Predigt über Jesaja 55, 1-3 von Johannes Neukirch
55,1
Jes 55, 1-3b (3c-5)
Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!
2 Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben.
3 Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben!
Liebe Gemeinde,
es klingt, als ob Gott einen Besuch bei seiner Werbeagentur gemacht hätte. Er hat den Chef oder die Chefin der Agentur zu sich gerufen und gesagt: Pass auf, - Gott duzt ja alle Menschen – pass auf, ich brauche ein neues Image. Das Volk Israel zweifelt an mir, sie sind schon zu lange im Exil. Sie müssen wieder an mich glauben, sie brauchen neue Hoffnung. Denkt euch was aus. Und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Werbeagentur haben sofort ein Meeting einberufen und erste Ideen gesammelt. Meistens ist es furchtbar heiß im Land, erst recht in der Wüste, sagt einer. Also wäre es gut, wenn irgendwas mit Wasser dabei wäre. Das ist das Wichtigste und es klingt so erfrischend. Und das Volk hat natürlich auch Hunger und wenig Geld, meint eine Mitarbeiterin, also muss Brot dabei sein und Milch. Das hilft schon einmal über die schlimmsten Zustände hinweg. Im nächsten Meeting sagen dann einige: Es muss auch vom Wein die Rede sein! Die Leute sollen auch an was Schönes Denken, der Wein erfreut das Herz des Menschen heißt es doch in der Bibel. Nach dem dritten oder vierten Meeting sind die ersten Texte fertig und werden Gott vorgelesen, damit er seine Meinung dazu sagen kann:
Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch! Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben. Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben!
Gott ist begeistert. Gute Arbeit – verbreitet das sofort auf allen Kanälen.
Und so geschieht es. Kurze Zeit später bekommt aber die Verbraucherorganisation des Volkes Israel Wind von der neuen Kampagne. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schauen sich die Texte an und sind verärgert. Das sind doch leere Versprechen, schreiben sie in einer Pressemitteilung. Die Leute werden angelockt und übers Ohr gehauen. Das ist wie bei einer dieser Kaffeefahrten. Den Menschen wird vorgegaukelt, dass alles praktisch umsonst ist, dann werden sie abgezockt. Niemand hat was zu verschenken! Dieser Gott hat schon in früheren Zeiten eine Menge versprochen und trotzdem geht es dem Volk Israel immer noch schlecht. Und immer, wenn es dem Volk Israel schlecht geht, behauptet Gott einfach, sie hätten nicht richtig auf ihn gehört und sich nicht nach ihm gerichtet. Wir fordern Gott auf, seine Werbekampagne umgehend zu beenden.
Liebe Gemeinde, wir haben heute den Tag der Versprechen, der Angebote und Einladungen, den Tag der Werbung. Denken Sie an die Lesung der Epistel vorhin. Da wurde versprochen, dass wir einen Zugang zu Gott, zum Vater hätten. Und dass wir nicht mehr Gäste und Fremdlinge seien, sondern Gottes Hausgenossen – mit allen Annehmlichkeiten versteht sich, da gibt es sicherlich weder Durst noch Hunger.
Und denken Sie an das Evangelium, das wir gehört haben: Jesus lädt alle zu einem großen Abendmahl ein, die Armen, die Verkrüppelten, die Blinden und Lahmen, die Obdachlosen, die auf den Landstraßen sind und an den Zäunen.
Und zu guter Letzt noch der Wochenspruch, Christus sagt: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Ein gut gelungener Werbespruch, das muss man sagen.
Alles nur Werbung?
Ja sicher, warum können wir diese Jesaja-Verse und die anderen Texte nicht einmal von dieser Seite aus betrachten? Und bei genauer Betrachtung ist es sogar vergleichende Werbung, die bei uns gar nicht erlaubt ist! Denn es heißt ja auch „Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich!“ Das meint doch, dass das Volk Israel auf falsche Versprechen und schlechte Ware hereingefallen ist. Sie haben an andere Götter geglaubt und sich Götzenbilder gemacht. Wahrscheinlich gab es damals einen ähnlichen religiösen Supermarkt wie bei uns heute. Aber nur bei Gott gibt es, wie es hier bei Jesaja heißt, Gutes zu essen und nur wer auf den richtigen Gott hört, kann sich am Köstlichen laben.
Alles nur Werbung – in der Tat! Das Geheimnis guter Werbung liegt ja darin, dass wir Lust auf etwas bekommen, was wir noch nicht haben. Uns soll das Wasser im Munde zusammenlaufen. Natürlich geht es darum, dass wir den Schokoriegel kaufen, die Reise buchen, eine Probefahrt mit dem neuen Modell machen. Wenn wir das dann aber tun, ist in diesem Augenblick auch schon wieder alles vorbei. Wünschen ist spannend, Haben ist langweilig.
Die Werbeagentur Gottes arbeitet da etwas anders, liebe Gemeinde. Sie will ja keine Produkte an uns verkaufen, wir sollen auch keine Versicherungen abschließen, nicht einmal eine Spende überweisen. Gott wirbt um uns, um dich und mich - um unseren Glauben, unser Vertrauen, um unsere Treue. „Neigt eure Ohren her und kommt zu mir! Höret, so werdet ihr leben“. Er will, dass wir Hoffnung schöpfen, dass wir wieder aufstehen, lachen, fröhlich sind, unser Leben genießen.
Wenn Gott um uns wirbt, ist der Einsatz hoch. Da geht es nicht darum, irgendetwas zu bekommen, wenn wir dies oder das tun oder unseren Geldbeutel öffnen. Wir können nichts bei Gott kaufen! Er fordert uns auf, ganz, mit Leib und Seele, bei ihm zu sein. „Neigt eure Ohren her“ – hört auf meine Worte, denn es sind Worte, die in euren Herzen wirken. „Kommt zu mir“ – betet, ringt mit euch, ihr dürft auch zweifeln und mich herausfordern, aber macht die ersten Schritte auf mich zu. Und er verspricht das Größte und Höchste und Beste, was man überhaupt versprechen kann: Leben. „Höret, so werdet ihr leben“, heißt es.
Gott wirbt um uns. Ich denke, liebe Gemeinde, dass die Werbeagentur Gottes ihr Ziel schon erreicht hat, wenn wir nur das in unsere Herzen aufnehmen und in unserer Seele wirken lassen - dass Gott um uns Menschen wirbt. Er will mit uns reden. Mir reicht das schon. Wenn ich spüre, dass ich ihm nicht egal bin, kann ich hoffen. Wenn ich hoffe, lebe ich weiter und bekomme Kraft.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!
2 Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben.
3 Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben!
Liebe Gemeinde,
es klingt, als ob Gott einen Besuch bei seiner Werbeagentur gemacht hätte. Er hat den Chef oder die Chefin der Agentur zu sich gerufen und gesagt: Pass auf, - Gott duzt ja alle Menschen – pass auf, ich brauche ein neues Image. Das Volk Israel zweifelt an mir, sie sind schon zu lange im Exil. Sie müssen wieder an mich glauben, sie brauchen neue Hoffnung. Denkt euch was aus. Und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Werbeagentur haben sofort ein Meeting einberufen und erste Ideen gesammelt. Meistens ist es furchtbar heiß im Land, erst recht in der Wüste, sagt einer. Also wäre es gut, wenn irgendwas mit Wasser dabei wäre. Das ist das Wichtigste und es klingt so erfrischend. Und das Volk hat natürlich auch Hunger und wenig Geld, meint eine Mitarbeiterin, also muss Brot dabei sein und Milch. Das hilft schon einmal über die schlimmsten Zustände hinweg. Im nächsten Meeting sagen dann einige: Es muss auch vom Wein die Rede sein! Die Leute sollen auch an was Schönes Denken, der Wein erfreut das Herz des Menschen heißt es doch in der Bibel. Nach dem dritten oder vierten Meeting sind die ersten Texte fertig und werden Gott vorgelesen, damit er seine Meinung dazu sagen kann:
Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch! Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben. Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben!
Gott ist begeistert. Gute Arbeit – verbreitet das sofort auf allen Kanälen.
Und so geschieht es. Kurze Zeit später bekommt aber die Verbraucherorganisation des Volkes Israel Wind von der neuen Kampagne. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schauen sich die Texte an und sind verärgert. Das sind doch leere Versprechen, schreiben sie in einer Pressemitteilung. Die Leute werden angelockt und übers Ohr gehauen. Das ist wie bei einer dieser Kaffeefahrten. Den Menschen wird vorgegaukelt, dass alles praktisch umsonst ist, dann werden sie abgezockt. Niemand hat was zu verschenken! Dieser Gott hat schon in früheren Zeiten eine Menge versprochen und trotzdem geht es dem Volk Israel immer noch schlecht. Und immer, wenn es dem Volk Israel schlecht geht, behauptet Gott einfach, sie hätten nicht richtig auf ihn gehört und sich nicht nach ihm gerichtet. Wir fordern Gott auf, seine Werbekampagne umgehend zu beenden.
Liebe Gemeinde, wir haben heute den Tag der Versprechen, der Angebote und Einladungen, den Tag der Werbung. Denken Sie an die Lesung der Epistel vorhin. Da wurde versprochen, dass wir einen Zugang zu Gott, zum Vater hätten. Und dass wir nicht mehr Gäste und Fremdlinge seien, sondern Gottes Hausgenossen – mit allen Annehmlichkeiten versteht sich, da gibt es sicherlich weder Durst noch Hunger.
Und denken Sie an das Evangelium, das wir gehört haben: Jesus lädt alle zu einem großen Abendmahl ein, die Armen, die Verkrüppelten, die Blinden und Lahmen, die Obdachlosen, die auf den Landstraßen sind und an den Zäunen.
Und zu guter Letzt noch der Wochenspruch, Christus sagt: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Ein gut gelungener Werbespruch, das muss man sagen.
Alles nur Werbung?
Ja sicher, warum können wir diese Jesaja-Verse und die anderen Texte nicht einmal von dieser Seite aus betrachten? Und bei genauer Betrachtung ist es sogar vergleichende Werbung, die bei uns gar nicht erlaubt ist! Denn es heißt ja auch „Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich!“ Das meint doch, dass das Volk Israel auf falsche Versprechen und schlechte Ware hereingefallen ist. Sie haben an andere Götter geglaubt und sich Götzenbilder gemacht. Wahrscheinlich gab es damals einen ähnlichen religiösen Supermarkt wie bei uns heute. Aber nur bei Gott gibt es, wie es hier bei Jesaja heißt, Gutes zu essen und nur wer auf den richtigen Gott hört, kann sich am Köstlichen laben.
Alles nur Werbung – in der Tat! Das Geheimnis guter Werbung liegt ja darin, dass wir Lust auf etwas bekommen, was wir noch nicht haben. Uns soll das Wasser im Munde zusammenlaufen. Natürlich geht es darum, dass wir den Schokoriegel kaufen, die Reise buchen, eine Probefahrt mit dem neuen Modell machen. Wenn wir das dann aber tun, ist in diesem Augenblick auch schon wieder alles vorbei. Wünschen ist spannend, Haben ist langweilig.
Die Werbeagentur Gottes arbeitet da etwas anders, liebe Gemeinde. Sie will ja keine Produkte an uns verkaufen, wir sollen auch keine Versicherungen abschließen, nicht einmal eine Spende überweisen. Gott wirbt um uns, um dich und mich - um unseren Glauben, unser Vertrauen, um unsere Treue. „Neigt eure Ohren her und kommt zu mir! Höret, so werdet ihr leben“. Er will, dass wir Hoffnung schöpfen, dass wir wieder aufstehen, lachen, fröhlich sind, unser Leben genießen.
Wenn Gott um uns wirbt, ist der Einsatz hoch. Da geht es nicht darum, irgendetwas zu bekommen, wenn wir dies oder das tun oder unseren Geldbeutel öffnen. Wir können nichts bei Gott kaufen! Er fordert uns auf, ganz, mit Leib und Seele, bei ihm zu sein. „Neigt eure Ohren her“ – hört auf meine Worte, denn es sind Worte, die in euren Herzen wirken. „Kommt zu mir“ – betet, ringt mit euch, ihr dürft auch zweifeln und mich herausfordern, aber macht die ersten Schritte auf mich zu. Und er verspricht das Größte und Höchste und Beste, was man überhaupt versprechen kann: Leben. „Höret, so werdet ihr leben“, heißt es.
Gott wirbt um uns. Ich denke, liebe Gemeinde, dass die Werbeagentur Gottes ihr Ziel schon erreicht hat, wenn wir nur das in unsere Herzen aufnehmen und in unserer Seele wirken lassen - dass Gott um uns Menschen wirbt. Er will mit uns reden. Mir reicht das schon. Wenn ich spüre, dass ich ihm nicht egal bin, kann ich hoffen. Wenn ich hoffe, lebe ich weiter und bekomme Kraft.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Perikope