Gnade Gottes in unserem Leben erfahren, wird dieses Lied in uns wach. Immer dann, wenn wir erfahren: Gott ist bei uns, er trägt uns tröstet uns, wird dieses Lied wach. Unsere Welt braucht dieses Lied und braucht diesen Gesang. Denn so vieles um uns ist gnadenlos und lieblos. Und darum lassen wir auch lieber singen, als dass wir selbst unsere Stimmen erheben. „Kommt her zu mir“, sagt uns Christus, und zugleich sagt er: „Erzählt der Welt von meiner Liebe und meiner Barmherzigkeit. In einer Castingshow gibt es das nicht. Aber bei mir. Denn ich bin die Quelle der Liebe und der Barmherzigkeit. Darauf dürft ihr vertrauen, an den hellen, fröhlichen Tagen, an denen euer Herz überströmt vor Glück, und an den dunklen Tagen, wenn ihr euch in euch selbst verkriechen möchtet. Ich bin bei euch.“ Christus befreit uns von der Unbarmherzigkeit der Welt und zeigt uns das neue Leben, das er uns schenkt. Das ist das Wunder. Das ist das neue Lied.
Wann, liebe Schwestern und Brüder, habt ihr das letzte Mal gesungen? Wann hat euer Herz so voller Freude über Gott und seine Liebe gesungen? Ich hoffe schon oft – und ich hoffe, dass euer Herz bald wieder zum Klingen gebracht wird. Durch ihn. Durch Christus. Denn er schenkt uns seine Liebe. Er schenkt uns das Lied des Lebens. Amen
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.
Ich denke an die Konfirmation meines Patenkindes. Als ich mich in der Kirche beim Einzug erhob, sah ich wieder die Freude seiner Eltern bei seiner Geburt, sah den kleinen Jungen über den Teppich krabbeln, sah mich mit ihm beim Taufbecken, seine Einschulung – und jetzt großgeworden, schüchtern und stolz zugleich an mir vorüberschreiten. Welche Freude, dass ich das erleben durfte!
Ich sehe ein Ehepaar vor mir bei der Feier ihrer Goldenen Hochzeit. Mit Tränen in den Augen singen sie: „In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebereitet!“ Ich erinnere mich an unser Gespräch, an manches Schwere, an Angst und Kummer, den sie erlebt haben auf ihrem gemeinsamen Weg. Und nun singen sie voll Dankbarkeit, dass sie diesen Moment trotz allem erleben dürfen. Habt ihr, hat euer Herz schon so gesungen? Wie schön, wenn ihr das erleben durftet.
„Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!“: dieses Wort steht über unserem Sonntag heute. In der Osterzeit laden uns die Sonntage schon mit ihrem Namen ein zum neuen Leben. Christus ist auferstanden, und darum jubelt und betet. und heute ruft uns der Sonntag zu: Kantate! Singt! Singt Gott aus vollem Herzen und aus voller Kehle, mit Leib und Seele. Können wir das tun heute?
Musik prägt unser Leben ja in einem Maße wie nie zuvor. Der Wecker holt uns schon morgens damit aus dem Bett, beim Frühstück läuft das Radio, beim Joggen hast du das Handy oder den MP3-Player am, Ohr, und im Fernsehen folgt eine Casting-Show auf die andere. Es ist toll zu sehen: so vielen Menschen hat Gott der Herr eine ganz außergewöhnliche Stimme gegeben. Und manchmal ist es wirklich so: Da steht eine junge Frau, ein junger Mann vor der Jury und schafft es, nur mit der Stimme die Herzen zu bewegen. Und ihr? Habt ihr eine außergewöhnliche Stimme? Könnt ihr mit eurem Singen das Herz eines Menschen bewegen? Viele von euch wehren jetzt ab. Nein, ich doch nicht, ich krächze und brumme nur so mit. Ob ich jetzt mitsinge oder nicht, ist doch egal. Es klingt auch gar nicht schön.
Aber, liebe Schwestern und Brüder, das Leben ist keine Casting-Show. Gott ist nicht der gestrenge Richter der Jury, der uns sagt: Lass es lieber bleiben! Dich will ich nicht hören! Ganz im Gegenteil. Wir aber verwechseln diese Castingshows mit dem richtigen Leben. Wir vergessen viel zu schnell: da geht es um Profit, um Karriere, um Geld und vor allem um Einschaltquoten. Wir vergessen das und lassen lieber andere singen, weil wir meine: wir können das nicht, und wer will uns schon hören! So laufen die CDs in den Geräten. So tönt es aus dem MP3-Player dem Radio und Fernseher – aber wir selbst bleiben stumm. Wir genießen die Stimmen der anderen, genießen aber nicht unsere eigene Stimme. Und wir machen anderen keine Freude mit ihr. Gott aber hat uns doch dazu die Stimme gegeben. Nicht zum Stummsein, sondern zum Reden, zum Jubeln und Singen! Nur Mut! Versucht es, wagt es, und ihr werdet erleben, wie viel Freude ihr damit erlebt und anderen macht. Gott wartet auf eure Stimme, und ihm fehlt etwas, wenn sie nicht zu hören ist.
Manchem von euch aber ist das Herz verschlossen. Euer Herz möchte nicht jubeln oder singen, sondern nur noch weinen und klagen. Soviel Schweres lastet auf eurer Seele. Soviel Kummer habt ihr runtergeschluckt. So viele Wunden sind eurem Herzen beigefügt worden. Wenn ihr das Herz öffnet, dann ist die Angst groß, ein nie versiegender Kummer- und Tränenenstrom wird da herausfließen. Ja, das kann sein. Und gerade deswegen ruft uns Christus ja zu: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid!“. In einer Casting-Show haben wir keinen Platz mit unserer Angst und unseren Tränen. Aber doch bei Gott, bei Christus, bei unserem Erlöser! Der wartet mit seiner bedingungslosen Liebe auf uns. Wir dürfen zu ihm kommen, mit allem, was wir sind und haben – und mit allem, was wir verloren haben und nicht mehr sind. Er will uns trösten, er will uns heilen, er will uns befreien. Seine Liebe kann uns verändern. Seine Liebe kann unser Herz erfüllen und verändern, was sich dort angesammelt hat an Schwerem und an Trauer. Die Bitterkeit in Lebensmut. Die Trauer in Freude. Die Verzweiflung in neue Hoffnung. Die Angst in Zuversicht. Und wenn seine Liebe unser Herz erfüllt, wenn er unser Herz verändert, dann können wir auch singen, dann werden wir von der Veränderung und dem Wunder singen, das Gott an uns getan hat. Dann werden wir so klingen, wie in unserm heutigen Predigttext aus dem 12. Kapitel des Propheten Jesaja:
1 Zu der Zeit wirst du sagen: Ich danke dir, HERR, dass du bist zornig gewesen über mich und dein Zorn sich gewendet hat und du mich tröstest.
2 Siehe, Gott ist mein Heil, ich bin sicher und fürchte mich nicht; denn Gott der HERR ist meine Stärke und mein Psalm und ist mein Heil.
3 Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen.
4 Und ihr werdet sagen zu der Zeit: Danket dem HERRN, rufet an seinen Namen! Machet kund unter den Völkern sein Tun, verkündiget, wie sein Name so hoch ist!
5 Lobsinget dem HERRN, denn er hat sich herrlich bewiesen. Solches sei kund in allen Landen!
6 Jauchze und rühme, du Tochter Zion; denn der Heilige Israels ist groß bei dir!
„Das Danklied der Erlösten“, so ist dieses Kapitel überschrieben. Und es ist wirklich ein Lied, das hier angestimmt wird. Aus vollem Herzen erklingt hier der Gesang des Herzens. Denn der Prophet verheißt dem Volk Israel: Das, was ist, der Unfrieden, die Zerstreuung, Unrecht und Gewalt, alles das wird Gott beenden. Denn er wird seinen Messias senden, den Retter, den Erlöser. Es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamme Isais, so beginnt das Kapitel davor. Gott gibt diese Welt nicht verloren. Er wird kommen und sein Reich des Friedens errichten. Und wenn das geschieht, dann wird die Gemeinde des Volkes Israel singen vor Freude: „Dein Zorn hat sich gewendet. Du hast mich getröstet. Gott ist mein Psalm, er ist mein Lied. Darum lobsinget dem Herrn! Sagt es der ganzen Welt.“ Zu der Zeit, so beginnt der Prophet seine Worte. Er sieht in die Zukunft, er erzählt von etwas, was er noch erwartet. Wir Christen sagen: unser Warten hat ein Ende. Denn Gott ist in seinem Sohn Jesus Christus zu uns gekommen. Wir lesen von ihm in der Bibel. Er geht zu den Verlorenen. Er tröstet die Traurigen. Er heilt die Kranken. Er schenkt neuen Mut und neue Hoffnung. Er verändert mit seinen Worten und mit seiner Liebe das Leben. Und noch mehr: Nach seinem elenden und einsamen Sterben ist er auferstanden aus dem Grab. Der Tod ist nicht das Ende. Seine Liebe, Gottes Liebe ist stärker als der Tod. Das erleben seine Jüngerinnen und Jünger. Das sagen sie der ganzen Welt. Er lebt und will auch uns zum Leben führen. Darum hören wir heute wieder seinen Ruf: „Kommt her zu mir!“ Darum lädt uns dieser Sonntag zum Singen ein. Das Leben ist keine Castingshow, in der wir nur zusehen und nichts zu suchen haben. Es ist auch kein Fußballspiel, in dem es nur um Sieg oder Niederlage geht und kein Popkonzert, das Träume wachruft, die schnell zerplatzen. Gott selbst hat sein Lebens- und Liebeszeichen in dieser Welt gesetzt mit der Auferstehung Jesu. Und seine Liebe wirkt weiter in dieser Welt und in unserem Leben. In dieser Welt, die oft so grausam nach dem nächsten Verlierer sucht, in unserem Leben, in dem wir oft es nicht wagen, unser Herz zu öffnen. In dieser Welt dürfen wir als Kirche Jesu Christi sagen: Der Herr ist auferstanden!, und darum haben wir Hoffnung. Der Herr ist auferstanden!, und darum werden alle, die über uns herrschen wollen, in ihre Schranken verwiesen. Der Herr ist auferstanden!, und darum wagen wir es zu singen.
Es mag sein, manchen Herren in dieser Welt passt unser Lied nicht. Es mag sein, nicht allen gefallen unsere Stimmen. Aber Gott gefallen wir. Jeder einzelne von uns hat in Gottes Ohr eine außergewöhnliche Stimme, und er will uns hören. Und Gott selbst ist unser Lied. Er schenkt uns das Lied des Lebens. Wir dürfen dieses Lied singen. Denn trotzdem, trotz allem, was uns bedrängt und gefangen halten will, dürfen wir leben. Wir dürfen leben aus Liebe, aus der Liebe Gottes. Wer das erfährt, dessen Herz beginnt zu klingen, vielleicht erst nur leise und zaghaft. Aber dann wird es lauter werden. Denn dann beginnt das Herz zu singen. Immer dann, wenn wir diese Gnade Gottes in unserem Leben erfahren, wird dieses Lied in uns wach. Immer dann, wenn wir erfahren: Gott ist bei uns, er trägt uns tröstet uns, wird dieses Lied wach. Unsere Welt braucht dieses Lied und braucht diesen Gesang. Denn so vieles um uns ist gnadenlos und lieblos. Und darum lassen wir auch lieber singen, als dass wir selbst unsere Stimmen erheben. „Kommt her zu mir“, sagt uns Christus, und zugleich sagt er: „Erzählt der Welt von meiner Liebe und meiner Barmherzigkeit. In einer Castingshow gibt es das nicht. Aber bei mir. Denn ich bin die Quelle der Liebe und der Barmherzigkeit. Darauf dürft ihr vertrauen, an den hellen, fröhlichen Tagen, an denen euer Herz überströmt vor Glück, und an den dunklen Tagen, wenn ihr euch in euch selbst verkriechen möchtet. Ich bin bei euch.“ Christus befreit uns von der Unbarmherzigkeit der Welt und zeigt uns das neue Leben, das er uns schenkt. Das ist das Wunder. Das ist das neue Lied.
Wann, liebe Schwestern und Brüder, habt ihr das letzte Mal gesungen? Wann hat euer Herz so voller Freude über Gott und seine Liebe gesungen? Ich hoffe schon oft – und ich hoffe, dass euer Herz bald wieder zum Klingen gebracht wird. Durch ihn. Durch Christus. Denn er schenkt uns seine Liebe. Er schenkt uns das Lied des Lebens. Amen
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.
Perikope